Ludwig Bechstein
Deutsches Sagenbuch
Ludwig Bechstein

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549. Das erschrockene Wichtel

Eine Bauersfrau aus Gössitz war daran, auf ihrer Holzwiese im Schlingengrunde gerade den letzten Heuschober auszubreiten, da saß auf dem Schober, mit dem Rücken der Frau zugekehrt, ein winzigkleines Männchen. Was war zu tun? Fertig wollte die Frau gern mit ihrer Arbeit werden und getraute sich doch nicht den Kleinen anzureden und heruntergehn zu heißen. Kurz bedacht schlich sie von hinten heran und zupfte mit dem Rechen Heu unten von dem Schober weg. Das Wichtel merkte nichts davon. Die Frau zupfte wieder und immer wieder; endlich kriegt der Schober oben das Übergewicht und bricht zusammen. Das erschrockene Männchen kreischte laut auf im Fallen und rang sich mit Mühe aus dem Heu hervor. Aus dem Holze aber kam ein ganzer Haufe kleiner Wichtel und rief:

Sag an, sag an!
hat es dir was getan?

Das sich vom Schrecken erholende Wichtel schaute aber immer nur den eingefallenen Heuschober an, schüttelte den Kopf und sprach:

Ei, ei! Das Ding fiel nur so ein;
da bin ich so erschrocken!

und lief, ohne auf die Bauersfrau achtzugeben, was es laufen konnte, mit seinen Kameraden in den Wald zurück.

*

 


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