Flinserln
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2. Dá nárrischi Bauá.

(Red'n toán mit ánandá: Dá Dokter aus'm Narr'nturn; á Weaná, der sih im Narr'nturn umáführ'n laßt, und dá nárrische Bauá, Michel Stádlhauser.)

Dá Weaná. Áh, hör'n Sö, Herr Doktá, da hab'n Sö ja á recht á zahlreichi G'sellschaft, in der Ihná nit leicht dö Zeit lang wer'n kann.

Dá Doktá. Ich kann Ihnen versichern, daß ich auf freier Straße oft zahlreichere Gesellschaft dieser Art finde. Ja, manche kommen aus Neugierde herein, die man mit eben so gutem Rechte hier behalten könnte, als man jene, die hier sind, nicht hinausläßt.

Dá Weaná. Áh gengán S'! Obá Sö, Herr Doktá! – Was will denn der Bauá dort? – Dös is doh kán Weinbeerl aus'm Kásá Josef sein'm Gug'lhupf! – Der schaut ja so g'sund und frisch aus, als ob er erst bei dá Liná einákummát'! –

Stádlhauser (kummt, mit-r án'm Körbel am Arm).

Dá Doktá. Und doch ist er einer jener Unglücklichen, denen der Wiener, selbst mit dem Ernstesten Spaß treibend, obigen Scherznamen beilegt. – Der Ärmste ist ein niederösterreichischer Landmann, welcher ehedem mit Ameiseneiern handelte, und auf einmal die fixe Idee bekam, es seien Perlen, wofür er sie auch an seine Kunden verkaufen wollte. – Er ist nicht spröd – und wird Sie gleich selbst ansprechen.

Dá Weaná. Er hat mih schon auf's Korn g'nummá! – Da kummt á schon.

Stádlhauser (zum Weaná).
Schau, schau! Was Neug's! – G'horschamá Derná!
Non, dös is g'scheit, dáß Sö da sán! –
Sán S' eppá gar vielleicht á Weaná?
Ja – ja – mir ziemt, ih kenn' just so án'n!
Sán Sö nit allweil au'm Vogelmark kummá?
Hab'n S' nit Amáß-Árln für d' Stoanröt'ln káfft? –
Sö! – schau'n S' mih recht an! – Sidá 'n vuringá Summá
Treib' ih ietzt á viel á noblichás G'scháft! –

Dá Weaná (váleg'n). Non, – und dös wár' –?

Stádlhauser. Mein, mein! – Nit »wár'« – »is, is« müss'n S' sag'n!
Ja – schau'n S' nur, nit wahr, má g'spannát's gar nit?!
Má kann oft sein Glück übá Nacht dáfrag'n,
Má stolpert oft drübá, und fallt noh dámit.
Sö, wissen S', mit was ih ietzt handeln tu'?

Dá Weaná (beiseite). Hat'n schon!

Stádlhauser. Mög'n S' Perlen? – Sö – schöni! Ih hab' mehr, als g'nua!
's Stánitzel zwá Groschen! – Sö, dös is doh billi?
Kropfperlen, wie d' Oarbás, und weiß, wie-r-á Mili! –
Da – da schau'n S' her! – Gelt? – Is dös á War'?!–

Dá Weaná (schaut in's Stánitzel und beutelt 'n Kopf).

