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Erstes Kapitel.

Tretet jetzt vor, ihr beide, streicht Euch das Kinn und schwört bei euren Bärten, daß ich ein Schurke sey.

Wie es euch gefällt.

 

Der Schauplatz, auf dem unsere Geschichte beginnt, ist ein enges, abgeschlossenes Thal, die Zeit aber fällt auf die Stunde, zu welcher der Tag seine Gewalt verliert und auf die am meisten freistehenden Gegenstände ein Licht wirft, dessen Tinten sich ausnehmen, als schaue man durch ein leicht gefärbtes Glas – eine Eigenthümlichkeit der Atmosphäre, die, obschon sie im Sommer und Herbst fast jeden Tag vorkömmt, dem Freunde der Natur stets wieder zur Quelle des Genusses wird. Die Farbe, die ich meine, ist nicht ein kränkelndes Gelb, sondern vielmehr eine sanfte, melancholische Glorie, welche den Bergen und dem Gebüsch, den Bäumen und Thürmen, dem Strom und dem Wiesengrunde jenen überaus lieblichen Anstrich gibt, durch den der Schluß des Tages einen so milden sprichwörtlich gewordenen Zauber gewinnt. Die untergehende Sonne berührte mit schräg einfallenden Strahlen einen Streifen gemähten Wiesenlandes, der in einem so tiefen Thaleinschnitte lag, daß er dieses Abschiedslächeln nur einer zufälligen Bildung der benachbarten Höhen, einem fernen Gebirgskamm, den eine Heerde abgewaidet und fruchtbar gemacht hatte, verdankte. Ein murmelnder Bach glitt in der Mitte dahin, und ein schmaler, mehr durch den Huf des Pferdes, als durch Rädereindrücke gebildeter Pfad führte an einem ausgedehnten Walde hin, der sich hob und vor den Blicken zurückwich, meilenweit eine Hügelkette bedeckend, welcher nicht einmal die Sage je eine Bevölkerung geliehen hatte. Der Ort war so abgeschieden, als wäre er in einer unserer amerikanischen Wildnisse auserlesen worden, obschon er in Wahrheit dem Herzen von Europa nahe lag und eben das sechszehnte Jahrhundert unserer Zeitrechnung gezählt wurde. Obschon übrigens keine Wohnungen vorhanden waren und alle anderen Merkmale von Menschennähe fehlten, so würde doch auch in dieser Waldlandschaft ein amerikanisches Auge alsbald, seinem eigenen Boden gegenüber, unterscheidende Züge entdeckt haben. Die Bäume standen zwar schön und waren sorgfältig erhalten; aber es fehlte ihnen das Moos von Jahrhunderten, der hohe, zackige Wipfel und die wechselvolle natürliche Wildheit eines Urwaldes auf dem westlichen Continente. Nirgends moderte ein Baumstamm an der Stelle seines Sturzes; kein vom Sturme abgerissener Zweig lag vergessen da, und keine aufwärts gekehrte Wurzel verrieth die Gleichgiltigkeit des Menschen gegen den Verfall dieses wichtigen Theils der Pflanzenwelt. Hin und wieder erblickte man eine Art Besen, wie man sie bisweilen an den Stengenköpfen der Schiffe sieht – an Stellen, die besonders in die Augen fielen, über einem hohen Waldriesen befestigt: sie bildeten die Merkzeichen, welche die Ansprüche der Fällberechtigten schieden und bekundeten, daß der Mensch schon längst sein Scepter über diese düstern Berge ausgedehnt hatte. So abgeschieden sie auch zu seyn schienen, waren sie doch in Wirklichkeit all dem Zwiespalt, den Beschränkungen und Widerwärtigkeiten unterworfen, welche in bevölkerten Gegenden die Rechte des Eigenthums begleiten.

