Johann Gottfried Schnabel
Der im Irrgarten der Liebe herumtaumelnde Kavalier
Johann Gottfried Schnabel

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Der Herr von K.* sah mir starr, jedoch mit einer sehr freundlichen Miene in die Augen, sobald er aber von seiner Gemahlin vernommen, daß ich eine von ihren Befreundinnen aus Deutschland sei, bewillkommte er mich aufs höflichste mit einem Handkuß.

Mein Angesicht und der Bart konnten mich so leicht nicht verraten, denn ich hatte mich bis dato eben noch nicht allzusehr über einen scharfen Bart zu beschweren, überdies kratzte ich damals selbst mit einem Schermesser alle Morgen die herausdringenden Stoppeln ab, so daß man an mir gar keinen Bart verspürte.

Die Angekommenen inkommodierten uns nicht lange, begehrten auch keine Abendmahlzeit einzunehmen, indem sie vorgaben, daß sie dieselbe kaum vor einer Stunde bei einem benachbarten Edelmann eingenommen hätten, hergegen führte sie der Herr von K.* in ein anderes Zimmer, wo sie sich mit Wein, Bier und Tabakrauchen divertierten.

Mittlerweile ließ der Herr von K.* seiner Gemahlin sagen, wie er jetzt eben im Begriff wäre, einen Expressen nach der Stadt zu schicken, um allen Zubehör zu einem herrlichen Schmaus für sechzehn bis zwanzig Personen herauszuschaffen, wofern sie nun eines oder das andere dabei zu erinnern hätte, möchte sie es bald tun, damit der Expresse nicht aufgehalten würde, sondern morgen bei guter Zeit mit allen Requisiten zur Stelle sein könne. Er, der Herr von K.*, würde mit seiner Gesellschaft zwar morgen mit dem allerfrühesten erst zu dem Herrn von W.* reiten, jedoch gegen Abend, um fünf oder sechs Uhr, wieder zugegen sein, deswegen möchte Madame K.* alles so einrichten, daß sie bald nach ihrer Ankunft speisen könnten.

Madame K.* ließ ihn bitten, weiter für nichts Sorge zu tragen, indem sie schon alles bestmöglichst besorgen wollte. Inzwischen war sie meinetwegen in großen Ängsten, geriet auch auf die Gedanken, mich noch in dieser Nacht heimlich nach der Stadt bringen zu lassen; allein, sie resolvierte sich bald anders, indem sie glaubte, hierdurch den Verdacht noch größer zu machen; demnach bat sie mich, nur morgen bei Tag wenig zum Vorschein zu kommen, wenn aber ihr Herr, nachdem ich mich wegen einer kleinen Unpäßlichkeit excusieren lassen, ja darauf bestünde, daß ich mit bei der Tafel erscheinen sollte, möchte ich nur Folge leisten und meine Szene aufs beste spielen.

Hierauf begab ich mich von ihr in mein ordentliches Zimmer, kam auch den anderen Tag gar nicht zum Vorschein, bis Madame K.* die alte Frau schickte und mir sagen ließ, es könnte nicht anders sein, ich müßte zur Tafel kommen, es wollte keine Entschuldigung helfen, deswegen sollte ich mich nur ankleiden. Da solches geschehen und ich bei der Gesellschaft, worunter sich vier Frauenzimmer außer der Madame K.* befanden, wurde ich von allen insgesamt aufs complaisanteste bewillkommet und mußte mich an des Herrn von K.* Seite setzen. Es wurde proper traktiert und die Tafelmusik dabei gemacht; nach aufgehobener Tafel aber forderte mich der Herr von K.* am allerersten zum Tanze auf, worüber die Madame K.* sowohl als ich, ungeachtet uns allen beiden nicht allzuwohl um die Leber war, von Herzen lachen mußten. Ungeachtet ich mich aber zeitlebens wenig im Frauenzimmerhabit und Art zu tanzen geübt hatte, so konnte doch meine Dinge noch so ziemlich machen, so daß nicht allein der von K.*, sondern auch seine Gäste meine Geschicklichkeit ungemein rühmten.

Kurz zu sagen, der Herr von K.* verliebte sich in mich und trug mir seine inbrünstige Liebe gleich diesen ersten Abend an einem bequemen Ort in französischer Sprache an.

Dieses war mir ein gefundenes Fressen, zwar weigerte ich mich anfänglich, ihm zu antworten, endlich aber, da er fortfuhr, von nichts anderem als von verliebtem Zeug zu schwatzen, sagte ich: ›Stille, stille! Mein Herr! Ich wollte nicht tausend Dukaten drum nehmen, daß Eure Gemahlin unseren Diskurs erführe.‹ ›Ha!‹ erwiderte der Herr von K.*, ›meine Gemahlin muß zufrieden sein, wenn ich mich morgendes Tages von ihr scheiden lasse; sagt nur ein Wort, meine Schöne, ob Ihr mich vergnügen wollt, so sollt Ihr nicht allein morgendes Tages tausend Dukaten zum Voraus von mir haben, sondern binnen wenig Wochen meine eheliche Gemahlin sein.‹

›Mein Herr!‹ versetzte ich, ›nehmt nicht ungnädig, wenn ich glaube, daß vielleicht mehr der Wein als meine wenige Schönheit Euch diesen Abend in mich verliebt macht; leugnen kann ich zwar nicht, daß mich Eure galante Person ungemein charmiert, wünschte auch im Stande zu sein, Euch zu vergnügen, allein, Eure Gemahlin ist meine weitläufige Befreundin, und diese aus ihrem Ehebett zu vertreiben, wäre nicht redlich gehandelt; eine Nebenbuhlerin aber zu leiden, würde Ihr so wenig gelegen sein als mir, dergleichen Condition anzunehmen.‹

›Mein Engelskind!‹ sagte hierauf der Herr von K.* zu mir, ›berichtet mir nur kürzlich, ob Ihr mich lieben könnt oder nicht, denn wenn ich nur dessen versichert bin, daß Ihr mich liebt, so soll sich in der Kürze schon alles geben.‹

Ich stellte mich an, als ob ich vor Schamhaftigkeit und Furcht nicht antworten könnte, führte aber in aller Stille seine Hand zu meinem Munde, küßte und drückte dieselbe. Er nahm diese Karesse für ein wirkliches Jawort an und paßte das Tempo ab, da seine Gemahlin hinausgegangen war, mich hinter eine Gardine zu führen und mir etliche derbe Küsse auf den Mund zu versetzen.

