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Neunundzwanzigstes Kapitel

In der Apotheke erklärte ich rasch, wer ich sei, und die näheren Umstände, und bat den Besitzer, sich sofort mit einem guten römischen Arzt in Verbindung zu setzen, und ihn unverzüglich in den Palazzo Frangipani zu senden. Mittlerweile wolle ich, da der Fall dringlich sei, Nitroglyzerintabletten und Digitalistinktur mitnehmen. Mit diesen Heilmitteln ausgestattet, sprang ich wieder in den Wagen. Selbst die Pferde schienen zu ahnen, daß es sich um Leben und Tod handelte, und sie jagten in wilder Eile zum Palaste zurück. Zu meiner Befriedigung fand ich die Gräfin noch am Leben vor. Aber ich erkannte, daß es sehr schlecht mit ihr stand. Ich gab ihr eine in Wasser gelöste Tablette ein. Sodann setzten wir uns alle drei und warteten schweigend das Ergebnis ab.

Nach zehn Minuten verschwand die schreckliche, aschgraue Farbe aus ihrem Gesicht, und es nahm seine normale Färbung wieder an. Ich fühlte ihr den Puls und erkannte, daß die Krisis vorüber sei und sie sich wenigstens für einige Zeit außer Gefahr befinde. Ich warf der jungen Gräfin einen beruhigenden Blick zu, legte aber meinen Zeigefinger über den Mund, um ihr anzudeuten, daß immer noch vollständiges Schweigen am Platze sei.

Die alte Gräfin war jetzt von ihren Schmerzen befreit und lag eine Zeitlang mit geschlossenen Augen da; dann schlug sie sie auf, suchte ängstlich mit ihrem Blick den meinigen und ließ ihr Haupt wieder schwer zurückfallen, wobei ein Lächeln über ihre Lippen huschte.

Wieder folgte ein langes Schweigen. Dann wurde der römische Arzt gemeldet. Er kam auf mich zu, als ich das Boudoir betrat, und ich fand zu meiner Freude, daß er ein Mann von liebenswürdigsten Manieren war. Er hatte meinen Vater gekannt und eine große Hochachtung vor seiner Tüchtigkeit, wie es schien, und so standen wir sofort auf dem denkbar besten Fuße miteinander. Ich erklärte ihm kurz die näheren Umstände des Falles und teilte ihm mit, was ich bereits getan hatte; sofort erklärte er sich mit meinen Maßnahmen völlig einverstanden.

Sie werden leicht verstehen, Doktor, sagte ich, daß ich mich in einer etwas schwierigen Lage befinde und nicht die ganze Verantwortung übernehmen möchte.

Er stimmte mir darin bei, und so führte ich ihn in das Schlafgemach und stellte ihn der Gräfin Maria vor, die er augenblicklich erkannte, und die zurücktrat, um ihn die Kranke selber untersuchen zu lassen. Aber er tat das nicht. Die alte Dame war augenscheinlich eingeschlummert; er warf einen Blick auf die Schlafende, kehrte sich dann um und flüsterte mir zu:

Ausgezeichnet! Später ein wenig Digitalis; vielleicht bringen wir sie durch. Ich halte es kaum für nötig, aber, um der Form zu genügen, will ich um vier Uhr noch einmal vorsprechen.

Damit verbeugte er sich. Die Gräfin und ich geleiteten ihn durch das Boudoir bis zur äußeren Türe; dort schüttelte ich ihm sehr freundschaftlich die Hand, und ich war wieder mit der Gräfin allein.

Mit knapper Not ist sie dem Tod entronnen, sagte ich.

So kam es mir auch vor – ich habe mich fast selbst zu Tode geängstigt, während Sie weg waren. Ist es dem Branntwein zuzuschreiben, daß sie noch lebte, als Sie zurückkehrten?

Jawohl, antwortete ich.

Und wird sie zu retten sein? Was meinen Sie? Glauben Sie, daß sie sich je wieder ganz erholen wird?

