Verner von Heidenstam
Die Schweden und ihre Häuptlinge
Verner von Heidenstam

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XVI. Birger Jarl

Die Kirche zu Bjäsbo

Ingrid Ulva auf Bjälbo hatte ihr Gesinde ausgeschickt, Haselnüsse zu pflücken. Es war ein weiter Weg, und die Dämmerung brach herein, ehe die Leute zurückgekehrt waren.

Die ergraute Herrin aus dem Geschlechte der Folkunge, Magnus Minneskölds Witwe, ging daher selbst umher und verschloß ihre Vorratskammern. Da hingen geräucherte und gesalzene Speckseiten in langen Reihen, und es fehlte weder an Spezereien und Honig, noch an Säcken mit Mehl. Sie sah nach, daß ein Ebereschenzweig im Butterfaß war, als Schutz gegen Verderbnis, und daß in dem Milchsiebe kleine Steine lagen, die da gesammelt worden waren, wo der Blitz eingeschlagen hatte. Als die Dämmerung anbrach, ertönte unter dem Fußboden ein leises Spiel, das ungefähr klang, als trommle jemand mit den Fingern auf den Tisch. Das rührte von den Wichtelchen her, die da drunten tanzten. Ihre Nachtlichter schimmerten wie schwacher Mondschein zwischen den Brettern hervor. Ab und zu warfen sie der Herrin des Hauses ein bischen Sägmehl heraus; aber dann lachte diese nicht wie die Unklugen, sondern bückte sich, sammelte das Sägmehl als die kostbarste Gabe zusammen und hob es sorgfältig auf, um es später auf den Acker zu streuen. Wenn man das tat, wogte im Sommer das Kornfeld mit so prächtigen Halmen, daß es wie Wogenschwall erklang, und so wurde Bjälbo fruchtbar und reich.

Wenn Unfriede im Lande herrschte, zog die Herrin mit ihren Mägden und Bratpfannen in den Kirchenturm; aber an diesem Abend brauchte sie nichts zu fürchten. Ein verarmter alter Folkunge, der das Gnadenbrot auf dem Hofe genoß, half ihr schweigend und mürrisch, die Schlüssel zu tragen. Er hieß Sune und war der einzige von den Bewohnern des Hofes, der bei ihr zu Hause geblieben war. Gleichgültig und schlecht gekleidet ging er hinter ihr her.

Nachdem sie die schweren Schlüssel in dem Wandschrank verwahrt und diesen mit einem kleinen silbernen Schlüssel, der an ihrem eigenen Schlüsselbund hing, zugeschlossen hatte, wendete sie sich an Sune und sagte: »Sune, ich und meine Söhne sind die reichsten in Schweden.«

»Deshalb bekommst du auch Gäste, vor denen du damit prahlen kannst,« sagte er mit bitterem Hohne und sah nach der Tür. »Das ist ja deine größte Freude.«

Sich auf eine Krücke stützend, hinkte eben ein Mann über die Schwelle; eine eingesunkene Brust, flache Schultern und helles blondes Haar, das üppig über einen schwarzen Mantel herabwallte, war alles, was man in der Dämmerung erkennen konnte. Der Mann trat an die erloschene Feuerstelle und schaute durch die Rauchöffnung im Dach zum Himmel hinauf.

Die hochmütige Ingrid Ulva trat einen Schritt zurück und zupfte Sune am Ärmel:

»Es ist der König, der hinkende, lispelnde König Erik,« sagte sie leise. »Wie kommt der hierher? Und was soll ich denn tun? Hier stehe ich in meinem gewöhnlichsten Kleide fast wie eine Leibeigene. Nichts als Fries.«

»Sieh, wie schön die Sterne leuchten!« sagte der König lispelnd, und seine Stimme klang so aufrichtig gutmütig, daß sie den eisigsten Hochmut hätte auftauen können.

