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Adalbert Stifter

Man hat diesen großen Meister lange verkannt und bei aller Liebe gering geachtet. Seine Arbeiten, besonders die »Studien«, wurden zwar auf Schulen viel gelesen: Aber die stille Größe seiner Persönlichkeit sahen nur wenige. Seine Beschränkung auf den kleinsten Raum und die leiseste, zarteste Kraft hielt man für Schwäche, seine von innen befriedete Welt schien künstliches Idyll, seine von der stärksten Form gehaltene, unbeirrbar stetige Linie schien Mangel an Tiefe. Nun, da uns manche seiner einst für groß gehaltenen Zeitgenossen völlig schon entrückt sind, bleibt Adalbert Stifters Werk in unberührter, fast heiliger Unverletztheit, es ist nicht gealtert, nicht müde geworden. Man kann von einem einigen Werk bei ihm reden, denn keine seiner Arbeiten tritt über die Fläche der anderen, keine steht der anderen im Wege. Dieser Dichter war früh vollendet. Sein großer Roman »Nachsommer« und die kleinste Erzählung aus den »Studien«, alles ist ein Hauch, ein Fleisch und ein Blut, denn es ist ein Geist. Was man von den halbvergessenen Meistern der chinesischen Landschaftsmalerei sagen kann, gilt auch von ihm, der viel Östliches in seiner Seele hatte, ohne es zu kennen und zu nennen: Er ist groß geblieben, selbst in der kleinsten Form.

Er ist Epiker und nur das. Kaum je ein Vers, nirgends ein Ansatz zu dramatischer Gestaltung, kein Versuch zum Theater, weder zum äußeren – wie bei Balzac, der an die Übertragbarkeit seiner Welt auf die Bühne glaubte, trotz aller Mißerfolge – noch zum immanenten Theater, das Dostojewski in seinen großen Werken und besonders an ihren entscheidenden, glühenden Brennpunkten nie verleugnen konnte.

Stifter kannte das unerschütterliche Geheimnis einer wie ein Blatt von innen nach außen ganz durchgebildeten, vom reinsten Leben erfüllten, ebenmäßig gewachsenen, golden gereiften Form. Außerhalb dieser Form ist er nicht denkbar. Nie ist er der Versuchung unterlegen, den starken Gefühlsgehalt seines Werkes in einen Vers zu fassen. Goethe, der von ihm aufs tiefste Verehrte, hat es in »Wilhelm Meister« getan. Aber die Form, die Goethe in den ersten Teilen seines Werkes, wenn auch nur mit dem zartesten, behutsamsten Schnitt verletzte, um die Blüten seiner herrlichsten Mignongesänge in die Wunde zu pflanzen, hat in den späteren Teilen der »Wanderjahre« diese Verletzung durch völlig zerfließende Form gebüßt. Ein Mann von so viel schwächerer Kraft wie Stifter hat seinen heiligen Kreis nie überschritten. Mehr noch. Nie wächst eine Figur oder ein beherrschendes Ereignis über das Werk heraus. Zwischen den kleinsten Äußerungen von Stifters Wesen und seiner Kunst liegt eine Bindung, die der Bindung der Erdkrume gleicht. Wenn Goethe in einer Wasserflut von kristallischer Durchsichtigkeit, wenn Dostojewski im lebenden, heiser hauchenden, alles verzehrenden Feuer läutert, dann läutert Stifter in der Erdkrume, im warmen Boden, im engsten, herznahesten Zusammendrängen von Leben, Sterben, Schlaf und Erwachen, Verwesen und Aufgehen. Auch er erfaßt die Welt in einer grenzenlos großen Fülle und vernichtet sie nicht. Er erkennt das Böse und leugnet es nicht. Er weiß, daß der Mensch nicht gut ist von Anbeginn, und doch glaubt er an Erziehung, und was ist Erziehung anderes