Karl Gutzkow
Hohenschwangau
Karl Gutzkow

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XXXVI.

Gleichzeitig mit diesen letzten Zuckungen einer mit äußerster Anstrengung, ja mit Preisgabe so manches hohen, bisher angestrebten Zieles, nach Frieden ringenden Zeit, hatte auch um die Burgen von Hohenschwangau ein kleiner Krieg getobt.

Der Kardinalbischof von Augsburg hatte die Unbilden nicht länger ertragen, die ihm, seiner Meinung nach, von den jungen Freiherren von Hohenschwangau zugefügt wurden. Diese Unbilden nannten freilich seine Gegner erlaubte Notwehr gegen seine eigene Willkür.

Otto Truchseß von Waldburg hatte entweder von seinem Vetter, dem Bauernjörg, eine besondere Freundschaft für den Sohn des blutigen Markgrafen Kasimir, des Augenausstechers, geerbt oder beide waren sich im Schmalkaldischen Kriege und an den Reichstagen zu Augsburg und Regensburg nähergerückt. Jedenfalls war es eine seltsame Erscheinung, daß der geschlagene, flüchtige, geächtete Markgraf, der Feind des Kaisers, ehe er nach Frankreich entwich, noch einmal zur Donau hinüberlenkte und bei Nacht und Nebel den so streng kaiserlich und römisch gesinnten Kardinalbischof von Augsburg in dessen neugestifteter Jesuitenuniversität Dillingen aufsuchte.

Der Kardinal nahm den schwankenden Lutheraner, den Rachedürstenden, den Menschen der Verzweiflung, der seiner Selbsterhaltung jeden Grundsatz opferte, mit mäßigen Vorwürfen auf und erbot sich, für ihn die Hand zur Versöhnung bis nach Wien und nach Brüssel auszustrecken.

Ein ernstes Wort sprach der Kardinal mit dem Markgrafen auch über den Junker von Stammheim. Der Fluch ihrer Eltern haftete auf den Fersen Jakobinas, die sie bei alledem nur dahin richtete, wo ihr Glück und ihr Elend weilte. Aus dem Badischen, wo die liebende 5chwester Albrechts Kunigunde den Gegenstand der schwankenden Neigungen ihres Bruders die Zeit des letzten Kriegssturms über behütet hatte, kam sie dem Geschlagenen hier in Dillingen entgegen, um den Kranz mit weißen Rosen, den sie selbst trug, nun auch auf seine Stirn zu drücken.

Der Kardinal versprach, wiederum für Jakobina bis auf bessere Zeit zu sorgen, und entließ den unglücklichen Albrecht, der so viele andere in seinen Fall gezogen hatte, wie eine Seele, die zuletzt wohl nur Ruhe finden würde, wenn sie aufrichtig und offen in den Schoß der alleinseligmachenden Kirche zurückkehrte.

Die Brandfackel war die nachdrücklichste Waffe der damaligen Kriege. Sie hatte auch in dem Kampf um die Mühlen von Waltenhofen gewütet. Der bischöflichen Lechmühle zum Trotz hatten die Schwangauer eine zweite gebaut. Nun gingen sie beide in Feuer auf beim Zusammenstoß zweier Heereshaufen, die diesseits von den Führern der bischöflichen Soldtruppen, jenseits von den beiden Rothhuts und David Paumgartner in Person befehligt wurden. Der kurze stämmige, immer mehr in eine behäbige Fülle geratende junge kaiserliche Rat führte den Streithammer, saß hoch zu Roß und ließ es auf Brand, Mord und Plünderung ankommen. Die Bischöflichen dagegen kehrten mit verstärkter Macht von Füssen zurück und fingen an, Hohenschwangau förmlich zu belagern. David bot seine Tiroler Bergleute auf, die Gipsmühlenknappen und die Steinbrecher. Feuerzeichen loderten als Notsignale von Berg zu Berg. Die Belagerung hätte ein burleskes Seitenstück zu Magdeburgs und Schweinfurts tragischem Schicksal gegeben, wenn nicht ein Mandat vom Kaiser und die bewaffnete Vermittlung Bayerns eingeschritten wäre. Das Reichskammergericht bot beiden Parteien Ruhe. Der Kaiser, so lebensmüde er war, nahm dennoch von Brüssel aus immer wieder an den deutschen Angelegenheiten so viel Anteil, daß er sich auch diesen Gegenstand vortragen ließ und weit mehr zugunsten der Schwangauer als des Bischofs entschied. Ihre Mühle jedoch durften sie nicht wieder aufbauen.

Von diesen Irrungen hielt sich Davids älterer Bruder, Johann Georg, fern. Er lebte in Augsburg und bei Ulm mehr dem Genuß eines behaglichen Privatlebens, als den öffentlichen Angelegenheiten, die sein ehrgeiziger Bruder verfolgte. Immer mehr riß zwischen beiden Zwiespalt ein. Die Frauen trieben den Keil noch weiter. Schon war es zwischen ihnen zu den heftigsten Szenen gekommen. Verschwenderisch, unbedacht im Abschätzen ihrer Mittel waren beide. Versöhnung fand nur statt, wenn sie gegen ihren Bruder Antoni Front zu machen hatten, der sich noch in Venedig hielt. Diesem seine Jahresrente sicherzustellen mußte ihre eifrigste Sorge sein. Denn nur so hielten sie den nicht in den Adel Aufgenommenen und für ihre gegenwärtige Lebenssphäre Überlästigen von sich fern. Vittoria Ferrabosco hatte den Schrecken dieser Brände und der Belagerung nicht mehr erlebt. Nach dem Tode des kaiserlichen Rats hatte sie anfangs, mit einem ansehnlichen Legat bedacht, nach Italien zurückkehren wollen, war aber einem Ruf ihrer Brüder gefolgt, die über Friaul nach Deutschland zurückgekehrt waren und in Wien gefesselt blieben. Beide Brüder Ferrabosco wurden mit der Zeit kaiserliche Hofbaumeister. Kunigunde von Völs lebte zumeist am Hofe Philippines, der Welserin.

Als der Kaiser seinen sieben Kronen entsagt und sich in ein spanisches Kloster zurückgezogen hatte, folgten ihm eben dorthin seine beiden Schwestern, die Königinnen-Witwen von Frankreich und Ungarn. Von Deutschland nahm König Ferdinand Besitz. Er erschien mit seinem so viel Hoffnung gebenden Sohne Max eine Erlösung vom spanischen Joch –!

Die Schwangauer Freiherren, David und Johann Georg, standen auf ihrem höchsten Machtgipfel, als sie Kaiser Ferdinand auf einem neuen Reichstage zu Augsburg 1555 ebenfalls, wie sein Bruder, als »Stände des Reichs« anerkannte. Doch war schon damals die in die Höhe getriebene Spitze hohl. Die neuen Edelleute wollten am Münchener, Wiener, Pfalzneuburger und Brandenburg-Onolzbacher Hofe glänzen. Ihre Geldlage machte sie zu Sklaven eines Juden Simon von Günzburg und der christlichen Juden von Ulm und Nürnberg. In Augsburg hüteten sie sich, ihre überall schon beginnenden Verlegenheiten zur Schau zu tragen. Das Münzrecht in Kempten, das sie in ehrlicher Weise, mit Münze guten Schrots und Korns, geübt hatten, verkauften sie. Mit Schertlin knüpften sie bereits einen Verkauf ihres elterlichen Hauses in der Sankt-Annengasse an. Schertlin hat es auch in der Tat erstanden und ist darin gestorben. Verdächtig war schon immer in Augsburg die Zärtlichkeit der Freiherren für Jakob Hörbrot, der ebenfalls in seinen Finanzen immer mehr zurückging und sich die Aufrechthaltung seiner kaiserlichen Ratswürde, die ihm trotz seiner rebellischen Stellung nicht genommen wurde, unsägliche Anstrengungen kosten ließ. Man sagte ihm jetzt nach, er wucherte, und drängte ihn in der Tat zur Stadt hinaus. Es waren zunächst die Fugger, die zu seinem Bankerott den Anstoß gaben. Sie verlangten unbedingt die Barzahlung einer Schuld von dreitausend Gulden, die Hörbrot gestundet wünschte. Da Hörbrot viel mit Lauingen verkehrt hatte, wo ihm Otto Heinrich von der Pfalz, durch den Frieden von Passau wieder in sein kleines Fürstentum eingesetzt, zugetan war und es schon an sich selbst als sein Schuldner sein mußte, so entwich er dorthin. Otto Heinrich folgte dem weiland Reichsverweser Friedrich in Heidelberg als Kurfürst. Ein Agnat, Pfalzgraf Wolfgang, übernahm die Regierung in Lauingen und Neuburg und gab Hörbrot das Amt eines Pflegers.