Das vermag ich nicht zu sagen. Das kann man unmöglich bestimmen. Vielleicht erholt sie sich und lebt noch viele Jahre. Oder wiederholt sich plötzlich der Anfall und dann –

Ich verstehe. Die arme alte Seele! Ich glaube, sie ist sich des Ernstes der Sachlage wohl bewußt, denn während Ihrer Abwesenheit hat sie nach ihrem Notar, Signor Onelli, gesandt, der ihr Vermögen seit vielen Jahren verwaltet. Pasquale ist weggegangen, um ihn zu holen. Er kann jeden Augenblick eintreffen. Welch ein Drama könnte aus dieser Geschichte entstehen! Vittorio ist für alles verantwortlich.

Für alles, wiederholte ich. Ich brenne darauf, diesem Menschen noch einmal zu begegnen. Ich werde mich bei der nächsten Gelegenheit bei ihm melden.

Sie griff nach meiner Hand und drückte sie freundlich, wobei sie sagte:

Sie haben recht. Ich weiß, was Sie damit sagen wollen und freue mich darüber. Aber seien Sie ja nicht unvorsichtig! Sie sind, das weiß ich, schwer von ihm gereizt worden, aber –

Sie vollendete den Satz nicht. In diesem Augenblick ging die Türe auf, und Pasquale ließ einem verschmitzt, aber gutmütig aussehenden, weißhaarigen alten Herrn den Vortritt. Er warf einen erstaunten Blick auf die junge Gräfin, trat mit altertümlichen Höflichkeitsbezeigungen näher und sagte:

Meine liebe Gräfin Maria! Das ist wirklich eine köstliche Ueberraschung. Und wie gut Sie aussehen! Mir kommt es vor, als haben wir uns seit Menschenaltern nicht mehr gesehen, wirklich, seit Menschenaltern!

Vier Jahre sind es her, bemerkte die Gräfin. Nicht länger. Gestatten Sie mir, Herr Onelli, Sie mit Herrn Doktor Perigord aus London bekannt zu machen!

Nachdem sich Onelli tief vor mir verbeugt hatte, sagte er:

Perigord! Perigord! Ist es möglich, daß –

Gewiß, unterbrach ihn die Gräfin. Sehr wahrscheinlich waren Sie der Rechtsbeistand des Vaters dieses Herren.

Des Doktors Julius Perigord in der Via Babuino?

Das war mein Vater, erwiderte ich. Zu meinem Erstaunen ergriff der alte Herr meine Hand und drückte sie, als wolle er sie in Brei verwandeln.

Wie mich das freut, Herr Doktor, Ihre Bekanntschaft zu machen! Kein Mensch auf dieser Welt hatte eine größere Hochachtung vor Ihrem Vater als ich, und nun begegne ich seinem Sohne!

Seine Stimme sank zum Flüsterton herab, als er sich an die Gräfin Maria wandte und hinzufügte: Und auch noch unter diesem Dache! Wie seltsam! Wie außerordentlich seltsam!

Bevor die Gräfin noch etwas erwidern konnte, erschien die Wärterin an der Schlafzimmertüre und holte sie hinein. Einen Augenblick später kehrte sie zurück und sagte:

Herr Onelli, die Gräfin Elena wünscht Sie in geschäftlicher Angelegenheit etwa für eine Viertelstunde unter vier Augen zu sprechen.

Geht es ihr besser? fragte ich.

Erstaunlich besser!

In diesem Falle, fügte ich hinzu, will ich die Gelegenheit benützen, mich noch ein wenig eingehender mit Pasquale zu unterhalten.

Ich verabschiedete mich von Onelli und verließ das Zimmer.

Aber Pasquale ließ sich nirgends sehen. Der Portier am Tore sagte mir, er sei in der Richtung nach der Engelsbrücke davongegangen. Etwa in der Mitte der Via Paola stand eine Weinschenke, Pasquale könne vielleicht dort sein, wahrscheinlich sogar. Und als er ein silbernes Fünflirestück in seiner Hand sah, war er überzeugt davon, daß Pasquale sich dort befinde. Er begleitete mich die Straße hinab und wies mir die Ecke, wo ich rechts einbiegen mußte.

Wirklich fand ich in der Schenke Pasquale vor einer Flasche Monte Pulciano sitzen. Ich nahm neben dem alten Manne Platz, zu seinem großen Erstaunen.