Eine Stunde vor der Eröffnung unsrer Geschichte ließ sich außer dem Gemurmel des Baches, kein Naturlaut vernehmen, der die Ruhe des stummen Thälchens gestört hätte, wenn anders eine so schmale und in Wahrheit so wilde Schlucht diesen Namen verdiente. Nicht einmal ein Vogel flatterte unter den Bäumen, und nirgends schwebte ein Raubvogel über den Höhen. Nur ein einziges Mal, und auch dann blos für eine Minute, wagte sich ein Rehbock aus seinem Verstecke, um sich aus dem Bache Labung zu holen. Das Thier zeigte nicht ganz den elastischen Sprung, die scheue und unschlüssige Bewegung oder den unstäten Blick unseres Hirsches, war aber augenscheinlich ein Bewohner des Waldes, denn während es dem Schutz desselben einigermaßen vertraute, war es doch argwöhnisch gegen die Gewalt des Menschen. Nachdem es seinen Durst gestillt hatte, lauschte es mit der Schärfe eines Instinktes, welche durch die Umstände einer zufälligen Lage nicht zerstört werden konnte, stieg dann wieder den Abhang hinan und suchte mit schüchternen Schritten aufs Neue seinen Versteck. In demselben Augenblicke tauchte auf der entgegengesetzten Seite der Schlucht ein Windspiel aus dem Gehölze auf und begann in der wohlbekannten Weise seiner Race, wenn sichs nur um Bewegung und nicht um die heiße Anstrengung der Jagd handelt, auf dem Pfade hin und her zu rennen. Ein Pfeifen rief den Hund zurück und sein Herr trat in den Weg.

Eine Mütze von grünem Sammt, über deren Schilde ein Jagdhorn angebracht war, ein grober, aber zierlicher Ueberrock von der gleichen Farbe, der mit demselben Dienstabzeichen verziert war, das Instrument selbst, welches von der Schulter herunterhing, und die für Leute dieser Classe gewöhnlichen Waffen bekundeten einen Förster, oder einen Mann, dem die Obhut über das Jagdwesen und die Wald-Gerichtsbarkeit übertragen war – Funktionen, die viel zu sehr herabgewürdigt erscheinen würden, wenn man den gewöhnlichen Ausdruck Wildhüter auf sie anwenden wollte.

Der Förster war ein junger, behender Mann und, ungeachtet seines groben Anzugs, von gewinnender Außenseite. Er lehnte sein Gewehr gegen eine Baumwurzel, pfiff dem Hund, unterstützte den Ruf vermittelst eines schrill tönenden Instrumentes, das er zu diesem Zwecke bei sich führte, und brachte so das Thier bald an seine Seite. Dann koppelte er das Windspiel mit einem zweiten, das neben ihm herging, zusammen, machte den Riemen an seinem Leibe fest, nahm das Horn auf und blies eine kurze, lebhafte Weise, die in weich-melodischen Tönen durch das Thal klang. Darauf nahm der Jüngling das Instrument von seinen Lippen und lauschte, bis der letzte Hall des fernen Echos verklungen war, als ob er eine Antwort erwarte. Seine Erwartung wurde nicht getäuscht, denn alsbald klang ein erwiedernder Ton die Schlucht herunter, welcher durch das Gehölz dröhnte und die Herzen mancher seiner Insassen vor Furcht schneller schlagen ließ. Der Klang des unsichtbaren Instrumentes war weit schriller und seltsamer als der des Jagdhorns, obschon es ihm nicht an melancholischem Wohllaute gebrach. Der junge Förster schien ihn wohl zu verstehen, denn er hatte ihn kaum vernommen, als er sein Horn wieder in die Schnur schlang, das Gewehr schulterte und eine erwartende Haltung annahm.

Eine Minute später erschien weiter oben in der Schlucht ein anderer Jüngling in dem Pfade, der sich langsam dem Förster näherte. Sein Anzug war ländlich, wie ihn die Bauern zu tragen pflegten, und in der Hand hielt er eine lange, dünne, gerade Röhre von Kirschbaumholz, die fest mit Rinde umwickelt und oben mit einem Mundstücke versehen war, während sich am untern Ende ein trompetenartiger Becher befand. Wie er näher kam, ließ sich in seinem Gesichte ein Anflug von Verdruß entdecken, der sich übrigens eher komisch, als ernst ausnahm – ein Eindruck, der vielleicht auf Rechnung eines großen Filzhutes zu schreiben war, dessen breite Vorderkrämpe niederfiel, während die hintere possierlich anspruchsvoll zugespitzt aufgeschlagen war. Seine Beine stacken, wie die des Försters, in einer Art von Lederhosen, welche die Füße unter den Knieen nackt und frei ließen, während das gedachte Kleidungsstück los und ungeknöpft um dieses wichtige Gelenk hing, so daß dessen Bewegungen durchaus kein Zwang angethan wurde.