als das Pochen, das Rühren an den Erdboden, an das wartende Werden, an die noch nicht geformte Seele? Der demütige Raum der Erde, der schwebende Himmel, die Landschaft mit Tieren, Menschen, Bäumen und Wolken, die Dauer des Daseins und das Wirken des tätigen Mannes, alles setzt er an seinen hirtenhaften Anfang zurück, er sagt immer wieder: Laßt wachsen! Baut Häuser. Lehret die Kinder. Sammelt! Bedeckt Wunden mit weicher Leinwand, faßt den Menschen mit Behutsamkeit, denn das Edelste ist das am leichtesten Verletzbare. Seid werktätig. – Erziehung nennt er die erste und heiligste Pflicht des Staates. »Denn darum haben wir ja den Staat«, sagt er im Jahre 1849, »daß er uns zu Menschen mache und daß er keine Strafanstalt sei, in der man immer Kanonen braucht, daß die wilden Tiere nicht losbrechen.« Man mag über Amerika denken wie man will, aber es berührt eigentümlich, daß die Ziele dieses altösterreichischen Schullehrers und Dichters aus Oberplan im Böhmerwalde sich mit den Zielen des amerikanischen Menschen von heute fast völlig decken. Preis und Verherrlichung der Ehe, Segen der Erde wie bei Whitman, Freundschaft, große Zärtlichkeit gegen Kinder, starkes Gefühl für Tiere und die schönen unschuldigen Pflanzen. »Ein gerechtes Leben voll Gerechtigkeit, Einsamkeit, Bezwingung seiner selbst, Verstandesgemäßheit, Wirksamkeit in seinem Kreise, das halte ich für groß. Mächtige Bewegungen des Gemütes, furchtbar einherrollender Zorn, die Begier nach Rache, den entzündeten Geist, der nach Tätigkeit strebt, umreißt, ändert, zerstört, das halte ich nicht für größer ... Wir wollen das sanfte Gesetz zu erblicken suchen, wodurch das menschliche Geschlecht geleitet wird ... Wenn jemand die Bedingungen des Daseins eines anderen zerstört, so ergrimmt etwas Höheres in uns, wir helfen dem Schwachen und Unterdrückten, wir stellen den Stand wieder her, daß ein Mensch neben dem anderen bestehe und seine menschliche Bahn gehen könne. Das Gesetz liegt überall, wo Menschen neben Menschen wohnen, und es zeigt sich, wenn Menschen gegen Menschen wirken. Es liegt in der Liebe der Ehegatten zueinander, in der Liebe der Eltern zu den Kindern, in der Liebe der Geschwister, in der süßen Neigung beider Geschlechter, in der Arbeitsamkeit, worin wir erhalten werden, in der Tätigkeit, wodurch man für seinen Kreis, für die Ferne, für die Menschheit wirkt, und endlich in der Ordnung und Gewalt, womit ganze Gesellschaften und Staaten ihr Dasein umgeben und zum Abschluß bringen.« Nicht nur die lauterste Redlichkeit spricht aus dieser Erkenntnis. Es ist mehr, es ist das schmerzensvoll erwirkte Resultat eines langen, von innerer Dämonie bedrohten Lebens. Wir wissen aus den Werken wenig von Adalbert Stifters Leben. Seine Kunst, auch darin den neuen Bestrebungen unserer Zeit verwandt, bringt nichts Privates. Was aus den Wurzeln der Persönlichkeit quillt, ist so durch die Form gefiltert, so rein in den Kristall der elementar, aber nie vulkanisch strömenden Erzählung gebettet, daß es äußerlich nicht sichtbar ist. Aber es ist doch da. Ein dämonischer, ein mystischer Geist wohnte in diesem Meister, und selbst aus den kleinen Einblicken in das Schicksal dieses Mannes, der am Ende seines Lebens, seines Amtes von der Regierung entsetzt, Friedlosigkeit in sich, eine »revolutionäre« Zeit