Johann Gottfried Schnabel
Der im Irrgarten der Liebe herumtaumelnde Kavalier
Johann Gottfried Schnabel

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Die Neugier trieb mich in diejenige Kammer, welche akkurat über unserer Hauswirtin Schlafkammer war, denn ich hatte daselbst ein kleines Loch im Winkel des Fußbodens ausgearbeitet, wodurch ich, obgleich nicht alles sehen, doch alles hören konnte, was darin passierte.

Hier erzählte Oegneck nun seiner Frau alles, was er mit meinem Herrn verabredet hatte, und endlich bat er recht beweglich, das Spiel nicht zu verderben, sondern in Erwägung des schönen Gewinnes dergleichen Beschwerlichkeiten geduldig über sich zu nehmen. Da er nun mit vielen schmeichelhaften Worten und Karessen eine Resolution von ihr verlangte, sagte sie endlich:

›Ich habe zwar immer verhofft, wenn ich nur erst einmal schwanger worden, Eurer unrechtmäßigen Eifersucht und anderer verdrießlichen Traktamenten überhoben zu sein, allein Ihr bürdet mir immer mehr und mehr Plagen auf den Hals. Bedenkt nur selbst, bisher habe ich nicht einmal mit Frauenzimmern konversieren dürfen, und nunmehr soll ich meine Zeit mit einem Kastraten vertreiben, ja bedenkt nur, was ich solchergestalt allen meinen Sinnen für Gewalt tun muß, mich vernünftig und klug genug aufzuführen? Jedoch was muß ich arme Kreatur nicht tun, mich in Eurer Gunst zu erhalten und ein Stück Geld verdienen zu helfen? So laßt ihn denn nur kommen, aber nicht eher als mittags nach drei Uhr; meinetwegen mag er bis in die Nacht dasitzen, ich will ihm, soviel mir möglich, die Zeit passieren, nur den Vormittag und die übrigen Stunden bis drei Uhr will ich zu meiner Bequemlichkeit haben; aber das sage ich voraus, sollte er sich etwa erkühnen, einen geilen Griff zu tun, so stoße ich ihm einen Dolch in die Brust.‹

›Daran‹, versetzte Oegneck, ›ist nicht zu denken, mein Schatz, und hierüber habt Ihr Euch keine Sorge zu machen, fahrt nur fort, beständig so mit ihm umzugehen, als wie Ihr es unter der Person des Bellian getan habt.‹

Hierauf dankte er ihr mit etlichen klatschenden Küssen, und da er sich von nun an ihrer ehelichen Treue und Liebe vollkommen versichert hielt, hörte ich so viel, daß er ihr auch nunmehr das verdrießliche Schloß abnahm und versprach, alles bisherige Mißtrauen, Eifersucht und harte Verfahren sinken zu lassen und ihr ihre volle Freiheit zu gönnen.

Ich hätte vor heimlichem Gelächter immer platzen mögen, und es ist leicht zu gedenken, wie sich mein Herr gebärdet hat, da ich ihm alles dieses wiedererzählte. Damit ich aber mich bei dieser Geschichte nicht über die Gebühr aufhalte, so will nur noch kürzlich melden, daß unsere Frau Wirtin täglich geputzt mit zu Tische kam, bald ließ sie mein Herr zu sich auf sein Zimmer bitten, da sie sich denn sogleich einfand, bald ließ er sich bei ihr melden und blieb gemeiniglich bis zehn Uhr des Nachts bei ihr, denn Oegneck ging fast alle Tage aus, entweder zu seinen Patienten oder in eine Spielgesellschaft; solchergestalt verging fast kein Tag, da mein Herr, wie er mir offenherzig gestand, seine Wollust mit Bellianen nicht in größter Vollkommenheit und auf allerlei Art und Weise gepflegt, denn es war diese Frau in Wahrheit ein wunderschönes Bild, weswegen mein Herr sich auch kein Geld dauern ließ und binnen neun Monaten, denn so lange sind wir in Oegnecks Hause gewesen, beinahe tausend Taler, meiner Rechnung nach, verschwendet hatte. Oegneck inzwischen war aus einem der allereifersüchtigsten Italiener ein ganz anderer Mensch worden; über alles Vorgemeldete erlaubte er meinem Herrn von freien Stücken, daß er mit Bellianen Spazierengehen und -fahren durfte, wohin er wollte, ja, ich glaube, er wäre nicht eifersüchtig worden, wenn er auch gleich beide in einem Bett beisammen angetroffen hätte.