Stádlhauser (auffahrád). Was? – Odá sán S' epper áh so á Narr? –
Vázeig'n S' – sálvenii – ih moan' nur á so!
Es gibt Erná Leutl'n, – ja dümmer, als 's Stroh;
Dö sag'n: »Dös sán Amáß-Árln« – ih bitt', –
Dös – Amáß-Árln? – Má möcht' bei dá Mitt'
Vur Gift abspringá, wann d' Leut' so g'schwoll'n plausch'n,
Weil S' alláweil 's Wahri mi'm Falsch'n vátausch'n! –
Ih wett', zag' ih Amáß-Árln her,
So sag'n S', es sán – Perl'n! – Es is á Málör;
So geht allás quánti-vádráthi im Leb'n:
Was grob is, háßt höfli, – und Nehmen is Geb'n! –
Ih kenn' doh mein Fach! Ja, weil ih ánmal
Au'm Vogelmark g'sess'n bin zu meiná Gall',
Und Amáß-Árln vákáfft hab' fur d' Stádln,
Ietzt soll ih mein Lebta nix Andás mehr toán.
Ietzt pfucház'n alli, dö Bub'n und dö Mádl'n,
Wann ih erná mit Perl'n kumm, groß odá kloan.
Mein! – 's Blátt'l dös wend't sih halt, eh' má's oft g'spürt;
's is halt á Váwandlung, – dös macht d' Leut váwirrt. –
Und – schau'n S' – dö Váwandlung is leicht zu'm kápir'n,
Es därf sih s nur oaná g'scheit z'sammsimulir'n: –
Dö Amáß-Árln sán rund und sán weiß,
Akk'rát wie dö Perl'n; – benebst sán s' á Speis'
Fur'n Kropf von dö Vögerln; – Perl'n fur'n Kropf
Kropfperl'n sán s' also, – dös braucht doh koan'n Kopf!
Ja – g'scheit muß má sein, sunst vádirbt má sih 's G'scháft! –
Zwá Groschen 's Stanitzel Kropfperl'n, wer káfft?!

Dá Weaná. Meiná Six, dös is doh á sundábari Idee!

Stádlhauser. Was – Tee?! – Dá Tee übáschwemmt nur 'n Mag'n;
Á Máß'l án'n Heuring, da laßt sih was sag'n!
Ja – wann ih an'n Heuringá denk – sáppráment!
Da fangt 's már an z'wurl'n, dá wássern má d' Zähnt'.
An'n Stutz'n au'm Tisch, mein Miarz'l daneb'n, –
Há – dös wár' á Laudi, dös wár' á Leb'n!
Alli Ochsná in ganz Östreich mitsamm, –
Mein Oach'l! – ih möcht' s' fur mein Miarz'l nit hab'n! –

Dá Weaná. Wer is denn dö Miarz'l, auf dö er gar so á G'schátz hat? –

Stádlhauser. Dá Herr kennt d' Miarz'l nit? – Geh' dá Herr hám!
So án'm g'scheit'n Mensch'n glaubát má 's kám.
'n Kloanhäusler Kreipler sein' Miarz'l nit z' kenná! –
Má därf s' 'n Bámán im Wald drobmád nenná,
So beud'ln sih alli, und fahr'n unt'ránand: –
Mein Miarz'l is 's säubrásti Derndál im Lánd,

Hat Augerln wie d' Kerscherl
Á G'schau gar so gut,
Und pumpfoasti Wángerln,
Wie Milli und Blut.

Hübsch hoch is s' um's Mittel,
Hübsch g'ring is s' bei'm Tanz:
Und wann s' oan'n recht anschaut,
Gibt 's völli án'n Glanz.

Hab' mannigsmal Wichs' kriegt
Au'm Kirta z'weg'n ihr; –
Hab' denkt: 's gilt án'm andán,
Und 's Derndál gilt mir!

Und wann s' áh gern g'schmiert hat;
's sán alli, wie sie;
Hast koani álloani,
Halbs hott und halbs hi!

Hab s' gleihwöhlst doh gern g'habt,
War lusti, fidel:
Á Leb'n ohni Lieb'
Is á Leib ohni Seel'!

Á Leb'n ohni Lieb'
Is á Frucht ohni Kern;
Ih moan', ohni Lieb'
Kinnt' ih nárrisch noh wer'n.