›Wohlan‹, sprach er hierauf, ›laßt meiner Gemahlin nicht merken, morgen sollt Ihr mit Derselben nach der Stadt in unser Palais fahren und von mir tausend Dukaten zu Eurer Bedürfnis empfangen; ich muß zwar noch eine Reise tun, komme aber aufs längste in drei Wochen wieder zurück, sodann soll zu unser beiderseits Vergnügen völlige Anstalt gemacht werden.‹

Hierauf verließ er mich und redete diesen Abend fernerhin sehr wenige Worte mit mir, hergegen machte er sich mit seinen Gästen bei den Weinbouteillen noch etliche Stunden lustig; folgenden Morgens aber brachen wir in aller Stille nach der Stadt auf. Madame K.* und ich saßen in einem Wagen beisammen, da ich denn derselben unterwegs erzählte, was mir gestern Abend passiert war. Sie lächelte zwar darüber, allein, das für mich gewünschte Vergnügen wollte sich gar nicht zeigen; doch sagte sie:

›Weil mein Gemahl heute wieder fortreisen will, wollen wir doch den Possen vollends fortspielen und abwarten, was daraus werden wird.‹

Nachdem wir im Palais angelangt, begab er sich in sein Appartement, mir aber ließ er durch seinen Kammerdiener insgeheim sagen, daß ich mich mittags um drei Uhr in mein Zimmer begeben sollte, unter dem Vorwand, Mittagsruhe daselbst zu halten, weil er mir durch ihn, den Kammerdiener, dem gestrigen Versprechen gemäß etwas zuschicken, sich sodann gleich zu Pferde setzen und fortreisen wollte.

Wie ich nun versprechen lassen, mich danach zu achten, begab ich mich sogleich zu der Madame K.*, der ich den Antrag erzählte. Sie sagte hierauf, ich sollte mein Versprechen nur halten; weil aber der Herr von K.* unter dem Vorwand, daß er vor seiner Abreise noch notwendige Briefe zu schreiben hätte, in seinem Appartement allein auf der Serviette zu speisen verlangte, also speiste ich mit der Madame K.* ganz allein und begab mich hernach in mein Zimmer.

Um die bestimmte Zeit kam der Kammerdiener, brachte mir nebst einem freundlichen Abschiedskompliment einen Brief nebst einem Beutel, worin tausend Dukaten versiegelt, von seinem Herrn und begab sich eiligst wieder zurück. Ich erbrach den Brief und fand die herrlichsten Liebesverpflichtungen nebst folgender nachdenklichen Expression darin:

Bleibt mir nur getreu und sorgt für nichts; die Ehescheidung zwischen mir und meiner Gemahlin und die Vermählung mit Euch und mir wird leichter geschehen, als sich jetzt jemand einbilden kann.

Nachdem ich der Madame K.* diesen Brief zu lesen gegeben, sagte sie:

›Mein werter de A., nunmehr ist dieses mein bester Rat, nehmt die tausend Dukaten und retiriert Euch damit, wohin Ihr wollt, oder getraut Ihr Euch, in Euren Kavalierskleidern noch etliche Wochen hierzubleiben, so steht es Euch frei. Ich finde für nötig, mich auf eine Zeitlang zu verbergen, weil, wie ich merke, mein Leben in Gefahr steht, denn der verfluchte Kammerdiener wird ganz gewiß Ordre haben, mich mit Gift hinzurichten.‹

Ich erstaunte gewaltig über diese ihre Reden, da sie sich aber sehr ängstlich gebärdete, mußte ich ihren Mutmaßungen desto mehr Glauben beimessen, versprach demnach, ihr zu gehorsamen und mich mit einbrechender Nacht in mein Logis zu begeben, jedoch noch eine kurze Zeit in dieser Stadt zu bleiben, um unter der Hand auszuforschen, was nach ihrer heimlichen Abreise weiter passieren würde.

Inmittels ersann sie einen artigen Streich, sich des Kammerdieners zu versichern, führte auch denselben glücklich aus, und zwar folgendergestalt:

Sie ließ von ihren getreuen Bedienten sechs handfeste Kerls in ihr Zimmer kommen, welchen sie vorschwatzte, was maßen sie ein besonderes Geheimnis entdeckt, daß nämlich der Kammerdiener ein Großes verbrochen, welches in einer Verräterei und Betrug gegen ihren Gemahl und auch sie bestünde; deswegen sollten sie den Kammerdiener sofort gefangennehmen, binden und in einem finsteren und tiefen Gewölbe so lange bewahren, bis ihr Gemahl wieder zurückkäme, dem sie sofort einen Expressen nachschicken, auch ihm selbst entgegenreisen wollte.

Dieses wurde nun sofort bewerkstelligt, und zwar ohne einzigen Rumor, weil dem Kammerdiener keiner von allen anderen Domestiken gewogen war. Hierauf packte die Madame K.* alle ihre Kostbarkeiten in etliche Koffer ein und wartete mit Verlangen auf den hereinbrechenden Abend.

Sobald derselbe eingebrochen, nahm sie von mir beweglichen Abschied und versprach, daß ich im warmen Bade bei ihrem Wirt nach wenigen Wochen Briefe von ihr finden sollte.

Hierauf ließ sie mich in mein Logis bringen, sie aber ist ungefähr eine Stunde hernach abgereist.

Ich hielt mich etliche Tage ganz still in meinem Logis auf und ließ durch meinen Diener aussprengen, als wenn ich nach G. verreist gewesen wäre, daselbst aber einige Zeit krank darniedergelegen hätte.

Nachher besuchte ich wieder diejenigen Orte, wo die vornehmsten Kavaliere anzutreffen waren und wo man alle neuen Mähren, so in- und außerhalb der Stadt passierten, am allerersten erfahren konnte; es erwähnte aber kein Mensch etwas von denjenigen Affären, welche ich gern, ohne meine Person darein meliert zu wissen, anhören mögen. Etwa drei Wochen hernach, da ich nebst zwei Kavalieren der Stadt und drei Deutschen spazierengeritten war, stiegen wir bei einem Wirtshaus ab, das im freien Feld lag.

Kaum hatten wir ein paar Gläser Bier ausgeleert, da der Herr von K.* nebst drei seiner bei sich habenden Leute von der S.-Straße dahergejagt kam und allem Ansehen nach auf die Stadt zueilte; da er aber uns zu sehen bekam, wendete er ein und stieg ebenfalls bei dem Wirtshause ab.

Der eine von den Stadtkavalieren, so in meiner Gesellschaft waren, mochte mit dem von K.* bekannt sein, fragte deswegen sogleich, wo er so eilig herkäme? Der von K.* aber, sobald er mich in die Augen bekam, blieb ganz unbeweglich stehen und konnte diesem Kavalier, seinem Landsmann, kein Wort antworten. Es wurde ihm ein Glas Bier zugetrunken, allein, er entschuldigte sich und forderte Branntwein, leerte auch in der Geschwindigkeit fünf bis sechs ziemliche Gläser aus. Nach diesen rief er seinen Kammerdiener auf die Seite, redete eine Weile heimlich mit demselben, worauf er wieder zurückkam und sich bei uns niedersetzte.

