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Sechzehntes Kapitel.
Gäste

Auf dem Schlosse Hohenfeldt waren Gäste eingetroffen.

Gräfin Mechtilde hatte noch eine Cousine, die Tochter des einzigen Bruders ihrer Mutter, welche mit einem Offizier vermählt gewesen, seit etlichen Jahren aber Witwe geworden war. Sie hatten zu Lebzeiten ihres Gatten ein ziemlich üppiges Dasein geführt, hatten die Pflichten ihres Standes weit überschätzt, und denselben viel größere Opfer gebracht, als es sich mit ihren Einnahmen vertrug. Wenngleich die Frau Majorin ein bedeutendes Vermögen in die Ehe gebracht hatte, bewahrheitete sich doch auch bei ihr wieder das alte Sprüchwort: Selbst ein tiefer Brunnen läßt sich ausschöpfen.

Es ist ein schweres Unrecht, das man an der Gesellschaft und an seinen Nebenmenschen begeht, wenn man sie über den eigentlichen Stand des Vermögens zu betrügen sucht, und mit viel größerem Aufwande auftritt, als die Verhältnisse es wirklich erlauben. Wie unklug geht da manche Mutter zu Werke, wenn sie in ihrer Verblendung ihren Kindern alle Vergnügungen, allen Luxus gestattet, dabei die herrlichsten Toiletten zur Schau stellt, und auf diese Weise der großen Menge Sand in die Augen streut, und sie über das Vermögen ihrer Töchter und Söhne, das buchstäblich nicht existiert, täuschen will. Wie viele Reue, wie viele Thränen hat solches Vorgehen schon im Gefolge gehabt, wie ist manch' ein redlich denkender Mann dadurch irre geworden in seinem Glauben an die Menschheit, gleichwohl glücklich obendrein, wenn der Betrug noch rechtzeitig entdeckt, wenn seine schweren Folgen für die Zukunft noch verhütet worden waren. Die junge Baronesse Julie war von bedeutender Schönheit und sah sich aus dieser Ursache vom ersten Augenblicke an, da sie in der Gesellschaft erschien, von Anbetern und Bewunderern umringt.

Schon im Alter von kaum 18 Jahren heiratete sie aus wirklicher Herzensneigung einen jungen, flotten Kavallerieoffizier, der ungemein stolz auf sein reizendes Frauchen war, und keine Gelegenheit versäumte, mit ihr zu glänzen.

Bereits vor seiner Verlobung hatte aber die böse Fama von ihm erzählt, er stecke tief in Schulden, und die bedeutende Mitgift seiner Braut böte ihm hochwillkommene Hilfe.

Der Offiziersstand ist in vielfacher Beziehung eine große Gefahr für solche, die es nicht gelernt haben, mit ihren Einnahmen zu rechnen, und sich überflüssigen und unnützen Genuß zu versagen. Die Ehre des Offiziers, sowie seine äußere Erscheinung stellen ja in Wahrheit sehr hohe Forderungen an ihn und seinen Ehrgeiz. Die Gelegenheit, die ihm Zutritt zu allen, selbst den höchsten Kreisen gestattet, kann ihm zur schweren Versuchung, ja selbst zum Falle werden. Gar zu leicht wird in einem jungen Manne der Wunsch rege, es den anderen, vom Glücke mehr begünstigten Kameraden gleich oder zuvor zu thun und sich nirgends auszuschließen, sondern sich im Gegenteile an jeglichem Genusse zu beteiligen. Der Zivilstand weiß von all diesen Dingen nichts; er ist nicht berufen, sich irgend gesellschaftlich hervorzuthun, und kann deshalb ganz einfach und zurückgezogen leben, ohne irgend welchen Aufwand machen zu müssen. Hauptsächlich in kleinen Garnisonen besteht die Gefahr zu Mehrausgabe und Verschwendung für den jungen Offizier, denn in der Großstadt dient die Anwesenheit des Adels, der Hof- und höchsten Zivilbeamten zum Schmuck der Feste, in kleinen Städten aber bilden die Uniformen den Glanzpunkt jeder Gesellschaft, die Crême jeglicher Unterhaltung. In den Hauptstädten kann der kluge ehrliche Offizier bescheiden zurückgezogen leben, ohne hierdurch seiner Würde das Mindeste zu vergeben, er hat eben lediglich nur dort zu erscheinen, wo ihn seine absolute Pflicht ruft, kann aber gar wohl entbehrt werden im Schwarme der übrigen Unterhaltungen. Nicht so in der Provinz. Hier bildet das Militär sozusagen den Glanzpunkt aller Feste, und unversehens überbietet man sich gegenseitig und überschreitet die Grenze des Erlaubten aus Eitelkeit und Gefallsucht, oft auch aus eingebildeter falscher Ehre.