Aber Ulva wußte sich zu helfen. »Wer du auch seiest, Wanderer,« sagte sie rasch entschlossen, »setze dich! Ich gehe, unsere Herrin, die hochedle Frau Ingrid Ulva zu holen.«

Mit raschen Schritten eilte sie hinauf auf den Bodenraum zu ihren Truhen. Aber als sie nach ihrem Gürtel faßte, war der Schlüsselbund verschwunden. Da stand sie nun ohne Schlüssel, ohne Diener, mit verschlossenen Vorratshäusern und Truhen, sie, Frau Ingrid Ulva! Und überdies mitten auf dem reichen Bjälbo. Und in den Truhen lagen Gewänder aus Goldbrokat und Weinkannen und Becher, die einem Bischofstisch zur Ehre gereicht hätten! »Eine solche Demütigung kann ich nicht überleben,« dachte sie, während sie angestrengt auf das leiseste Geräusch horchte. »Hat mich denn das Gesinde in seinem Haselnußwald vollständig vergessen? Wäre es doch erst glücklich zurück, dann, dann sollten Türen und Schlösser mit Ächzen aufgeschlagen werden! O ihr Wichtelmännchen, lohnt ihr so eurer Herrin? Habt ihr ihren Schlüsselbund versteckt, gerade wenn sie ihn am notwendigsten braucht?«

Ganz erregt ging sie hinunter in die Küche; aber da stand nur ein wenig weiße Grütze und eine hölzerne Schale mit Milch. Sie rührte mit einem Kienspan in der Asche, bis er Feuer fing und aufflammte, aber wie eifrig sie auch auf dem Fußboden und auf der Treppe suchte, ihre Schlüssel waren nicht zu finden.

»Da bleibt mir nichts anderes übrig, als so weiterzuhandeln, wie ich angefangen habe,« sagte sie, »und zu tun, als sei ich eine dumme Magd. Ich kann ihn doch in der Dunkelheit nicht länger warten lassen.«

Sie steckte den brennenden Kienspan nach Art der Leibeigenen in den einen Mundwinkel, trug die Milch und die Grütze hinein und stellte sie auf den Tisch. Dann zündete sie ein einziges ärmliches Wachslicht an. Jetzt sah man, daß es eine prächtige mit Teppichen, Waffen und Bannern geschmückte Halle war. Aber mit der Bewirtung stand es freilich schlecht, wenn man bedachte, daß man sich auf dem berühmten Bjälbo befand.

»Unsere mächtige Frau Ingrid,« sagte sie und schob den Kienspan wieder zwischen die Lippen, »lustwandelt mit ihrer ganzen Dienerschar im Freien. »Du mußt Geduld haben, Mann, und warten, bis sie zurückkehrt.«

Da lachte Erik Läspe mit dem ganzen Gesicht und nickte ihr mit hellen freundlichen Augen zu. Er war noch nie mit ihr zusammengetroffen, aber er sah den breiten goldenen Ring an ihrem Daumen, den sie abzuziehen vergessen hatte. Daran erriet er, wer sie war. Aber er wollte sie nicht in Verlegenheit bringen, indem er seine Entdeckung kund tat, sondern aß zum Schein ein paar Löffel Grütze.

Dann stand er auf und griff nach seiner Krücke. Sein Gesicht trug den Ausdruck liebenswürdiger Schwäche, der unverkennbar andeutete, daß ein solcher Herr nie einen scharfen Speer noch ein Schwert hätte führen können. Mit wenigen schüchternen Worten bedankte und verabschiedete er sich und hinkte ebenso still, wie er gekommen war, wieder zur Türe hinaus.

Sune setzte sich an den Tisch und murmelte einige schadenfrohe Worte vor sich hin; aber kaum hatte Ingrid Ulva zwei Schritte gemacht, als sie mit einem Ausruf jäh innehielt. Ihr Fuß war an etwas Glänzendes gestoßen, das zwischen den Dielen des Fußbodens steckte, und als sie sich bückte und darnach griff, war es die Kette ihres Schlüsselbunds.

»Ihr Wichtelmännchen, ihr habt mir diese Demütigung angetan, obgleich ich immer gut gegen euch gewesen bin,« stammelte sie und hob rasch die Schlüssel auf.

Dann eilte sie an ihre Truhen, kleidete sich in Seide und setzte sich eine kleine Perlenkrone aufs Haar.