Indem nun der Kammerdiener sich stellte, als ob er hinter das Schenkhaus gehen wollte, rief ihm sein Herr zu, er sollte Schnupftabak hergeben. Dieser brachte eine frischgefüllte Dose und sah mir ebenfalls starr ins Gesicht. Mittlerweile nun der von K.* Schnupftabak nahm, fragte er den Kammerdiener:

›Ists der Rechte?‹

›Ja, gnädiger Herr!‹ antwortete dieser, ›es ist der Rechte.‹

Hierauf sagte der von K.* nochmals:

›Wenn es nur wahr, daß es der Rechte ist.‹

Da denn der Kammerdiener mit einem Fuß auf die Erde stampfte und mit ernsthafter Stimme sprach:

›Hol mich tausend – es ist der Rechte.‹

Hierauf präsentierte der von K.* einem jeden die Dose, wie er aber an mich kam und ich eben zugreifen wollte, ließ er dieselbe aus der Hand auf die Erde fallen; ich nahm geschwind ein wenig Schnupftabak von dem Haufen, der auf den steinernen Tritt gefallen war, hob auch die Dose auf und präsentierte ihm dieselbe als einem Unbekannten mit einem höflichen Kompliment, sagte anbei, wie es schade wäre, daß so ein delikater Tabak hätte sollen verschüttet werden.

Der von K.* antwortete nichts, nahm aber die Dose und warf dieselbe ungeachtet es ein kostbares Stück war, in einen sehr nahe an dem Wirtshaus gelegenen Teich. Alle sahen einander an und wußten nicht, was sie aus diesem närrischen Beginnen schließen sollten; ich aber fing nunmehr an zu merken, was diese Aufführung zu bedeuten hätte, setzte mich deswegen in Positur, rief meinen Diener und befahl ihm insgeheim, frisch Pulver auf die Pfannen unserer Pistolen zu schütten und die Pferde an den Arm zu nehmen.

Hierauf redete der von K.* seine beiden Landsleute, die mit mir dahin geritten waren, also an:

›Meine Herren! Wißt Ihr etwas Neues? Meine bisher gewesene Frau, die Kanaille, ist mir seit kurzem, mit einer starken Summe Geldes und vielen kostbaren Kleinodien echappiert.‹

Einer von diesen beiden antwortete, wie er zwar in der Stadt an einigen Orten etwas davon murmeln gehört, wollte aber nicht hoffen, daß dem in der Tat also sei.

›Es ist mehr als zu wahr‹, versetzte der von K.*, ›ich habe es leider mit meinem Schaden erfahren, doch wollte ich gern noch einmal soviel verlieren, wenn ich nur das Vergnügen haben könnte, mich an ihrer Person dergestalt zu rächen, wie ich mich an demjenigen Kujon rächen will, der sie verführt hat.‹

Hierauf stieß er die allergrausamsten Flüche und Scheltworte auf die deutsche Nation aus, beides, männlichen als weiblichen Geschlechts, sagte auch ausdrücklich, alle Deutschen wären wert, daß man sie in diesem Land totschlüge wie die Hunde. Meine drei Landsleute machten große Augen, mir aber überlief die Galle dergestalt, daß ich aufsprang und unter den Worten: ›So raisonieren Massetten‹, meinen Degen zog und dem von K.* ferner zurief:

›Ziehe vom Leder, Kanaille, und defendiere deine aus einem Branntwein eingebeizten Rachen ausgestoßenen schändlichen Redensarten.‹

Danach zog der von K.* auch seinen Sarras, beiderseits Diener liefen herzu und wollten auch mit schlachten helfen, allein, die beiden Nationalisten stellten sich dazwischen und wollten dergleichen irreguläre Recontre durchaus nicht statuieren, widrigenfalls die Partie der Deutschen nehmen.

Dergleichen Raisonabilité hatten ich und meine Landsleute mir von ihnen nicht eingebildet. Unterdessen aber, da mich der von K.* aufs schärfste injurierte, einen Weiberverführer, Hurenschelm und dergleichen schalt, anbei mich zu einem Duell auf Leib und Leben provozierte, stellte ich mich zwar gegen die anderen, als ob ich gar nicht wüßte, was der rasende Kerl bei mir, als einem rechtschaffenden Kavalier, suchen wollte; jedoch weil er mit aller Gewalt Händel an mir suchte, wollte ich ihm, um der Deutschen Ehre zu maintenieren, auf ein paar Pistolen stehen, indem wir ungleiche Seitengewehre hatten.

Die Gesellschaft konnte hierwieder fast nichts einwenden, sondern war geneigt, uns beide Mann für Mann zu lassen, allein, der von K.* wollte von keinen Pistolen, sondern nur von einem Zweikampf mit dem Seitengewehr hören. Dieses war mir um soviel lieber, zumal da er auch keine Sekundanten leiden wollte. Als wir demnach zusammengelassen wurden, erklärte sich mein Gegner, daß absolut einer von uns beiden auf dem Platz bleiben müßte; er ging auch auf mich los als eine Furie, allein, er kam blind und erhielt von mir kurz nacheinander zwei gefährliche Wunden, und zwar eine oben in den Arm, die andere in die Brust, weswegen er matt wurde, seinen Sarras sinken ließ und endlich zu Boden fiel.

Ich stellte mich, als ob ich ihm mit einem Stoße noch die letzte Ölung geben wollte, deswegen er, als er den Tod vor Augen sah, mich recht kläglich um sein Leben bat.

Die übrigen von der Gesellschaft nahten sich herzu, um mich von diesem barbarischen Verfahren abzuhalten, ich aber gab ihnen einen Wink, und sagte zu meinem Feinde:

›Siehe, Kanaille, ungeachtet nicht allein ich, sondern die ganze deutsche Nation von dir aufs allerschändlichste touchiert worden, so will ich doch an dir etwas tun, welches du an mir nicht leicht würdest verübt haben, wenn du mich so wohl überwunden hättest als ich dich. Ich schenke dir demnach dein Leben, jedoch mit der Kondition, daß du alle ausgestoßene Injurien auf deine eigene Person zurücknehmest, dich selbst als einen boshaften Lügner aufs Maul schlägst und mir wegen der aufgebürdeten Laster eine Ehrenerklärung tust. Geschieht dieses nicht, so stoße ich dir augenblicklich den Degen durch die Brust.‹

Die übermäßige Furcht vor dem Tod trieb den angstvollen von K.* an, mein Begehren auf der Stelle zu erfüllen, worüber seine Bedienten sowohl als die Leute die Augen nicht wenig in den Köpfen herumdrehten, allein, es movierte sich niemand, weswegen ich mich mit meinen drei Landsleuten zu Pferde setzte und zurück nach der Stadt ritt.

Tags darauf war diese Begebenheit bereits stadtkundig, wurde aber von einem auf diese, von dem anderen auf jene Art erzählt, von den meisten aber wurde meine Aufführung gerühmt und ich für einen resoluten Kavalier gehalten.

Ungeachtet ich nun bei vielen in den heimlichen Verdacht geriet, als ob ich mit des von K.* Gemahlin in heimlicher Vertraulichkeit gelebt hätte, so wurde doch wenig daraus gemacht, im Gegenteil wünschte sich mancher, wie ehemals Neptunus getan, bei dieser Venus so glücklich, als Mars bei jener gewesen zu sein und einem mürrischen Vulcano Hörner aufzusetzen.

Nach der Zeit wurde mir von verschiedenen guten Freunden angeraten, diese Stadt zu verlassen, denn des von K.* rachgieriges Gemüt wäre jedermann bekannt, und obgleich ich in der Hauptsache unschuldig, so würde er doch nicht unterlassen, bloß wegen des für ihn unglücklich ausgefallenen Duells an mir, wo nicht öffentliche, doch heimliche Rache zu suchen.