Ersichtlich wurde jedoch zurzeit noch wenig vom Verfall der Paumgartner. Hans Georg lebte mit seiner Gattin in Paumgarten und Erbach, das ihnen nach dem frühzeitigen Tode ihrer Schwägerin Anna von Stadion zugefallen war, und führte einen fürstlichen Haushalt. Bankette, Ankauf von Bildern und allerlei Seltsamkeiten, die in der Mode waren, verzehrten Summen auf Summen. David, der in Hohenschwangau hauste, hatte die Eitelkeit, seine eigene Person in den Vordergrund zu drängen. Er wollte Staatsmann, Diplomat und Krieger zu gleicher Zeit sein und ließ sich's die größten Summen kosten, Sachen durchzuführen, wofür man ihn um seine Fürsprache angegangen hatte. Es schmeichelte ihm, für mächtig zu gelten. Bei Patrizier- oder Adelshochzeiten, die ohnehin von den Reichsstädten mit dem größten, sogar von Strafen bedrohten Aufwand gefeiert wurden, fehlte er selten mit Ausführung von Einfällen, die alle blenden sollten. Eine Schlittenfahrt von Augsburg nach dem nahegelegenen Friedberg, eine Jagdpartie in Tirol konnte Kapitalien verschlingen. Wurde ein Künstler genannt, der Schönes leistete, so mußten Davids Bestellungen denen aller andern vorangehen. Der Luxus, den man damals mit gemalten, in Gold und Edelsteinen eingebundenen Gebetbüchern trieb, überstieg alle Vorstellung. Die Münchener Meister in diesem Fach verdienten von David mehr als von ihrem eigenen Herzog. Und alle diese Ausgaben wurden schon jetzt durch Geldoperationen bestritten, die zuweilen glückten, viel öfter fehlschlugen. Auf die Güter wurden Pfandschillinge aufgenommen. Dabei lief ein offenbarer Betrug mit unter, dem schwerlich der ältere Zasius, als er das Paumgartnersche Familienstatut entwarf, hatte vorarbeiten wollen. Im Augsburger Archiv befindet sich des alten kaiserlichen Rates Verfügung über die Unmöglichkeit, daß ohne Zustimmung der sämtlichen geadelten Familienangehörigen irgendetwas vom Gemeinbesitz veräußert oder verpfändet werden sollte. Und dennoch geschah's. Hatte sich David auf Einsatz väterlicher Güter Summen zu erwerben gewußt, so verweigerte Hans Georg die Anerkennung und umgekehrt. Und die Gerichte erklärten in der Tat die getroffenen einseitigen Verfügungen auf Grund des Familienstatuts, das doch niemand kannte, für illegal. Dennoch machte jeder für sich allein, auf dasjenige hin, was sich gerade in seiner Nutznießung befand, ohne die Lehnsherren, den Kaiser, Bayern, Tirol, den Kardinalbischof, die Stadt Augsburg oder die Agnaten zu fragen, Schulden.

Hans Georg gehörte zu den phlegmatischen Verschwendern, die sich, wenn sie nichts mehr haben, auch mit Entbehrung begnügen können. Nicht ohne Bildung, vertrieb er sich die Zeit damit, die indianischen Töpfe und Waffen, wofür er viel Geld ausgab, zu ordnen, zu putzen, sie seinen Gästen zu erklären. David schwindelte sich immer mehr in seine Beteiligungen am Weltlauf hinein. Welches waren die praktischen Ideen, die damals die politischen Köpfe zu beschäftigen anfingen? Die Reformation hatte sich die Spitze abbrechen lassen, sie war unvollendet geblieben, ihre Rückwirkung auf die Gestaltung der Staaten und namentlich Deutschlands wurde durch den Eigennutz und die Furcht der Fürsten unterbrochen. Die Kammerverwaltung, die Ausbeutung der Untertanenschaft, deren Lage immer rechtloser wurde, zugunsten derer, die sich dem Geheimnis der stehenden Heere und dadurch dem Vermögen zur Ausübung der unbedingtesten Tyrannei zu nähern anfingen, war das Hauptaugenmerk des einzig geduldeten öffentlichen Lebens. Den letzten Widerspruch gegen die Fürstenmacht versuchte noch einmal der Adel. Immer mehr griffen die Gedanken Grumbachs um sich, die dieser verfolgte, solange er nicht selbst der Diener eines solchen lediglich auf Fürstenmacht versessenen Tyrannen war. Seine Pläne, eine Adelsrepublik zu begründen, kehrten wieder, als ihm ein Fürst fehlte, dessen mächtiger Genius er hätte sein können. Albrecht starb zwei Jahre nach seinem politischen Untergang bei Markgräfin Kunigunde zu Pforzheim.

Jakobina warf sich auf seine Leiche, ihn und mit ihm ihren eigenen Tod beweinend.

Wenn man einem Siege anfangs auch noch so viel zugejauchzt hat, so wird er zuletzt doch, wenn nicht Neues hinzukommt, allen eine drückende Last. Die Bischöfe von Bamberg und Würzburg, Nürnberg und Heinrich von Braunschweig hatten die Niederlage des Markgrafen in einer Weise ausgebeutet, die überall, vielleicht beim neuen Kaiser nicht, Widerspruch fand. Den heftigsten fand er beim fränkischen Adel, viele Kriegshauptleute, die unter dem kriegerischen Karl reichlichere Beschäftigung gefunden hatten, gingen jetzt unter dem friedlicheren Ferdinand müßig, überall regte sich der alte Haß des Adels gegen die bevorzugten Städte und die Fürsten. Die Städte machten mit ihren adligen Widersachern kurzen Prozeß. Grumbachs Vetter, Hessel, des Markgrafen gewesener Brandmeister, wurde von ihnen beschuldigt, er ritte ihre Kaufleute auf offener Landstraße an. Darüber überfielen sie ihn in einem kleinen Badeort des Steigerwaldes, schleppten ihn von Frau und Kindern hinweg, warfen ihn in das berüchtigte »Loch« des Nürnberger Rathauses und legten ihm nach einigen Verhören den Kopf vor die Füße. Die Adligen trieb die stillgewordene Zeit und die Not wieder zum Räuberhandwerk. Hessels Nachlaß hatte in einem verschuldeten Gute bestanden, in einem Ring, den er zu Weimar beim Wirt »in der Fürstenherberge« zum Pfand gelassen hatte, und einem andern, den seine Frau, nicht etwa als letztes Andenken an ihren Gatten, sondern um seines Wertes willen von den Nürnbergern zurückbegehrte.

Aber gegen Hessel von Grumbachs Hinrichtung spielten die erwerbslosen Kriegshauptleute den »fränkischen Bundesverwandten« einen furchtbaren Gegentrumpf aus. Sie ermordeten den Bischof Melchior Zobel am hellen lichten Tage. Am l5. April 1558 schoß ihn Christoph Kretzer am Fuß des Frauenberges mit einem »Pfaff, du mußt sterben –!« vom Pferde nieder. Seine Gesellen waren Adlige, unter ihnen Jobst von Zedtwitz. Kretzer entfloh nach Frankreich, schon unterwegs gab er die Erklärung ab, daß sein Überfall und die Ermordung Melchiors lediglich auf sein Schuldbuch zu schreiben wären. Jene neunhundert Gulden, die der letzte Bischof, Konrad von Bibra, seinem Weibe, der Katharina Werlerin, als Legat ausgesetzt hatte, waren von Zobel nicht anerkannt und unbezahlt geblieben. Kretzer hatte darüber jahrelang prozessiert, oft gedroht, immer wieder von neuem, wenn er abgewiesen war, seine Eingaben gemacht. Endlich half er sich durch Mord und handelte darin so, wie in gleicher Lage, mit denselben Beschwerden, mit demselben Verlangen, in den Besitz seiner Güter eingesetzt zu werden, allerdings auch Grumbach dachte und zu handeln nicht abgeneigt war. Ihm hätte zunächst nur an Gefangennahme des Bischofs gelegen sein können. Die öffentliche Meinung, vor allem die Würzburger Geistlichkeit schrieben ihm die Anstiftung zur Tat zu, ohne ihm solche beweisen zu können.

David Paumgartners politische Ideen fingen an, immer mehr in die Sphäre derer hinüberzugreifen, die eine so schreckliche Tat, vor der sich ganz Deutschland entsetzte, mit einem »So muß es kommen –!« aufnahmen. Die Abhilfe der Not, die den Adel drückte, lag ungefähr in solchen und ähnlichen Maßnahmen. David fühlte sich bereits als geborenes Vollblut. Die Freiheit deutscher Nation sah auch er auf kleinem Gebiet gesicherter als auf großem. Vasall nur des Kaisers zu sein, das ließ Raum für die Bewährung der alten Adelskraft. Vasall der Fürsten dagegen, die selbst Vasallen des Kaisers waren, das bot doppelte Beschwerde. Auch mit Bayern begann David tätliche Streitigkeiten. Mit Tirol, mit dem Bischof von Augsburg hatten sie noch nicht aufgehört. Das Reichskammergericht hätte längst Grund gehabt, ihn für einen Landesstörenfried zu erklären. Die großen Verdienste seiner Vorfahren um Kaiser und Reich jedoch, der noch unerschütterte Glaube an die unerschöpflichen Hilfsmittel seines Hauses kamen ihm noch immer zugute. Die Urteile der kaiserlichen Richter selbst konnten ihn noch nicht unter die Unzufriedenen treiben. Noch stieß er nur auf die kleinen Harpyen, die schon hinter ihm her waren, die Gläubiger aus dem Bereich der Städte Ulm, Nürnberg, Günzburg. Mit den Fuggern hatten sich die Verhältnisse seines Hauses etwas gebessert. Auch bei den Fuggern standen nicht mehr einige mächtige Eichen allein nebeneinander, Riesen, deren Zweige sich gegenseitig nicht im Wachstum behinderten, wie Anton und Raymund ehedem; schon hatten sich auch die Fugger mannigfach gespalten und waren teilweise ebenfalls lediglich in die Adelssphäre übergegangen unter denselben Bedingungen, unter denen damals der gesamte Adel stand. Sie wurden von den Hauptstammhaltern in Augsburg ausgezahlt und mußten sich dann tummeln, wie es eben ging. Da war mancher schon ausgeglitten. So fehlte es denn nicht an Berührungspunkten der Fugger auch mit dem Leben der außeraugsburgischen Welt. Eine Gräfin Ursula Fugger wandte sich sogar dem evangelischen Glauben zu, als ihr Gatte, Graf Joachim von Ortenburg, sein kleines Land, die mitten im Bayerischen bei Passau gelegene Grafschaft Ortenburg, reformierte und darüber die besondere Ungnade des Herzogs Albrecht auf sich zog. Die Prophezeiung, die einst Argulas Sohn, Johann Georg, in Zeilitzheim gegeben hatte, es würde sich auch noch der Adel Bayerns gegen die Tyrannei seines Lehnsherren erheben, ging in Erfüllung. Auf den Landtagen wurde die Kirchenreformation um so dringender begehrt, als die noch immer zum Konzil in Trient versammelten Bischöfe die Abstellung der Beschwerden in der Hand hatten und gerade Bayern es war, das aufs nachdrücklichste die segensreichen Früchte der neuen geistlichen Gesetzgebung in Aussicht gestellt hatte.