Endlich aber, da die Zeit immer näher heranrückte, daß Belliana sich nach dem Kindbett umzusehen Ursache hatte, begann bei meinem Herrn die Liebe gegen sie zu erkalten, zumal ihm eine andere Venus in die Augen gefallen war; er gab demnach vor, daß er Briefe aus Deutschland bekommen hätte und seine Heimreise antreten wollte, nahm deswegen, nachdem er den Herrn von Oegneck und dessen Liebste wohlkontendiert, jedoch auf zweideutige Art, von beiden Abschied und reiste wirklich mit Sack und Pack fort, jedoch nicht weiter bis nach C.*

Wollte Gott, er wäre wirklich nach Hause gereist, so lebte er vielleicht noch; so aber war dieses seine Meinung noch im geringsten nicht, in C.* wollte es ihm auch nicht gefallen, deswegen blieb er nicht länger als einen Monat daselbst, sondern kehrte wieder nach N.* zurück, wo er die vorigen Gesellschaften wieder aufsuchte, um den Herrn von Oegneck und dessen Frau aber sich gar nicht mehr bekümmerte, an deren Statt aber eine Dame von vornehmem Stand aufs eifrigste bediente und sich vielen Gefährlichkeiten exponierte.

Allein, da wir noch nicht einmal zwei volle Monate aufs neue in N. gewesen, wurde mein guter Herr eines morgens früh auf der freien Straße mit sechs Dolchstichen ermordet und aller seiner bei sich habenden Kostbarkeiten beraubt gefunden. Ich selbst glaubte anfänglich nichts anderes, als daß ihn die Banditen dieserwegen ermordet, indem er jederzeit eine starke Goldbörse, goldene Tabatiere, goldene Uhr, kostbare Ringe und dergleichen bei sich führte; allein, wenige Tage hernach erfuhr ich zu meiner allergrößten Bestürzung, daß Oegneck seine Frau und Kind mit Gift hingerichtet, sich mit seinen besten Sachen unsichtbar gemacht und einen Brief zurückgelassen hätte, worin er gemeldet, daß, weil ihn mein Herr auf eine so verzweifelt listige Art hintergangen und zum Hahnrei gemacht, sich dessen noch dazu gegen verschiedene Offiziere und Kavaliere berühmt, die ganze Geschichte von Anfang bis zu Ende erzählt und also ihn, den Oegneck, zum Spott aller Leute gemacht, also habe er seine Rache dergestalt ausgeübt, daß er meinen Herrn mit Beihilfe zweier Banditen nachts auf der Straße ermordet, seiner Frau, nachdem er ihr ein starkes Gift beigebracht, eröffnet, daß er sich auf solche Art seines Schwagers entledigt und daß sie ihm vor Verlauf einer Stunde ins Reich der Toten nachfolgen würde. Hierauf habe er auch dem Hurenkinde, wie er solches in seinem Brief genannt, etliche Löffel voll mit starkem Gift vermischte Milch eingeflößt und sich aus dem Staube gemacht.

Auf solche Art mußten diese Unglückseligen ihr Leben jämmerlich einbüßen, mein Herr aber hätte solches alles verhüten können, wenn er nur nicht die Torheit begangen hätte, sich mit dieser Geschichte breitzumachen, denn er konnte ja leicht voraussehen, daß es immer einer dem anderen wiedererzählen würde, wußte auch mehr als zu wohl, was die Welschen, sonderlich in diesem Punkte, für rachgierige Leute sind, oder wenigstens hätte er diese sonderbaren Streiche solange verschweigen sollen, als er sich in N.* aufzuhalten Lust gehabt.

