Ludwig Bechstein
Deutsches Sagenbuch
Ludwig Bechstein

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740. Stein vom Himmel

In Frauenbreitungen, zwischen Wasungen und Salzungen gelegen, liegt ein großer schwarzer Stein, der fiel einmal vom Himmel herab ins Feld, und niemand konnte ihn wegbringen, so schwer war er. Da aber der Stein vom Himmel gefallen war, so wollten die zu Frauenbreitungen ihn gern in ihre Kirche haben. Und da hatten sie einen Gefangenen, der ein großes Verbrechen begangen, der war seines Zeichens ein Leinweber und zugleich ein starker Hans, was sonst die Leinweber nicht sind. Der vermaß sich, wenn man ihn sündelos machen wolle, so wolle er den Stein, wie der Eckardser Graf den seinen, vom Felde herein ins Ort und in die Kirche tragen, wenn auch nicht auf der Brust und auf dem Herzen, sondern in seiner Schürze. Das ward dem starken Leineweber zugelassen, und er trug richtig den Stein in einem Gange bis nach Frauenbreitungen herein. Aber da er auf den Markt kam, riß die Schürze mitten entzwei, der Stein glitt heraus und fiel an die Stelle, wo er noch liegt, niemand brachte ihn weiter. Dem Leinweber fiel der Schreck in die Kniekehle. Zum Andenken trägt seitdem das ganze Handwerk kurze Schürzen. Der Stein liegt noch und heißt der Glittstein.

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