Haben Sie das Zeug da gerne? fragte ich. Wollen Sie nicht lieber etwas Besseres trinken?

Nein. Es sei für ihn der Wein der Weine. Er sei damit aufgewachsen.

Daher sagte ich auf Englisch: » All right, alter Knabe!«, was er nicht im geringsten verstand und bestellte eine Flasche Falerner und zwei Gläser. Da begannen seine Augen aufzuleuchten. So kam es, daß wir mit dem destillierten Sonnenschein, den dieser Falerner vorstellt, anstießen. Dann sagte ich:

Und nun, Pasquale, erlauben Sie mir ein paar Fragen. Ist Salviati zum Palast zurückgekehrt?

Jawohl, Herr Doktor, ich habe ihm Ihre Botschaft Wort für Wort übermittelt.

Und was hat er geantwortet?

Pasquale schlürfte in der Art der Weinkenner an seinem Glase, bevor er antwortete.

Nur wenig, Herr Doktor, sagte er sodann. Er bedauerte recht sehr, daß er nicht das Vergnügen haben könne, Ihre Bekanntschaft zu machen, aus dem Grunde, weil er eben aus Siena ein Telegramm erhalten habe, das ihn an das Sterbebett seines Vaters rufe, und er kaum noch zwanzig Minuten übrig habe, um den Zug noch rechtzeitig zu erreichen.

Ich lächelte grimmig. Auch Pasquale ließ alle seine Zähne sehen.

Gut, sagte ich, so hat er wenigstens seine Haut heil davongetragen. Um so besser, von seinem Standpunkt aus betrachtet. Aber ich bedaure es trotzdem. Und nun, Pasquale, ein paar kurze Fragen. Waren Sie mit meinem Vater bekannt?

Jawohl, Herr Doktor, es war ein großgewachsener, feiner Herr, wie Sie selber. Per Bacco! er könnte es selber sein, der jetzt mir gegenüber sitzt. Niemals habe ich eine solche Aehnlichkeit gesehen!

So? Und er hat mit dem gegenwärtigen Erbgrafen einen Streit gehabt? Was war die Ursache zu diesem Streite?

Dabei füllte ich Pasquale wieder sein leeres Glas.

Oh, der Streit, Herr Doktor? Es war wegen der Gräfin Elena, der armen Dame, die jetzt so schwerkrank darniederliegt. Er hat sie beleidigt, Herr Doktor – mehr noch: er hat sie geschlagen – und da hat ihn Ihr Vater, welcher der Szene beiwohnte, geohrfeigt. Ich habe nie etwas derartiges gesehen. Einen oder zwei Augenblicke lang wußte ich nicht, was aus dem Grafen geworden war, bis ich ihn aus dem Kamin herauskriechen sah.

Zum wohl, Pasquale, trinken Sie aus! sagte ich und bestellte unverzüglich eine zweite Flasche.

Auf das Andenken meines Vaters, Pasquale! sagte ich, als die Gläser wieder gefüllt waren.

Von ganzem Herzen, Signore, sagte Pasquale. Er war ein guter Mann.

Ja. Und dann folgte am nächsten Tage in üblicher Weise das Duell?

Am nächsten Morgen, Herr Doktor, sehr früh. Die Nacht über hatte es geregnet, der Boden war schlüpfrig, und die Beleuchtung sehr schlecht für Ihren Vater. Unglücklicherweise glitt er aus.

Also ging es nicht ganz mit rechten Dingen zu?

Das möchte ich nicht gerade behaupten. Aber man hat so seine Eindrücke, und mir kam es so vor, als habe der Graf aus einem Unglücksfall Vorteil gezogen und –

Meinen Vater getötet?

Darauf kam es hinaus, Herr Doktor. Ihr Vater war indes noch am Leben, als er in einem unserer Wagen nach Hause verbracht wurde. In derselben Nacht ging Vittorio – er war damals noch nicht Erbgraf – auf Reisen. Er blieb jahrelang weg, und kehrte erst um die Zeit von Enricos Tod wieder zurück.

Ich erhob mich.

