Karl Gutzkow
Hohenschwangau
Karl Gutzkow

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Vorwort

»Roman und Geschichte« nannte Gutzkow sein Werk, das zuerst im Jahre 1865 in fünf dicken Bänden erschien. Wencker hat in dieser Neuausgabe alle störenden und von der eigentlichen Handlung ablenkenden historischen Schilderungen, die in ein ausgesprochenes Geschichtswerk gehören, weggelassen, so daß nur der eigentliche Roman geblieben ist. Das Werk hat durch diese mit größter Schonung vorgenommene Kürzung an Wert nicht verloren, sondern Gewonnenes steht heute als eine von allen Schlacken gereinigte unerreichte Meisterschöpfung unserer Literatur da.

Jahrzehntelang war Gutzkows glänzende Schilderung vom Aufstieg und Verfall eines deutschen Kaufmannsgeschlechts, das eng verknüpft ist mit den wechselvollen, sturmbewegten Schicksalen einer der ältesten und berühmtesten Burgen Deutschlands, unbeachtet geblieben und unverdienter Vergessenheit anheimgefallen. Hier wird zum ersten Male wieder dieses köstliche Meisterwerk von unvergänglichem klassischen Werte der Allgemeinheit zugänglich gemacht.

Mit seltenem Geschick ist es dem verdienstvollen durch zahlreiche Veröffentlichungen wohlbekannten Herausgeber gelungen, aus dem in der ursprünglichen fünfbändigen Fassung schwer verdaulichen Werk den eigentlichen Kern der spannenden Erzählung herauszuschälen und ihn befreit von allen allzu weitschweifigen Randbemerkungen kulturhistorischen Inhalts zu einer geschlossenen, dramatisch gesteigerten Handlung zusammenzufassen, ohne der Eigenart des Dichters Abbruch zu tun.

Ein glänzendes Kulturbild deutscher Renaissance wird vor dem Leser entrollt: die Schicksale des Augsburger Patriziergeschlechts der Paumgartner, der ehrgeizigen Rivalen und Zeitgenossen der Fugger und Welser, deren überquellender Reichtum sich aus der Enge des Kontors hinauf zu ragenden Burgen und Freiherrnkronen sehnte und sich dadurch selbst entwurzelte und in Konflikte stürzte, die die Grundfesten ihres so stolzen Hauses untergruben und es in dem großen Zusammenbruch der alten Ritterherrlichkeit selbst verschlangen, somit stellt dieses Werk eine Buddenbrock-Tragödie ans dem Zeitalter der Reformation und den sturmbewegten Tagen Karls V. dar.

Gutzkows »Hohenschwangau« gehört in die Reihe der wenigen klassischen Burgenromane, die wir besitzen, es steht ebenbürtig neben Hauffs »Lichtenstein« und Scheffels »Ekkehard«, die beide längst Gemeingut aller Gebildeten geworden sind.

So möge denn dieses prächtige Buch in seiner ersten Auflage und vorzüglichen Ausstattung hinausgehen in alle Welt und viele Leser finden.

Berlin, im Herbst 1924.

Der Verleger


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