Allein, ich kehrte mich an nichts, glaube auch, ich hätte dieses Land eher quittiert, wenn ich solches nicht erfahren hätte. So aber, um nicht für einen feigen Kerl angesehen zu werden und die Madame von K.* mit mir zugleich um soviel mehr aus allem Verdacht zu setzen, beschloß ich, das halbe Jahr vollends auszuwarten, sodann ins warme Bad zu reisen, um zu sehen, ob die von K.* ihr Wort gehalten und Briefe an mich dahin gesendet hätte.

Durch diesen Eigensinn aber stürzte ich mich, wiewohl unschuldigerweise, in das größte Unglück, und zwar folgendermaßen : Ich besuchte fast täglich die besten Gesellschaften, sonderlich wo stark gespielt wurde, indem mich das Glück im Spiel sonderlich favorisierte, deswegen spazierte ich zum öfteren ganz allein, und zwar sehr spät, in mein Logis, weil ich meinen getreuen Bedienten lieber zur Sicherheit meiner Habseligkeiten zu Hause ließ. Eines Abends aber spielte ich einmal ganz extraordinär unglücklich, so daß alles bei mir habende Geld fortging, deswegen, weil es bereits spät war, nahm ich für diesmal von der Gesellschaft Abschied, und zwar akkurat, da die Glocke eins schlug. Es hörten alle die Glocke schlagen und verwunderten sich einigermaßen, daß die Zeit so geschwind verflossen wäre, dem ohngeachtet machten die anderen noch keinen Aufbruch, sondern ich allein ging mit meiner kleinen Taschenlaterne den nächsten Weg nach meinem Quartier zu.

Als ich nun in die einsame Gegend eines Klosters kam, hörte ich etliche Personen hinter mir hergetreten kommen, wandte mich deswegen mit der Leuchte um, zu sehen, wer dieselben wären; in selbigem Augenblick aber bekam ich einen Hieb über diese meine linke Hand, weswegen ich die Laterne mußte zur Erde fallen lassen. Eine Stoßklinge ging mir fast zu gleicher Zeit durch den Rock und Kamisol an der Brust hinweg, schürfte aber nur die Haut; deswegen tat ich einen Sprung auf die Seite, zog meinen Degen und stieß auf den los, der mir am nächsten war, traf ihn auch dergestalt glücklich, daß er augenblicklich zu Boden fiel und in seiner Sprache das ›Miserere mei!‹ ausrief. Dem ohngeachtet setzten mir die zwei übrigen Mörder, deren Bewegung mich das wenige Sternenlicht einigermaßen observieren ließ, desto heftiger zu; da aber der eine, wie ich merken konnte, drei oder vier empfindliche Stiche von mir bekommen hatte, verging ihm die Lust, mich ferner zu attackieren, der dritte Filou aber wollte gar nicht weiter anbeißen, sprang also zurück, nahm die Flucht, gab aber ein Zeichen mit einer hellen Pfeife von sich.

Nun konnte ich mir leicht einbilden, daß er hierdurch noch mehrere seiner schelmischen Kameraden herbeirief, deswegen hielt ich es nicht für ratsam, mich länger auf diesem Platz aufzuhalten, begab mich also mit fliegenden Schritten nach meinem Logis und kam eben in demselben an, da es ein Viertel auf zwei schlug, welches mir der Wirt nebst demjenigen Feldscher, der mich verbunden, und vielen anderen ehrlichen Leuten, die damals noch bei meinem Hauswirt gesessen haben, bezeugen konnten. Denn unter währendem Verbinden, als ich den Feldscher fragte, ob ich eine lahme Hand bekommen würde, und mir derselbe zur Antwort gab, er könne für die Restitution der Gelenke nicht Bürge sein, sagte ich ganz betrübt:

›Hilf Gott! Kann man nicht so unverhofft in Unglück geraten; jetzt hat es nur ein Viertel auf zwei Uhr geschlagen, und da die Glocke eins schlug, wußte ich hiervon noch nichts.‹

Man fragte mich hierauf, mit wem ich Händel gehabt, allein, ich fand nicht ratsam, sogleich die Wahrheit zu sagen, sondern gab vor, es wäre in einer Recontre geschehen; meinen Diener aber schickte ich gleich mit anbrechendem Tag auf den fatalen Kampfplatz; allein, er hatte nichts daselbst angetroffen als meine in Kot getretene Laterne, welche er zum Wahrzeichen mitbrachte, und etliche Flecken Blut, woraus ich schloß, die Straßenräuber müßten unfehlbar ihren tödlich blessierten Kameraden selbst mit fortgeschleppt haben. Deswegen machte ich mir gar keine sorgsamen Gedanken, verbot aber meinem Diener, gegen jemanden etwas von dieser Affäre zu gedenken, wie ich denn auch bei mir beschloß, kein Wesen davon zu machen. Allein, ehe die Mittagsstunde herannahte, wurde ich von der Senatswache in meinem Logis arretiert und in ein Gefängnis geführt, wo sonst die allergrößten Missetäter verwahrt wurden. Der Himmel weiß am besten, wie schändlich und wider alles Recht mit mir prozediert worden, denn es war bekannt, ich aber erfuhr es nur von ungefähr, daß der von K.* unweit von seinem Palast, und zwar in eben derselbigen Nacht, war ermordet worden.

Dieser Palast aber liegt in der V. Vorstadt und eine gute halbe Stunde von demjenigen Haus, wo ich selbigen Abend in Gesellschaft gewesen bin. Nun bedenke ein jeder vernünftige Mensch, ob es wohl möglich sei, in einer Viertelstunde dahinzulaufen, den Mord zu begehen und auch wieder in meinem Logis zu sein, welches noch weiter abgelegen war.

Aber alles dieses und noch viel anderes mehr, was zu meiner Entschuldigung und Entdeckung meiner Unschuld dienen können, ist boshafterweise unterdrückt, hergegen vier falsche Zeugen über mich abgehört worden, deren lügenhafte Aussage ich zwar klar und deutlich widerlegte, meine Inquisitoren aber gaben sich nicht einmal die Mühe, dasjenige, was ich zu meiner Defension vorbrachte, anzuhören, noch vielweniger aber registrieren zu lassen, suchten hergegen mich durch die Tortur zum Bekenntnis zu bringen.

Wie ich mich nun von aller Welt verlassen sah, indem man einem jeden, er mochte auch sein wer er wollte, den Zutritt bei mir verwehrte, auch mir weder Feder noch Tinte zuließ, verging mir alle Hoffnung, errettet zu werden, indem die Gerechtigkeit dasigen Orts kein Quartier hatte. Alle meine Courage verließ mich, sobald ich den erschrecklichen Torturapparat ansichtig wurde, deswegen schien mir der Tod weit erleidiger zu sein, als mich so schändlich martern zu lassen.

