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Wieder saßen sie alle abends im Schlosse Rankholm beisammen, und abermals war von nichts anderem die Rede als von Imgjor.

Und jetzt beschäftigte sie ausschließlich der Inhalt der Unterredung, die zwischen dem Grafen Knut und Prestö stattgefunden hatte. Jetzt eben erhob sich nach sehr lebhaften Erörterungen Graf Lavard und sagte, zugleich diese Gelegenheit zu einem Bekenntnis ergreifend:

»Gewiß! Als ich neulich Imgjor in solcher Weise begegnete, riß mich der Zorn hin, und im Zorn traf noch niemand das Rechte. Aber ich erkläre auch jetzt aufs Entschiedenste nochmals, daß ich auf meinen Bedingungen beharre. Also das, lieber Graf, ist meine, durch nichts zu erschütternde Antwort. Und Herrn Prestö nochmals oder jemals überhaupt wieder zu empfangen, lehne ich definitiv ab! Und nun, liebe Merville, bemühen Sie sich zu Komtesse Imgjor hinauf und bitten Sie sie, zu erscheinen. Sie soll hören, was ich zu erwidern habe, und ich will nun gleich ihr letztes Wort vernehmen –«

Aber jetzt erlaubte sich Graf Dehn auf den Grafen einzusprechen.

Indem er sich der vollen Kunst seiner Gewandtheit bediente, bat er ihn inständig, heute noch keine Entscheidung zu treffen, Imgjor noch eine größere Frist zu gewähren. Er wisse, daß erst in diesen Tagen Imgjor Aufklärungen über das Verhältnis Prestös zu seiner bisherigen Braut empfangen werde. Imgjor sei deshalb noch gar nicht in der Lage, eine bejahende oder verneinende Antwort zu erteilen. Und zum Grafen Knut gewendet, den immer noch ein Interesse für Prestö beherrschte, und der solches auch bei dieser Gelegenheit an den Tag gelegt, fragte er:

»Hat Ihnen Prestö nicht auch dergleichen gesagt, Herr Graf? Oder hat er behauptet, daß seine Beziehungen zu seiner Braut völlig gelöst seien?«

»Nein und ja,« entgegnete der Graf. »Es war dies der einzige Punkt, der mich etwas stutzig machte. Er entgegnete auf meine Frage, ob er Komtesse Imgjor unter allen Umständen heiraten wolle, daß er darauf heute nicht antworten könne. Ohne Zustimmung der Eltern sie aus dem Hause zu reißen, widerstrebe doch seinem Empfinden –«

»Ah – ah – oder vielmehr seiner habsüchtigen Seele!« fiel Graf Dehn verächtlich ein.

»Also eine Hinterthür läßt er sich doch offen! Wahrlich, Sie handeln lediglich in Komtesse Imgjors Interesse, wenn Sie, ihr jeden Vermögensanspruch verweigern zu wollen, vorgeben, Herr Graf –« hier wandte sich Axel an den Hausherrn. »Ich möchte jetzt beinahe einen Eid darauf ablegen, daß Prestö selbst zurücktritt.«



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