Der junge Rittmeister war der schneidigste Offizier seines Regiments. Die Damen behaupteten von ihm, er sitze zu Pferde, als wäre er mit dem edlen Tiere aus einem Gusse modelliert und tanze wie ein Gott – dabei hatte er eine glänzende Unterhaltungsgabe und wußte immer Witz und Ernst im richtigen Maße anzuwenden.

Obwohl er mit seiner Verlobung aufhörte dem ledigen Teil der weiblichen Gesellschaft interessant zu sein, so bot doch seine Erscheinung an der Seite einer so reizenden, lieblichen Gemahlin genug Anziehung, und wurde das junge Paar überall mit Akklamation empfangen und aufgenommen.

Julie hatte immer die geschmackvollsten Toiletten, das freundlichste Lächeln, die anmutigsten Einfälle. Julie saß im Sattel, als sei sie in demselben geboren, sie ritt kühn und mutig, sie sang und tanzte, musizierte und war gegen Jedermann freundlich und zuvorkommend. – Sie wußte, daß die Freundlichkeit so hübsch zu ihrem jugendlichen Gesichtchen stand, und daß man, wenn sie lachte, ihre prächtigen Zähne bewundern konnte. Sie hielt zweimal wöchentlich offenes Haus, und ließ es bei ihren Gesellschaften weder an vorzüglichen Menus, noch auch an der dazu gehörigen glänzenden Ausstattung ihrer Wohnung, am Service und Silber, noch an wohlgeschulter Dienerschaft fehlen. Bei ihr eingeladen zu sein, galt als besonderes Vergnügen; sie war die liebenswürdigste Wirtin gegen ihre Gäste, und versöhnte dadurch allmälig auch die älteren Damen und Gemahlinnen der höheren Offiziere, die ihr anfangs Kälte und Mißtrauen entgegengebracht, und sich über den großen Aufwand dieses jungen Ehepaares, sowie über die Pracht ihrer Toilette ärgerlich geäußert hatten. Das ging so eine Reihe von Jahren fort. Wohl schüttelten erfahrene Leute zuweilen die Köpfe und raunten sich heimlicherweise etwas in die Ohren – zum offenen Skandal kam es nicht. Dann wurde der Rittmeister zum Major ernannt, diese Erhöhung der Stellung und Einnahme diente aber keineswegs zur Begleichung der etwas verwickelten Verhältnisse, sondern trieb nur zu vermehrtem Aufwande an. War einmal der Stabsoffizier erreicht, so ging es ja rasch aufwärts von Stufe zu Stufe, und Schwarzseher waren weder Hugo noch Julie.

Da kam mit einem Male der Schlag aus blauem Himmel. Der Major starb rasch und unerwartet in der Vollkraft seiner Jahre, und seine Witwe fand sich plötzlich tief verschuldet samt ihrem Sohne der harten, bitteren Not gegenüber.

Julie, dieses Sonnenkind, das allen und immer gelächelt hatte, war nun in die Hände der Gläubiger gegeben, arm und hilflos, und – was noch das Ärgste war, über alle Maßen verwöhnt! – –

Zum Glücke waren ihre beiden Eltern bereits gestorben, sie hätten wohl diesen demütigen Sturz ihrer Tochter aus der glänzenden Höhe eines genußreichen Lebens in das Elend der Mittellosigkeit hinab, schwer ertragen.