Um nun meinen Tod zu beschleunigen, indem ich deutlich spüren konnte, daß kein ander Mittel vorhanden wäre, mich der Ketten und Bande nebst einer jämmerlichen Marter zu entreißen, bekannte ich, eine Mordtat verübt zu haben, die mir zeitlebens nicht in den Sinn gekommen war; bat also um nichts mehr, als mir die Gnade zu erteilen und mich mit dem Schwert hinrichten zu lassen. Dies wurde mir nach etlichen Tagen verwilligt und zugleich ein paar Geistliche zu mir ins Gefängnis geschickt, welche sich viele Mühe gaben, mich zu bereden, meine Religion zu changieren und die ihrige anzunehmen. Allein, ihre Mühe war vergebens, indem ich ihnen sagte:

›Ich weiche nicht von meinem Glauben, sondern wollte viel lieber unschuldigerweise sterben, als mein Leben durch Veränderung meiner Religion oder Ausstehung der Tortur zu retten suchen, weil ich mit dem ersteren meiner Seele, mit dem anderen aber meinem Leib einen unauslöschlichen Schandfleck anhinge.‹ Also blieben diese geistlichen Herren etliche Tage von mir, bis sie endlich mit demjenigen wieder angestochen kamen, der mir ankündigte, daß ich mich zu meinem Ende bereiten möchte, weil mir über den dritten Tag, früh um neun Uhr, der Kopf vor die Füße gelegt werden sollte. Das Urteil wäre zwar anfänglich so gesprochen worden, mich lebendig zu rädern, jedoch en regard dessen, daß ich von adeligem Geblüt herstammte, wäre es noch gemildert worden. Ich hörte alles mit größter Gelassenheit an, wendete nichts weiter dagegen ein als dieses: ›Ich danke Ihnen, mein Herr, für Ihre Bemühung, mir mein Todesurteil anzukündigen. Vor Gottes Gericht, am Jüngsten Tag, werde ich bessere Justiz antreffen als bei meinen hiesigen Richtern, deswegen will ich Sie dahin zitieren und hier auf Erden mit mir umgehen lassen, wie Sie belieben.‹

Der Mann, ich weiß nicht, wer er war, wendete sich ohne fernere Antwort von mir, hergegen kamen die Herren Geistlichen und bombardierten mich mit ihren Vermahnungen; allein, ich erklärte mich gegen sie rotunde, daß alle ihre Mühwaltung vergebens wäre, wollten sie aber ein Werk der christlichen Liebe an mir ausüben, so möchten sie meine ungerechten Richter dahin persuadieren, daß sie einen Geistlichen von meiner Religion zu mir kommen ließen. Hiermit aber hatte ich die Hölle vollends angezündet; sie übergaben mich dem Teufel und gingen in größter Rage von mir hinweg. Ich dagegen machte mich mit christlicher Gelassenheit zu meinem Tode gefaßt, indem ich an meine Erlösung zu gedenken hatte.

In der Nacht aber vor dem angestellten Exekutionstag bekam ich einen starken Anstoß von der Kolik, so daß ich mich genötigt fand, meine Wächter zu bitten, mit mir hinauszugehen. Vier derselben schliefen, die zwei wachenden aber gingen mit mir heraus, da denn der eine eine Laterne vortrug, der andere aber mit entblößtem Seitengewehr hinter mir herging. Nachdem ich das Opus naturae verrichtete, löste mich der eine Wächter ab, der andere aber blieb bei mir auf dem Boden an einem großen Fensterloch stehen, wo ich frische Luft schöpfte.

Er sah sowohl als ich hinunter in einen Hof, wo, wie ich schon vor etlichen Tagen angemerkt, sehr viel Mist lag.

Indem redete mich der Wächter also au:

›Wollt Ihr wohl wagen, einen Sprung dahinunter zu tun, um den Händen des Scharfrichters zu entgehen?‹

›Nein!‹ gab ich zur Antwort, indem ich mich zugleich von dem Loch hinweg wendete und nach meinem Gefängnisse zuging, ›ein solcher Tod möchte ungleich schmerzhafter sein.‹

Unter diesen Reden aber kamen mir ganz plötzlich andere Gedanken in den Kopf, deswegen, als wir ganz nahe bei einer steil herabgehenden Treppe vorbeigingen, gab ich dem Wächter einen solchen gewaltigen Stoß, daß er mitsamt seiner Laterne die Treppe hinunterstürzte; ehe aber der andere aus dem heimlichen Gemach herauskam, war ich schon wieder bei dem Loch, faßte meinen Schlafrock zusammen, befahl mich dem Allmächtigen und wagte den Sprung von der Höhe herab, fiel auch so glücklich und ziemlich sanft auf einen lockeren Misthaufen, daß ich weiter keinen Schaden nahm, als nur den linken Arm ein wenig anschellerte, weil ich mit demselben auf eine daliegende Mistgabel gefallen war.

Der Hof war schlecht verwahrt, deswegen faßte ich die anhabenden Ketten zusammen, daß sie kein Gerassel machten, nahm die Mistgabel mit, schlich in der dicken Finsternis und im starken Regen hurtig fort und verkroch mich in ein altes zerfallenes Gebäude, wo ich mit Hilfe der Mistgabel mich der Ketten, so an einem Arm und an einem Fuß befestigt waren, entledigte und dieselben ganz leise in einen Winkel legte. Mein Vorsatz war zwar, in dem Hause eines gewissen Abgesandten Schutz zu suchen, unterdessen aber hörte ich, daß auf der Straße einiger Lärm entstand, weswegen ich mich in einen engen Winkel verkroch, kann aber nicht leugnen, daß mir das Herz im Leibe gewaltig pochte.

Es wurde endlich still auf der Straße, doch sah ich den Schein einiger Fackeln herzukommen, weswegen mir noch tausendmal ängster wurde, allein meine Furcht verschwand einigermaßen, als ich zwei Lakaien mit Fackeln vorausgehen und zwei Personen mit Regenröcken kommen sah, auch vernahm, daß diese beiden letzteren deutsch, und zwar recht laut, miteinander redeten. Als sie etwas näher kamen, verstand ich ganz deutlich, daß der eine sagte:

›Es sei aber wie es wolle, Herr Bruder! So muß doch eine solche . . . Wache den Respekt gegen Offiziere von unserer Nation aufs genaueste observieren.‹

›Bei dergleichen Umständen, Herr Bruder!‹ versetzte der andere Offizier hierauf, ›sind sie in Wahrheit ebensosehr nicht zu verdenken, Gott gebe nur, daß sich der arme Teufel de A.* in Sicherheit gebracht hat.‹

Diese letzteren Worte waren eine vortreffliche Herzstärkung für mich, deswegen faßte ich einen Mut, spazierte aus dem alten, verfallenen Gebäude heraus und immer hinter den Offizieren her, bis sie auf einen mir gefällig scheinenden Platz kamen, da ich denn meine Schritte verdoppelte, den einen beim Ärmel zupfte und sagte:

›Messieurs, ich bitte Sie um Gottes und Ihrer eigenen Ehre willen, nehmen Sie sich eines unschuldigen Delinquenten und unglückseligen Kavaliers an, denn sonst muß ich nach wenig Stunden Verlauf meinen Kopf wider alles Recht und Billigkeit hergeben.‹

›Hui! Monsieur de A.*‹, sagte dieser.

