Friedrich de la Motte Fouqué
Die Saga von dem Gunlaugur genannt Drachenzunge und Rafn dem Skalden
Friedrich de la Motte Fouqué

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Sieben und zwanzigstes Kapitel.

»Die Sage steht, fast wie verschüchtert, still.
Sie weiß nicht, wem von Zwey'n sie folgen will,
Dem Rafn in seinem starren Racheschwung?
Wie, oder dem Gunlaugur, trotzig jung?
Die Zweye waren jüngst noch so sehr Eins,
Daß Jeder meinte: »Freundesglück ist mein's!«
Und sind doch Beyde nun so grimm entzweyt,
Daß Jeder meint: »Lust gibt mir Feindesleid!«
Wem gehn wir nun von den Getrennten nach?
Wer ist es, der die Bahn zum Hader brach?
Am Bessern gern halt unser Blick sich fest,
An mildrer Tage schönerm Überrest.
Doch ach, wie schwer sich das ermitteln läßt!
Bricht Fluth die Mauer, weißt du, welch ein Stein
Zuerst, aus Fugen weichend, ließ herein
Den unheilbringenden gewalt'gen Strom,
Zertrümmernd dann Burg, Pallast oder Dom?
Drum dünkt es besser mir, wir richten nicht,
Und wenden lieber unser Angesicht 205
Zur Islandinsel, wohin sehnsuchtvoll
Rafn und Gunlaugur wiederkehren soll.
Und fänden sie auch dort sich nur zum Tod,
Im Mutterschooß wird milder jede Noth!
Ja, eh' es kommt zum letzten herben Streit,
Halt Mutterarm noch manchen Kranz bereit,
Um uns den ernsten Übergang zu mildern.
Das letzte Buch soll streng' und mildes schildern!«

 


 


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