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Tschang-Tsi: Brief einer Frau

Edler Herr, durch Euren eignen Knaben
send ich Euch das schöne Angebinde,
diese beiden Perlen wieder. Habet
allen Dank! Ich zitterte wohl, glaubt mir,
stand ein Weilchen vor dem hohen Spiegel,
schauerte, als ich den kühlen Mattglanz
der Juwelen sah und träumte, träumte.
Wie man sich vergessen kann! Ich lieb doch
meinen Mann! Ich selbst bin edlen Blutes.
Meines adeligen Hauses Burgen
ragen wie des Kaisers Schloß und schauen
fensterschön in seinen alten Garten.
Mein Gemahl ist durch die goldne Lanze
ausgezeichnet, ist des Kaisers Liebling.
Seine Ehre ist auch meine Ehre.
Zwar mein Herz, das Euch auch liebt, verriet mir,
daß Ihr ohne Falsch seid und in Ehrfurcht
meiner denket, reinen Sinns die Perlen
sandtet, doch es kann nicht sein. Die Treue
hielt ich immer meinem Treuen; liebe
Euch zwar innig, doch – ich halt die Treue,
die fürs Leben einmal ich geschworen.
Also nehmet Eure Perlen, Liebster,
nehmt die strahlenden Kleinode wieder,
aber wisset, daß mir Perlenthränen
aus dem Auge heiß auf die Juwelen
tropften, daß ich lange, lange weinte.
Warum seid Ihr, Herr, mir nicht begegnet,
da ich frei noch war und keinen liebte!


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