»Du bleibst lange aus, Gottlob,« begann der junge Förster, als der Bauer näher kam, »und der gute Einsiedler wird es uns nicht sehr Dank wissen, daß wir ihn von seinem Gebete abhalten. Was ist aus Deiner Heerde geworden?«

»Darüber mußt Du den heiligen Mann auf der Heidenmauer fragen, denn ich wüßte nicht darauf zu antworten, und wenn mich Herr Emich selbst in einer Weise, wie er den Abt von Limburg zu behandeln pflegt, nach meiner Heerde fragte.«

»Wenn Du die Thiere wirklich hast in der Irre umherlaufen lassen, so ist kein Grund zum Spaßen vorhanden. Wo hast Du sie zum letzten Mal gesehen?«

»Hier im Wald von Hartenburg, Meister Berchthold – ich gebe Dir das Ehrenwort eines bescheidenen gräflichen Dienstmannes darauf.«

»Deine Nachlässigkeit wird Dich noch um diesen Dienst bringen, Gottlob.«

»Es wäre tausend Schade, wenn Deine Worte wahr würden, denn in diesem Falle verlöre Herr Emich den ehrlichsten Kuhhirten in Deutschland, und es müßte mir fast das Herz brechen, wenn ihn die Mönche von Limburg kriegen sollten. Aber die Thiere können nicht weit seyn, und ich will zuvor noch einmal die Kraft meines Kuhhorns versuchen, ehe ich nach Haus gehe, um mir den Schädel einschlagen zu lassen und meinen Abschied zu holen. Weißt Du auch, Meister Berchthold, daß die Schande, von der Du sprichst, noch nie über ein Mitglied meiner Familie kam, und wir sind doch schon länger Viehhirten gewesen, als die Friederiche Churfürsten?«

Der Förster machte eine ungeduldige Geberde, streichelte seine Hunde und wartete die Wirkung des neuen Hornstoßes ab, zu dem sich sein Begleiter anschickte. Gottlob that dies mit der vollen Zuversicht eines Mannes, der seinen Beruf kennt; denn ungeachtet seiner Worte hatte doch sein Gesicht noch keinen Augenblick Unruhe über das Geschick seiner Pflegbefohlenen verrathen. Das Thal erscholl bald von den wilden, kläglichen Tönen des Kirschbaumhornes, und der Bauer trug Sorge dafür, ihnen die Intonation zu geben, welche stummer Uebereinkunft zufolge seit unfürdenklichen Zeiten als Signal für das Sammeln einer verlaufenen Heerde galt. Seine Geschicklichkeit und Zuversicht wurden bald belohnt, denn während seines Blasens kam Kuh um Kuh aus dem Walde gelaufen, und bald befand sich die erforderliche Anzahl von Thieren in dem Pfade – die jüngeren mit erhobenen Schwänzen und linkischen Sätzen an dem Wege hinspringend, während die gesetzteren Versorger der Milchkammer mit geschäftsmäßiger Miene und ernsten Schritten, wie es ihren Jahren und ihrem Ansehen im Dorfe ziemte, weiter eilten. In wenigen Minuten hatten sie sich sammt und sonders um die Person des Hirten geschaart, der, nachdem er seine Pfleglinge gezählt hatte, sein Horn schulterte und sich anschickte, nach dem untern Ende der Schlucht zu gehen.

»Du kannst von Glück sagen, daß Du die Thiere mit so wenig Mühe wieder zusammengebracht hast, Gottlob,« nahm der Förster wieder auf, während sie der Heerde folgten.