Die Anverwandten der Witwe, und in erster Linie die Hohenfeldts kamen ihr mit großmütiger Bereitwilligkeit zu Hilfe.

Es gelang ihnen auch wirklich, unter dem Beistande eines tüchtigen Rechtsanwaltes die schwer verwickelten Verhältnisse einigermaßen in Ordnung zu bringen, und nachdem die kostbare Einrichtung, Silber, Möbel und dergl. zu Bargeld verwandelt und damit die Schuldenmasse beglichen worden war, ihr noch einen Vermögensrest zu retten.

Es war allerdings eine sehr bescheidene Jahresrente, und würde sonst kaum die Bedürfnisse einer der glänzenden Gesellschaften gedeckt haben, die Frau Julie abgehalten hatte, sie mußte sich aber begnügen, damit, und mit ihrer Pension auszukommen. Für die Erziehung ihres Sohnes Hermann waren ebenfalls die Hohenfeldts aufgekommen, es war das ein Akt der Ritterlichkeit des Grafen Emanuel gegenüber seiner Gemahlin, wofür ihm diese mit hingebender Liebe Dank wußte. Wenn nur ihre Cousine auch ein bischen besser zu ihr gepaßt hätte! Sie war aber trotz der großen und schweren Heimsuchung, die Gott über sie verhängt hatte, keineswegs würdiger oder gediegener in ihren Anschauungen geworden, sie hatte nicht die Weihe der Thränen, die Heiligkeit des Schmerzes empfunden, sondern mit alter Oberflächlichkeit und möglichst guter Laune sich ihrem Schicksale anzupassen gewußt, und im übrigen auf die reiche Cousine vertraut, die sie ja doch gewiß niemals ganz verlassen würde. Häufig kam sie auf Monate, ja oft auf halbe Jahre zu Hohenfeldts zu Besuch, ihren Knaben aber hatte Graf Emanuel als Vormund sogleich nach der Katastrophe in die Kadettenschule gegeben, um ihm die nötige Vorbildung für den Stand seines seligen Vaters, den auch er ergreifen wollte, zu ermöglichen. Es war keine Kleinigkeit für das verwöhnte Kind, sich in die strenge Einfachheit dieser Erziehungsanstalt zu fügen, doch aber hatte er ausharren müssen; hatte auch sämtliche Klassen absolviert und jetzt den Rang des Fähnrichs glücklich erreicht. Nun durfte er einen vierwöchentlichen Urlaub mit seiner Mutter auf Hohenfeldt verleben, und konnte selbst, wenn er wieder in seiner Garnison war, zu fleißigeren Besuchen hierherkommen. – Schloß Hohenfeldt war immer das Eldorado seiner Kindheit gewesen. Die Familie Emanuels aber hatte dieses Schloß seit dem jähen Tode des jungen Erben und einzigen Sohnes viele Jahre nicht mehr besucht, und die Verwandten alljährlich nach Hohenfeldts-Rast eingeladen; um so willkommener wurde jetzt der neue Aufenthalt begrüßt. Hier boten sich ja dem jungen Fähnrich alle möglichen Freuden dar; vortreffliche Pferde, die ihm der Onkel wenigst teilweise zur Verfügung stellte, auch Cabs, um hübsche Fahrten zu probieren, der Weiher bot Gelegenheit zum Fischfange, sowie auch zum Kahnfahren, in dem großen stundenweiten Forste endlich mochte er dem edlen Waidwerke huldigen nach Herzenslust.

Wenn nur die Gesellschaft eine andere gewesen wäre. Aber der finstere, wortkarge Oheim behagte seinem Geschmacke schon gar nicht. Hermann konnte ja wahrlich nichts dazu, daß dem Grafen drei Söhne gestorben waren, und der letzte, auf den er all' seine Hoffnungen gesetzt hatte, so jähen furchtbaren Todes!