um sich, halb nackt, eine Koppel schöner wilder Hunde an seiner kleinen, festen Hand, am Ufer der Donau bei Linz an den erstaunten Bürgern der Stadt vorbeistürmte, gibt nicht das Bild des Idyllikers der Biedermeierzeit, des Schulmeisters Wuz aus Jean Paul, sondern es erinnert an einen anderen von Dämonen besessenen, Beethoven, der ebenso wie Stifter von Menschen verlassen, sein unselig hohes Dasein durch die hell besonnten Hügelgelände an der Donau bei Heiligenstadt schleppte. Aber dieser Kampf mit dem Dämon, der bei Beethoven oder Dostojewski im Kunstwerk selbst ausgefochten wird, der liegt bei Stifter schon hinter dem Meister, wenn er seine Werke fügt. Mag sein, daß sie dann dünneres Lebensblut erhalten, daß alles feiner, gebändigter klingt, aber: Himmel und Hölle sind durchmessen, und keine menschliche Sphäre in dem Meister fremd. Religion im dogmatischen Sinn, das heißt den Glauben als Stütze, wird man bei Stifter nicht finden. Selbst der starke Dostojewski konnte diesen Trost nicht missen. Stifter ist in viel reinerem Sinne heroisch – und heroisch, wenn auch besonders nach der praktischen Seite hin, ist auch das männliche Bekenntnis, das eben nachgezeichnet wurde. Dogmatische Religion, eindeutige Lehrweisheit fehlt seinem Werk. Aber auch den großen Hebel und Gegenhebel der bürgerlichen Welt, Hunger und Liebe, und ihren Schneidepunkt, die menschliche Eitelkeit, darf man bei Stifter weder suchen noch vermissen. Sein Geheimnis ist tiefer als das Geheimnis Dostojewskis, des Verbrechers und hohen Spielers im luftleeren Raume, dort, wo eine Flaumfeder und eine Flintenkugel gleiches Gewicht haben, weil sie dort gleich schnell fallen. Stifters tragische Schuld ist seine Schuldlosigkeit. Sein Leben war zu rein. Zweimal nennt er in seinem ersten Bekenntnis das Wort »gerecht«. Aber Gott kennt Gerechtigkeit nicht. Nur der Mensch nimmt sie auf sich, zu seinem Segen und Fluch zugleich.

In »Abdias« rührt Stifter in einer bis dahin unerreichten Darstellung an »Hiob« und die Verstrickung der Gerechtigkeit. Aber er antwortet sich selbst nicht. Was im tiefsten Jammer vergehen müßte, wird versteinert, was klagen müßte, so stark, daß das Gewölbe des Himmels diese Klage nicht ertragen könnte, schweigt das fürchterlichste Schweigen bis zum lautlosen Tode. Wer war rein und sittlich, wenn nicht Stifter? Wenn ein Mann alle Forderungen, die er an die Welt im weitesten Umkreis setzt und die er nie erfüllt sieht, ohne trüben Rest in Forderungen an sich selbst umsetzt, dann muß man ihn in hohem Sinne sittlich nennen. Aber welches irdische Schicksal kann ihm dann genügen, welche irdische Speise kann ihn sättigen, welches gute Geschick wird ihn vor Bitterkeit und Verzweiflung retten? Er wollte Sicherheit für sich, Neigung, ein Dach über dem Haupt, ein fühlendes Wesen neben seinem Herzen. Mehr als das: Er hungerte nach Gnade. Einmal spricht er von einem, an dem sich die Gnade der Gottheit besonders erwiesen haben sollte. Aber es ist nicht so: »An ihm hat sich eher ihre Verwünschung als ihre Gnade gezeigt – ihre Weisheit, Gnade und Wundertätigkeit haben sich an jemand ganz anderem erwiesen.« Wir sehen ihn von keinem Menschen, nur von schönen Hunden begleitet. In seinem ungeheuren Schweigen löst sich das Furchtbare eines tragischen Lebens nicht auf.

