Joseph Smith Fletcher
Der Stadtkämmerer
Joseph Smith Fletcher

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31. Kapitel.

Letztes Kapitel.

Sechs Monate später fuhr Brereton im schnellsten Expreßzug von London nach Norcaster. Dort bestieg er den kleinen Anschlußzug, der ihn in das gebirgige Hinterland brachte. Seit jener Tragödie war er nicht wieder in diese Gegend gekommen, und als der Zug an Highmarket vorüberfuhr, wandte er sich ab und schaute auf der anderen Seite zum Fenster hinaus. Er wollte diese Stadt nicht wiedersehen und war froh, daß dieses Kapitel abgeschlossen war. Bent hatte sein Geschäft verkauft, als das Schlimmste vorüber war, und sich in aller Stille mit Lettie trauen lassen. Sie waren dann auf eine lange Reise nach dem Festland gegangen, ehe sie sich in London niederließen. Brereton hatte sie noch vor wenigen Stunden dort gesprochen und von ihnen Abschied genommen. Er hatte sich gewundert, wie ruhig die beiden über die Vergangenheit dachten.

Breretons Gedanken wanderten weiter zu einem Landgut, das hinter jenen Hügelzügen lag, und das er noch nicht gesehen hatte. Nach Harboroughs Freilassung hatte er ja mit dem Fall nichts mehr zu tun gehabt und war nach London zurückgekehrt. Mit Avice hatte er stets einen lebhaften Briefwechsel unterhalten, und sie hatte ihm das neue Leben, das sie dort mit ihrem Vater führte, in allen Einzelheiten beschrieben. Ihr Vater war in die Dienste von Mr. Wraythwaite getreten, und sie wohnte in einem schönen Verwalterhause. Es war ein alter, romantischer Platz, der einsam mitten in den wilden Bergen lag. Man hatte von dort aus eine weite Aussicht auf einen Fluß und das Meer. Es mußte herrlich dort sein, aber Brereton war nun von London gekommen, um Avice mit sich fortzunehmen.

Er hatte einen plötzlichen Entschluß gefaßt und nicht einmal an Avice geschrieben. Er kam auf der kleinen Station an, als die Sonne gerade hinter den Hügeln verschwand. Schnell ging er den gewundenen Weg zwischen Föhren und Tannen zu dem großen, grauen Schloß hinauf. Auf der Spitze eines niedrigen Hügels machte er halt und sah sich um. Er erkannte die Gegend nach den Briefen von Avice wieder. Dort lag das Schloß Wraythwaite, ein großes, massives Steingebäude. Im Hintergrund erhoben sich die dunklen Berge, und nach der anderen Seite hatte man einen weiten Ausblick auf das Meer. Die Ruinen eines alten Turms erhoben sich dicht in der Nähe. Aber abseits vom Schloß stand in einem altertümlichen Garten das Verwalterhaus. Er schaute lange hinüber, bevor er weiterging.

Endlich eilte er weiter, und als er in den Garten trat, stand sie ihm plötzlich gegenüber. Ebenso unerwartet wie dieses Zusammentreffen war die Art, wie sie sich begrüßten. Sie reichten sich nur stumm die Hand. Und wenn der Abend hereindämmert, besonders im Frühling, kann ein Kuß mehr sagen als alle Worte.

 


 


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