In Lauingen und Neuburg ließ sich jetzt schon David Paumgartner öfter sehen, als es in Wien oder Innsbruck gefallen wollte. Lauingen hatte ein herrliches Schloß, von den Zeitgenossen »das Wunder der Welt« genannt. Hier begegneten sich die Adligen Oberschwabens und des Nordgaues, die jungen Herren des Ries, die Patriziersöhne von Augsburg und Ulm. Hier auch war es, wo David den jungen Markgrafen von Brandenburg-Onolzbach, Friedrich Georg, kennen lernte, den Sohn Georgs »des Frommen«, der inzwischen in wilder, sturmbewegter Zeit herangewachsen war, den Händen seiner Erzieher, seiner Vormünder und seiner noch lebenden Mutter Amilia, der Schwester Moritz von Sachsens, sich entwand und schon im frühesten Jünglingsalter die Regierung angetreten hatte. Von seinem Vetter Albrecht war er angeleitet worden zu fürchten und zu hassen. Dennoch trug er dem Unglücklichen, dessen Hinterlassenschaft ihm zugefallen war, keinen Haß nach. Er machte Grumbach unmittelbar nach dem Tode Albrechts zu seinem Geheimrat. Im letzten Kriege hatte sich Onolzbach neutral gehalten. Für die den Brandenburger Landen von den Nürnbergern, Würzburgern und Bambergern zugefügten Schäden waren ihm vom Reichskammergericht einhundertsiebzigtausend Gulden zuerkannt worden. Als diese Summe zur Zahlung kam, richtete David Paumgartner sein Augenmerk darauf und wußte im August des Jahres 1561 den damals zweiundzwanzigjährigen jungen Markgrafen, der sich leider schon in damals beliebter Weise der Trunksucht ergeben hatte, so herumzubekommen, daß er ihm einhundertundzwanzigtausend Gulden borgte und dafür Hohenschwangau zum Pfand setzte. Bald darauf entlieh er fernere zweiundsiebzigtausend Gulden von dem reichen Bonaventura Furtenbach in Nürnberg. Auch noch für diese Summe setzte er Hohenschwangau zum Pfande.

Als von diesem Handel sein Bruder Johann Georg erfuhr, artete der Zwiespalt, der schon lange zwischen beiden obwaltete, in einen gerichtlichen Streit aus. David hatte das Familienstatut in gröblicher Weise verletzt. Er hatte ohne Mitwissen der übrigen Familienangehörigen über den gemeinschaftlichen Besitz verfügt. Die geborgten Summen waren dermaßen hoch, daß mit ihnen auch Hohenschwangau so gut wie verfallen erscheinen konnte. Jetzt durften in Wahrheit die Brandenburger vom Fels zum Meere, von den Ufern der Ostsee bei Königsberg in Preußen bis an den Eingang der Alpen das schwarzweiße Banner aufpflanzen –! Bei Österreich regte sich Staunen und Befremden. Brandenburger am Eingang Tirols –! Nun erst erwachte wieder die alte Neigung Österreichs für die Erwerbung der jetzt dreifach im Wert gestiegenen Grenzburg. Johann Georg reiste nach Innsbruck, entflammte seinen Schwager Völs gegen David und legte überall Proteste ein. Leider war bereits seine eigene Lage bis nahe zur Verzweiflung gekommen. Von Augsburg mußte sich Johann Georg bereits entfernt halten, um die Begegnungen mit seinen Gläubigern zu vermeiden. Als ihm auch in Ulm die Schuldhaft drohte, wollte er sich an seine väterliche Burg halten. Er bezog sie auch und scheute sich nicht, mit den Verfügungen, die sein Bruder hinter seinem Rücken zu treffen gewagt hatte, in unmittelbaren Zusammenstoß zu geraten. Brandenburg hatte sich schon für die Zinsen des geliehenen großen Kapitals vorgesehen. Ein brandenburgischer Pfandpfleger rückte mit gewaffneter Begleitung in Waltenhofen ein, und Hans Georg war nicht mehr Herr in seinem eigenen Hause.

Wäre nicht die Lage der Dinge die gewesen, daß sich beide Brüder vor Antonis Zurückkunft hätten hüten müssen, so hätte jetzt keine Verständigung mehr zwischen ihnen stattfinden können. Die Furcht vor Antoni zwang sie jedoch, einig zu sein. Auch Kunigunde von Völs, damals schon eine Vierzigerin, bot alles auf, den Frieden zu erhalten. Leider vermochte sie es nicht anders als durch Opfer, die auch sie bringen mußte. Ihr Gatte machte die entschiedensten Ansprüche auf die Erhaltung des väterlichen Erbes. Schon seit Jahren schrieb er sich »Herr von Völs und Caldif, Freiherr von Hohenschwangau«, wie nicht minder sein Bruder, der eine Fugger zur Frau hatte.

Um diese Zeit war es, wo David bei seinem häufigen Aufenthalt, den er in Lauingen und Neuburg an der Donau nahm, einem Manne wieder begegnete, auf den er seit dem Jahre 1551 einen erbitterten Haß geworfen hatte: Ottheinrich Stauff. Als er damals, nach dem Tode des Vaters, nach Augsburg gekommen war, dort die Familie von allen Seiten zusammenströmte und das Testament eröffnet wurde, da ließ er ein für Ottheinrich bestimmtes ansehnliches Legat diesem deshalb nicht auszahlen, weil der Vater die Klausel angeschlossen hatte: »Wenn selbiger treu bis an mein Ende in meinen Diensten verblieben ist.« Ottheinrich hatte sich vorher entfernt, hatte den Erben die nicht geringe Mühewaltung der Aufnahme des Inventars und der Abwicklung so manches Verhältnisses allein überlassen und selbst Frau Gundula, ohnehin aufs tiefste verletzt durch den trotzigen Bruch, erhob keinen Einspruch gegen die Bestrafung eines offenkundigen Beweises von Undankbarkeit.

Ottheinrich war vom Jahre 1554 an noch längere Zeit in Jena verblieben. Auch Wilhelm Klebitz hatte eine Jenenserin zur Frau genommen. Sein unruhiger Sinn drängte ihn trotzdem auf die Wanderschaft. Er ermunterte auch den Freund dazu. Beide Prädikanten machten sich auf den Weg, um als Wanderprediger zu wirken. Sie verließen die Stadt auf zwei mächtig bepackten Wägen mit Weib und Kind und zogen wie die Vögel, wenn die Blätter fallen, dem Süden zu. Sie hielten sich bis zum Main zusammen und trennten sich erst in dem notdürftig wieder aufgebauten Schweinfurt, wo Ottheinrich eine Weile zu bleiben gedachte. Klebitz zog nach Heidelberg.

Was hatte sich im nächsten Interessenkreise Ottheinrichs verändert –! Die arme, wie eine südliche Blume in den rauhen Norden verpflanzte Olympia Morata lebte nicht mehr. Ihr edler Gatte war ihr ebenso schnell gefolgt, wie ihr Brüderchen, das sie über die Alpen mitgebracht hatten.

In den Gegenden, wo sich Ottheinrich aufhielt, war die vorjährige Ermordung Zobels noch immer die Neuigkeit des Tages. Immer noch wurden die Einzelheiten der am hellen lichten Tage, vor den Augen aller Bewohner Würzburgs vollbrachten Tat, die zugleich so viele andere Opfer gefordert hatte, besprochen. Zobel war beim Hinauftragen auf den Frauenberg in den Armen seines Leibarztes Sinapius unter freiem Himmel gestorben. Er hatte seinem Nachfolger Wirsberg ein völlig ausgesogenes Land, leere Kassen, ein mit dem Bischof in offenem Zwiespalt befindliches Domkapitel zurückgelassen. Man erzählte, daß Grumbach von der Rosenau bei Koburg aus, wo ihm Herzog Johann Friedrich, der ihn nun ebenfalls zu seinem Rat bestellt hatte, zu wohnen gestattete, die ganze Unternehmung geleitet hätte. Grumbach verwahrte sich dagegen in mehr als einer öffentlichen Kundgebung. Größerer Sicherheit wegen war er indessen doch nach Frankreich gegangen, wo ihn die herrschende Partei, die Guises, zu ihren kriegerischen Unternehmungen verwenden konnten, die gegenwärtig gegen nähere Feinde, als den Kaiser, gerichtet waren. Der Bruder seines neuen Gönners, Herzog Johann Wilhelm von Weimar, war ebenfalls mit zweitausendeinhundert Reitern in französische Dienste getreten.

