Friedrich de la Motte Fouqué
Die Saga von dem Gunlaugur genannt Drachenzunge und Rafn dem Skalden
Friedrich de la Motte Fouqué

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Nachwort.

Das so eben beendete Werk ist folgendermaßen entstanden.

Vor einigen Jahren kam mir ein Bücherpacket von unbekannter Hand zu, mancherley des Wichtigen und Seltnen für altisländische Literatur enthaltend.

Vergeblich suchte ich nach einem Briefe des freundlichen Senders. Nur die zum Einpacken verwandten Bruchstücke eines in Dänischer Sprache abgefaßten handschriftlichen Schifferberichtes gaben mir mit Wahrscheinlichkeit kund, die edle Gabe stamme aus unsrem altverwandtem Dänenlande her.

Weitere Nachforschungen führten mich nur so weit: Ein unbekannter Reisender habe wenige Meilen von hier das an mich überschriebne Packet abgegeben.

210 Meine Danksagung und Bitte um nähere Bezeichnung und Mittheilung, durch die Hamburger Zeitung bekannt gemacht, blieb bis heute unerwiedert.

Lange rang ich in mir, wie ich die zu der nun vorliegenden Arbeit benutzte, in jener Sendung mitbefindliche Saga verwenden solle. Denn zum dichterischen Weitersagen derselben fühlte ich mich auf alle Weise kräftig angeregt. – Sie heißt auf Isländisch:

»Sagan of Gunnlaugi Ormstunge ok Skalldi Rafni.«

In der lateinischen Version lautet der Titel:

»Gunnlaugi vermilinguis et Rafnis poetae vict.
Ex Manuscriptis Legati Magnoeani etc. Hafniae 1775.
«

Zu einer ähnlichen Behandlung, wie die meiner frühern nordischen Heldenspiele (Sigurd der Schlangentödter u. s. w.) eignete sich der mehr epische als dramatische Gang der gegebenen Sage keinesweges. Ein Epos daraus in metrischem Klange zu bilden, fehlte es dem Wiedererzähler nicht an Lust, vielleicht auch nicht an Kraft. Aber was würden die Leihbibliotheken dazu gesagt haben, vermöge der an prosaische Uebersetzungen 211 gewöhnten Lesewelt? Und der Dichter mochte doch am wenigsten dießmahl in die wiederhallsleere Wüste hinaussingen, nur auf die ferne Möglichkeit einer künftig neu erwachenden metrischen Empfänglichkeit der Leser hoffend. Zur bloßen Uebersetzung dagegen wollte sich nun sein Einmahl angeregter Sinn nicht verstehen.

Da sagte ihm die innere Stimme, die bisher sein dichterisches Leben geleitet hat:

»Erzähle du, wie so viele romantische Dichter erzählt haben, seit dem frühesten Beginne dessen, was ihr jetzt Romane nennt: mit Liebe und Treue sich an die Urschrift haltend, aber auch den innern Eingebungen das Ausmahlen und Muthmaßen verstattend.«

Es ist geschehen. Und nach langer, ernster Prüfung tritt nun die sogestaltete Arbeit an's Licht. Möge sie vorzüglich Dir genehm seyn, Du edler, unbekannter Spender der Saga, ob Du nun noch dießseit, oder, wie Dein Schweigen mich es beynahe vermuthen läßt, schon jenseit wandelst!

 


 


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