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17. 's Pfnotwinkerl.

                          Ih hab' á Winkerl in mein'm Haus:
Dös schaut ganz b'sundás eing'richt't aus.
Es is nit eng just, is nit weid,
Nit recht für 's Load, nit recht für d' Freud';
Es is halt all'mal grad so recht,
Wie má 's fur'n Aug'nblick finden möcht'! –

Au'm G'sims z'höchst obmád untá'm Trám
Da steckt á Palmbusch'n zwisch'n dö Bám',
Er b'hüt't oan'n vur'm Wedá-r, und thád á's áh nit,
Má glaubt 's halt, und hat sein' Freud' dámit.
Á biss'l niedrichá hängt im Eck
Á Christás; – er is schon vollá Fleck',
Nit saubá g'mal'n, abá doh schön g'nua: –
Was ageht, dös denkt má sih halt dázua.
Á Betschamel steht hinbei an dá Wand,
Schön g'arbát't, – u mein! – wo is dö Hand,
Dö 'n g'macht hat? – Wo san dö Leut' schon hin,
Dö 'n g'wöhnt ánmal war'n, wie-r ih'n ietzt bin? –
Dáneb'n steht á Loahnstuhl mit Rádeln und Ohr'n:
An den bin ih mannigsmal ang'hängt wor'n,
Zwar nur mit-r án'm Faden, – 'm Vadán sein G'schau
Dös hat'n zum Strick g'macht, ih wáß's noh recht g'nau!
Grad drübá-r auf áná Stell'n da steht
Á Glas, wo á hübsch's Nágel einigeht;
Dá Deckel von Zinn, auf dem má's noh lest,
Dáß's ánmal mein'm Vadán sein Leibglas is g'west,
Ih sich'n leibhafti noh sitz'n vur mir,
In oaná Hand 's Buch; 's Glas halbs vollá Bier;
Ietzt loahnt á-r-'n Deckel z'ruck, setzt an,
Tunkt 's Mál in's Bier ein, sürfelt dran,
Sagt: »Gut is's!« – stellt sein Krüag'l hin,
Und fragt uns: »Wisst's, wo ih steh'n blieb'n bin?«
Áh, 's Buch is áh noh da, durt steht's; –
Dá g'streng' Herr Váwaltá wöllt, er hätt 's;
Má nennt's, moan' ih, Chronik, – á gar á g'scheidt's Buch'!
Ih find' drinnad allás, was ih nur such':
Von God, von dö Kini, von'n Bauan, von'n Herr'n,
Mit saubári Reim' und heilsámi Lehr'n, –
Já, – wer dös im Kopf sih so mirk'n kinnt',
Dös wár leicht á G'lehrtá, wie má koan'n find't.
Já, – dáß ih's halt sag' – dös Winkerl is's grad,
An was mein Herz án'n Narr'n g'fress'n hat.
Wann ih noh á so gifti bin, noh á so schiach,
Dös Winkerl is's, wo ih mein' Ruah' wiedá krieg'.
Da schlierf' ih hintri, schau' auf dö Bám',
Und siech ih 'n Palmbusch'n drobmád au'm Tram,
So denk' ih má: »Schau! Wie gern hat dih God!
Du brummst' und doh schlagt dih sein Wedá nit tot!« –
Und siech' ih 'n Christás druntá-r im Eck,
So denk' ih má: »Schau! du bist doh recht keck;
Du klagst vur dem dadá übá 's Leb'n,
Der sein's so geduldi fur d' Menschen hat geb'n!« –
Und stoß' ih an'n Schámel an, denk' ih ma gleih:
»Z'weg'n we den stund' da dá Schamel hinbei,
Als dáß d' dih kannst hinknie'n, wann dá was fehlt:
Zu'm Himmel gibt's üb'rall á Loch in dá Welt!« –
Und siech' ih mein'm Vadán sein Krüag'l steh'n,
So denk' ih má: »Háßt dös nit arg sih vageh'n?
Der Mann, dein Vadá der guti Mann,
Der mannich'n Zug aus dem Krüag'l hat tan',
Der Mann is tot, – und du lebst noh, du Buá,
Bist g'sund, hast dein Wirtschaft, – und doh war's nit g'nua?« –
Und siech' ih dös Buch, so denk' ih má: »Les'!
Valeih vátreibst dá dö Grill'n durch dös! –
Schau, schau nur, wieviel in dem Winkerl da is,
Damit 's d' dih kurir'n kannst, – dös is doh g'wiß!
In dem elendigá-r Eck von dein'm Haus,
Streckt üb'rall dá Herrgod sein' Hand nach dir aus,
Und sagt zu dir: Kumm, Buá, und sei g'scheit,
Zu'm Pfnot'n und Trutz'n hat's lang no Zeit!«

Und wann ih dös denk' und so recht betracht',
Wie-r allás á sámsing án'n Trost oan'm macht,
So kann ih nit hárb sein, – frisch muß ih wer'n:
Drum hab' ih dös Winkerl áh gar á so gern! –


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