Trinken Sie aus, Pasquale! sagte ich. Ich möchte, daß Sie mich sofort in diesen Garten führen und mir genau den Fleck angeben, wo mein Vater gefallen ist.

Daher kehrten wir zu dem alten Palazzo zurück, und Pasquale führte mich über den großen, gepflasterten Hof zu einem Eisengitter im Hintergrund, und von da aus einige Schritte in den Garten hinunter, der in früheren Zeiten einmal ordentlich gehalten gewesen sein mochte, aber nunmehr eine ordnungslose Wildnis geworden war. Sogar die Orangen auf den Bäumen sahen verfault aus, die Oleander trugen halbverkrüppelte, kränklich aussehende Blüten, und große Büsche unbeschnittenen Buchses standen allenthalben in ordnungslosen Gruppen herum. Wo einst Blumenbeete gewesen, erblickte ich nur noch durchnäßte und von Unkraut überwucherte Erde, und die Gartenpfade waren von einem besonders unerquicklich aussehenden Moos überwachsen und schlüpfrig. In der Mitte stand ein großer Brunnen, mit tiefem, weitem Bassin, auf dem eine von Delphinen umgebene, verwitterte Nymphe stand; das Wasser in dem Becken, ein ungewöhnlicher Fall in Rom, der Stadt der Brunnen, war schmutzig und übelriechend, und kein Fisch hätte es auch nur eine Stunde lang darin ausgehalten.

All dies beobachtete ich mit einem einzigen Blick, während Pasquale mir erzählte.

Das ist der Fleck, gerade hier, sagte er. Ich habe alles durch das Gitter mit angesehen. Ihr Vater stand dort, gerade neben dieser Steineiche, wobei ihm ein sehr ungünstiges Licht in die Augen fiel. Der Graf stand ihm gegenüber, nahe bei jenem Lorbeerbusch. Dann legten sie los: Stoß und Gegenstoß, volle zehn Minuten lang! Es schien mir, daß Ihr Vater besser focht und siegen würde, als er plötzlich ausglitt und dann –

Und dann was? –

Die Stimme, die diese Frage aussprach, war in unserem Rücken erklungen. Ich wandte mich rasch um und zu meiner geheimen Freude sah ich mich Aug in Auge dem Erbgrafen gegenüber.

Sie kommen im richtigen Augenblick! rief ich aus, und ich werde Ihnen Ihre Frage selber beantworten: Und dann, trotzdem Sie sahen, daß Ihr Gegner älter war als Sie selber, stießen Sie meinem Vater Ihren Degen in den Leib. Das war edel, das war ritterlich gehandelt, Herr Graf!

Der Erbgraf erbleichte vor Wut.

Da Sie mich beleidigen, Herr Doktor Perigord, gebe ich Ihnen die Beleidigung zurück. Sie sind ein Lügner!

Gut – ausgezeichnet! rief ich. Das vereinfacht die Sache. Sie haben des Grafen Worte vernommen, Pasquale. Bleiben Sie da! Stellen Sie sich ans Gittertor und lassen Sie niemand herein! Und vor allem, behalten Sie Ihre Augen und Ohren gut offen! So, ich bin also ein Lügner? fügte ich, mich wieder an den Grafen wendend, hinzu. Für dieses Wort sollen Sie mir Rede stehen. Doch bevor wir dazu kommen, will ich rasch einige meiner Lügen durchnehmen. Aus einem schändlichen Grunde, den ich jetzt ganz genau kenne, haben Sie sich seit Jahren als ein grausamer Feigling gegen Ihre Schwägerin, die Gräfin Elena, benommen. Weil Sie diese arme, bemitleidenswerte Dame beleidigt und geschlagen haben, hat mein Vater Sie sehr gerechterweise gezüchtigt, wie ich oder jeder anständige Mensch es auch getan haben würde. Dann flennten Sie, wie ich annehme, über Ihre Ehre und schickten ihm Ihre Sekundanten. Mein Vater, statt Ihnen eine zweite Tracht Prügel zu verabreichen, war schwach und gutmütig genug, auf Ihren niederträchtigen Vorschlag einzugehen und wurde in der Folge auf unehrenhafte Weise umgebracht.