›Ach, freilich‹, war meine Antwort, ›bin ich der unglückselige de A.*.‹

Hierauf sagten beide:

›Stille, stille, kein Wort mehr gesprochen.‹

Unterdessen aber tat der eine seinen Regenrock ab und warf ihn über mich, der andere aber setzte mir seine Perücke auf, nahm inzwischen dem Diener den Hut und setzte ihn auf seinen eigenen Kopf, mich aber nahmen beide in die Mitte und führten mich wohl noch über dreihundert Schritte bis in des einen Quartier. Wie ich diese beiden Herren recht beim Licht besah, waren es die Kapitäne B.* und C.*, welche ich ehedem auf der Universität L. gekannt hatte, jedoch nur kurze Zeit mit ihnen umgegangen war, indem sie wenig Wochen nach meiner Dahinkunft ihren Valetschmaus gaben.

Um aber meine Erzählung nicht allzu weitläufig zu machen, so will ich nur soviel sagen, daß diese beiden redlichen Kavaliere, welche nunmehr weit höhere Chargen erlangt hatten, alles an mir getan, was nur leibliche Brüder aneinander tun können. Nachdem ich nun ihnen die ganze Speciem facti und alle Prozeduren erzählt, brachten sie es dahin, daß ich in höheren Schutz genommen wurde, auch zur Rettung meiner Ehre meine Defension ordentlicher führen konnte.

Kaum aber war dieserwegen der Anfang gemacht, als meine Unschuld von selbst wunderbar und unverhoffterweise zutage kam. Es wurde nämlich mittlerweile ein berüchtigter Straßenräuber exekutiert und hatte bereits zwei Stöße mit dem Rad bekommen, als dieser ruchlose Mensch, der sich vorher weder bekehren, noch von Himmel und Hölle hören wollen, dem Scharfrichter plötzlich zurief:

›Halt inne, ich habe noch ein Geheimnis auf dem Herzen, woran sehr viel gelegen ist; ich will beichten und das heilige Sakrament empfangen, vielleicht kann ich noch selig werden.‹

Dieserhalb machte der Scharfrichter mit seiner gräßlichen Arbeit einen Stillstand, rief die Richter und Geistlichen, welche von einer großen Menge Volks begleitet hinzutraten. Auf kurzes Befragen, was nämlich er, der arme Sünder, noch auf seinem Herzen hätte, sprach er mit vernehmlicher Stimme:

›Gott hat mir mein Herz gerührt, deswegen bekenne ich, daß ich über alle Mordtaten, so ich bereits gestanden, noch etliche dreißig verübt habe. Unter dieser Zahl ist auch der Herr von K.*, denn er hatte mich für hundert Dukaten gedungen, den deutschen Kavalier de A.* bei Nachtzeit auf der Straße zu ermorden. Des Herrn von K.* Kammerdiener hatte eines Abends ausgespürt, wo sich der Kavalier in Gesellschaft aufhielt, weil aber sowohl der Herr als der Bediente wußten, daß der Kavalier ein resoluter Mensch und guter Fechter wäre, getrauten sie sich alle beide allein nicht an denselben, sondern der Kammerdiener kam zu mir und holte mich ab. Wir lauerten also alle drei dem deutschen Kavalier bei dem . . . Kloster auf, weil wir wußten, daß er den Weg nach seinem Logis da vorbeinehmen mußte. Ich hatte einen Stoßdegen, der Herr von K.* und sein Kammerdiener aber Pallasche, wir sahen ihn ankommen und attackierten ihn; allein, der Kavalier wehrte sich dergestalt desperat, daß der Kammerdiener durch einen tödlichen Stich sogleich zu Boden gelegt wurde.

Dem Herrn von K.* wurde durch einen gewaltigen Stich der rechte Arm gelähmt, weswegen er zu fernerer Attacke untüchtig war, mithin zurückging. Ich aber, weil ich merkte, daß der Deutsche als ein Löwe focht und ihm nirgends beizukommen war, sprang endlich auf die Seite und vermeinte, mit meiner Pfeife etliche von meinen Kameraden, die sich vielleicht um selbige Gegend aufhalten möchten, herbeizulocken. Allein, der Deutsche begab sich aufs Laufen, und der Herr von K.* befahl mir, ihn erst nach seinem Palais zu führen, hernach den Körper des entleibten Kammerdieners auch nachzubringen.

Ich gehorsamte, griff ihm unter den Arm und führte ihn ganz sacht fort. Unterwegs fragte ich, ob Ihro Gnaden etwa gefährliche Blessuren an sich spürten, worauf er mir antwortete, daß er bloß an einem Stich, den er in die Brust bekommen, einige Schmerzen fühlte, die übrigen Wunden aber würden nicht viel zu bedeuten haben.

Inmittels beklagte er den plötzlichen Tod seines erblaßten Kammerdieners fast mit Tränen, mir aber warf er mit den allerempfindlichsten Worten vor, daß ich für hundert Dukaten meine Courage nicht besser gezeigt hätte; er selbst wäre tödlich blessiert, der Kammerdiener erstochen, ich aber hätte nicht einmal einen Blutstropfen dabei vergossen.

Solche und dergleichen empfindliche Redensarten erbittern mich aufs heftigste; weil mir nun vorher ein kostbarer Diamantring, den er an seiner linken Hand trug, in die Augen gefallen war, und ich dabei hoffen konnte, eine fette Goldbörse und andere Kostbarkeiten bei ihm zu finden, ergriff die Resolution und gab ihm, mich seiner pikanten Worte wegen zu revanchieren, mit einem Dolch in der Geschwindigkeit drei oder vier Stiche in den Rücken, zwischen die Schulterblätter, weswegen er, da er sich ohnedem schon ziemlich verblutet hatte, ohne einzigen Laut von sich zu geben, zu Boden sank, durch drei Stiche aber, die ich ihm in die Brust gab, löschte ich ihm das Lebenslicht vollends aus.

Hierauf nahm ich nicht allein den Ring von seinem Finger, sondern leerte ihm auch alle Schubsäcke aus, lief aber, weil ich hernach Leute kommen hörte, auf und davon, und zwar wieder auf den Platz, wo der erstochene Kammerdiener lag. Diesen schälte ich ebenfalls aus, fand eine herrliche Beute bei ihm und warf seinen Körper in den Brunnen bei dem . . . Kloster, worin derselbe unfehlbar noch zu finden sein wird. Außer diesem‹, verfolgte dieser Straßenräuber seine Rede, ›kann ich noch versichern, daß der Herr von K.* zwei von meinen Kameraden, welche Franzosen von Geburt sind, einem jeden hundert Dukaten in Abschlag und noch dreimal soviel zu geben versprochen hat, wofern sie seine Gemahlin antreffen und ums Leben bringen könnten; wenn sie ihm dieselbe lebendig in die Hände zu liefern capable wären, sollten sie gedoppelten Lohn empfangen. Weiter‹, sagte er zu den Geistlichen, ›fällt mir jetzt nichts mehr ein, deswegen sagt mir, ob ich noch die Seligkeit erlangen kann?‹

Die Herren Geistlichen wollten also sich in ein christliches Gespräch mit ihm einlassen, mußten aber auf Befehl der Gerichtspersonen zurücktreten, welche diesen armen Sünder, der bereits dergestalt zugerichtet war, daß ihm die Splitter der Arm- und Beinknochen aus dem Fleisch hervorragten, auf eine Schleife legen und wieder zurück ins Gefängnis schleppen ließen, in welchem er, dem Vorgeben nach, weiter examiniert werden sollte, allein, er ist in der darauffolgenden Nacht krepiert.

