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Masochismus des Weibes ist Naturgesetz

Die Weltgeschichte, alle Phasen und Zeitalter der Menschheit beweisen, daß die Frau dem Mann bewußt hörig war, daß sie aus masochistischem Triebe heraus die Unterdrückte sein will und den schwachen Mann als sexuell minderwertig verachtet.

Wir dürfen aber, wenn wir die Hörigkeit der Frau betonen, nicht vergessen, was wir dieser Hörigkeit verdanken: die ganze bürgerliche Kultur, die höchsten Werke der Kunst und Literatur, die Ethik schlechthin. Die, welche aus der hörigen Frau ein »freies« Weib machen wollen, drehen die Geschlechtsbeziehung einfach um und vergessen, daß die hörige Frau in ihrem Rahmen auch durchaus als herrschende Frau auftreten kann, freilich anders, als die »Männin« und ihr Anhang sich das denken. Der »Königintyp« ist der Beweis, wie Masochismus als herrschende Idee veredelt auftritt. Die Dialektik des »Weiberbefreiers« modelt das Sexualproblem nicht um.

Ein so gewiegter Psychoerotiker wie Dr. Albert Moll schrieb einmal in einem Aufsatz über »Sexualität und Charakter«:

»Ein Mann kann eine vollständige Umwandlung des Charakters darbieten, wenn ihn eine starke Liebe beherrscht. Als Beispiel dieser Art ist in neuerer Zeit Karl VII. von Frankreich angeführt worden, derselbe, der durch die Jungfrau von Orleans in Reims gekrönt wurde. Unter dem Einfluß seiner Geliebten, Agnes Sorel, wurde er ein vollständig anderer. Mutlos und wankelmütig vorher, war er, seitdem Agnes Sorel ihn beeinflußte, ein unternehmender, kräftiger Herrscher geworden. Aber mit dem Aufhören des Einflusses seiner Geliebten trat der alte Wankelmut wieder ein. Tatsächlich können wir auch nicht selten beobachten, wie günstig eine befriedigende Liebe auf den Charakter wirkt. Unternehmungslust, Arbeitslust und Tatkraft, sie nehmen nicht selten zu. Dies gilt nicht nur für die Künstler, die unter dem Einfluß einer Liebe produktiver werden, wir können dasselbe bei Geschäftsleuten, Männern der Wissenschaft und auch bei Politikern beobachten. Zum Teil übt der Umstand einen Einfluß aus, daß der Betreffende jetzt weiß, für wen er arbeitet. Aber dieses allein ist es nicht, was die Umwandlung bewirkt. Es finden zweifellos hier Umwälzungen im Gehirn statt, die weit über solche bewußten Reflexionen hinausreichen. Auch außerhalb einer starken Liebe ist die gegenseitige Charakterbeeinflussung von Mann und Weib eine ganz außerordentliche. Nicht zum wenigsten beruht darauf die Institution der Ehe. Sie ist nicht nur dazu da, Kinder zu zeugen. Schon der gemeinsame Hausstand, die gemeinsamen Interessen, die Notwendigkeit, sich einander anzupassen, alles dies wirkt auf beide Teile. Vielleicht in vielen Fällen noch mehr auf den Mann als auf das Weib, besonders dann, wenn der Frau die für solchen Einfluß notwendige Klugheit eigen ist.

Es wird oft von der Herrschaft der Frau in der Ehe, von Pantoffelhelden und dergleichen gesprochen. Man glaubt, den Mann verspotten zu müssen, der sich der Frau unterzuordnen scheint. In Wirklichkeit ist das oft der heilsamste Einfluß, den die Frau ausüben kann. Nirgends wird das Glück im Hause mehr gedeihen, als da, wo eine kluge Frau die Herrscherin ist. Und was hier als Unterordnung des Mannes erscheint, ist in Wirklichkeit die Anpassung seines Charakters, die Zurückdrängung gewisser Herrschergelüste durch die Frau, die in häuslichen und auch in den Familienbeziehungen oft ein viel gesünderes Urteil hat als der Mann.«

»Die wohlgesittete und gutgeachtete Gattin sollte sich ihrem Herrn gehorsamer zeigen, als wenn sie als gekaufte Sklavin ins Haus genommen wäre,« sagt Aristoteles. »Denn sie wurde um hohen Preis erstanden, damit sie das Leben des Mannes teile und ihm Kinder gebäre. Es kann kein höheres und heiligeres Bündnis geben.«

siehe Bildunterschrift

Fox Film

Ich habe bereits zu Anfang dieses Werkes die hörige Stellung der Frau bei den verschiedenen Völkern gestreift. Die naturgegebene Unterwerfung, bedingungslose Unterwerfung finden wir bei fast allen farbigen Frauen. Der Raum gestattet uns nicht, auf dieses Thema einzugehen. Aber als Beispiel für die wahrhaft rührende Hingabe einer Farbigen, die Europas übertünchte Kulturlosigkeit bereits gekannt hat, sei an eine der rührendsten Geschichten aus den wilden Jahren der Kämpfe um Mexiko erinnert. Viele Jahre kämpfte Fernando Cortez, der kühne Eroberer, an der Spitze einer Schar spanischer Abenteurer, um den Besitz des Landes der Azteken. Als er 1521 endlich den letzten Widerstand überwunden hatte, dankte er seinen Erfolg nicht zuletzt seiner Geliebten, einer Tochter des Landes. Sie verriet Freunde und Vaterland, sie opferte alles – für ihn, den Fremdrassigen, den Feind ihres Vaterlandes – aus Liebe. –