Nunmehr schäumte der Graf vor Wut.

Hüten Sie sich! Sie wissen, daß dies eine Beleidigung ist.

Beleidigung! Pah! rief ich. Unterbrechen Sie mich nicht! Und dann, mit diesem Verbrechen auf dem Gewissen, verfolgten Sie von neuem die alte Gräfin, und dies ging jahrelang so weiter, bis ein glücklicher Zufall mich – den Sohn Ihres Opfers – Ihnen in den Weg führte. Soll ich Ihnen noch den Rest erzählen?

Ich habe gerade genug von Ihrer Unverschämtheit, Doktor Perigord, antwortete er, bis jetzt bin ich sehr langmütig gewesen.

Ich auch, entgegnete ich, denn es kribbelt mir in den Fingern, mich von Ihrer Gegenwart zu befreien. Aber nur noch ein oder zwei Worte, damit ja kein Mißverständnis mehr zwischen uns übrig bleibt. Vor allem habe ich den Mord meines Vaters auf Ihre Rechnung zu setzen. Das sollte schon genügen. Aber dann haben Sie auch noch Diebe angestellt, die in meinem Haus in London eingebrochen sind. Sie haben da einen sehr niedlichen Plan ausgeheckt, der, nebenbei gesagt, zu nichts führte: in der Meinung, die Gräfin Maria habe ihren Wagen gesandt, um mich nach Queens Gate holen zu lassen, sollte ich in irgend eine Falle gelockt werden, wo ich Gott weiß was für Niederträchtigkeiten unterworfen worden wäre, damit ich mir das Geheimnis der Gräfin entreißen ließe, von dem Sie glaubten, daß es nun mein eigenes geworden war.

Lügen, Lügen, nichts als Lügen! brüllte der Graf, nunmehr sinnlos vor Wut.

Sehr wohl, sagte ich, ich fasse dies lediglich als eine scharfe Meinungsäußerung auf. Und nunmehr muß ich mit Ihnen diese Angelegenheit ins reine bringen!

Damit zog ich den Rock aus und stülpte meine Hemdsärmel auf.

Dieses Mal, rief ich, braucht es keine Degen. Wir wollen die Sache auf gute, alte, englische Art abmachen.

Aber, rief er, was soll ich denn tun? Sie sind ja viel größer und stärker als ich!

Dann werde ich nur meine halbe Kraft anwenden, sagte ich, und legte meinen linken Arm auf den Rücken. Mit der Rechten aber schlug ich ihn dermaßen ins Gesicht, daß ihm das Blut aus der Nase sprang.

Ich hätte meinen Gegner besser kennen sollen: wie der Blitz zog er einen Dolch aus der Brusttasche und mit einem pantherartigen Satz überfiel er mich und stieß mir mit der Waffe mit aller Gewalt nach der Brust. Ich konnte mich gerade noch abwenden, um dem tödlichen Stich zu entgehen. All das verlief so rasch wie ein Blitz, so daß ich dem Stahl nicht ganz entging; er drang mir in die Schulter ein und traf einen Knochen, wie ich an dem Klirren des Dolchs erkannte. Dann packte ich meinen Gegner beim Arm und hörte den Knochen krachen, als ich ihm denselben fürchterlich verdrehte; ich packte den Kerl, ich weiß nicht wo, so sinnlos wütend war ich in diesem Augenblick, hob ihn in die Luft und schleuderte ihn in die schlammigen Tiefen seines eigenen Brunnens, so daß das Wasser hochauf spritzte. Nunmehr wandte ich mich an den kreideweißen, zitternden Pasquale und sagte:

Sie sind Zeuge des Vorgefallenen. Vielleicht ist es besser, wenn Sie eine Zeitlang hier bleiben und die weitere Entwicklung abwarten.

Damit verließ ich den Garten, durchschritt den großen Hof und war gerade oben auf der breiten Treppe angelangt, als die Gräfin Maria in Tränen aufgelöst, den Gang heruntereilte.

Oh, wie bin ich froh, Sie gefunden zu haben. Die alte Gräfin ist vor wenigen Minuten gestorben.


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