Ich meines Orts traute dem Landfrieden daselbst gar nicht länger, sondern sobald ein kaiserlicher Minister, der sich daselbst aufhielt, meines Herrn Mobilien in seine Verwahrung genommen, ich auch noch ein ziemliches Stück Geld herausbekommen, reiste ich mit der geschwindesten Post auf und davon und bin endlich bis an diesen Ort gekommen. Ich hätte, weil ich in diesen Landen ziemlich bekannt, bei verschiedenen deutschen Herren in Dienste gelangen können, allein, ich habe einen rechten Abscheu vor diesem Lande, suche deswegen nur einen Herrn, der nach Deutschland zurückzugehen gesonnen, da ich auch wenig oder gar nichts von ihm bekommen sollte, so wäre ich dennoch zufrieden, wenn ich nur in dessen Suite mit auf den deutschen Boden kommen könnte, allwo ich schon anderweitige Dienste zu erlangen verhoffe, indem mir jetzt gedachter kaiserlicher Minister ein gutes Attestat unter seiner eigenen Hand gegeben hat.«

Hiermit endigte der Kammerdiener seine Erzählung, Elbenstein aber sagte:

»Mein Freund, ich bin Ihm sehr obligiert für Seine Bemühung in Referierung dessen, was sich mit Seinem ehemaligen Herrn zugetragen. Ich für meine Person habe zwar in diesen Landen meinen Staat nicht danach eingerichtet, einen Kammerdiener zu halten, sondern mich bisher nur mit einem Bedienten, den ich bei den Pferden brauchen kann, beholfen. Ich werde auch, sobald es nur immer möglich, dieses Land verlassen und bin willens, sobald ich den Hof erreicht, wo ich bei dem Fürsten als Kammerjunker in Diensten stehe, meine Demission zu fordern und in mein Vaterland zurückzugehen, denn es gefällt mir selbst nicht mehr in Italien. Will Er nun solange bei mir bleiben, auf meine Sachen indessen gute Acht mit haben und hernach einen Reisegefährten abgeben, so will ich Ihm wöchentlich drei Kaisergulden und die freie Reise geben bis nach Frankfurt am Main, dann wird Er schon bessere Dienste zu finden wissen.«

Der Kammerdiener wurde hierüber höchst erfreut, küßte Elbenstein die Hand und versprach, solange demselben noch in Italien zu bleiben beliebte, auch auf der Reise nach Deutschland, sich gegen einen solchen generösen Kavalier dergestalt aufwartsam aufzuführen, als man nur von einem rechtschaffenen Kammerdiener verlangen könnte. Hierauf erteilte ihm Elbenstein den ersten Befehl, wie er nämlich eine Post auf morgen mit dem allerfrühesten bestellen möchte, worauf Elbenstein mit seinen Sachen abfahren wollte; er, der Kammerdiener aber sollte auf Elbensteins Pferde beiherreiten.

Nach diesem, da es Abend zu werden begann, begab sich Elbenstein auf sein Zimmer, speiste die Abendmahlzeit, ließ sich bald hernach von dem Kammerdiener, welcher die Post wohl bestellt hatte, auskleiden und legte sich zur Ruhe, konnte aber nicht so bald einschlafen, weil ihm die von dem Kammerdiener erzählte Geschichte immer noch in Gedanken lag.

»Dieses ist«, sprach er zu sich selbst »eine neue Bußglocke für dich! Ach, Elbenstein, bekehre dich einmal im rechten Ernst, verlasse dieses Sodom sobald als möglich und fange ein anderes Leben an, sonst wird dirs noch ebenso und vielleicht noch jämmerlicher ergehen als diesem unglückseligen Kavalier.«

Er fing nunmehr wiederum an, andächtig zu beten, schlief darauf etliche Stunden ganz süß, setzte hierauf seine Reise mit lauter Extraposten sehr schnell fort und gelangte endlich glücklich in der Residenzstadt seines Fürsten an.