siehe Bildunterschrift

Bal négre in der rue Biomet
Starnberger

Der berühmte Graf Pückler kaufte eines Tages auf einem Sklavenmarkt im Sudan eine wunderschöne Nubierin Namens Machbuba, Kind mehr als Weib.

Er selber schrieb über sie:

»Sie war, als ich sie kaufte, zehn Jahre alt, aber körperlich vollkommen und üppig ausgebildet, da in ihrem Vaterlande, den südlichen Ebenen unterhalb Abessiniens, die Mädchen schon mit sieben Jahren häufig heiraten. Alle Sinne in der Blüte, der Geist aber noch wie ein unbeschriebenes Blatt, begierig wartend, was darauf verzeichnet werden würde. Diese kindliche Jungfrau machte ich bald zu meinem ernstlichen, entzückenden Studium, lehrte ihr alles, was ich selbst wußte, lernte von ihr unverfälschte Naturansichten, urmenschliche Offenbarungen, die mich bei unserer verkrüppelten Zivilisation oft in das höchste Erstaunen setzten, und besaß ernstlich an ihr nach Jahr und Tag ein Wesen, mit dem ich in Wahrheit vollkommen eins geworden war. Ich glaube, daß ein so wunderbares Verhältnis nur entstehen konnte zwischen einem so seltsamen Original, als ich bin, und einer orientalischen Sklavin.

Berlin Mörderromanze
R. Nägele (Eduard Reinacher)

Denn kein unserer Zivilisation angehöriges weibliches Wesen kann sich einen Begriff machen von dem, was in der Seele einer orientalischen Sklavin (die nicht von Negern abstammt, weil Negersklavinnen etwas durchaus anderes, viel Tieferstehendes sind) vorgeht und in bezug auf Männer in ihr emporwächst. So wie das ganz jugendliche Mädchen von den grausamen Sklavenhaltern, die sie gleich Tieren behandeln, durch den Verkauf befreit wird und nun einen unbeschränkten, aber weil er sie erwählt, ihr doch wohlwollenden Herrn erlangt, so ist dieser Herr geradezu für die werdende Seele, wie für gläubige Christen der liebe Gott selbst, alles in allem und sein Wille heiliges Gesetz. So nur beschaffen wie Machbuba war, konnte ich dies süße Pflegekind für mich und für mich allein erziehen, wie der Maler sein ideales Bild nach Belieben modelt, und ich könnte einen Seelenroman von mehreren Bänden schreiben, wenn ich das hochinteressante Detail dieser Erziehung und das wunderbar daraus sich entwickelnde Verhältnis darstellen wollte. Ich war alles für sie und sie alles für mich, nicht nur in Gesinnung und Denken, sondern auch im allermateriellsten Leben, und ich war dabei (selbst ganz ohne mein Wollen) hundertmal mehr der Empfangende als der Gebende, sie immer die Dienerin, ich immer der Herr, als müßte es so und könnte nicht anders sein. Und mit dieser unwiderstehlichen Gewalt war sie wiederum meine Beherrscherin.

siehe Bildunterschrift

Die Gefangene

Alles unter uns war gemeinschaftlich. Sie führte meine Haushaltung und meine Kasse unumschränkt, und nie habe ich besser, bequemer und dennoch wohlfeiler gelebt. Sie war die lernbegierigste und am schnellsten auffassende Person, die mir je begegnet ist. Doch all dies hatte sich natürlich erst später so herausgebildet. Im ersten Jahr besonders, wo ich noch zwei andere Sklavinnen neben ihr und mit mir führte (die ich ihretwegen später beide verschenkte), und ich nur wenige Worte mit ihr sprechen konnte, lernten wir uns nur ganz oberflächlich kennen, obgleich ihr eigentümliches Betragen, ein gewisser Stolz bei aller Unterwürfigkeit und ihr denkendes Gesicht mich oft frappierten.«