Tante Mechtild, ja gewiß, sie war so sanft und freundlich mit ihm, so stets bereit, ihm Freude zu machen, so nachsichtig, wenn er ja etwas angestellt hatte! Aber er liebte diese sanften Naturen nicht. Da war seine lebhafte Mama, die so fröhlich über seine losen Scherze lachen konnte, doch eine andere! Und erst Seraphine! Die nahm seine ganze nicht eben große Geduld in Anspruch. Er sollte ihr jede Aufmerksamkeit erweisen, und fand so gar kein Verständnis für seine Witze und Erzählungen bei ihr; im Gegenteile stimmte sie den Predigerton an, wenn er es wagte, über etwas zu spotten, was ihr heilig schien. Nein, ohne Seraphine wäre ihm Hohenfeldt schon viel, viel lieber gewesen. Aber er mußte sie mit in den Kauf nehmen, er mochte wollen oder nicht!

.

So war denn die Frau Majorin mit ihrem Sohne im Schlosse wieder eingetroffen, und hatten wie immer freundliche Aufnahme gefunden. Große behaglich eingerichtete Räume standen zu ihrer Verfügung, die Fenster boten einen wundervollen Ausblick in die Berge – Park und Garten verrieten die vortrefflichste Pflege. Die Majorin war noch immer eine hübsche Frau, wenngleich da und dort ein weißer Faden sich durch das reiche kastanienbraune Haar stahl, das vor Jahren die Bewunderung so vieler auf sich gezogen hatte, wenn schon an den beiden Schläfen kleine Fältchen erkennen ließen, daß die erste Jugend vorüber war – sie hätte in guter Toilette noch immer für die ältere Schwester Hermanns – nicht für seine Mutter gelten können. Jetzt hatte sie eben das Dienstmädchen, das ihr beim Auspacken der Koffer mit behilflich gewesen war, dankend verabschiedet, und streckte sich bequem auf dem mit roten Damast bezogenen Sopha aus: »Da wären wir wieder einmal hier«, sagte sie und fächelte mit ihrem stark parfümierten Taschentuch um Gesicht und Haupt, so daß der süße Veilchenduft sich im ganzen Zimmer stark fühlbar machte; »vergiß nicht, mein Sohn, was ich dir wiederholt gesagt habe; versäume keine Artigkeit gegen Onkel und Tante, besonders aber nicht gegen Seraphine.«

»Liebe Mama! Diese blasse Mondscheinprinzessin ist mir verhaßt. Ich muß mich zwingen, Geduld mit ihr zu haben.«

»Rede nicht so gedankenlos in den Tag hinein, Hermann! Du bist kein Kind mehr, die Tage wo du als Knabe hier gespielt und dich mit den Dorfjungen herumgetummelt hast, sind vorüber, du trägst die Offiziersauszeichnung, so wirst du auch begreifen, was dein Stand und deine Ehre von dir fordert.«

»Mein Stand? meine Ehre, Mamachen? Soll ich mich furchtbar langweilen mit meiner kleinen Cousine, die noch dazu ein Naseweischen ersten Ranges ist, als ob sie mir im Alter gleich stünde, und so vieles weiß und studiert, was mich keinen roten Deut kümmert. Es ist nicht gerade meine Passion mich mit dem Plebs abzugeben, aber zehntausendmal lieber mit den Dorfjungen in die Haselnüsse gehen, und auf die Bäume klettern wie damals, als mit Seraphine Schach oder Domino spielen!«

»Ich habe dir schon wiederholtemale gesagt, Hermann, daß wir seit dem Tode deines Vaters, der leider gar nicht liebevoll für uns gesorgt hat, von den Verwandten leben, und daß Hohenfeldts diejenigen sind, die am großmütigsten gegen uns gehandelt haben. Wir sind ihnen verpflichtet. Glaube mir, ich wüßte mir auch lieberen Umgang, dürfte ich ihn mir aussuchen – aber ich habe nur die Wahl zwischen hier und einem kleinen beschränkten Dasein in einem engen Stübchen der Stadt, und daß es mir da nicht schwer wird, zu entscheiden, magst du begreifen. Ich hatte mir immer im Geheimen den Gedanken zurecht gelegt, du und Seraphine könntet noch einmal ein Paar werden. – Du bist ein hübscher Junge mit klugem Verstand und praktischem Sinne, bedenke welche Vorteile dir aus solchem Schritte erwüchsen!