»Schreibe es lieber auf Rechnung meiner Geschicklichkeit, Meister Berchthold. Du brauchst nicht zu fürchten, daß Du mich dadurch hochmüthig machest, denn gerechte Anerkennung des Verdienstes kann nie schaden, und Du solltest die Bescheidenheit durch allzu bedenkliche Zurückhaltung nicht entmuthigen. Es wäre übrigens ein wahres Dorfwunder, wenn eine Heerde, die also auf den Wegen der Kirche genährt wird, ihre Pflicht vergäße.«

Der Förster lachte, blickte aber bei Seite wie ein Mann, der eine Sache nicht sehen will, gegen die er blind zu seyn wünscht.

»Wieder einer von Deinen alten Schwänken, Freund Gottlob! – Du hast die Thiere auf dem Banne des Klosters weiden lassen.«

»Ei, ich habe meinen Petersgroschen bezahlt, mich in der St. Benedicte-Kapelle beim Gebet eingefunden und dem Pater Arnolph selbst gebeichtet – dazu dies alles im Laufe eines Monats; was kann man mehr thun, um sich bei den Brüdern in Gunst zu setzen?«

»Ich möchte nur wissen, ob Du Pater Arnolph auch mit der Geschichte Deiner Besuche unterhieltst, die Du mit Herrn Emichs Heerde den Waidegründen des Klosters abstattest, ehrlicher Gottlob.«

»Warum nicht gar! Meinst Du, Meister Berchthold, es könne mir einfallen, in einem Augenblicke, wo ein ruhiger und beschaulicher Geist so nothwendig ist, den frommen Mönch in Leidenschaft zu jagen, indem ich ihm Bericht erstatte über alle die Sprünge irgend einer ungezogenen Kuh, der man ohne ihren Hirten so wenig trauen kann, als es angeht, eine Jungfrau vor den Jahren der Vorsicht ohne ihre Mutter oder allerwenigstens eine scharfsichtige alte Base auf den Jahrmarkt zu lassen.«

»Ich sage Dir, Gottlob, sieh Dich vor; denn obschon Herr Emich kein Freund der Mönche ist, so könnte er Dich doch acht Tage bei Wasser und Brod in's Loch setzen, oder Deinen Rücken mit der Peitsche Bekanntschaft machen lassen, wenn ihm zu Ohren käme, daß einer seiner Knechte sich eine derartige Freiheit mit den Rechten eines Nachbars genommen hat.«

»So soll Herr Emich nur die Klosterleute von dem besten Waidegrund in der Nähe des Jägerthals vertreiben. Fleisch und Blut kann's nicht mit ansehen, wenn die Thiere eines adelichen Herrn nach einigen bittern Kräutern mit den Zähnen in die Erde graben sollen, während das Klostervieh sich das schönste und süßeste Gras behagen läßt. Was willst Du auch, Meister Berchthold? Die Mönche von Limburg essen das fetteste Wildbret, trinken den besten Wein, sprechen von allen Mönchen in der Christenheit die kürzesten Gebete und, potz Tausend, es gibt Leute, welche ihnen noch obendrein zur Last legen, daß sie die hübschesten Mädels Beicht hören. Was das Loch bei Wasser und Brod betrifft, so weiß ich aus Erfahrung, daß sich keines dieser Heilmittel mit einer melancholischen Constitution verträgt, und ich fordere den Kaiser oder gar den heiligen Vater selbst heraus, ein solches Mirakel zu wirken, das meinen Rücken mit der Peitsche in Bekanntschaft bringen könnte.«

»Das ist bei Dir nicht mehr nöthig, weil es schon lange geschehen ist.«

»So legst eben Du die Sache aus, Meister Berchthold, und ich wünsche Dir Glück zu Deinem schnellen Witz; aber wir kommen aus dem Wald hinaus und wollen jetzt diese Frage gegen ein anderes Gespräch vertauschen. Die Kühe sind voll und werden den Milchmädchen keine vergebliche Mühe machen: auch liegt wenig daran, woher das Futter kömmt – ob es durch Herrn Emichs Waiden oder durch ein kirchliches Wunder beigeschafft wird. Du hast Deine Hunde heute nicht viel angestrengt, Berchthold?«

