Ludwig Bechstein
Deutsches Sagenbuch
Ludwig Bechstein

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152. Nix Flerus

Nixen wohnen in Holland allenthalben, sie heißen dort Neck, in der Mehrzahl Necker, und führen auch zum öftern noch besondere Namen. Zu Lessinghe bei Ostende, am Canal de Furnes, war ein Bauernhof, darinnen hauste ein Nix, des Namens Flerus, als hülfreicher Hausgeist, welcher gleich Kludde und Lodder die Macht hatte, sich in jede Gestalt zu verwandeln. War ein Pferd krank und konnte seinen Dienst nicht tun, und man rief Flerus, so kam Flerus als Pferd und arbeitete für drei Pferde. Den Mägden erleichterte er ihre Arbeit auf alle Weise und verlangte nichts für alle Dienste, als daß ihm abends ein wenig Milch und Zucker hingestellt wurde. Dieser gute und willige Hülfsgeist wurde durch den einfältigen Vorwitz von ein paar jungen leichtfertigen Dienstmägden auf immer von dem Hause getrieben. Sie gedachten den Neck zu necken, es bekam aber schlecht. Eines Abends riefen sie: Flerus! Flerus kam, da schoben sie ihm seine Milch hin, hatten aber statt Zuckers Knoblauch in dieselbe getan. Da schüttelte sich Flerus, warf ihnen die Schale nach dem Kopf und rief zornige Worte:

Milch und Lauch!
Flerus zieht weg,
Und das Glück auch!

und verschwand. Nie sah und hörte man ihn wieder auf jenem Hofe, und von Stund an ging dort alles den Krebsgang, bis andere Besitzer den Hof bekamen, der noch bis heute der Flerushof heißt.

Nicht alle Necker sind so gut wie Flerus, sie ziehen gern Menschen in das Wasser, mischen sich in Tänze der Uferbewohner und tanzen die Jungfrauen in die Flut.

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