»Rasch macht Feuer in der Küche,« rief sie dem Gesinde zu, das sich jetzt auf dem Hofplatz hören ließ. »Aufs Pferd, Oberknecht, reite König Erik nach, so rasch du kannst. Grüße ihn und sage, Ingrid Ulva sei jetzt nach Hause gekommen und erwarte ihn auf dem Hochsitz.« Bald wirbelte der Rauch aus der Küche auf; Krüge und Schüsseln wurden herausgenommen und rings an den Wänden Fackeln in die Halter gesteckt. Das war etwas anders, als der qualmende Kienspan, an dem Frau Ingrid vorhin gekaut hatte.

Als gerade alles bereit war, wurde plötzlich die Tür aufgestoßen, und zwar mit solchem Getöse, als dringe eine ganze Kriegerschar in den Saal herein. Aber auch diesmal war es nur ein einziger Mann, nämlich Frau Ingrids eigener Sohn Birger. Seine listigen braunen Augen sprühten vor Schalkheit. Er breitete der festlich gekleideten Mutter, die da zwischen den an den Pfosten des Hochsitzes aufgehängten eisernen Schwertern thronte, die Arme entgegen und rief:

»Heil dir, Jarlmutter!«

»Meine Söhne sind leider keine Jarle,« wandte sie streng ein.

»Heil dir, Königsmutter!«

»Der reiche König, der Nachkomme des heiligen Erik, ist eben hier gewesen. Er kam auf Krücken, Birger. Jedes Geschlecht hat eine Blütezeit, später aber nur noch dürre Zweige.«

»Mutter, du weißt, daß ich des Königs bester Freund bin. Wir waren auf dem Wege nach Alvastra. Da ließ er sein Gefolge hinter dem Hügel halt machen und kam allein hierher, dich zu überraschen. Es wird uns Folkungen wegen all unseres Übermuts ja viel Böses nachgesagt. Und was sah er?«

»Eine Leibeigene im Friesgewand.«

»Eine schüchterne, dürftig gekleidete Frau sah der kranke, aber anspruchslose rechtschaffene König Erik. Er hat dich an deinem goldenen Fingerring erkannt.«

Birger hielt inne und lachte so recht von Herzen. Dann nahm der Glanz seiner Augen eine andere Färbung an, und sie leuchteten nun in dunkler Glut. »Und da,« fuhr er fort, »da dachte Erik, alles Böse, was den Folkungen nachgesagt wird, ist eitles Gerede. Mein alter Jarl, Ulv Fase, ist mir aufgezwungen worden. Wenn er das Zeitliche segnet – ach, daß es bald geschähe! – soll der Sohn dieser Frau mein Jarl werden. Und da ich selbst keinen Sohn habe, der meine Krone erben könnte, gebe ich ihm meine eigene Schwester zur Frau. – Von solchen Gedanken erfüllt hat der gute König Erik heute abend seine Reise fortgesetzt. Verstehst du es jetzt, Ingrid Ulva? Heil dir, Folkungemutter!«

Scherzend zog er ihr den Fingerring ab und warf ihn in den Bretterspalt. »Sieh hier das Dankopfer für deine Wichtelmännchen, daß sie heute abend den Schlüsselbund versteckt hatten.«

Da ließ Sune, der still zugehört hatte, die Hand schwer auf den Tisch fallen. »Verwandter,« sagte er mürrisch, »du beginnst mit einem Betrug.«

Streng sah Birger ihn an. »Hütet euch vor dem nächsten Betrug, ihr aus dem Geschlecht der Folkunge, wenn ihr mir trotzet.«

»Und wenn wir dir folgen?«

»Dann sollst du allein, du bettelarmer Mann, alles das Gold und Silber bekommen, das der Gott Jumala weit drüben im Ostland auf seinem Schoß trägt.«

»Was willst du denn tun, wenn du Jarl bist?«

»Die Heiden jenseits der Ostsee, die unser geliebtes Sigtuna niedergebrannt haben, taufen und zu Menschen machen. Aus den Erzbergen soll das Erz gesprengt und über die Äcker der Pflug geführt werden. In Stockholm sollen Türme gebaut und eure Weiber und Kirchen und Heimstätten unter gesetzlichen Schutz gestellt werden. Sage du mir nur, wie ein kurzes Leben zu dem allem ausreichen soll?«

»Jetzt höre ich, daß du der rechte Mann bist, nach dem wir uns seit Jahrhunderten gesehnt haben!« rief Sune und holte gleich seine Rüstung aus dem Winkel, wo sie schon lange unbenutzt gehängt hatte. Und als Birger schließlich wieder von seinem väterlichen Hofe wegritt, ritt Sune mit ihm.

