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Wenn ihr euch zur Tat entschließt.

Wenn ihr euch zur Tat entschließt. Wenn ihr eurem Beschluß unzweideutigen Ausdruck gebt. Wenn ihr beweist, daß es gefährlich ist, euch entgegenzutreten. Dann wird das alte System verschwinden. Dann werden die Träume erfüllt. Dann wird die Ungerechtigkeit Abbitte tun und entsagen. Dann, erst dann. Solange ihr euer selbst unsicher seid. Solange ihr nicht ganz sicher wißt, was geschehen soll. Nicht ganz sicher, wann etwas geschehen soll. Nicht ganz sicher, ob es nicht besser wäre, die Dinge zu lassen wie sie sind, als eine Veränderung zu wagen. Nicht ganz sicher, ob die Ungerechtigkeit auch so ungerecht sei, wie ihr meintet, oder ob die Gerechtigkeit auch so gerecht sei, wie ihr glaubtet. – Solange wird Colorado Colorado sein. Solange wird Rockefeller Rockefeller sein. Solange wird jeder Mensch fortfahren gegen jeden andern zu sein, statt daß jeder für den anderen wäre. Einen Mittelweg gibt es nicht. Dies ist das Gesetz des Lebens. Das Gesetz eures Willens, das nur durch ein anderes, das ihr vorbereiten und einführen müßt, ersetzt werden kann. Die ganze Welt des Rechts wartet unterdessen geduldig auf eure persönliche Welt des Unrechts. Harrt. Lauscht auf euren Befehl. Erwartet sonst keine Befehle. Denn sie weiß, daß sie keinem andern zu folgen braucht.

Ihr, die Arbeiter. Ihr, die Schöpfer. Ihr, die Erbauer. Ihr hofft, daß irgend ein Mensch oder irgend eine Macht außer euch die soziale Gerechtigkeit herstellen werde. Ihr seht euch nach Wundern um, nach Wohltätern, nach dem guten Menschen, nach der guten Partei. Hört nur auf. Verschwendet keine Sehkraft mehr. Alles, wonach ihr euch umschaut, liegt in euch selbst. Alle Gerechtigkeit. Alle Wunder. Alles Wohltun. Ihr werdet eure eignen guten Menschen sein. Ihr werdet eure eigne gute Partei bilden. Wenn ihr acht Stunden wollt, werdet ihr sie bekommen. Sie werden euch nicht von andern geschenkt. Ihr werdet sie euch selbst schenken. Wenn ihr auf der Einführung des kooperativen Systems besteht, so wird es kommen. Niemand wird es euch auf dem Präsentierteller bringen. Es wird euch nicht als Legat testamentarisch vermacht. Es braucht nicht der Vermittlung einer Carnegie-Bibliothek. Es wird aus eurem eigenen Herzen hervorgehen. Aus eurer eigenen Einsicht. Aus eurem eigenen Willen.

Die Welt ist euer, ihr, die ihr die Arbeiter der Welt seid, ihr, die ihr das Gut und Bös der Welt verbessert oder verschlimmert. Wann werdet ihr eure Ansprüche erheben? Die Kasten werden euer Recht nicht für euch vertreten. Ihr müßt es selbst tun. Wenn euer Wille endlich zum Wollen gelangt ist, wird euer Wille geschehen. Ich meine nicht eine kleine Anzahl von euch; sondern euch in der Gesamtheit. Die Gesamtheit von euch, die ihr arbeitet. Die Gesamtheit von euch, die ihr aufbaut. Die Gesamtheit von euch, die ihr die reinlichen wie die schmutzigen Arbeiten der Welt tut. Die ihr den Gefahren der Welt besonders ausgesetzt seid. Die ihr für die Welt lebt und für die Welt sterbt. Das Feld liegt vor euch ausgebreitet. Werdet ihr ernten? Oder werdet ihr immer ohne Widerspruch zuschauen, wie von fremden Händen geerntet wird? Die weiten Aecker sind euer. Die versperrte Aussicht bietet die Fülle, der ihr die ersten und die letzten Opfer treuen Dienstes dargebracht habt. Ich sage nicht: Nehmt sie euch mit Gewalt. Ich sage: Laßt sie euch nicht mit Gewalt wegnehmen. Ich behaupte nicht, daß ihr ein Recht hättet, sie für einige wenige zu nehmen. Ihr habt nur ein Recht. Das Recht sie für alle zu nehmen.

Es ist nicht die Sache des Gravitationsgesetzes, zu handeln. Noch die Sache des Gesetzes von der Fortdauer des Tauglichsten. Noch die Sache von Wohltätern, oder Kirchen, oder Universitäten, oder Armenkomitees, oder Vermittlern und Beschützern irgend welcher Art. Eure Sache ist es zu handeln. Ihr seid die Gravitation. Ihr seid die Tauglichen. Ihr werdet so lange noch weiter denken und weiter straucheln und weiter verzweifeln und weiter fluchen, bis ihr endlich bereit seid. Dann werdet ihr einen letzten Kriegsrat abhalten. Den letzten Kriegsrat, der zugleich die erste Friedensversammlung sein wird. Dann werdet ihr eure Befehle erlassen. Befehle, gebietend durch ihr Gewicht und ihren Inhalt. Kein Mensch, keine Macht wird daran denken, den Gehorsam zu weigern. Ungehorsam wird den Tod bedeuten. Es werden Befehle der Liebe sein. Befehle der Kommune. Heute gibt es Mein und Dein. Und es herrscht Krieg. Morgen gibt es kein Mein und Dein mehr. Und es herrscht Friede. Die Welt wird nicht mehr über Besitzrechte streiten. Sie wird das Besitzrecht zerstören! Die Kasten waren im stande, Kasten zu bleiben, weil ihr unfähig wart, eine Klasse zu werden. Ihr Arbeiter, die herrschenden Diener, die dienenden Herrscher der brüderlichen Erde. Während ihr wartend euch sorgtet und fragtet, was ihr tun dürftet und wolltet, haben die Kasten die formellen Rechte der Auserwählten eifrig befestigt. Doch das Recht des Widerrufs war stets in euren Händen. Jederzeit hättet ihr der Ausbeutung eures Erbes ein Ziel setzen können. Aber ihr wart unentschlossen. Ihr wußtet und wagtet nur halb. Die ewigen Gesetze sind bereit, euch zu helfen. Sie werden ihre ganze Macht für euch einlegen. Ihr braucht nur zu verlangen. Ihr braucht euch nur zu entschließen. Nichts kann euch entgegenstehen, wenn ihr einmal selbst für euch einsteht. Alles ist für euch bereit. Fremde Unterstützung ist nicht nötig. Mit euch selbst, mit eurem Innern habt ihr zu schaffen. Mit eurem eigenen Zweifel, eurer eigenen Energie habt ihr zu kämpfen. Es gibt nirgends eine feindliche Gewalt, deren Wesen auch nur den Rand eures Wollens zu beschatten vermöchte. Wenn ihr, die Arbeiter, euch zur Tat entschließt. Wenn ihr soziale Gerechtigkeit wollt; Gemeinschaften statt Kasten und Klassen. Wenn ihr die Forderung stellt, daß ihr nichts besitzt, aber das Recht habt, alles zu gebrauchen. Wenn ihr den Grundbesitz einzieht und die Läden und alles Eigentum in jeglicher Form. Zieht alles ein, nachdem es so lange ausstand. Zieht es an euch. Wenn ihr, die herrschenden Diener, die dienenden Herrscher, euch zur Tat entschließt.


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