Ja – nárrisch, – ih sag' engs, und nit ohni Grund!
Ih b'sinn' mi noh gut auf á krensauri Stund: –
Bei dá Nacht war's, dá Monschein hat glöck'lhell g'schuná,
Und mir hat mein Herz, wie-r á Strohfeuer, brunná.
Ih schleich' ganz pomáli zum Hütterl au'm Berch,
Da huscht was zu'm Türl vástohl'n übá z'werch;
Mir gruselt's, mir fahrt all' mein K'ráschi in d' Fäust',
Nihm' all' mein' Geduld z'samm, dámit s' má nit reißt,
Schleich' zuwi zu'm Fensterl, guck' eini durch d' Scheib'n,
Z'weg'n we hat denn 's Liecht müss'n anzundt'n bleib'n?
Da sitzt sie, – mein Miarz'l, – dá Jágá neb'n ihr,
Dá Jágá, der Wilddieb im Bubmá-Revier!
Bei-n erm is s' ganz brát auf dá-r Ofábank g'sess'n,
Mit erm hat s' án'n Sterz odá sunst'n was g'ess'n,
Und ih – ih hab' g'fress'n g'habt, mehrás als g'nua. –
»Ih wünsch' eng án'n gut'n Áppátit dazua!«
So hab' ih eini g'schrien fuchti bei'm Fenstá,
Und dávon g'rennt bin ih, wie g'jagt von dö G'spenstá. –
Tags drauf da hat s' freili was g'fabelt und g'raunzt,
Ih abá hab' sie und 'n Jágá bráv g'faunzt.
Sidá dem hab' ih nix von ihr g'seg'n und nix g'hört, –
Hab' áh nix mehr hör'n woll'n, sie is 's ja nit wert!
Abá – lieb is s' halt doh, – und sauber is s' áh, –
Am End' is dö ganzi Kumödi nur G'schrá! –
Mein Miarz'l – nit wahr, Sö hab'n g'red't von ihr?
Nit wahr sie is da, sie hat g'fragt nach mir?

Dá Weaná (will erm z' vásteh'n geb'n, dáß á sih irrt).

Stádlhauser. Nán, nán – nix Kopfbeut'ln, – schau'n S', – ih vásteh', –
Sö woll'n halt nix ausplausch'n, dös wáß ih eh'.
Also d' Miarz'l is da, – non – ietzt is allás gut,
Ietzt bin ih állegro, voll Schneid' und voll Mut;
Ietzt sán má dö Flügerln auf oanmal frisch g'wachs'n,
Ietzt sing' ih und spring' ih, und mach' meini Fax'n
'n ganz'n lieb'n Tag! – Ja, bei'm Tag háßt 's: »Juhe!«
Schau'n S', – abá wann's finstá wird, aft háßt 's: »Auweh!« –
Aft wird má so entrisch, aft wird má so bang,
Und was ih mi z'samm nihm', mih leid't 's halt nit lang;
Und aussi muß ih, muß aussi guck'n
In d' Wolkná-r am Himmel und 's Woaná vádruck'n.
Wo-n ih geh', wo-n ih steh', fallt má d' Miarz'l halt ein,
Ih sag zu dö Sterndáln: »Geht's, grüßt 's má s' recht fein!«
Und was ih oft trieb'n hab', in 'n Sinn kummt már all's, –
Wie-r oft ihr Perl'n hab' woll'n schenk'n fur'n Hals,
Und wie s' má s' á-n iardsmal an'n Kopf had keit,
Und wie 's mih hat gfreut,
Und wie-r á máh denkt hab': »Schau', dös is á G'müat:
»Sie will nix von dir, sie is nit int'ressirt!« –
Imm'rámal abá da gift' ih mih schier,
Denk' má: »Z'wegn we will s' nit Perl'n von dir?
Perl'n sán saubá, – má woant s' ja sogar:
Hat denn nur d' Miarz'l koan'n Sinn fur dö War'?«
              (gibt 'm Weaná á Stánitz'l.)
Sö – á Stánitzerl! – Váred'n S' erna 's nit!
Zahlperl'n sán 's, – zahl'n S' d' Schulden dámit.

Dá Weaná. D' Kinder und d' Narr'n red'n halt d' Wahrheit!

Stádlhauser. Und ietzt nix fur ungut, – ietzt muß ih furt,
        Auffi au'm Kog'l, – án Ehrnta is durt;
        's Stiegelsepp'l sein' Tochtá, dö Gredl',
        Heirat't 'n Derná sein'n Suhn, 'n Thaddäd'l;
        Da brauchán s' so lustigi, g'spáßigi Kerl'n, –
        Und nachá, was wár' denn á Braut ohni Perl'n –?
        Dá Stádlhauser, sag'n d' Leut', is á Narr –!
        Áh, – wárum denn nit gar?
        Ih wáß, was ih red', und ih wáß, was ih tua,
        Und fur d' nárrischi Welt bin ih längst noh g'scheit g'nua!

Dá Doktá. Jetzt lassen wir ihn allein; – er wird jetzt zu singen anfangen, und zwar so vernünftig, daß jeder, der seinen Zustand nicht kennt, ihn für vollkommen gesund hielte.

Dá Weaná (mit 'm Doktá sih wegschleichád). Áh – da bin ih neuschieri!