In Kitzingen fand Ottheinrich Grumbachs Familie. Markgraf Friedrich Georg von Onolzbach hatte ihr dort seinen Schutz gesichert.

Anna von Hutten, Grumbachs Frau, verwünschte das Leben und die Handlungen ihres Mannes. Sie gab ihm die Schuld an ihrem und an seinem eigenen Unglück.

Die Schwestern Grumbachs waren nicht mehr am Leben, von Jutta Vogler erzählte Frau Anna, daß diese jetzt wohl endlich ihren Haß gegen sie gestillt hätte. Gleich nach dem Abscheiden des Bischofs hätte die Stadt geglaubt, Würzburg sollte in Feuer aufgehen und alles ermordet werden, was je gegen Grumbach gestimmt oder gehandelt hätte. Da hätte dann jeder sein Haustor geschlossen und noch lieber gleich das Fersengeld gegeben. Auch Jutta Vogler hätte gemerkt, daß ihrer Zeit Abend sei. Aus dem Rienecker Hofe, den sie noch nach dem Tode der Gräfinnen innegehabt, wäre sie mit schwergefüllten Kisten und Kasten in die Berge auf Rothenburg ob der Tauber zu ihrer Freundschaft entwichen.

Frau von Grumbach erwartete für ihre eigene Lage alles Heil vom Wohlwollen des Kardinalbischofs von Augsburg, ihr Gatte von den Reichstagen, die sich mit seinem Güterverlust beschäftigen sollten. Moritz Hausner befand sich bei ihm in Frankreich. Der unglücklichen, durch Schmeichelei und Wohlleben verwöhnten Frau fehlte er mehr als ihr Gatte.

Den für Martina nur höchst unerquicklich gewesenen Eindruck dieser Begegnung löschte in Würzburg die Bekanntschaft des edeln Sinapius aus. sie fanden zwar einen noch immer durch den Tod der ihm wertesten Freunde tiefgebeugten Greis, den sein evangelisches Glaubensbekenntnis längst hätte auffordern sollen, sich von Würzburg zu trennen, der ihnen aber jeden Vorschub leistete und sie mit manchem edlen, wenn auch ebenso wie er schwankenden Manne bekannt machte.

Als eines Tags Ottheinrich von dem traurigverwüsteten. immer noch unter braunschweigischem Sequester stehenden Rimpar heimkam, erzählte ihm Sinapius, bei dem er mit Frau und Kind wohnte, vom Neuesten, was man soeben aus Heidelberg vernommen. Kiebitz, hatte dort eine Stelle als Pfarrer an der Peterskirche gefunden, sich aber auch, wie die Räte des neuen Kurfürsten alle, zum Calvinismus bekannt und mit Tileman Heßhus einen Streit angefangen, der in burschikosester und für die behandelten Gegenstände ungeziemendster Weise geführt wurde. Vor der Kirchentür waren die beiden Streithähne handgemein geworden und hatten sich, unbekümmert um die ernste Würde ihres Standes, mit Steinen geworfen. Da machte, der Kurfürst kurzen Prozeß, enthob die beiden ihres Amtes und wies sie aus Heidelberg aus. Kiebitz wandte sich nach Frankfurt, wo er als Korrektor der unternehmungslustigen Verleger ein erträgliches Auskommen fand.

Dies alles erfuhr Ottheinrich, als er sich nach Heidelberg wandte, wo er auf eine Anstellung hoffte. Aber die Voreingenommenheit des Kurfürsten für die Lehre Calvins machte alle Versuche von vornherein unmöglich. Immerhin war die Reise doch nicht ohne Erfolg für Ottheinrich. Sie führte ihn wieder mit Georg Frölichs Sohn zusammen, der inzwischen von Heidelberg nach Lauingen an der Donau berufen worden war, wo ein trefflich eingerichtetes Gymnasium die Verdienste des edlen Otto Heinrich um Kunst und Wissenschaft bezeugte. Seines alten Besuchs vom Jahre l551 sich wohl erinnernd, gab der junge Frölich Veranlassung zu einer Berufung Ottheinrichs in die nunmehr vom Pfalzgrafen Wolfgang als Statthalter verwaltete oberschwäbische Pfalzgrafschaft. Die Nähe Augsburgs, die Sehnsucht Martinas nach heimatlicher Luft und dem endlichen Wiedersehen der Ihrigen entschied für die Annahme eines Lehr- und Predigtamts, das Georg Frölich, als Pfalzneuburgischer Kanzler, Konrad Frölichs Vater, Ottheinrich anbot. Er reiste in demselben Augenblick von Heidelberg ab, wo der Kurfürst, verbunden mit den Kurfürsten von Mainz und Trier, dem an Frankreichs Grenze mit einer Heeresmacht von mehreren tausend Mann erschienenen Grumbach entgegengeeilt war und in dem Städtchen Deluart einen Vertrag mit ihm abschloß, demzufolge Grumbach in seinem Lehnsstreit mit dem Würzburger Bischof den »Wurf ja in Händen behalten« und nicht bewaffnet in Würzburg einbrechen sollte. Die drei rheinischen Fürsten vermaßen sich hoch und teuer, sich zum Dank dafür bei Kaiser und Reich zu seinen Gunsten zu verwenden.

Drei Jahre eines gesegneten Wirkens waren in dem Städtchen Lauingen vorübergegangen.

Die Sehnsucht Martinas, die Ihrigen wiederzusehen, hatte sich befriedigt. Mit dem heranwachsenden Johannes war sie, als er fünfjährig geworden, in Augsburg gewesen. Sie waren allein gegangen, »Warum,« sprach sie zu ihrem Gatten, »sollst du von deiner Höhe in die Niederung steigen –! Haben sie dich schon sonst nicht zu besitzen verdient, so erst jetzt recht nicht. Würdest du von der Religion anfangen, so würden sie sagen, daß sie sich nach der Religion ihrer Brotgeber zu richten hätten. Nein, nein, wir wachsen zuletzt aus unsern Windeln heraus, wie unser Heiland auch und – unser Hannesle da –!«

Ottheinrich mußte nachgeben. Martina wollte sechs Wochen ausbleiben. Schon nach drei Wochen kam sie wieder. Ihre Geschwister waren herangewachsen, die Mutter früh alt geworden. Onuphrius Pfefferkorn hatte seinen »Einsager«-Posten nicht lange behauptet. Mit Scherzen über den verfehlten Ruheposten eines Schneiders, der lebenslang mit untergeschlagenen Beinen gesessen und nun um alles ein Läufer hatte werden müssen, war er gestorben. Cyriax Mäusle war ein reicher Mann geworden. Der hatte in die Geldtruhen sogar seinen Humor mit eingesargt.

Als David Paumgartner vom Markgrafen Georg Friedrich von Brandenburg jene einhundertundzwanzigtausend Gulden geborgt hatte, fanden die Verhandlungen darüber hier in Lauingen statt. Ottheinrich vermied es damals, dem Freiherrn zu begegnen. Im folgenden Jahre kam David wieder. Es war eine Fehde zwischen Schertlin und dem Grafen Ludwig von Öttingen ausgebrochen, die kein Ende nehmen wollte, ja bis zu kriegerischen Operationen vorschritt und ein Einschreiten aller Nachbarn bedingte. David war einer der aufgerufenen Vermittler. Bei dieser Veranlassung geriet David mit dem Pfalzgrafen, der Schertlins Sache nicht schützen wollte und den alten Kriegshelden einen Querulanten und Beutelfeger nannte, in Streit, vielleicht war es auch nur die Aufregung, in die darüber David gekommen war, daß er seinen ehemaligen Untergebenen und Freund damals wiedersehen, ihn sehr wohl erkennen konnte und doch kalt an ihm vorüberging. Er hatte Ottheinrich in einem Kreise von Männern gesehen, an die er herantrat, ohne ihn zu grüßen.

Wieder ein Jahr verging, David kam aufs neue nach Lauingen. Diesmal in milderer Stimmung. Sein Bruder Hans Georg hatte dem Reiz seines Stolzes nicht widerstehen können und war auf eine Hochzeit gegangen, die im Fuggerschen Hause zu Augsburg gefeiert werden sollte. Dort hatten ihn seine Gläubiger mitten unter den Festfreuden aus der Schar der hohen Gäste herausgenommen und in den Schuldturm geworfen. Die Gesetze wurden nach dieser Richtung hin mit unerbittlicher Strenge gehandhabt. Nun war David schmiegsamer geworden. Diesmal näherte er sich Ottheinrich, besuchte ihn sogar, machte sich mit Martina zu schaffen, nahm den kleinen Johannes auf den Schoß, erzählte von seinen eigenen Kindern und bestellte Grüße von seiner Schwester in Tirol, die ihm ausdrücklich den Auftrag gegeben hätte, den alten Freund zu besuchen. Auch von dieser hieß es, daß ihr das Leiden der Zeit, die Gicht, schon zusetzte. Oft könnte sie monatelang nicht mehr weiter kommen, als von Innsbruck nach Schloß Ambras, wo ihre Freundin, Philippine Weiser, wohnte, über die verlorene Jakobina sprach David wie der Ehrbarsten einer. Und doch wußte Ottheinrich, daß sich gerade David mit dem verkommenen Oswald von Eck, der ebenfalls in Lauingen erschienen war, vor Jahren das unglückliche Mädchen durch Geschenke und Versprechungen aller Art auf den Schwindelpfad, den sie früher gewandelt, wieder zurückrufen wollte. Sie war von Pforzheim in Baden zum Kardinalbischof nach Dillingen zurückgekehrt und hatte ihren Aufenthalt in einem Reuerinnenkloster genommen. Alle diese Rückblicke auf die Zeit der Jugend und Schönheit, die Zeit der Hoffnung und des wahnverlorenen Irrens weckten in den Freunden Trauer und Rührung genug.