Hieran lag mir nun nichts, sondern dessen Aussage vor so vielen umstehenden Personen liberierte mich von allen meinen aufgebürdeten Verbrechen, weswegen mir auch auf höheren Befehl meine ungerechten Richter eine hinlängliche Satisfaktion prästieren mußten, zumal, da alles wohl zutraf, auch der Körper des entleibten Kammerdieners im Brunnen gefunden wurde. Ich bekam hierauf eine Leutnantsstelle unter einem Regiment Infanterie, reiste zwar erst ins warme Bad, fand auch daselbst ausführliche Nachricht von der Madame von K.* Aufenthalt, versäumte deswegen keine Stunde, sie zu sehen und zu sprechen; als ich aber dahin kam, mußte ich zu meinem allergrößten Schmerzen und Betrübnis vernehmen, daß dieselbe drei Wochen vorher plötzlich das Zeitliche gesegnet hätte und standesmäßig wäre begraben worden.

Man kann leicht erachten, wie mir müsse zu Mute gewesen sein, zumal all ihr Vermögen in die Hände ihrer Befreunden gefallen war und ich nicht an einem Groschen Anspruch machen konnte, sondern abziehen mußte wie die Katze vom Taubenschlage. Ich wurde in Wahrheit recht melancholisch, bekam überdies ein hitziges Fieber und mußte in B. beinahe ein Vierteljahr stilliegen, bis ich wieder restituiert war.

Nachher, weil die Campagne eröffnet werden und ich mich wieder auf meinen Posten stellen sollte, hatte ich nicht einmal Zeit, nach Hause zu reisen und mich um meine Güter zu bekümmern, sondern ich mußte fort und mit zu Felde gehen. Ich hielt mich, ohne Ruhm zu melden, jedoch sozusagen fast aus Desperation sehr tapfer, bekam als Kapitän eine eigene Kompanie, wurde darauf Major und endlich Obristleutnant. Als Major habe ich geheiratet, jedoch einen unglückseligen Ehestand geführt, von welchem ich jetzt nichts erwähnen will; jedoch betrachte ich denselben als eine Strafe des Himmels, wegen der begangenen Sünden meiner Jugend.

Was mich aber am allermeisten geschmerzt und gekränkt hat, war dieses, daß mir meine Feinde, deren ich gewisser Ursachen wegen sehr viel hatte, aufbürden wollten, als hätte ich bei einer gewissen Attacke mein Devoir nicht gehörig observiert. Ich kam deswegen in Arrest, führte aber meine Sache dergestalt aus, daß ich von dem höchsten Befehlshaber freigesprochen und in meiner Charge bestätigt, auch vertröstet wurde, das erste vakant werdende Regiment als Obrist zu bekommen.

Allein, es verging mir auf einmal die Lust, ferner in Kriegsdiensten zu verbleiben, deswegen suchte und erhielt ich meine Demission, wendete mich auf meine Güter, fand aber dieselben in dem allermiserabelsten Zustand; denn durch Betrug der Pächter, Brand, Dieberei, Wetterschaden und andere Unglücksfälle, ohne die Kapitalien, so ich vorher zur Bestreitung meiner wollüstigen Reisen aufgenommen, ist es dahin gekommen, daß ich von meinen Rittergütern das elendeste behalten habe, auf welches ich doch auch noch verschiedene Posten zu bezahlen schuldig bin.

Demnach habe ich nicht mehr als aus der Hand ins Maul, danke aber, wie zuvor gemeldet, dem Himmel nur dafür, daß er mich in meinem unglückseligen Ehestand mit Kindern verschont hat. Wenn ich also sterbe, mag erben, wer da will.«

Hiermit endigte der Herr von A.* seine Erzählung, und weil es bereits spät war, gönnte ihm Elbenstein die Ruhe; nach eingenommenem Frühstück aber schieden beide guten Freunde folgenden Morgens voneinander, wobei Elbenstein versprach, den Herrn von A.* mit nächstem auf seinem Gut zu besuchen. Er, Elbenstein, hatte zwar seines Freundes Fatalitäten sehr aufmerksam angehört, allein, er wußte sich daraus wenigen Trost für seinen eigenen schlechten Zustand zu schöpfen, hergegen zog er sich diesen immer mehr und mehr zu Gemüt, wurde auch ganz tiefsinnig darüber. Als er aber dieses an sich merkte, fing er desto fleißiger an zu beten, im übrigen hielt er fürs ratsamste, sich dann und wann eine Motion zu machen. Demnach reiste er einmal nach T., woselbst ihm im Gasthof viel von einem nur eine kleine Stunde davon gelegenen, wüsten Schlosse, auf welchem in vorigen Jahrhunderten unterschiedliche deutsche Kaiser ihr Hoflager gehabt, erzählt wurde.

Dieweil er nun ein besonderer Liebhaber des Studii antiquitatis und der Historiae medii aevi war, so resolvierte er sich, indem noch die besten Tage zu Anfang des Augusts vorhanden, das alte Schloß in Augenschein zu nehmen. Also befahl er seinem bei sich habenden Sohn, einem Knaben von zwölf Jahren, eine Bouteille Bier aufzupacken, und trat mit demselben die Reise an. Sie gelangten nach Verlauf einer guten Stunde, wiewohl wegen der großen Hitze ziemlich ermüdet, auf dem Gipfel des Berges an, wo Elbenstein das ganze Revier observierte, sich aber endlich in ein altes verfallenes Gewölbe des uralten Schlosses setzte, eine Pfeife Tabak ansteckte, da inmittels sein Sohn sich die Erlaubnis ausbat, die Haselstauden durchzustreichen und seine Taschen mit Haselnüssen anzufüllen.

Elbenstein fand verschiedene Merkwürdigkeiten, die er in seine Schreibtafel einzeichnete und darüber in ferneres Nachsinnen geriet, das gute Kind aber wurde in seiner Lust gestört, denn es türmte sich ein entsetzliches Donnerwetter auf und der zugleich miteinfallende heftige Platzregen jagte es zu dem Papa ins Gewölbe.

Beide lauerten daselbst auf bessere Witterung, allein, es erfolgte immer Blitz auf Blitz und Schlag auf Schlag, auch fing es immer heftiger an zu regnen, bis endlich die Nacht hereinbrach, da sich dann das Gewitter zwar verzog, der Regen aber nicht nachlassen wollte, demnach mußten sie sich nolentes volentes resolvieren, in dem düsteren Gewölbe zu übernachten.