Es war schon ziemlich spät, als er von seinem ordentlichen Logis stillhalten ließ, jedoch wurde ihm sogleich aufgemacht, und sein Bedienter war augenblicklich zur Stelle, half die Sachen abpacken und in seine Stube tragen, meldete anbei, daß er alles, was sie vor etlichen Monaten von Venedig mitgebracht, richtig an den Fürsten überliefert, welcher eines sowohl als das andere in Verwahrung nehmen lassen, ihm, dem Diener, befohlen, daß er alle Tage bei Hofe zu Tisch kommen, auch wöchentlich ein gewisses Geld zu Extraausgaben empfangen sollte, welches er denn auch jederzeit richtig erhalten, die im Quartier zurückgelassenen Möbel aber hätte der Fürst des Wirts Besorgung anvertraut und sich davon eine genaue Spezifikation einhändigen lassen.

Elbenstein fand in seiner Stube und Kammer noch alles, wie er es verlassen hatte, nahm daher diesen Abend mit kalter Küche und einer Bouteille Wein vorlieb, legte sich hierauf alsbald zur Ruhe, stand aber morgens desto früher auf, ging zu Hofe und ließ sich, sobald der Fürst aufgestanden war, melden.

Seine Durchlaucht verwunderten sich ungemein über Elbensteins unvermutete Ankunft, ließ ihn sogleich vor sich kommen und fragte ihn, jedoch mit einer gnädigen und lächelnden Miene, wo er so lange gesteckt hätte?

Dieser nun, weil er bei dem Fürsten ganz allein war, erzählte demselben eine wunderseltsame Historie, so wie er von seiner geliebten Fürstin instruiert war, nebst dem, was er selbst noch dazuerdichtet hatte. Der Fürst mußte unter Elbensteins Erzählung des Lachens wegen zum öfteren seinen Bauch halten; endlich aber sagte derselbe:

»Es ist nur gut, daß Er wieder hier ist, ein andermal nehme Er sich im Courtoisieren besser in acht. In Venedig hat Er meine Angelegenheiten wohl expediert, ich habe alles richtig empfangen und das, was Ihm zugehört, ist uneröffnet geblieben; Er kann es sogleich aus dem roten Gewölbe, wo es verwahrt ist, in Sein Logis schaffen lassen. Drei Tage will ich Ihm Zeit lassen, von der Reise auszuruhen, nachher aber werde ich Ihm etwas zu tun geben, woran mir viel gelegen ist.«

Sobald sich nun der Fürst in sein Kabinett begeben, ließ Elbenstein gleich seine Sachen ins Logis tragen, begab sich auch selbst dahin, und um seines Leibes recht zu pflegen, setzte er sich vor, in drei Tagen nicht auszugehen.

Mittlerweile hörte er nicht nur von seinem Diener, sondern auch von dem Wirt und der Wirtin, daß in der ganzen Stadt nicht weniger als bei Hofe über sein langes Ausbleiben verschiedentlich wäre geurteilt worden, wie man ihm denn ein und andere Spezialia erzählte; allein Elbenstein lachte darüber und sagte:

»Es ist mir lieb, daß sich die Leute auf Konto meines Namens etwas mit ihren Gedanken und Mäulern zu schaffen gemacht haben. Wenn derjenige zu mir käme, welcher das Rätsel am nächsten getroffen, wollte ich ihm ein Faß Wein für seine Mühe geben.«

Allein, er bekam bald ein anderes Gedankenspiel, denn des zweiten Abends, da es dämmerig zu werden begann, wurde ihm ein Brief von seiner Klosteramour, der Marinalba, eingehändigt, worin sie ihm erst zu seiner glücklichen Zurückkunft gratulierte, anbei aufs wehmütigste und inständigste bat, ihr nur eine einzige Visite zu geben, widrigenfalls sie aus großer Liebe zu ihm unfehlbar verzweifeln müßte.

Elbenstein entschuldigte sich gegen die Überbringerin des Briefes, daß er nicht schriftlich antworten, auch des Frauenzimmers Befehl unmöglich nachkommen konnte, indem er Schaden an der rechten Hand genommen, auch sonst sich dergestalt malade befände, daß es ihm unmöglich wäre, aus seinem Zimmer zu gehen.

Hiermit war diese abgefertigt, und Elbenstein hatte nichts weniger im Willen, als noch einen Schritt nach ihr zu gehen, sondern hatte sich vielmehr vorgesetzt, wenigstens solange er in Italien lebte, keine Liebesexzesse mehr zu begehen.