David und Oswald von Eck waren hier erschienen wegen ihrer Beteiligung an Hörbrots Bankrott, der jetzt ausgebrochen war. Die Firma Hörbrot, Vater und Söhne schuldeten David mehr als fünfundachtzigtausend Gulden, Oswald von Eck, der nach dem Tode seines Vaters in leichtsinnigster Weise das ererbte große Vermögen verschwendet hatte, mehr als zweiundsechzigtausend Gulden. Eck hatte sich förmlich zum auswärtigen Bankier Hörbrots gemacht, wenn er David Paumgartner beauftragte, für Hörbrot und dessen Handelsgeschäfte ein Juwelenhalsband und eine Uhr, beide im Werte von elftausenddreihundertdreiunddreißig Gulden, zu besorgen, so hatte er, Eck, David bar dafür bezahlt. Dies Geld waren ihm die Hörbrots noch schuldig. Eck hatte die Frankfurter Messe mit den Kleider- und Juwelenschätzen seines Vaters bezogen und dort für Pelzwerk und Kleinodien an die Hörbrots um fünfundzwanzigtausend Gulden verkauft. Auch diese waren noch nicht bezahlt. Ferner hatte er Posten, die für die Hörbrots fällig waren, geradezu aus seiner Tasche berichtigt, unter andern eine Summe von eintausendsechshundert Gulden, die für Jakobina Jung vom Markgrafen Karl von Baden auf Hörbrot angewiesen war. Damals eben benutzte er diesen Auftrag zu einer Annäherung an die »Reuerin«, die ihm jedoch Ablehnung brachte wie er sie in alter Zeit von Vittoria Ferrabosco bekommen hatte. Bis jetzt war Eck in solchem Grade nachlässig mit dem Eintreiben seiner Außenstände gewesen, daß jene eintausendsechshundert Gulden dem Markgrafen Karl von Baden immer als richtig gezahlt erschienen waren und diesen durchaus nicht reichen fürstlichen Herrn beim Hörbrotschen Konkurse in die Lage brachten, mit zehntausend Gulden in Verlust zu geraten, die er der schmeichlerischen Überredung der Söhne des alten Hörbrot noch ganz kurz vor dem Zusammenbruch der Firma vorgestreckt hatte.

Pfalzgraf Wolfgang und seine Räte wurden beschuldigt, sie übten mit den Hörbrots zu viel Nachsicht, ließen sie frei herumgehen und nicht, wie sich gebührte, einkerkern. Darüber kam es zu einer heftigen Szene zwischen David und Oswald einerseits und dem Pfalzgrafen anderseits. Jene waren noch von einem dritten Lebemann, Karl von Mansfeld, begleitet, dem Sohn eines den Habsburgern in den Niederlanden dienenden katholischen Grafen Mannsfeld – die evangelische Linie, vor allen der tapfere Volrat von Mannsfeld, hatte Karl oft genug dem Kaiser gegenübergestanden. Alle drei trumpften dem reizbaren Pfalzgrafen so heftig auf, daß ihnen eine dauernde Verhaftnahme hätte zuteil werden können, wenn nicht zufällig an demselben Abend auf dem Lauinger Schlosse der junge Markgraf Georg Friedrich von Brandenburg-Gnolzbach eingetroffen wäre und die sonst so gern gesehenen Mitzecher beim Abendtrunk, darunter seinen eigenen so fragwürdigen Schuldner, den Hohenschwangauer Reichsstand, um alles wieder frei erbeten hätte. Schon saßen sie »verstrickt« in einem vergitterten Zimmer des Schlosses. Sie hatten dem Pfalzgrafen Dinge gesagt, die schon damals Landesfürsten vom Adel nicht mehr hören wollten. Auf den Vorwurf wegen der Religion, der über die Lippen des ergrimmten Fürsten gekommen war, hatte sogar David geantwortet: »Und ich weiß aus bester Quelle in Wien, daß ihr euern eigenen Vetter, den hochgemuten Kurfürsten, beim Kaiser anschwärzt und ihn noch wegen euerer Religionsheuchelei um Land und Leute bringen wollt –!«

Bald nach diesem Vorfall erscholl eine Kunde, die ganz Deutschland in die äußerste Aufregung versetzte. Grumbach hatte vom letzten Reichstag für die Wiedereinsetzung in seine Güter nichts erreicht. Die rheinischen Kurfürsten, denen zuliebe er damals zu Deluart den »Wurf aus der Hand« gegeben hatte, redeten ihm zwar das Wort und manche andere Stimme erhob sich mit Entrüstung gegen die Bischöfe, dennoch war nichts zu seinen Gunsten zustande gekommen. So kam er denn auf den für jene Zeit schon unseligen Gedanken, nachzuholen, was er in Deluart versäumt hätte, und sich selbst helfen zu wollen. Die Sterne, die ihm so oft schon zu kühnen Taten geraten hatten, ohne daß er ihrem Rate nachzugeben gewagt – jetzt bezwangen sie ihn. Er hatte sich vom Koburger Doktor Stathmion seine astrologische Einrichtung auch in Hellingen, wo nun seine Familie beisammen saß, anbringen lassen. Als glückverheißender Monat wurde ihm der Oktober angezeigt. So machte er denn am dritten Oktober 1563 mit achthundert Reitern und fünfhundert Fußknechten einen Einfall ins Würzburgische, nahm am vierten die Stadt ohne Schwertstreich, überließ sie der Plünderung und errichtete lediglich einen Galgen für Frauenschänder und Kirchenräuber. Wieder aber äffte ihn das Schicksal –! Der Bischof war nicht zugegen. Dennoch bestieg er, während die Stadt teilweise unten brannte, die Marienburg, betrat die Gemächer des geistlichen Fürsten, erstaunte über den aus Rimpar, wohl noch von Zobels Zeiten her, entnommenen Hausrat – Grumbach wollte sein eigenes Mobiliar erkennen – und ließ sich von den Herren des Kapitels einen Vertrag unterschreiben, den sie sich auf Ritterehre zu halten verpflichteten. Mit dieser kühnen Tat wollte er seinem ewigen Diplomatisieren, Hoffen und Harren ein Ende machen.

Der neue Kaiser Maximilian schleuderte dagegen die Reichsacht auf ihn. Jetzt hieß Grumbach allgemein wieder der Mörder Zobels. Gab ihm auch ganz Deutschland für sein Unternehmen Recht und hatte sogar mancher Fürst es heimlich unterstützt und frohlockte auch der Adel und erklärte sogar das Domkapitel von Würzburg selbst, als der Bischof zurückgekehrt war und den Vertrag nicht halten wollte, es wäre Grumbach mit seiner Ehre verpflichtet, so ist es doch zumeist der Ritter Ludwig von Seinsheim gewesen, der im Bunde mit dem wutentbrannten Bischof und einigen gewandten Führern der Feder die Nichtanerkennung auch dieser Verträge durchsetzte. Grumbach war vor Gesetz und Kaiser verloren. Die Sehnsucht nach geordneten Zuständen war zu allgemein im Vaterland. Der Mord Zobels wurde ihm allein zugeschrieben, obwohl Kretzer, den man im Lothringischen mit List überfallen und erst vor kurzem nach Deutschland hereingebracht hatte, die ganze Tat auf sich allein nahm. Dem Blutgerüst, das diesen mit allen erfinderischen Schrecken damaliger Henkerskunst in Würzburg erwartete, entging er durch Selbstmord. In einem unbewachten Augenblick, halb tot schon unter den Mißhandlungen der Würzburger Reiter, die ihn von einem Schlosse, wo ihn ein alter Kamerad verkauft und verraten hatte, einbrachten, erhenkte sich Kretzer zu Seligenstadt am Main. Die Wut, die den Bischof ergriff, als er erfuhr, daß er ihn nicht vierteilen lassen konnte, sprach sich in einem deshalb erlassenen Manifest aus.

Bald nach diesen Schreckensvorfällen begegnete Ottheinrich eines Abends einem Manne, über dessen Anblick er in Wahrheit betroffen sein mußte. Es war in der Nähe der in ihrer Vollendung begriffenen neuen Pfarrkirche, wo man einen alten Kirchhof umgegraben hatte und viele Leichen in einem Leichenhause mußten bis zur gänzlichen Herstellung des Baues und des neuen Friedhofs aufbewahrt bleiben. Hier, mitten unter den Toten, glaubte er niemand anders, als den kaiserlichen Rat, den Vater Davids und Hans Georgs von Schwangau, zu erkennen –! Dieselbe gedrungene Gestalt, dieselbe aufgeworfene Stumpfnase, dieselben düstern Augenbrauen und der aufgeworfene sinnlich-breite Mund –! Wer konnte das sein –? Die Züge waren allerdings nicht gemildert durch die dem verstorbenen eigen gewesene Grazie; sie grinsten ihn verzerrt, faunisch und boshaft an.

Daß die Erscheinung auf Ottheinrich gespenstisch wirkte, lag im Glauben der Zeit. Aber das Benehmen des Doppelgängers eines in der Erde Ruhenden mußte auch in der Tat die Vorstellung von einem, der im Grabe keine Ruhe gefunden hätte, unterstützen. Huschte doch die Gestalt im Dunkel dahin, zog einen Mantel wie mit knöchernen Händen ängstlich über die Schultern hinauf und schien sich sogar vor den Augen der Nacht zu verbergen, wie ein Gespenst – Und während Ottheinrich betroffen dastand, war die Erscheinung hinter den hochaufgerichteten Werksteinen und Bauschuppen verschwunden.