Stádlhauser (singt).
(Perl-Lied.)
        Ih wáß, was á Dirn' is,
Á Dirn' is á Schatz!
Trag' oani im Herz'n,
Hat koani mehr Platz.
Wann oani recht treu is, – zwar d' mein'g' dö war 's nit, –
So hat má sein' Freud' und sein'n Himmel dámit;
Drum sag' ih, – wár 's eppá nit wahr? –
Lieb' is á Perl', – so red't ja koan Narr!

Ih wáß, was á Lied is,
Á Lied'l, á schön's,
An Östreichág'sáng'l,
Mein Oad! – ih dákenn 's!
Á lustigá Jodler, á traurigá Klang,
Má lacht und má woant sih viel leichtá bei'm G'sang!
Drum sag' ih, – wár 's eppá nit wahr? –
Á Lied is á Perl', – so red't ja koán Narr!

Ih wáß áh, was 's Leb'n is,
Ja, 's Leb'n is á G'nad',
Á großi, wann s' oaná
Ganz schuld'nfrei hat;
Bald so und bald anderst, als 's manchá just möcht';
Dár Östreichá lebt gern, und da hat á recht!
Drum sag' ih, – wár 's eppá nit wahr? –
Das Leb'n is á Perl', – so red't ja koan Narr!

Ih wáß áh, was 's Hoamet
Und 's Vadáland is,
Á Lánd'l zu'm gern hab'n,
Á wahr's Párádies,
Á Land vollá Glück, wo koan' Falschheit loschirt,
Á Land, wo dö Treu' mit dá Lieb' hármonirt;
Drum sag' ih, – wár 's eppá nit wahr? –
Östreich is á Perl', – so red't ja koan Narr!

Ih wáß áh was recht is,
Und Gutsein is recht,
Á Herz voll Dábarmen,
Á söltás is echt;
Und söltáni Herzen sán biklem – auf Ehr',
In Östreich sán s' häufti, – schau'n S' nur ánmal her! –
Drum sag' ih, – wár 's eppá nit wahr? –
D' Wohltat is á Perl', – so red't ja koan Narr!

(Repetitions-Strophen.)
Ih wáß, was á Perl' is,
Ih moan', ih wáß 's recht;
Von hundát is abá
Kám oani ganz echt,
Und wem so á falschi als Zahlperl' g'fallt,
Der hat 's in sein'm Leb'n schon oft teuer bezahlt!
Drum sag' ih, – wár 's eppá nit wahr? –
Hüt't 's eng vur dö falsch'n, – so red't ja koan Narr!

So háßt bei-n-án'm Gleich'n
Á Perl' áh 's Geld;
Á tüchtigá Hals voll
Gilt all's auf dá Welt;
Zu'm G'schmuck is 's wohl prächti, weil 's all's respektirt,
Was nutzt abá d' Perl', wann má d' Fassung váliert? –
Drum sag' ih, – wár 's eppá nit wahr? –
's Geld is so á falschi, – so red't ja koan Narr!

Dö rundásti Perl'
Is 's Glück, dös is g'wiß;
Wie 's Quecksilbá kugelt's,
Weil 's gar so rund is;
Und schürt oan'm á Herzload á biss'l án'n Brand,
So z'rinnt's wie-r á Wachsperl' untá dá Hand!
Drum sag' ih, – wár 's eppá nit wahr? –
Áh 's Glück is á falschi, – so red't ja koan Narr!

Áh d' Hübschigkeit gilt
Für á Perl' bei all'n,
Und b'sundás dö Derndáln
Woll'n all's dámit zahl'n;
Oft abá schlecht 's Altá als Dieb sih in's Haus,
Und tauscht s' fur á nachpfuschti Kropfperl' aus!
Drum sag' ih, wár 's eppá nit wahr? –
D' Schönheit is koan echti, – so red't ja koan Narr!

Gunst is á Perl'
Und á falschi gar oft;
Sie g'freut oan'm am meist'n
Dort, wo má s' nit hofft;
So kenn' ih á Musch'l, dö is Ihná – Sinn,
Und d' Gunst liegt als d' ächtásti Perl' da drinn!
Perl', – no is 's eppá nit wahr? –
Wer sagt, dáß dö falsch is, – is richti á Narr!


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