Kaum aber war er des anderen Morgens aufgestanden, als ihm abermals durch einen unbekannten Menschen ein Brief überbracht wurde, den die Baronesse von K.* stilisiert hatte. In diesem wurde ihm nun das Kapitel gar gewaltig gelesen, daß er sie etliche Wochen in der Residenzstadt seines Fürsten vergeblich auf sich warten lassen, da sie doch beide die schönste Gelegenheit gehabt hätten, einander zu vergnügen. Sie warf ihm auch vor, daß er vielleicht ihrer überdrüssig worden und andere Amouren werde gesucht haben, jedoch zum Schluß des Briefes ermahnte sie ihn, daß, wenn er ein gutes Gewissen hätte, sie noch liebte und sich bei ihr wegen dessen, was sie ihm Schuld gegeben, sattsam zu reinigen gedächte, solle er ehester Tagesurlaub von seinen Fürsten nehmen und auf einige Tage zu ihr kommen, weil ihr Gemahl verreist wäre und vor Verlauf des folgenden Monats schwerlich zurückkommen würde. Hierbei hatte sie ihm auch ausführlich geschrieben, bei wem er im Flecken einkehren, wie er sich verhalten sollte und was für Art er bei Nachtzeit heimlich in ihr Schloß kommen könnte.

»Nein!« sprach Elbenstein, »dir komme ich auch nicht wieder; weg mit aller solchen gefährlichen Buhlerei.«

Er fertigte demnach diesen Boten fast ebenso ab als den gestrigen, nur daß er noch dabei sagen ließ, wie er, sobald er sich im Stande befände, wieder auszugehen und seinen Fürsten zu sprechen, er Seiner Durchlaucht der gnädigen Baronesse Interzessionsschreiben vorlesen, auch sobald sein Arm kuriert und er wieder schreiben könnte, nicht verabsäumen würde, schriftliche Nachricht zu übersenden oder, womöglich, dieselbe mündlich zu überbringen.

Mit diesem Sack voll Wind packte sich dieser andere Liebeskurier auch wieder fort; allein, Elbenstein begannen allerhand Grillen in den Kopf zu steigen, denn er gedachte:

»Merken diese Damen erst, daß du sie bei der Nase herumführst, so werden sie endlich eine strenge Rache gegen dich ausüben; läßt du dich aufs neue wieder ins Garn locken, so kann es dir letztlich leicht ergehen, wie es anderen deinesgleichen und sonderlich dem deutschen Kavalier ergangen ist, von welchem dir der Kammerdiener erzählt hat.«

Um aber diesem Unglück vorzubauen, sann er auf ein Mittel, sich mit guter Manier von seinem Fürsten loszuwickeln und Italien zu verlassen. Endlich fiel ihm dieses ein: Er ließ durch den aufgenommenen Kammerdiener im Namen seines Herrn Vaters einen Brief schreiben, in welchem ihm befohlen ward, dieweil seine Frau Mutter gefährlich krank darniederläge und die Medici an ihrer Genesung an dem ihr zugestoßenen auszehrenden Fieber gänzlich desperierten, sich schleunigst auf die Rückreise nach seiner Heimat aufzumachen und sich durch nichts als Gottes Gewalt abhalten zu lassen, indem sie sich ungemein sehnte, ihn vor ihrem Ende nur noch einmal zu sehen. Überdies so wäre er, der Vater, ebenfalls dermaßen hinfällig, daß er, zumalen wenn die Mutter sterben sollte, es nicht lange machen würde, demnach würde Elbenstein sowohl aus kindlicher Pflicht gegen seine Eltern als aus brüderlicher Liebe gegen seine unmündigen Geschwister, ingleichen seines eigenen Nutzens wegen nicht versäumen, aufs allereiligste nach Hause zu kommen, wie sie ihm denn zu dem Ende zweihundert Dukaten Reisegeld per Wechsel übermacht hätten.

