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Vorwort.

Wenn je ein Buch ungewollt, ja zufällig entstanden, so ist es das vorliegende, dessen Werdegang wir in der Einleitung kurz darlegen.

Unsere Chinareise unternahmen wir wahrlich nicht aus Wanderlust oder Vergnügen, denn wir verhehlten uns die Beschwerden und Gefahren keineswegs, sondern aus dem Pflichtgefühl schwerer Verantwortlichkeit.

Unsere Schwestern waren auf dem Missionsfeld noch Neulinge, sogar die erste Gruppe von 1926, welche erst kurz zuvor nach vielen Wechselfällen ein festes Heim gefunden hatte.

Andere wurden begehrt für die uns ursprünglich zugedachte Mission von Yungchow. Wir mußten und wollten unser Versprechen erfüllen. Aber auch dieser zweiten Expedition schienen sich dieselben Hindernisse in den Weg zu stellen: Krieg, Revolution, Räuberwirren.

Obwohl wir uns bei der Aussendung unserer Missionärinnen in vollem Einklang mit Rom wußten, so hätte es doch den Anschein erwecken können, wir ließen uns Unklugheiten zuschulden kommen.

Zudem tauchten für unser junges Missionsunternehmen viele neue und folgenschwere Probleme auf, die ein eingehendes Studium an Ort und Stelle notwendig machten, sodaß wir uns verpflichtet fühlten, selber mitzugehen. Und wir haben es nie bereut. –

Wir maßten uns keineswegs an, von uns selbst aus alles richtig zu sehen, zu verstehen und zu beurteilen, sondern wir bestrebten uns, bei alteingesessenen Veteranen des Apostolats in die Schule zu gehen, zu lauschen, auszufragen, zu notieren, kurz uns auf deren reifes Urteil zu stützen. Und dazu fanden wir reichlich Gelegenheit, wie wir es im Schlußkapitel hervorheben. All diesen weisen, selbstlosen Meistern sei hier aufrichtig gedankt.

Mitunter haben wir im Text unsere Gewährsleute sprechen lassen oder sonst angedeutet, woher unsere Urteile stammen. Da wir aber nicht beabsichtigen, ein gelehrtes Werk zu schreiben, so haben wir auf die Beigabe eines wissenschaftlichen Apparates verzichtet.

Wir erzählen schlicht und einfach, was wir auf unserer langen Fahrt erlebt und gelernt, worunter indes doch manches so eigenartig ist, daß selbst der Gebildete noch etwas dabei wird lernen können. Wenn wir auch die sonst beliebte Tagebuchform verlassen, so bilden die Reiseerlebnisse doch den Rahmen, in dem wir das Missionsleben in einem uns so fernliegenden Kulturland, inmitten einer verworrenen Zeit, darzustellen suchen.

Da das Material nicht allein von uns stammt, sondern wir auch die Aufzeichnungen und Berichte unserer mitreisenden Schwestern, ja hie und da sogar andere Quellen verwerten, so spricht das Buch bald in der dritten Person, bald mit «wir», bald mit dem ominösen «Ich». –

Für die Umschreibung der chinesischen geographischen Namen, die in jeder Sprache anders ist, halten wir uns nach dem Beispiele der Propaganda konsequent an die englische Orthographie, die auch das chinesische Verkehrsministerium seit Jahren amtlich benutzt; also Shanghai, Hankow (für Hankau) usw. Allerdings mußten wir bei manchen kleinern Orten, die nicht im Postkatalog aufgeführt sind, uns aufs Gehör verlassen. –

Wir erklären ausdrücklich, daß wir gemäß dem Dekrete Urbans VIII. in keiner Weise dem Urteil der Kirche vorgreifen wollen, wenn wir von Heiligen, Seligen, Märtyrern usw. sprechen. Und auch in unsern andern Urteilen und Ansichten unterwerfen wir uns voll und ganz unserer heiligen Mutter der Kirche und ihren Organen.

Wegen unserer vielen Berufsgeschäfte mußten wir bei der Bearbeitung dieser Blätter die Hilfe mancher lieben Mitschwester in Anspruch nehmen, wofür den Betreffenden an dieser Stelle herzlich gedankt sei.

Besondern Dank schulden wir auch dem Hochw. Herrn Professor W. Kauffmann vom hiesigen Priesterseminar, der durch seine kluge Beratung und stete Aufmunterung gleichsam Pate gestanden und sich der nicht geringen Mühe unterzogen hat, das Manuskript zu sichten und zu verbessern. Ferner dem geschäftskundigen Ehrw. Br. Karl Joos aus dem Metzer Franziskanerkloster, der als bewährter Fachmann für eine volkstümliche Aufmachung des Werkes sorgte und die Drucklegung leitete und überwachte. –

Möge nun diese bescheidene Arbeit den Zweck erfüllen, für den sie unternommen wurde, nämlich das Interesse unseres christlichen Volkes auf die Missionen und ihre ungeheuren Nöte zu lenken, insbesondere auf das liebe, schwergeprüfte Riesenvolk Chinas.

Das gebe der göttliche Weltenmissionär!
Mutterhaus der Franziskanerinnen, Belairstraße,

Luxemburg, den 25. April 1931.
Schw. Gregoria.


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