Ludwig Bechstein
Deutsches Sagenbuch
Ludwig Bechstein

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319. Hünenblut

Nicht weit vom Hackel, zwischen Egeln und Westeregeln (Kreis Magdeburg), steht ein Wassertümpel, der ist beständig rot. Das soll noch aus der Zeit der Hünen herrühren, von deren ungeheuerlicher Größe des Volkes Phantasie sich die kühnsten Bilder schuf. Zwei Hünen bekämpften und verfolgten einander; der eine fliehende schritt über die Elbe, wie ein Kind über einen Graben schreitet, und so war er mit wenigen Schritten in der Gegend von Egeln. Da hob er den einen Fuß nicht hoch genug auf, stieß sich damit an der Turmspitze der alten Burg, stolperte und fiel mit der Nase gerade auf einen Feldstein bei Westeregeln, und zwar mit so großer Heftigkeit, daß er das Nasenbein brach und eine große Lache Blutes ihm entströmte. Das ist das Hünenblut. Andere sagen, ein Hüne, der bei Westeregeln gewohnt, sei zum Spaß oft über das Dorf hinüber- und herübergesprungen und habe sich endlich bei einem Sprunge an der Turmspitze die Zehe aufgeritzt. Da sei aus der kleinen Wunde im großen Bogen das Blut niedergeflossen und habe jene noch immer rote Lache gebildet, die man noch heute das Hünenblut nennt.

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