Folgenden Tages, da Elbenstein die Aufwartung wiederum aufs neue bei seinem Fürsten machte, befahl dieser sogleich, daß der Wagen vorrücken und Elbenstein sich allein zu ihm hineinsetzen sollte. Demnach fuhr der Fürst, von wenigen seiner Bedienten begleitet, mit ihm in einen, in einer pläsanten Gegend und nur etwa eine Stunde von der Residenzstadt gelegenen Meierhof. Es war bereits bestellt, daß der Fürst allda die Mittagsmahlzeit einnehmen wollte, weil es aber, da sie ankamen, noch zu früh dazu war, so befahl er Elbenstein, spazieren mit ihm zu gehen.

Sie gingen also um den ganzen Meierhof herum, und Elbenstein bewunderte dessen schöne Lage wegen der dabeibefindlichen Felder, Waldung, Quellen, Bäche und Fischhälter.

»Ja, mein lieber Elbenstein«, sagte der Fürst, »es ist wahr, die Lage ist schön, und eben dieserwegen habe ich mir in meinen Kopf gesetzt, ein feines Lustschloß hier zu bauen, um meines Namens Gedächtnis zu stiften; es soll aber nicht auf italienische, sondern auf deutsche Art gebaut werden, weil ich nun weiß, daß Er in der Architektur und Zeichnungskunst wohlerfahren ist, so will ich bitten, daß Er mir zwei oder drei Risse zu einem dergleichen Schlosse mache, worunter ich mir einen auslesen will. Ich bin gesonnen, das Geld daran zu wenden, welches Er mir von Venedig gebracht hat, auch wohl noch etliche tausend Dukaten dazuzutun, denn ich möchte es doch wohl etwas propre haben, sähe auch gern, wenn Er den ganzen Bau dirigieren wollte, indem, ich mein ganzes Vertrauen auf Ihn gesetzt, auch Seine Mühewaltung desfalls wohl belohnen will.« Elbenstein stutzte gewaltig über des Fürsten Reden, so daß er die Farbe verwandelte und demselben in langer Zeit kein Wort antworten konnte, denn er sah erstens bei einer honorablen Station einen starken Profit vor Augen, indem er wußte, daß der Fürst ein sehr generöser Herr wäre, zum anderen hätte er sich hierdurch dergestalt insunieren können, zeitlebens das Faktotum an seinem Hof zu bleiben, indem er alle Umstände bereits sehr genau eingesehen, auch gleichsam durch ein Perspektiv fast alles fernerweit einsehen konnte; denn er hatte sich, seiner gewöhnlichen Neugier nach, um alles bekümmert.

Da ihn aber seine gefährlichen Umstände, auch alle besorgliche Verwirrung in die Gedanken fielen, blieb er bei dem Propos, seine Demission zu fordern. Der Fürst ward seiner Bestürzung gewahr, fragte deswegen:

»Wie? Mein Elbenstein, will Er mir nicht diesen Gefallen erweisen?«

»Durchlauchtigster Fürst!« gab dieser zur Antwort, »ich wünsche mir bei einem so gnädigen und liebreichen Herrn zeitlebens zu dienen, allein, die Verhinderung dessen muß ich dem Schicksal zuschreiben. Eure Durchlaucht geruhen, gnädigst diesen Brief zu lesen, welcher in meiner Abwesenheit angekommen und mir erst gestern zugestellt ist.«

Unter diesen Worten zog er den falschen Brief hervor und zeigte selbigen dem Fürsten. Dieser nahm und las denselben im Spazierengehen, blieb nachher eine gute Weile in Gedanken stehen; endlich da Elbenstein, welcher mit Fleiß zurückgeblieben, etwas näher kam, sagte der Fürst:

»So will Er denn schon wieder von mir wegziehen?«

»Gnädigster Herr!« antwortete Elbenstein, »Eure Durchlaucht betrachten selbst, ob mir meine schwachen Eltern und meine armen unmündigen Geschwister nicht zu Herzen gehen müssen? Wer weiß, ob ich dieselben noch lebendig antreffe. Die verlangten Risse will ich Eurer Durchlaucht binnen wenigen Tagen verfertigen, und zwar auf drei, viererlei Art, so gut, als es mir nur immer möglich ist; die Direktion des Baues aber kann ich unmöglich übernehmen, sondern will nachher um gnädige Demission bitten, weil ich entschlossen, so schnell als immer möglich dem väterlichen Befehle zu gehorsamen und nach Hause zu eilen.«