siehe Bildunterschrift

Priap und Lotis
Kupferstich des italienischen Meisters J. B. mit dem Vogel

Machbuba aber war nicht umsonst mit der Zivilisation in Berührung gekommen. Ein Fremder wollte sie verführen. Sie zauderte, schwankte, neigte schließlich zu dem anderen – fast kam es zum Treubruch gegen den Sidi, den »Herrn«, den »Besitzer« ihres braunen Körpers und ihrer schönen Seele. Pückler erfuhr von dem Zwischenfall. Erzürnt verwies er sie in ihre Schlafstube und kündigte ihr (wiewohl nur halb im Ernst) an, daß sie sein Haus verlassen müsse. Sie folgte diesem Befehl augenblicklich, aber nach wenigen Minuten riß sie plötzlich die Tür auf, stürzte Pückler zu Füßen, sprang wieder auf, umarmte ihn zärtlich, und, mit erstickter Stimme ihm Lebewohl zurufend, verschwand sie wieder im Schlafzimmer, dessen Tür sie hinter sich zuriegelte. Ein gleich darauf vernehmbarer Lärm, ein Klirren des Fensters, ließ Pückler und seinen Jäger folgen und die Tür einstoßen, »wo wir mit Schaudern Machbuba, die sich auf das Pflaster aus dem zweiten Stock hatte herausstürzen wollen, wie durch ein Wunder an ihrer goldgestickten roten Weste und einer Falte des weißen Pantalons an einer eisernen Ladenklammer über dem Abgrund hängen fanden.

siehe Bildunterschrift

Großstadtnächte (Reklame)

»Einen Augenblick später, und sie war verloren. Es bedurfte unserer vereinigten, äußersten Anstrengung, um sie glücklich wieder hereinzuheben. Als wir sie auf das Sofa niedergelassen, sahen wir, daß sie in tiefer Ohnmacht lag, der nach einigen Minuten ein furchtbarer Stickkrampf folgte, welcher über eine Viertelstunde anhielt, während der sie mehr als einmal unter unseren Händen zu verscheiden drohte. Es war eine der verhängnisvollsten, erschütterndsten Szenen, die ich erlebte, an die sich eine Nacht der Tränen und des herzzerreißenden Jammers anschloß. Wunderbar war es, wie das Genie der Natur diesem wilden Mädchen Worte der Reue und Verzweiflung eingab (denn sie war und gestand sich schuldig), die der schärfste Verstand vergebens aufgesucht haben würde.

»Ach,« sagte sie unter anderem, schluchzend und wimmernd wie ein Kind, »verstoße mich nicht. Mein Herz ist zu Wasser geworden und mein Verstand nur klein. Ja, ja, es ist wahr, ich habe wie im Wahnsinn gehandelt und an nichts als an den Augenblick gedacht, – noch begreife ich nicht, wie es soweit gekommen. Aber welche Marter nachher. Denn seitdem ist keine Speise in meinen Mund, kein Schlaf in meine Augen und keine Ruhe in meine Seele gekommen. Ja, alles ist meine Schuld. Ich kann mich mit nichts entschuldigen und habe mich verflucht wie eine unsinnige, undankbare Törin. Aber verstoße mich dennoch nicht, mein lieber, lieber Herr, ich will dir wieder wie früher als bloße Sklavin dienen, dein Bett machen und deine Wäsche waschen und fliehen im Augenblick, wo ein anderer Mensch zu dir kommt – aber ich muß dein liebes und teures Angesicht sehen dürfen oder auf ewig meine Augen schließen. Ja, ich beschwöre dich,« rief sie immer ängstlicher und herzzerreißender jammernd, » wenn du kein Erbarmen haben willst, und ich verdiene keines, dann gib mir ein schmerzloses Gift, daß ich nicht selbst Hand an mich zu legen brauche. Was ist an mir gelegen? Nach mir fragt niemand, und Gott möge meine Jahre den deinen zusetzen und dir durch Glück und Wohlsein lohnen, was du an mir getan. Ach, und doch ist es schwer, jetzt schon zu sterben! Ich bin noch so jung und habe noch lange nicht genug an der Welt mich gefreut, noch nicht genug gegessen und getrunken, noch nicht genug mich angekleidet, noch nicht genug gesehen, daß ich hübsch bin! Aber es ist aus – ich fühle es, denn du vergibst mir nicht, und so muß und will ich sterben!«

»Hätte ich,« sagt Pückler, »solchen einfachen, erschütternden Worten auch widerstehen können? Schon der unbeschreibliche, nie so vernommene, alles Mark durchdringende, bald hinsterbende, bald konvulsivisch wieder aufstöhnende Klageton, mit dem sie ausgesprochen wurden, mußte meine tiefste Rührung und mit ihr die vollständigste Verzeihung erzwungen haben. So bat ich sie, nun sich selbst zu schonen, sich zu beruhigen und von mir von jetzt an überzeugt zu sein, daß, was auch geschehen, ich keine Erinnerung mehr daran bewahre. ›Schließlich,‹ dachte ich, unter den eigenen Tränen nun lächelnd, ›es ist nichts, wenn man es nicht weiß, und wenig, wenn man es weiß.‹ Das arme Kind blieb auch dieser seiner Naturrolle vollkommen getreu bis ans Ende: denn kaum war sie über meine Verzeihung beruhigt, als sie nach der zu gewaltsamen Gemütsbewegung unter immer leichter werdendem Schluchzen in wenigen Sekunden – entschlief, bald so tief und fest, wie auf der Mutter Arm ...«

Machbuba pflegte ihren Sidi noch, als er totkrank an der Cholera auf einem Donauschiff lag – und starb bald, ein von keinen Problemen angekränkeltes Naturkind, als wirklich »Hörige« ihres Herrn.


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