Unrein wird der Reine in dieser unseligen Welt auch durch seine Reinheit. Aber sein Werk, mit allen unsichtbaren Lebensströmen genährt, wie die Geister der Toten in der Odyssee, beginnt in seinem innersten Blute zu leuchten und wird nicht aufhören zu leuchten mit der milden, fast schattenlosen Flamme, deren Geheimnis dieser Meister ebensowenig vererbt hat wie die Meister der östlichen Landschaftsmalerei, mit denen ihn viel verbindet, ohne daß er sie kannte. Die Landschaft des chinesischen Malers ist nicht das Abbild eines bestimmten Fleckens Erde, sondern Porträt einer bestimmten menschlichen Seele. So verschwindet zu unserer tiefsten Befreiung und Befriedigung die Grenze zwischen dem Menschen in der Landschaft und der Landschaft im Menschen. Befriedung der Gegensätze ist von Anfang an etwas, das diese Meister innig lieben von Dschuang Dsi und seinem »Wahren Buch vom südlichen Blütenland« an bis heute. Ein zweites, was diesen Ahnen eigen ist, ist die Achtung vor dem Kleinsten, dem Winzigsten. Chinas Maler, ebenso wie Stifter, so Unerhörtes sie technisch leisten, sind der Gefahr entgangen, mit den Ergebnissen der Technik zu spielen. Jeder Federstrich, jede leiseste Wendung und Windung des haarfeinen Pinsels ist Zeugnis und Zeugung zugleich, alles steht da, unerschütterlich, nur von außen »mit dem gelben Rande des Alters umflossen«, innen aber unversehrt mitten im Wehen der Jahrhunderte. Legende hier wie dort. Hier wie dort sind sich Form und Gestalt nicht feindlich. Eine sehr innige Gemeinschaft spricht aus jeder Schöpfung. Das macht sie so vollkommen, so still freudenvoll. Jede Schöpfung ist voll von Geheimnissen, so schlicht sie daliegt, und das, was man Realismus nennt, ist nur ein Geheimnis mehr. Jede Kleinigkeit, jeder Fuß Boden, jedes Zittern der sommerhellen Luft der Heide, jede Bewegung des Menschen, hier hingegossen auf dem frühlingshaft wieder umgrünten Felsen, dort überstäubt vom grauen Geriesel des stürmenden Herbstes, jeder Hufschlag des Wildes, das durch den hohen Schnee winterlich trabt, dies alles ist aus ungeheuer plastisch gesehenen und erlebten Einzelheiten eine Gesamtheit von Traumtiefe, von Sphärenfremdheit geworden, ein Unbeschreibliches, eine Welt über der Welt. Diese Worte, die den Landschaften der chinesischen Meister gelten, umschreiben völlig die Welt Stifters, die Wirklichkeit der unbeschreiblichen Winterlandschaft in der »Mappe meines Urgroßvaters«, der Seen und Wälder im »Hochwald«, der Alpen im »Hagestolz«, der Wüste im »Abdias«. Und wie stehen die Menschen zwischen den Dingen? Aus Erde geschaffen, aber atmend mit dem unzerstörbarsten, weil stillsten Leben. Stifter liebte junge Menschen am meisten und ganz alte. Die Klarheit vor dem Lebenskampf, die blühendste Jugend und die Klärung nach dem Lebenskampf, das angeglichene, ganz groß und still gewordene Alter. Zeitgemäß ist nichts an ihnen. Den Kampf der sozialen Klassen, der Weltanschauungen und Richtungen wird man bei ihm nicht finden. Er ist so nahe den innersten Quellen jeglichen menschlichen Geschehens, daß Geborenwerden und Gestorbenwerden sich gleicht. Wie unsagbar leise und unsagbar zwingend treten die Figuren (man dürfte sie eigentlich nicht Figuren nennen, sie sind anderes) in die Erzählungen ein. Wer so nahe dem letzten Geheimnis ist, wer so sehr alles zu seinen Brüdern versammelt, an die Erde und ihre Krume zurückgebracht hat wie Stifter, der muß den Dingen und Menschen ihr Letztes nicht entreißen. Es löst sich von selbst, er muß es nur strömen lassen, und es wird nie versiegen. Es unterliegt nicht dem Zwang und daher nicht der Zeit. »Einen alten Mann, wie einen Schemen, sah man noch öfter durch den Wald gehen, aber kein Mensch kann eine Zeit sagen, wo er noch ging, und eine, wo er nicht mehr ging.«