Hierauf erkundigte sich der Fürst um seiner Eltern Umstände etwas weiter; da aber Elbenstein von ihren Rittergütern und anderen Vermögen aus Not mehr prahlte, als sichs in der Wahrheit befand, sagte endlich der Fürst:

»Bei so gestalten Sachen kann ich Ihm freilich wohl nicht verdenken, daß er Seine eigenen Angelegenheiten anderen vorzieht; inzwischen sehe ich Ihn nicht gern von mir ziehen, indem ich mir vorgenommen, hier in Italien für sein Glück bestmöglichst zu sorgen; weil es aber solchergestalt keine akzeptable Sache für Ihn ist, so bitte mir nur aus, die Risse zu verfertigen, hernach will ich Ihm seine Demission und ein billiges Honorar geben.«

Hierauf eröffnete der Fürst wegen Anlegung und Ausbauung des Schlosses noch in verschiedenen Stücken seine Meinung, damit Elbenstein die Risse desto besser danach einrichten könnte, da es aber mittlerweile Zeit zur Mittagsmahlzeit wurde, begab er sich wieder zurück in den Meierhof, speiste mit Elbenstein ganz allein, saß immer in tiefen Gedanken, fuhr auch sogleich nach der Mahlzeit wieder zurück in seine Residenz und redete unterwegs sehr wenig.

Als sie daselbst angelangt, bekam Elbenstein Erlaubnis, nicht ordentlicherweise, sondern nur nach Belieben nach Hofe zu kommen, damit die Risse desto besser geraten möchten. Er begab sich demnach in sein Logis, befahl sowohl den Wirts- als seinen Leuten, daß sie ihn gegen diejenigen, welche nichts Besonderes bei ihm anzubringen hätten, verleugnen sollten, indem er für den Fürsten etwas Besonderes auszuarbeiten hätte und darin nicht gern verstört werden möchte.

Binnen sechs Tagen hatte er vier saubere Modelle von Schlössern fertiggemacht, legte also dieselben dem Fürsten vor, welcher einen besonderen Gefallen darüber bezeigte und Elbenstein nochmals fragte, ob es denn noch sein wirklicher Ernst wäre, daß er von ihm abreisen wolle.

Elbenstein zuckte die Achseln und versicherte, daß ihm zeitlebens nichts kümmerlicher und schmerzhafter gefallen, als von einem solchen vortrefflichen und gnädigen Fürsten abzugehen, doch könne er auch nicht leugnen, daß bei so gestalten Sachen die Liebe zu seinen Eltern und Geschwistern absolut erforderte, seinem Verhängnis unterwürfig zu sein. Demnach erteilte ihm der Fürst seine Demission unter gnädigen Expressionen: Wie nämlich Seine Durchlaucht ihn ungern aus Dero Diensten gelassen, sondern lieber auf Lebenszeit darin behalten, wofern es Elbensteins eigene Angelegenheiten in seinem Vaterlande zugelassen hätten.

Hiernächst empfing er über seine völlige Besoldung des Fürsten mit Edelsteinen besetztes Bildnis und noch hundert Dukaten, auch einen Paß, als ob er in fürstlichen Affären nach Innsbruck verschickt würde.

Hierauf säumte er sich nicht lange mehr, sondern nachdem er bei allen, die ihm wohlgewollt, Abschied genommen, wendete er sich, anstatt seinen Weg durch Tirol zu nehmen (wie er gegen jedermann vorgegeben hatte) gerade nach Mailand und dann ferner durch die Schweiz nach Straßburg. Sein Gewissen und die beständige Furcht, es würden seine Liebhaberinnen, wenn sie seine jählinge Abreise vernähmen, ihre Liebe in eine grausame Rache verwandeln und ihn, wie wohl ehemals anderen widerfahren, durch nachgeschickte Banditen auf der Straße ums Leben bringen lassen, gaben ihm gleichsam Flügel, daß er den vierten Tag nach seiner Abreise schon in Mailand war, wo er sich doch noch nicht sicher genug zu sein erachtete, weswegen er mit einer Ritoma, welche in einer Sänfte bestand, darauf ein vornehmer Prälat nach Mailand gebracht worden, fortreiste und dem Kammerdiener mit der Bagage, auch seinen anderen Bedienten mit den Pferden, gemächlich nachzufolgen Befehl erteilte.