Am folgenden Tage war die Stadt von einer Nachricht erfüllt, die Ottheinrich mit dem Erlebnis des gestrigen Abends in Verbindung zu bringen suchte. Pfalzgraf Wolfgang hatte endlich mit den Hörbrots Ernst gemacht. Es war eine Tagfahrt auf die ersten Tage des Januar angesetzt worden. Das Hauptgericht des Landes befand sich zu Neuburg, der zweiten Donau abwärts oberhalb Donauwörth gelegenen Residenz. Dort sollten sich die zahlreichen Gläubiger einfinden. Eine Kommission von drei Notaren hatte eine Grundlage der Auseinandersetzung entworfen. Nun hieß es plötzlich, aus dem schönen abgelegenen Hause, das Hieronymus Hörbrot, ein Sohn des Alten, in Lauingen bewohnte, wäre dieser in gemeiner Schiffertracht entflohen; mitten auf der Donau hätten ihn Schiffer erkannt, ihm nachgesetzt und ihn soeben wieder gefangen eingebracht. Man fand, daß sein ganzes Haus schon ausgeräumt war. Darüber zur Rede gestellt, behauptete er, was sich darin an Wert befunden hätte, gehörte seiner Frau. Es kam heraus, daß auch diese mit einem Lastwagen voll Sachen schon vor einigen Tagen heimlich nach Österreich entwichen war, eine Freiin von Hardegg-Hochbruck, von wo sie gebürtig war. Zu gleicher Zeit suchte man vergebens nach einem andern Sohn, Christoph Hörbrot. Auch dieser konnte nicht gefunden werden. Endlich fehlte auch Jakob, der älteste der Söhne, der erst vor kurzem in Lauingen gewesen war und geprahlt hatte, er würde alle Gläubiger befriedigen. Auch von ihm hieß es, er hätte als Bauer verkleidet das Weite gesucht. Da wurde auch der alte Hörbrot festgesetzt, schon lange Witwer, hatte er ein Häuschen für sich allein bewohnt, abgesondert von seinen Söhnen und Schwiegertöchtern, mit denen er in Zwiespalt lebte. Er war berechtigt, eine auf dreitausendsechshundert Gulden jährlich angesetzte Altersversorgung von ihnen in Anspruch zu nehmen. Statt dessen hätten sie ihn dem Mangel preisgegeben, so wehklagte der bedauernswerte Mann, der von einer für seinen Stand so seltenen Höhe hatte hinunterstürzen müssen, ein Freund und Vertrauter von »Kur- und Fürsten«, Grafen und Herren, der in alle Händel der Welt verwickelt gewesen und einen bessern Leumund verdiente, als ihm der Haß der Augsburger Patrizier und die Rache der durch ihn Geschädigten gegeben hat. Man führte ihn zum Gerichtstage nach Neuburg und übergab ihn dort dem Wirtshause eines Simon Steinberger, wo er von Bütteln bewacht einige Monate gewohnt hat, bis er starb.

Der von Würzburg her erwartete Kriegssturm hatte sich verzogen und nur noch eine dumpfe Gärung war in den Gemütern, ein stetes Ängsten und Zagen um eine erwartete große Schilderhebung, zurückgeblieben. Eines Tages erschien David Paumgartner wiederum in Dillingen. In frohester Laune besuchte er Ottheinrich in seinen freundlich gelegenen Klosterzellen, brachte wiederum Grüße von Kunigunde und forderte ihn mit geheimnisvoller Miene auf, ihn zum Doktor Keller, dem Schwiegersohn Frölichs, zu begleiten.

Auf Ottheinrichs verwunderte Frage, wessen er sich dort zu versehen habe, ergriff der kaiserliche Rat seinen Arm, langte ihm selbst sein Barett vom Büchertisch und zwang ihn durch allerlei unverfängliche Scherzreden, mit ihm zu gehen.

Doktor Keller war Notar. Ottheinrich mußte wohl erstaunen, als er bei ihm einen zu einem Frühimbiß gedeckten Tisch antraf, um diesen herum den alten Frölich, dessen Sohn, den Rektor seines Gymnasiums, Oswald von Eck.

»Setzt euch!« sprach David, winkte dem Notar, die Feder zu führen, und fuhr fort: »Der anwesende fromme und gelehrte Herr Ottheinrich Stauff hat meinem Hause und bereits meinem Vater selig also treu gedient und in mancherlei Zeitläuften so wohl beraten, daß meines Vaters Wille, es sollte ihm nach seinem Tode ein Legat von dreitausend Gulden gezahlt werden, mehr als ich sagen kann, meines Vaters Schuldigkeit gewesen. Da es aber in dem Testament hieß: Solches sollte nur geschehen, »wenn derselbe bis zu meinem Tode mir treu und ehrlich gedienet –« so haben wir Brüder und Schwäger damals diese Zahlung unterlassen. Denn unser anwesender gelehrter Herr Magister und gottseliger Prädikant hatte seltsamerweise unser Haus verlassen, ja uns alle, so wir damals in Augsburg eintrafen, aus Gründen, so ich nimmer anerkennen mochte, schier im Stiche gelassen. Jetzund jedoch reuet es mich. Und darum liegen hier in der Truhe des Doktor Keller die dreitausend Gulden, wohlgezählet, gute Kemptener Münze, wie wir solche ehedem selbst geschlagen haben. Nehmt sie nunmehr getrost hin –! Unterzeichnet, was Doktor Keller euch vorlegen wird, und nießet sie zu eurem und eures Weibes und eures Kindes fröhlichem Ergötzen –!«

Ottheinrichs Weigerung, das Geld zu nehmen und das bereits von Doktor Keller vorbereitete Protokoll zu unterzeichnen, wurde von den lachenden und glückwünschenden Zeugen nicht angenommen und ihm jedes weitere Wort über diese Angelegenheit abgeschnitten. Oswald von Eck tat, als wenn es sich um ein paar Batzen handelte, über die nur unnütze Worte verloren gingen, wenn man darüber den guten Rheinfall und die kalten Kapaunen vernachlässigte. Der Imbiß, den die beiden Lebemänner bezahlten, wurde aufgetragen, Wein eingeschenkt, Politik und Weltlage besprochen, was sollte Ottheinrich tun –? In dem sichern Gefühl, die Verehrung redlichst durch so viele Jahre verdient zu haben, nahm er, was ihm abzulehnen nicht möglich wurde. Dem Gedanken, der hier so nahe lag: Ihr beide seid ja von Grund aus in euren Mitteln verdorben, ihr habt bei der neulichen Tagfahrt in Neuburg die Tausende, die euch Hörbrot schuldete, in den Schornstein schreiben müssen, es ist nur rein eine Prahlerei der Hohenschwangauer Freiherren, daß sie, während der eine von ihnen schon zu Augsburg im Turm sitzt, hier vor dem Pfalzgrafen und dem landsässigen Adel diese Großartigkeit ausspielen –! er konnte ihn nicht aussprechen.

Im Laufe des Gesprächs, das aufs heiterste dahinfloß und Gelegenheit bot, ebenso die Vielseitigkeit der Bildung Oswalds von Eck zu bewundern, sein seines Urteil über Kunst und Literatur, wie die Kraft eines Trinkvirtuosen, der sich bei immer noch weiterer Füllung seines Kopfes mit den Dünsten des Weins dennoch aufrecht und bei Sinnen und sogar gesammelten Sinnen zu erhalten verstand, fiel die Äußerung, daß der Bruder der Schwangauer Freiherren, Antoni, aus Venedig angekommen wäre und jetzt anfinge, der Familie lästig zu werden. Überallhin schliche er David nach und schiene etwas gegen ihn im Schilde zu führen. Als sodann Doktor Keller erklärte, daß vor kurzem Antoni auch in Lauingen gewesen wäre und in seinen Differenzen mit den Brüdern ihn um Rat ersucht hätte, da fiel es Ottheinrich wie Schuppen von den Augen. Er hatte niemand anders als Antoni gesehen. Der Geist auf dem Kirchhof konnte nur dieser gewesen sein.

Seine Schilderung, die er von Antonis Äußerm gab, bestätigte seine Vermutung. Er selbst war Antonis niemals ansichtig geworden und wußte nicht, wie er in so hohem Grade dem Vater ähnlich sah. An jenem Abend war er gerade so vor ihm verschwunden, wie schon einmal auf der Dult in München vor dem jungen Ferrabosco. Damals hatte er sich in eine der Schaubuden geflüchtet, und Doktor Keller versicherte, er hätte dies wohl auch an jenem Abend an den Bretterverschlägen auf dem Kirchhof getan, da er in Lauingen hätte unbekannt bleiben wollen.

Die Erwähnung der Bauschuppen führte auf die Brüder Ferrabosco, auf Vittoria und eine nunmehr aufsprudelnde so große Fülle von Neckereien, namentlich über den in Regensburg von Oswald von Eck entführten Joachim von Zitzewitz, daß selbst Ottheinrich in die allgemeine Heiterkeit miteinstimmen mußte, obschon neben dem Belachenswerten auch manche betrübende Erinnerung am Wege lag, mancher Verlust und mancher Grabhügel. Regina Honold, Johannes Paumgartner, Vittoria selbst, die durch Antonis Leichtsinn so bittere Erfahrungen gemacht hatte, konnten nicht ohne Erwähnung bleiben.

