Ludwig Bechstein
Deutsches Sagenbuch
Ludwig Bechstein

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988. Geistermette

Ein Bewohner dieser Gegend, der Seebühler genannt, hat erzählt, einmal sei er mit seinem Vater und ihrer zwei andern vom Thumsee zur Nachtzeit nach Berchtesgaden zu gegangen; Wild zu schießen, denn dort gibt es Wild und Wildschützen allewege. Da seien sie außerhalb Reichenhall bei der jetzt niedergerissenen Kirche von St. Peter und Paul vorbeigekommen, gerade als die Glocke drinnen in der Stadt zwölf geschlagen. Alsbald erblickten die Wildschützen die Kirchenfenster hell erleuchtet und kletterten neugierig außen an einem Fenster in die Höhe, hineinzugucken, denn Wildschützen fürchten sich vor dem Teufel nicht. Da war die ganze Kirche voll schwarz angetaner Leute, und jede Person hielt ein Licht, und hatten ihre Häupter all gesenkt voll Andacht. Am Altare der Priester hielt feierlich das Hochamt, und die Orgel erklang dazu durch die Nachtstille in süßen Tönen. – Außer dieser Kirche und dem Dome zu Salzburg werden als Geisterkirchen auch noch genannt die Propsteikirche zu Berchtesgaden, die Kapelle zu St. Bartholomä hart am Königssee unterm Watzmann, die zu St. Zeno abwärts Reichenhall nach Salzburg zu, auch in der G'main und im Stift zu Högelwerth ist gleiches wahrgenommen worden. Ja sogar weit vom Untersberge, hat der Seebühler erzählt, zu St. Salvator in Prien, hart am entgegengesetzten Ufer des Chiemsees nach Rosenheim zu, wie ihm die Mesnerin heilig und teuer versichert hat, haben die schwarzen Untersberger Geistermette gehalten; die Kirche war hell erleuchtet, die Orgel klang nebst andern Instrumenten, die Kirchentüre aber war verschlossen und ließ sich mit dem Schlüssel nicht öffnen. Nachbarsleute genug seien dabei gewesen und könnten's bezeugen.

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