Der ermüdete Knabe schlief bald ein, Elbenstein aber hörte noch die Glocke elf Uhr schlagen, ehe er mit einem sanften Schlaf überfallen wurde. Er mochte aber kaum recht eingeschlummert sein, als ihm im Traum (wo es anders ein bloßer Traum gewesen) ein erschreckliches merkwürdiges Gesicht vorkam. Er sah nämlich einen ganz schwarzen, mit sechs Pferden solcher Farbe bespannten Wagen den Berg heraufgefahren kommen, aus welchem unterschiedliche Frauenzimmer herausgestiegen kamen und sich nach und nach vor ihm im Gewölbe präsentierten. Er erschrak ganz ungemein, als er inne ward, daß diese Personen seinen vor vielen Jahren gehabten Amouren und Mätressen glichen.

Sie gingen in ihren Kleidungen, wie er sie in Italien und an anderen Orten gesehen hatte, vor ihm vorbei und stellten sich ihm gegenüber in eine Reihe. Das ganze Gewölbe wurde so hell, als ob lauter Lichter darin angezündet wären; als er nun dieselben etwas genauer betrachtete, ward er gewahr, daß aus dieser sonst schönen und angenehmen Personen Augen, Munde, Nasen und Ohren lauter feurige Schlangen herausgekrochen kamen. Als ihm nun dieselben eine lange Weile erschreckliche Blicke gegeben, hoben sie zugleich ihre Unterkleider auf und zeigten ihm einen solchen Anblick, daß auch der Beherzteste darüber in Ohnmacht sinken mögen. Lauter Schlangen, Eidechsen, Kröten und dergleichen giftiges Gewürm bedeckten ihre Beine und diejenigen Teile des Leibes, mit welchen vor diesen am meisten und schändlichsten war gesündigt worden, in welcher Positur sie insgesamt mit gräßlicher Stimme ›Weh! Weh! Weh! Zeter und Mordio!‹ ausriefen und endlich ein abscheuliches Geheul anstimmten.

In solchen Ängsten fiel Elbenstein das Bußlied ein ›Wo soll ich fliehen hin‹, und als er an den Vers kam ›Du bist der, der mich tröst‹, verschwand dieses erschreckliche Gesicht, es wurde so finster als vorher im Gewölbe. Elbenstein besann und ermunterte sich, zitterte aber wie ein Espenlaub mit allen Gliedern. Er rief seinem Sohn etlichemal, allein, der Knabe gab mit seinem Schnarchen zu verstehen, daß er im allerfestesten Schlaf läge; deswegen kroch Elbenstein vor, bis an die Tür des Gewölbes, blieb auf den Knien sitzen, sah gen Himmel und verharrte im andächtigsten Gebet, bis der Tag anzubrechen begann.

Die trüben Wolken hatten sich zerteilt und die Morgenröte verkündigte einen heiteren Tag; als er demnach noch einige Morgen- und Bußlieder gesungen, weckte er seinen Sohn mit vieler Mühe auf und verließ diesen gräßlichen und fürchterlichen Ort. Der gehabte Schrecken war ihm dergestalt in die Glieder, sonderlich aber in die Beine geschlagen, daß er den Rückweg mit sehr langsamen Schritten nehmen mußte, endlich aber langte er sehr matt und kraftlos wieder zu T. im Gasthof an, nahm für die gehabte große Alteration, weil in der Geschwindigkeit sonst keine andere Arznei zu haben war, eine starke Dosis Hirschhorn und Krebsaugen mit Holundersaft ein und schwitzte darauf; der Effekt war nach Wunsch, indem er sich folgenden Tages nebst seinem Sohn wiederum auf den Weg nach Hause machen konnte.

Nach der Zeit ist Elbenstein dieses gräßliche Gesicht oder Traum, wie es zu nennen sein mag, nie aus den Gedanken gekommen; er tat deswegen unter herzlicher Bereuung der Sünden seiner Jugend Gott, dem barmherzigen Vater, ein Gelübde, solange er noch lebte, alle Jahre diesen Tag mit Fasten und Beten zuzubringen, mit dem ernstlichen Vorsatz, sich nicht nur vor dergleichen, sondern soviel als mensch- und möglich vor allen anderen Sünden zu hüten. Hierbei dankte er Gott für die bisher zugeschickten väterlichen Züchtigungen und Strafen, betete auch täglich sehr öfters ganz getrost die Worte ›So fahr hie fort und schone dort, und laß mich hier wohl büßen‹, unterwarf sich mithin in christlicher Geduld und Gelassenheit gänzlich der göttlichen Direktion, welche ihn denn zwar sinken, aber doch nicht gar ertrinken ließ.

Soviel ist in den schriftlichen Memoiren von des Herrn von Elbenstein Lebens- und Liebesgeschichte gefunden worden; deswegen hat man, weil der Historikus allhier den Schluß gemacht, Bedenken getragen, ein mehreres hinzuzufügen, ungeachtet nachher viele fernerweitige mündliche und schriftliche Nachrichten eingezogen worden; sonderlich wäre eine vor weniger Zeit unter des Herrn von Elbenstein nachgelassenen Erben passierte jämmerliche Mordgeschichte wert gewesen, ausführlich beigebracht zu werden; allein, man hat seine besonderen Ursachen gehabt, solches nicht zu tun, sondern es dabei bewenden lassen, daß alles vorher Beschriebene unter der Decke fingierter Namen bleiben solle und möge.

Doch wird zum Beschluß noch die von dem ehrlichen Herrn von Elbenstein auf die Geduld selbst verfertigte Arie beigefügt:

1.
                  Ich lasse mir den Trost mitnichten rauben,
Den der Geduld, der Himmel zugesagt;
Die Bosheit mag auch noch so grimmig schnauben,
So bleibt Geduld jedennoch unverzagt.
Der Zeitenwechsel läßt sich sehn in allen Dingen,
Er kann nach trüber Nacht mir heit're Tage bringen.
2.
Muß gleich mein Herz in bangem Kummer schweben,
Doch wird mein Schiff nicht gleich zugrunde gehn.
Geduld kann nur das Unglück überleben,
Geduld kann nur in Glut und Wellen stehn,
Nur mit Geduld läßt sich ein steiler Fels ersteigen,
Hergegen Ungeduld pflegt uns den Fall zu zeigen.
3.
Des Gärtners Fleiß wird durch Geduld bewähret,
Die Aloe kommt durch Geduld zum blühn,
Geduld ists nur, die matte Pflanzen nähret,
Doch Ungeduld kann Saft und Kraft entziehn.
Daß Israel so lang' muß in der Wüsten wallen,
War einzig schuld, dieweil ihm die Geduld entfallen.
4.
Des Lasters Maul zwingt die Geduld zum Schweigen,
Ihr sanftes Tun stumpft den Verleumdungspfeil,
Geduld allein kann solche Mittel zeigen,
Die in der Not uns bringen Trost und Heil.
Wer bei entstand'nem Sturm geduldig sich verborgen;
Erblickt nach schwarzer Nacht den angenehmsten Morgen.
5.
Den Untergang hilft die Geduld vermeiden,
Wenn man sich nur in Fels und Klüfte schmiegt;
Wer widerstrebt, muß doppelt Schmerzen leiden,
Denn Ungeduld macht alles unvergnügt.
Wer nun Verlangen trägt, zur Ehrenburg zu reisen,
Dem kann nur die Geduld den sichern Fußpfad weisen.

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