Hermann Sudermann
Heimat
Hermann Sudermann

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Dritte Szene

Die Vorigen. Marie.

Magda (ein Tablett mit Kaffeezeug tragend). Guten Morgen!

Franziska. Guten Morgen, mein Kind.

Magda. Ich sterbe vor Hunger – haaa! (Klopft sich auf den Magen.)

Marie (küßt Franziska die Hand).

Magda (den Deckel abhebend, freudig). Famos – ah! Man merkt, Giulietta hat Wirtschaft geführt.

Franziska. Wenigstens Lärm genug hat sie gemacht.

Magda. Schadet nichts! Ein guter Skandal ist schon die halbe Morgensonne. Und wenn sie's zu toll treibt, werft ihr nur ruhig einen Teller oder so was an den Kopf... das ist sie schon gewöhnt. Wo steckt Papa?

Frau Schwartze. Er macht eine Entschuldigungsvisite bei den Herrschaften des Komitees.

Magda. Besteht euer halbes Leben immer noch aus Entschuldigungen? Was ist denn das für ein Komitee?

Frau Schwartze. Es ist der christliche Hilfsverein. Der sollte heute vormittag in unserem Hause eine Sitzung haben. Nun haben wir uns gedacht, es wäre doch unpassend, wenn wir die Herrschaften gerade heute herkommen ließen. Es sähe so aus, als wenn wir dich präsentieren wollten.

Franziska. Aber Auguste! Jetzt sieht es doch so aus, als ob euch eure Tochter wichtiger ist –

Magda. Na ich hoffe, das ist sie auch.

Frau Schwartze. Gewiß! ja! Aber – o Gott! – du weißt ja gar nicht, was das für Leute sind: Die verlangen die strengsten Rücksichten. – Da ist zum Beispiel die Frau Generalin von Klebs. (Stolz.) Mit denen verkehren wir.

Magda (mit geheucheltem Respekt). So! Ah!

Frau Schwartze. Nun werden sie ja wohl morgen kommen. Da wirst du neben der Frau Generalin noch einige andre vornehme und gottesfürchtige Damen kennenlernen, deren Umgang uns sehr viel Ansehn verschafft hat. Ich bin doch neugierig, wie du ihnen gefallen wirst.

Magda. Wie sie mir gefallen werden, willst du sagen.

Frau Schwartze. Ja – das heißt – – – Aber wir schwatzen und schwatzen –

Marie (aufstehend). Ah verzeih, Mamachen.

Magda. Nein, du bleibst hier.

Frau Schwartze. Ja, Magda, und deine Koffer im Hotel. Ich habe ewig Angst, daß da was wegkommt.

Magda. Laßt sie doch holen, Kinder.

Franziska (leise zu Frau Schwartze). Du, Auguste, jetzt werd ich sie ins Gebet nehmen. Da paß mal auf.

(Frau Schwartze ab.)

Franziska (sich setzend, wichtig). Und nun, meine liebe Magda, wirst du deiner alten Tante mal ausführlich erzählen. –

Magda. Hä?... Ach du! Mama braucht so nötig Hilfe! – Geh, geh! Mach dich nützlich!

Franziska (giftig). Wenn du befiehlst!

Magda. Ich habe nur zu bitten.

Franziska (aufstehend). Aber du bittest etwas energisch, find ich.

Magda (lächelnd). Jawohl.

(Franziska wütend ab.)


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