Aus allem war herauszuhören, David lebte auf einem Vulkan. Zerfallen mit Hans Georg, mit seinen Schwägern, hatte er jetzt auch noch die Ansprüche Antonis zu gewärtigen, dem seine Rente nicht mehr zufloß. David sagte, er entzöge sie ihm, weil der Schurke Miene machte, des Vaters Statut umzustoßen. Antoni schien sich für die Ausschließung aus dem Familienstatut des Vaters rächen zu wollen, warum hatte nicht auch er die Freiherrenkrone der Schwangauer auf sein Siegel, den Schwan vom Alpsee in sein altes Lilien- und Sittichwappen setzen dürfen–? Antoni durfte sich in Augsburg ungescheut sehen lassen, während selbst David, so oft er in Augsburg war, bei keinem seiner Freunde und Verwandten einkehren durfte. Gerade wegen seiner und wegen eines Verwandten, eines Rehlinger, hatte der Rat vor einigen Jahren die Verordnung erlassen, daß keiner, der sein Augsburger Bürgerrecht aufgegeben (das hatten David nach dem Verkauf des väterlichen Hauses an Schertlin und jener Rehlinger getan) in einem Privathause einkehren durfte, wenn er Augsburg besuchte. Um etwaige »Praktiken« eines solchen abgefallenen Stadtkindes besser in Obhut zu behalten, mußte man in einer offenen Herberge Behausung nehmen. Antoni war dagegen Augsburger Bürger geblieben.

Für David, der noch mit allen Lebensfäden an der schönen, immer noch den Mittelpunkt des damaligen deutschen Lebens bildenden Vaterstadt hing, war jene Verordnung eine drückende Last, wie köstliche Tage hatte es da wieder vor kurzem gegeben, als Maximilian, kurz zuvor, ehe er Kaiser geworden, mit seiner Gattin in Augsburg war und ihnen zu Ehren Schlittenfahrten ausgeführt wurden, wie man solche seit Kaiser Max I. nicht gesehen! Aber auch die kleinen Verhältnisse der Vaterstadt waren David wert und so geläufig, daß er, als Ottheinrich das ererbte, blanke, schöne Geld vorab in des Notars Truhe und erst allmählich durch dessen Hilfe zu Einsätzen auf Häuser verwenden lassen wollte und die Zeugen sagten: Lasset doch erst einmal euer Weib den blanken Segen schauen –! erwidern konnte:

»Was denkt ihr von Martina Schenckin –! Unser Herr Ottheinrich da hat ein Weib genommen, das ihm wohl schon mehr Schreckenberger zu zeigen gehabt hat, als diese Gulden da, wenn sie gewechselt –! Sie ist die Bruderstochter einer Laienschwester aus Sankt Katharinen, die bei meinem Vater selig und bei den Fuggern ihr Büchlein hatte, wie nur unserer besten Runden eines. Alle Quatember bekam sie ihre Zinsen und Zinseszinsen und brachte noch immer frische Truppen –! Oder es müßte denn sein, was ich nicht in Erfahrung gebracht habe, daß etwa die Muhme den heiligen Mann in Rom zum Erben einsetzte –!«

Frölich und seine Söhne wußten, wie sehr das ansehnliche Erbe Martinas in Jena und auf den späteren Wanderungen zusammengeschmolzen war.

Martina und der treufleißige, immer werktätige, wenn auch nur spärlich belohnte Arbeiter im Weinberge des Herrn ergaben sich dem vollen Gefühl der Freude über den für sie so unerwarteten und wohlverdienten Gewinn.

Wieder waren einige Monate verstrichen. Der Kaiser war gestorben. Maximilian, von dessen aufgeklärtem, erfahrungsreichem Sinn sich Deutschland, namentlich das protestantische, so viel versprochen hatte, war Erbe der halben Krone Karls des Großen geworden. Glänzende Feste standen gerade für Augsburg bevor. Dort sollte auch die Erledigung wichtiger Reichs- und Religionsfragen, der Grumbachschen Händel und der pfälzischen Calvinisterei in Angriff genommen werden. Da kam mitten in die Zurüstungen zum Reichstag hinein die Nachricht: Antoni Paumgartner hat seinen Bruder, den Freiherrn David von Hohenschwangau, zu Neuburg an der Donau gefänglich verstricken lassen –!

Nicht lange währte es, so kam auch die Gattin Davids selbst nach Lauingen, um den Kanzler von Kötteritz himmelhoch um die Erledigung ihres Mannes zu beschwören. Ihr ältester Bruder, ein Konstanzer Domdechant, Philipp von Freyberg, begleitete sie. Von Lauingen wandten sie sich nach Dillingen, um die Verwendung des inzwischen von Rom wieder heimgekehrten Kardinals anzurufen.

Pfalzgraf Wolfgang mochte und konnte dem Rechte seinen Lauf nicht hemmen. Mittel, um den Gefangenen auszulösen, brachten Gattin und Schwager nicht mit.

Da wurde Ottheinrich von einer seltsamen Angst ergriffen. Martina hatte Mühe, sein mitfühlendes Herz zu beruhigen. Es kam ihm vor, als hätte er mit zu Davids Verlegenheiten beigetragen und als müßte er sich wie Davids Schuldner fühlen. Die stolze Freybergerin jedoch aufzusuchen konnte er nicht über sich gewinnen, wie er sie kannte, mußte er fürchten, daß sie ihn mit dem Vorwurf empfangen würde: »Und auch ihr müßt ein Nagel unseres Unglücks sein! Meines Mannes Ehrgeiz, sein Übermut stahl seinen eigenen Kindern den letzten Pfennig, um sich hier in Lauingen vor euch den Schein eines großen Herrn zu geben –!«

Die Freunde wollten seine Gewissensskrupel beruhigen und sagten, es wäre eine gute Tat gewesen, die Hand zu reichen, daß nicht die Gabe Gottes ganz auf die Straße geworfen wurde. Denn hätte nicht er jenes Geld genommen, die nächste Reise nach München, die in der Tat Oswald von Eck und David Paumgartner zusammen machten, würde das Geld dahin abgeführt haben, wohin schon Hunderttausende gegangen wären, in den bodenlosen Abgrund der Vergnügungen und der Prahlsucht.

Kaum hatte sich Ottheinrich etwas beruhigt, als seine unverwüstliche Teilnahme für die Paumgartnersche Familie in neue Aufregung versetzt wurde. Es waren Gerüchte über dunkle Vorgänge in Bayern gekommen. Herzog Albrecht hatte von München eine bewaffnete Schar gegen den Grafen von Ortenburg ausgeschickt und gewagt, dessen Reichsunmittelbarkeit antastend, sich in die Reformation zu mischen, die jener auf seinem Gebiet vorzunehmen berechtigt war. Allerdings waren einige Teile Ortenburgs bayerisches Lehen. Aber auch für Bayern hatte Graf Joachim auf dem letzten Landtage die Reformation als notwendig gefordert. Er hatte, als Landstand, die Herabsetzung der Steuern, die Verbesserungen der Verwaltung nach allen Richtungen hin verlangt. Oswald von Eck und eine den Herzog erschreckende Anzahl von Adligen hatten sich ihm angeschlossen. Herzog Albrecht antwortete mit dem Überfall Ortenburgs, während Graf Joachim gerade beim Pfalzgrafen in Neuburg war. Seine heldenmütige Gattin, eine Fugger, der jedoch die Augsburger Verwandten, da sie zu Luther hielt, bis zur Stunde ihr Heiratsgut noch nicht ausgezahlt hatten, riet ihm durch reitende Boten, nicht zurückzukehren, sie verteidigte inzwischen selbst ihr Schloß, wie weiland im Löwlerkriege Argulas Mutter die Veste der Stauffer, den Ehrenfels.

Eines Abends hatte Ottheinrich wiederum eine Begegnung, die ihm das Blut erstarren machte. Oft schon war ihm in stillen Stunden des Erinnerns an die Vergangenheit das Bild jener beiden Kundschafter, der verdorbenen Bergwerksverständigen Bock und Böhme, wieder vor Augen getreten. Bock sollte, wie Oswald von Eck neulich bei jenem Frühstück erzählt hatte, als österreichischer Spion von den Türken gespießt worden sein. Böhme lebte noch. Und diesen nun glaubte Ottheinrich nach Jahren, wo er ihn nicht gesehen hatte, in einem Manne wiedererkannt zu haben, der ihm mit Waffen und einigen »gürtenden Landsknechten« am Donaustrande begegnete. »Den Schimpf von Regensburg,« hatte damals Eck zu David gesagt, »zahlt er euch doch noch einmal heim – und auch mir –! Denn vor Wut damals über euern Betrug hab' ich ihm fast die Ohren abgerissen, die ich Eselsohren titulierte, und Geld gab ich ihm keinen Heller –«

»Wo sich dieser Mann blicken läßt, da bricht irgendein Unglück aus –!« sagte Ottheinrich, als er nach Hause gekommen war und Martina versicherte, sich in der Person nicht geirrt zu haben. »Der Lange –!« so hatte damals der alte Obersteiger in der Finstern Stube zu Augsburg, als der Fuchssteiner gefangen genommen wurde, Böhme bezeichnet. Böhme war ohne Zweifel immer noch Kundschafter in bayerischen Diensten.

Noch an demselben Tage erfuhr Ottheinrich, daß Oswald von Eck bei Donauwörth von Reisigen überfallen und nach Bayern geschleppt worden war, wo man ihn gefangen gesetzt hatte.