Die Zeit verging, und oftmals zertrümmerte der Frühling das Eis des Winters. Ulv Fase segnete das Zeitliche, und Birger wurde Jarl. Bald war er der Mann, der am meisten im Lande zu sagen hatte; die Widerspenstigen mußten sich vor seiner Macht beugen und zitterten vor seinem Zorn. Unter Glockengeläute versammelte sich jetzt die Gemeinde vor der Kirche, wo die begeisterten Mönche und Priester mit dem Kruzifix in den erhobenen Händen den Kreuzzug predigten. Sie erzählten von den Ritterscharen, die gekämpft und geblutet hatten, um das heilige Grab den Räuberhänden der Ungläubigen zu entreißen. Und sie forderten die Schweden auf, sich um ihrer Seelen Seligkeit willen auch am Kampf gegen die Heiden an der Ostsee zu beteiligen.

Da drängte sich das Volk unter frommen Jubelrufen herbei. Zu den Füßen der Prediger lag ein ausgehölter eisenbeschlagener Baumstamm mit einem Anhängeschloß, der Opferstock genannt wurde. In diesen warfen Arme und Reiche ihre Opferpfennige zum Heerzug, froh, daß Gottes Ehre vergrößert werden sollte. Und viele stellten ihre Gaben auf den Altar selbst.

»Gott will es, ja Gott will es!« ertönten die Rufe der Ritter, und unter Gebet wurden blutrote Kreuze auf ihre Mäntel geheftet. Sie waren in voller Rüstung, vom Kopfe bis zu den Füßen bewaffnet. Der Stahlhelm hatte vorne ein Visier, das schützend über die Augen herunterhing, und um einander erkennen zu können, hatten sie verschiedene Zeichen auf den Schilden. Die Sonne beleuchtete gemalte Vögel, Hirsche, Fische und Blumen. Birger Jarls himmelblauer Folkungeschild trug einen goldenen Löwen, und sein langes Schwert war so schwer, daß es dem Knappen ganz heiß wurde, wenn er es ihm in den Gürtel stecken sollte. Schuten und Drachen wurden aufs Meer hinausgeschoben, und unter dem Flattern heiliger Fahnen segelte die Flotte nach Finnland, das damals Ostland genannt wurde.

Als Birger Jarl dort gelandet war, errichtete er am Strande ein hohes Kreuz und versprach allen, die sich taufen ließen, Schonung. Ein dumpfes Geheul antwortete aus den abgelegenen Wäldern, und zauberkräftige Pfeile begannen daherzusausen. Die Heiden der Wildnis waren rasend vor Hunger, denn die christlichen Priester an der Küste hatten ihnen verboten, in die Flecken zu kommen; so konnten sie keine Lebensmittel und kein Salz kaufen. Um sich dafür zu rächen, banden sie gefangene Christen mit den Haaren an jungen heruntergebogenen Birken fest, die dann im Winde hin und her schwankten und die armen Opfer auf und ab schaukelten.

»Heute ist Brausewetter!« riefen die Heiden aus ihren Verstecken hinter den Wacholderbüschen den Kreuzfahrern spöttisch zu. »Kommt nur zu uns in den Wald und seht, wie die toten Christenmänner unter den Birken auf und ab tanzen.«

Da zogen die Kreuzfahrer ihre Schwerter und drangen unter Gesang in die Wälder und Schluchten hinein. Nach einigen Tagen gelangten sie an einen ausgetretenen Pfad, der zu einem hohen Pfahlzaun führte. Birger Jarl jagte die abgemagerten Zauberer, die das Tor bewachten, davon.

»Kehre um, du unglückseliger Fremdling!« flüsterten sie, denn sie wagten nicht laut zu sprechen. »Dies ist der Garten Gottes, es ist Jumalas Hain.«

Aber der Jarl ging doch hinein mit seinen vornehmsten Kämpen. Da drinnen wuchs üppiges Gras, das in voller Blüte stand, obgleich es von Mehlbeer- und Faulkirschenbäumen, von Ebereschen und tausendjährigen Eichen überschattet war. Der holde Gesang lustig trillernder Vögel machte die Männer ganz wirr im Kopfe, daß sie lachend und weinend umherschwankten, ohne sich klar machen zu können, ob sie sich glücklich oder verzweifelt fühlten. Unter der am dichtesten belaubten Eiche stand ein hoher mit Gold und Silber überschütteter Felsblock, und oben darauf lag ein kleinerer Stein als Kopf: Das war Jumala.

