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Die Ballspiele auf dem Eise

Danach kam der Winter, und die Männer nahmen, wie Thorkel es vorgeschlagen hatte, ihre Wettspiele auf. Es war das eine Art Schlagball, dazu traten sie auf dem Eise des großen Teiches hinter der Düne in zwei gleichen Scharen an gegeneinander, die von Seehof und die von Wang mit ihren Leuten. Viele Zuschauer von den Höfen im Habichtstal und an der Föhrde fanden sich regelmäßig dazu ein, und es pflegte hitzig herzugehen dabei. Gisli und Thorgrim spielten gewöhnlich auf einer Seite. – »Ihr solltet es einmal auch gegeneinander versuchen!« sagte Thorkel eines Tages, »damit sich's zeigt, wer von euch beiden der Stärkere ist!« – Ihm wäre es recht, meinte Gisli, denn einmal müßten sie's ja doch wohl erproben! – So traten sie denn gegeneinander an. Da kam Thorgrim gegen den Schwager nicht auf: Gisli brachte ihn auf dem Eise zu Fall und wollte dem Ball nachlaufen, der war über die Grenze geflogen. Der Gode sprang auf, packte ihn von hinten und hielt ihn fest. Gisli wandte sich mit einem Ruck, umschlang ihn, und sie rangen; ihr Atem schlug heiß von einem zum andern, unversehens sahen sie sich beide auf einmal ins Weiße der Augen, und sofort trat beiden der helle Schaum vor den Mund. Jählings riß Gisli den Gegner hoch und schmetterte ihn aufs Eis hin, daß ihm die Haut an den Knien und Händen in Fetzen ging und das Blut zur Nase hervorschoß. Diesmal dauerte es eine Weile, bis Thorgrim sich langsam erhob; einen grimmigen Blick warf er auf Gisli, wandte sich um, sah zum Grabhügel Vesteins über der Düne hinauf und sprach halblaut die Verse:

»Daß den zum Grunde streckte
Der Ger – ich kann's nicht schelten!«

Kaum aber waren die Worte heraus, da schleuderte ihm Gisli den Ball mit solcher Wucht zwischen die Schultern, daß er zum dritten Male vornüberstürzte, und rief, daß es über den ganzen Teich hin schallte:

»Daß den zu Boden knallte
Der Ball – ich kann's nicht schelten!«

Einer unter den Zuschauern am Strande lachte hell auf und schwieg erschrocken. Da liefen Thorkel und seine Leute zwischen den Goden und Gisli und riefen, es sei nun zur Genüge ausversucht zwischen ihnen.

Damit nahmen die Spiele ein Ende. Der Sommer kam, und die Feldarbeiten gingen an. Thorgrim und Gisli aber sprachen nicht mehr miteinander.


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