»Ich nahm sie nur um der frischen Luft und der Bewegung willen in's Gebirg. Sie verfolgten vor einer Weile die Spur eines Rehbocks: aber da alles Wild in dieser Jagd unsrem Herrn gehört, so hielt ich es nicht für passend, sie schneller gehen zu lassen, als eben nöthig ist.«

»Ich freue mich, Dich so sprechen zu hören, denn ich zähle auf Deine Begleitung, wenn ich nach geschehenem Tagewerke den Berg erklettere. Die kleine Anstrengung kann Deinen Beinen nur gut thun.«

»Du hast mein Wort, ich werde es nicht fehlen lassen; damit wir aber keine Zeit verlieren, wollen wir uns hier trennen, um uns in dem Dorfe wieder zu treffen.«

Der Förster und der Kuhhirt nahmen durch Zeichen von einander Abschied und trennten sich. Ersterer verließ die öffentliche Straße und bog rechts in einen Fußweg ein, der über einen schmalen Wiesengrund und über den Bach nach dem Fuße des entgegengesetzten Berges führte. Gottlob dagegen ging in der Richtung des Dorfes fort, das jetzt sichtbar wurde und einen engen Paß im Thale an einer Stelle, wo das letztere fast einen rechten Winkel bildete, völlig ausfüllte.

Der erstere Weg führte den Förster nach einer Wohnung, die sehr verschieden von der ärmlichen Hütte war, nach welcher der Kuhhirt seine Schritte lenkte. Ein massenhaftes Schloß lag auf einer vorspringenden Bergspitze über der Häusergruppe in der Schlucht und blickte drohend auf Alle nieder, welche in den Paß einzudringen suchten. Das Bauwesen selbst war in gewaltigen, aber unregelmäßigen Verhältnissen ausgeführt. Die neueren Theile bestanden aus runden Eckthürmen, die auf dem äußersten Rande des Felsen standen und von deren Zinnen aus man einen Stein in die Straße herabwerfen konnte. Der Baumeister hatte der Stärke des Gemäuers große Aufmerksamkeit geschenkt, ohne darüber die Schönheit der Form, soweit diese in der Periode, von welcher wir schreiben, begriffen wurde, ganz zu vernachläßigen. Trotz ihrer Größe waren die Thürme doch nur bloße Anhängsel des Hauptgebäudes, welches von der Stellung aus betrachtet, in welche wir jetzt im Geiste den Leser versetzen, den Blicken ein wirres Labyrinth von Mauern, Schornsteinen und Dächern darbot. Erstere stiegen stellenweise von dem grünen Rasen, der die Bergseite bedeckte, auf, während an andern Orten der Fels selbst als Mauerwerk benutzt worden war; denn dieser bestand aus dem gleichen röthlichen Quadersandsteine, und es war daher nicht leicht, auf den ersten Blick zu unterscheiden, was bei diesem gemischten Bauwesen Werk der Natur oder der Kunst war.

Der Weg des Försters führte von dem Thale allmählig bergauf nach einem ungeheuren Bogenthore, hinter welchem ein Hof lag. Auf dieser Seite des Schloßes befand sich weder Graben, noch Brücke oder irgend ein anderes von den gewöhnlichen Schutzmitteln, ein Fallgitter ausgenommen, denn die Lage der Veste machte derartige Vorkehrungen gewissermaßen unnöthig. Aber dennoch war große Sorgfalt darauf verwendet worden, einem Ueberfalle vorzubeugen, und es hätte wohl sicherer Füße, eines festen Schädels und kräftiger Gliedmaßen bedurft, um auf einem andern Wege, als durch das Thor sich Eingang in das Gebäude zu verschaffen.

Sobald Berchthold die kleine Terrasse, welche vor dem Portale lag, erreicht hatte, machte er sein Horn los, trat auf den Rand des Absturzes und blies eine lustige Jägerweise. Die Musik hallte unter den Bergen wieder, und mehr als ein Dorfbewohner brach in blöder Verwunderung von seiner Arbeit ab, um auf die wilden Töne zu horchen. Der Jüngling hing sein Horn wieder um, liebkoste seine Hunde und ging unter dem Fallgitter durch, das auf sein Signal augenblicklich aufgezogen worden war.



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