Von einem chinesischen Meister heißt es, »er hielt Wolken und Berge in seiner hohlen Hand«. So schreitet er in Mondnächten einsam durch den starren Schnee, bis er durch den Tod die lebende Natur sieht, den ruhevoll kreisenden Stern, der schneller oder zögernder eilt, je nach dem Atem des Meisters. Ohne zu suchen hat er das Ewige in der wechselnden Erscheinung, Tod und Verwesung treffen ihn nicht. Das Große dieser Meister liegt in ihrer Tat. Sie sind nicht weltabgewandt, wie die christlichen Heiligen, die doch in ihrer Weltabgewandtheit nur einer andern Seite der Welt zugewandt sind und welche die doppelte Bürde des Unvereinbaren auf ihrer Schulter tragen. Den Martern und Märtyrern der christlichen Lehre sind diese Meister so fern, daß sie ihnen kaum an die Knöchel reichen. Denn das, worum jene kämpfen, haben diese schon erreicht, die höhere, transzendente Gemeinschaft, die Lösung vom einzelnen, die Befreiung des Ich nicht durch Kampf, sondern durch Befriedung. Keine Forderung des tätigen Lebens macht sie ihrer Frömmigkeit abwendig. Je weltlicher sie sind, je mehr sie irdisches Werk tun und irdische Häuser bauen, Wälder ausreuten, heilsame Quellen finden und Kranke pflegen und gesund machen, Bäume pflanzen und, wenn es gerade nahe ist, einem schmutzigen Kinde die Füße waschen, ja, je mehr sie lächeln und sich freuen, je glücklicher sie sind, desto heiliger werden sie. Das ist nicht die sentimentale Geste Dostojewskis, der vor Sonja niederkniet, aber nur, um »vor dem ganzen Jammer und Leiden der Menschen niederzuknien«, sondern das ist das echte Wirken der Heiligen, die keiner Kirche zu ihrer Frömmigkeit bedürfen, keiner Sammlung, keiner Abtötung, keiner Brechung und Zerstörung, um vollendet zu sein. In einer Erzählung Stifters heißt es von einem uralten Arzte: »Seine letzte Heilung ist ein Kind gewesen. Er war schon lange nirgends mehr hingegangen, in der Gegend waren drei neue Doktoren aufgestanden – da war im Eidun ein Kind krank, ein schönes Mädchen freundlicher Eltern –, man hat ihm alles gegeben, was möglich war, aber das Kind wurde immer schlechter. Die Ärzte sagten endlich, es sei vergebens, das Kind müsse sterben. Da fiel den Eltern der alte Doktor ein, der zu Tal ob Pirling ein Haus habe, dort wohne und in dem Garten sitze. Sie gingen zu ihm und baten recht dringend. Er fuhr hinab und ging an seinem Stabe mit den schneeweißen Haaren und gebeugt zu dem Kinde hinein. Da er es gesehen und um alles gefragt und eine Weile geschwiegen hatte, sagte er huldreich: ›Das Kind wird nicht sterben.‹ Er gab den Leuten etwas und sagte, daß man morgen zu ihm kommen und wieder etwas holen sollte.«

Wie ist alles tröstlich, heiter und stark! Es ist wie das lautlose Wandern des unsichtbaren Meisters hinter seinen Felsen, seinen Bäumen, seinen Schneestürmen und Eisriesen, Bergen und Tälern. Es ist nicht zu beschreiben, wie alles so tief, so herzlich, so unentrinnbar sanft zu unserer verstörten Zeit spricht. Tiere und Menschen, Wolken und Erde, Wald und Lichtung, Heide und Dämmerung, Gewitter und Dürre, alles löst sich, alles wird ein Fluß, eine Flut, ein beseeltes Tönen, wie man es vor Adalbert Stifter nicht gehört hat und nach ihm nicht mehr hören wird.


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