»Jarl,« sagte eine halberstickte Stimme, und Sune schwankte zwischen den Bäumen hervor. »Ich habe mich heiß gelaufen, dich einzuholen. Es ist ein schwedisches Schiff angekommen:1250. Erik Läspe ist tot.«

»Dann will ich mein dir gegebenes Versprechen halten,« erwiderte der Jarl und strich mit der Hand alles Gold und Silber in Sunes dargebotenen Helm. »Jumala, Jumala, neige das Haupt, denn der neue König der Schweden spricht mit dir!«

Aber da sah er, daß sich die Zauberer herbeischlichen und höhnisch lachend das Ohr an den Felsblock hielten.

»Worauf horcht ihr?« fragte Birger Jarl.

»Auf Jumalas Antwort,« flüsterten sie. »Er sagt: Nie würdest du eine Königskrone tragen, Birger Jarl. Das wird Jumalas Rache dafür sein, daß du seinen Hain entheiligt hast.«

Der Jarl zuckte die Schultern und verließ den Hain. Drunten im Flusse tauften die Priester abgemagerte Männer, Frauen und Kinder, und an beiden Ufern standen die Kreuzfahrer noch immer mit gezücktem Schwert.

Birger befahl einigen seiner Ritter, als Häuptlinge in dem eroberten Lande zurückzubleiben, und begab sich selbst eilig nach seinem Schiffe.

Als er zu den schwedischen Großen heimkam, sagten sie: »Wir haben deinen ältesten Sohn Waldemar zum König gemacht, weil seine Mutter aus des heiligen Eriks Geschlecht stammte.«

Zornig schleuderte ihnen der Jarl die Frage entgegen, wie sie es hätten wagen können, in seiner Abwesenheit ein Kind zum König zu wählen?

Aber da trat ein mächtiger Großer hervor, mit Namen Joar Blå, und sagte: »Wenn du damit noch nicht zufrieden bist, kann ich aus dem Mantel, den ich trage, wohl auch einen König herausschütteln.« Da verstummte der Jarl.

Sune und andere mißgünstige Folkunge und Große des Reichs schwangen bald ihre Waffen zum Aufruhr, aber sie wurden bei Herrevadsbro geschlagen, und die Vornehmsten mußten ihr Haupt unter das Schwert beugen.

Waldemar, der zum König erwählte Sohn Birger Jarls, hielt sich am liebsten in dem Frauengemach auf und spielte mit seinen schönen Locken. Magnus, der jüngere, ein dunkelhaariger, dunkeläugiger Jüngling, wohnte mit seinen Rittern auf Nyköpinghaus, und Birger regierte das ganze Reich allein. Fröhlich und wohlgemut war er beim Festmahl, aber streng, wenn es zu raten galt, und so wurde er mit den Jahren von jung und alt verehrt. Er hielt sein Versprechen und sicherte den Frieden durch weise Gesetze, und er schaffte den abergläubischen Gebrauch ab, nach dem Angeklagte dazu verdammt werden konnten, zum Beweise ihrer Unschuld ein glühendes Eisen in den Händen zu tragen, ohne daß sie sich daran verbrannten. Besonders schauten auch die schwedischen Frauen dankbar zu Birger Jarl auf, denn bis jetzt war das ganze Erbe von Vater und Mutter an ihre Brüder gegangen; nun aber gab Birger Jarl ein Gesetz, demnach die Schwester halb so viel als der Bruder erben solle.

Die letzten Tage seines Lebens verbrachte Birger aus Bjälbo, dort hauchte er seinen Geist aus.† 1266 Als die Kämpen, die von jenem Kreuzzug noch am Leben waren, zwischen den Wachslichtern vor dem toten Helden standen, sagten sie: »Jumala, deine Rache war machtlos. Hier auf dieser Bahre schläft der väterlichste König, trotzdem er nie eine Königskrone getragen hat.«


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