Gegen Abend kam Graf Joachim von Ortenburg von Neuburg auf schaumbedecktem Rosse heraufgeritten, zwar von einem stattlichen Gefolge begleitet, aber auf der Flucht. Durch das Gebiet des Kardinalbischofs war er wie im Sturm geritten.

Den ersten freien Augenblick benutzte Ottheinrich, zu Frölich zu eilen.

»Da seid ihr!« sagte der würdige Herr. »Und gerade zu euch wollt' ich noch gehen, nachdem ich da Urlaub genommen und mich ein wenig erfrischt habe. Kommt sogleich abseits –!«

Er führte Ottheinrich in seine trauliche Arbeitskemenate, wo sich angenehm verweilen ließ und die Besucher oft die anregendsten Mitteilungen erhielten. Briefe lagen da auf den Tischen, den Freunden unverborgen und unvorenthalten. Auch jetzt nahm Frölich einen solchen und legte ihn lächelnd mit den gelegentlichen Worten beiseite:

»Von Jutta Voglerin, meines Schwagers Tochter –! Sie läßt der guten Anna Maria und deren Kindern in Rothenburg wenig Ruhe. Was ist doch für eine Plage in der Welt ein in sich vertrocknetes Herz, das niemals den Gehorsam und die Demut gekannt hat –! Sie will Rothenburg regieren, wie sie früher Würzburg und Windsheim regierte. Doch halten ihr jetzt Anna Marias Verwandte und deren eigene Kinder den Widerpart und nun will sie Länder und Städte anzünden –! Doch das beiseite. Höret das Neueste –! Euer unseliger David–! Es kann ihm jetzt übel ergehen –! Muß auch gerade er der einzige sein, der bereits gefangen sitzt und sich nicht mehr salvieren kann –!«

Ottheinrich erfuhr, daß die geheime Kanzlei des Pfalzgrafen durch einen Boten des Herzogs von Bayern (Ottheinrich warf Böhmes Namen dazwischen) eine Nachricht erhalten hätte, die für die Sache des Grafen von Ortenburg und seiner Landtagsgenossen bedenklich wäre. Bei Wegnahme eines seiner Schlösser, zu Mattigkhofen, hätte man einen Briefwechsel gefunden, der einen großen Teil des bayerischen Adels dermaßen bloßstellte, daß der Herzog in München wütete und von nichts als von Hängen und Köpfen spräche. Die Verbindung der Adligen mit Grumbach wäre erwiesen. Die Freyberge von Hohenaschau, die Maxelrain, die Seybolstorffer, Laiminger und andere hätten ganz dieselben Gesinnungen und Pläne ausgesprochen, die Grumbach und der Rosenberger verfolgten, Unabhängigkeit des Adels von allen Reichsfürsten, Änderung der Lehnsverbände, Abhängigkeit des Adels lediglich vom Kaiser. Pfalzgraf Wolfgang hätte sofort dem Grafen Joachim geraten, sich nach Württemberg zu Herzog Christoph zu begeben und dessen Vermittlung anzurufen. Könnte dieser nicht helfen, so müßte er nach Frankreich. Für ihn, den Pfalzgrafen, wäre, um ihn zu schützen, die Nähe der bayerischen Macht, die Durchkreuzung und Einschachtelung der Gebiete zu bedenklich. Nach seinem eigenen Ländchen könnte Graf Joachim ebenfalls nur auf Wegen gelangen, die durch Bayern führten. So sollte denn der Graf sofort weiterreiten und nur bedacht sein, nicht noch gar auf der Landstraße angefallen und da verhaftet zu werden –

»Der Pfalzgraf könnte ihm seinen Schutz versagen –?« wallte Ottheinrich entrüstet auf.

»Einem Genossen Grumbachs –? Grumbach ist geächtet –! Ein kaiserlich Mandat gebietet allen Obrigkeiten, Grumbachs Mitverschworene sofort festzuhalten und zu verstricken –«

»Und David –?«

»Wird unter den Beteiligten des Briefwechsels mitgenannt und diesen dem wütenden Herzog auszuliefern ist jetzt nicht zu umgehen, da er ja schon verhaftet ist –!«

»Der Pfalzgraf soll ihn freigeben –! Ich bitte euch, Kanzler –! Verwendet euern Einfluß –!«

»Ich fürchte, daß wir hierin zu spät kommen –! schon ist in München ein Gericht niedergesetzt. Der Freyberger, des Herzogs eigener Hofmarschall, ist in den Falkenturm geworfen –! Die alten Späne der Paumgartner mit dem Bayernherzog, dem sie ja für einige ihrer Allodien lehnspflichtig sind, kenne ich –! Wenn nun, wie es heißt, Oswald von Eck, der den Herzog am meisten in diesen Briefen angegriffen und verspottet hat, für so gut wie verloren gelten muß, dann fürcht' ich auch für David – falls nicht sogar beide Brüder, auch Hans Georg, beteiligt sind –«

Ottheinrich gedachte, wie rücksichtslos Herzog Ludwig von Bayern, der Ohm des jetzt regierenden Landesfürsten, mit Argulas Oheim, Hieronynms von Stauff, verfahren war. Die Henker feierten nicht in Bayern.

»Antoni muß ihn sofort freigeben – Ich zahle die Bürgschaft –! Seine Jahresrente, soweit sie auf Davids Verpflichtung entfällt, kann nicht größer sein, als mein empfangenes Legat, das ich mit Freuden drangebe –«

Georg Frölich widerriet jede Übereilung, vielleicht erschiene ihm die Gefahr eine größere, als sie in Wahrheit wäre. Die Erinnerung an Hieronymus Stauff ließ ihn ausrufen:

»Drängen sich diese Kaufleute in den Adel zu einer Zeit, wo selbst der Adel aufgehört hat, im Reich noch zu zählen –!«

Ottheinrich beschwor Frölich, genauere Erkundigungen einzuziehen. Sofort begab er sich zum Schwiegersohn des Altkanzlers, um diesen von seinem Vorhaben zu unterrichten und sich in Besitz des Geldes zu setzen, das noch im Verschluß des Notars lag.

Doktor Keller widerriet die großmütige Regung Ottheinrichs aus denselben Gründen wie sein Schwiegervater. Dennoch ließ sich Ottheinrich von seinem Vorhaben nicht abbringen. Der Notar konnte nicht umhin, ihm zu bestätigen, daß Antonis Berechtigung, den Bruder gefangen zu halten, sich zunächst nur von einer einzigen ausgebliebenen Rate der ihm ausgesetzten Rente herleitete. Mochte Antoni noch weitere Ansprüche gegen den Bruder erheben, so hatten doch die Gerichte von Pfalz-Neuburg keine Veranlassung, ihm in etwas anderem zu willfahren, als seine nächste Forderung zu befriedigen, die sich auf einen Wechsel gründete, von seiten Davids schien es auch in der Tat mehr Trotz und Ingrimm gegen Hans Georg zu sein, der ihm diese Verlegenheit bereitet hatte, als ein absolutes Unvermögen, das ihn am Zahlen hinderte. Jetzt, wo ihm die Gefahr von Bayern drohte, hätte er sich allerdings gehütet, Antoni unbefriedigt zu lassen. Nun aber, in der Eile, mochten ihm doch die Mittel fehlen, zumal in Neuburg, wo der Pfalzgraf dem Hohenschwangauer Freiherrn ohnehin feind geworden war.

Martina gab zu allem, was dem geliebten Gatten in solchen und ähnlichen Fällen zu tun oder zu lassen Bedürfnis war, von ganzem Herzen ihre Zustimmung.

Als Ottheinrich am folgenden Morgen vernommen hatte, die bayerischen Boten, Böhme und seine Begleiter, hätten sich plötzlich als mit der Verhaftung des Ortenburgers Beauftragte ausgewiesen, die wenn sie diesen aufgehoben, nach Neuburg umkehren und dort David Paumgartner vom Herzog ausgeliefert verlangen sollten, so verlor er keinen Augenblick. Graf Ortenburg konnte nur eine kurze Strecke entlang von den Boten des Münchener Gerichts verfolgt werden.

Sofort bediente sich Ottheinrich eines donauabwärts fahrenden sicher behüteten Regierungsbootes, reiste mit seinem Gelde nach Neuburg, löste David beim Gericht aus und setzte ihn sofort in Freiheit. Diese Prozedur bedurfte keiner Einmischung des Pfalzgrafen oder der Regierungskanzlei.

Ottheinrich traf David in voller Bestürzung über die Gefahr, worin er durch eine Auslieferung seiner Person an Bayern schwebte. In dem auf Schloß Mattigkhofen beschlagnahmten Briefwechsel fehlte es allerdings nicht an Belastungen seiner bayerischen Lehnspflicht, an Ausfällen gegen den Herzog und Beleidigungen seiner Räte, sogar an Kundgebungen seines Bruchs mit so vielen seither dem Kaiser gegenüber vertretenen Gesinnungen. Schon hatte David vergebliche Versuche gemacht, die Summe in Neuburg zu entlehnen, die ihm jetzt so großmütig von Ottheinrich in einem Augenblick der größten Bestürzung dargebracht wurde.

Auf einem Rosse, dem letzten, das in der Herberge für den Freiherrn von Hohenschwangau zurückgeblieben war (die übrigen des stattlichen Gefolges, mit dem er vor einigen Wochen in Neuburg eingeritten war, hatten seines Unterhaltes wegen schon verkauft werden müssen), sprengte der glücklich Erlöste zum Eichstädter Tor hinaus nach Württemberg zu.

Noch verriet er die volle Zuversicht, Ottheinrich binnen kurzem sein edles Werk dreifach vergelten zu können.


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