Du würdest als Seraphinens Gemahl der unumschränkte Gebieter hier auf Hohenfeldt, und auf Hohenfeldts-Rast – der reiche, alte, herrliche Stammsitz würde dein Eigen! Jetzt ein junger, blutarmer Fähnrich, in 5 Jahren vielleicht schon Gutsherr auf Hohenfeldt! Vergiß das nicht mein Sohn! Suche, dich an diesen Gedanken zu gewöhnen, in diesen Plan einzuleben, und halte das eine fest, daß große Vorteile mit großen Opfern errungen werden müssen.«

»Liebe Mama! Ich bitte dich, verschone mich wenigstens jetzt noch mit diesen Projekten; laß mich jetzt noch meine Freiheit, meine Jugend genießen. Ich werde Seraphine gefällig sein, so gut ich's vermag, mehr mußt du, kannst du nicht verlangen! Ich kann mir nun einmal selbst um den Preis dieses Schlosses, ein Leben an der Seite dieser durchsichtigen Jammergestalt nicht denken!«

Die Majorin schlug die Hände vor's Gesicht und brach in Thränen aus. »Das hat man von der Liebe und den Opfern, die man seinen Kindern bringt«, schluchzte sie, »ein Glück, das Tausende mit beiden Händen ergreifen würden, läßt sich der eigenwillige Junge durch die Finger schlüpfen, nur weil gerade die ihm zugedachte Braut seiner Vorstellung nicht entspricht. O Undank der verwöhnten Kinder! Was hab' ich schon alles für dich gelitten, und die erste Bitte schlägst du mir rundweg ab, und sträubst dich, als ob ich dir die schlimmste Zumutung machen wollte, anstatt deiner schönen Zukunft vorzuarbeiten.

Nun wohl, gieb den Gedanken auf, Hermann, stoße mich wieder zurück in die finsteren Verhältnisse der Armut und Entbehrung und bleibe du selbst ein armseliger Fretter, der mit jedem Pfennig rechnen muß, ehe er ihn ausgiebt!« –

Sie lehnte sich erschöpft in die Sophaecke zurück und überließ sich einem heftigen Schmerzensausbruch.

»Aber beste Mama! Soll uns denn schon die erste Stunde hier im Schlosse verbittert werden? Müssen denn deine Pläne sofort ausgeführt werden? Laß mir doch Zeit, ich will mir Mühe geben, dir zu willfahren, vielleicht gelingt es mir besser, als ich denke. Wir sind beide ja noch so jung, ich noch nicht 20, Seraphine kaum 13 Jahre alt, wie könnte man da schon Heiratspläne fassen? Genügt es dir, wenn ich verspreche, daß ich den Wunsch meiner süßen Mama stets im Gedächtnisse behalten und soviel als möglich erfüllen will? Bist du dann wieder gut, und willst du nimmer weinen? Denke doch, wie sehr deine schönen Augen von den häßlichen Thränen leiden! Und ich bin so stolz auf meine liebe, schöne, jugendliche Mama!« Dann ergriff er ihre Hand und küßte sie mit ritterlichem Anstande.

»Schmeichler du!« lächelte jetzt die Majorin, indem sie mit ihrem Taschentuch nach des Sohnes Hand schlug, »ich will denn also nicht mehr verlangen, als das. Das Weitere wird sich im Laufe der Jahre finden.«

Dann begab sie sich zum Waschtische, goß aus der Krystallkaraffe Wasser in eine Schale, mengte etwas Eau de Cologne dazu und kühlte sich die Augen, dann nahm sie den Arm Hermanns und sagte: »Komm, mein Sohn, laß uns jetzt hinuntergehen, es dürfte Essenszeit sein.«

Und beide stiegen die Treppe hinab, nach dem Speisesaal, wo die gräfliche Familie bereits der Gäste wartete.


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