Sobald er an letztgemeldetem Ort glücklich angelangt, sah er sich zwar ziemlichermaßen außer Gefahr, dennoch war ihm das Herz dergestalt schwer, daß er die paar Tage, als er daselbst auf seine Equipage warten mußte, keine Ruhe haben konnte, sondern nicht anders, als ob er einen Mord begangen, fast nicht in der Haut zu bleiben wußte.

Endlich kam sein Bedienter mit der Bagage und den Pferden an, dessen erste Frage war, ob der Kammerdiener bereits bei Ihro Gnaden angekommen wäre? Elbenstein schoß das Blut sogleich, sagte aber:

»Was sollte der Kammerdiener bei mir, ich habe ihm ja befohlen, auf dem Wagen bei der Bagage zu bleiben.«

Hierauf gab der Bediente zu vernehmen, daß der Kammerdiener gleich gestern abend, nachdem sie aus Mailand gereist und ins Quartier gekommen, die kleine Schatulle mit auf seine Kammer genommen, unter dem Vorgeben, daß dieselbe leicht gestohlen werden könnte, ungeachtet der Wirt zu dem Wagen, welcher nicht abgepackt werden sollte, drei Mann Wache bestellt und sich teuer verschworen, daß sie sich keines Schadens oder Verlusts zu besorgen hätten. Es wäre auch in diesem Logis alles wohl und richtig zugegangen, frühmorgens wäre der Kammerdiener mit der Schatulle sehr früh auf dem Platz gewesen, hätte sie im Wagen an den vorigen Ort und sich darauf gesetzt, wäre auch den ganzen Vormittag lustig und guter Dinge gewesen, bis gegen Mittag, da er über eine Übelkeit geklagt, jedoch vorgegeben, daß solches vom Fahren herrühren müsse, weil er lange nicht gefahren, sondern seither immer geritten wäre.

Mittags im Logis hätte er sehr wenig gegessen und geklagt, daß ihm aufs Essen nunmehr noch schlimmer wäre, deswegen hätte er, der Knecht, ihm bei der Abfahrt den neuen neapolitanischen Hengst zu reiten geben müssen, weil er vorgegeben, wie es dem Pferde ohnedem weit dienlicher sei, wenn es geritten, als wenn es an der Hand geführt würde. Zwei bis drei Stunden wäre der Kammerdiener immer auf fünfzig bis hundert Schritte vorausgeritten, endlich aber, da sie durch einen Wald passieren müssen, habe er sich verloren und wäre seitdem nicht wieder zum Vorschein gekommen.

Elbenstein stand anfänglich nicht anders, als ob er vom Schlag gerührt wäre, sammelte sich aber bald wieder und ließ vor allen Dingen die Schatulle herbeibringen, da er denn bald die Gewißheit dessen erfuhr, was er gemutmaßt, daß nämlich der Kammerdiener die Schatulle beraubt und mit dem Pferd davongeritten wäre.

Es konnte Elbenstein seinen Verlust an Geld und andern Preziosen gar gern auf fünf- bis sechshundert Dukaten schätzen, jedoch war er nur froh, daß er das Beste in dem einen stark verwahrten Koffer noch unversehrt antraf, auch an den Briefschaften, die in der Schatulle gelegen, nicht das geringste vermißte, im übrigen, da er dafür hielt, daß es viel zu weitläufig und endlich doch vergeblich sein würde, dem Schelm nachzuschicken oder ihn durch Steckbriefe zu verfolgen, so schlug er sich diesen Verlust aus dem Sinn und dachte einesteils:

»Wie gewonnen, so zerronnen!«

Hierauf setzte er seine Reise mit größter Gelassenheit und lauter guten christlichen Gedanken in kurzen Tagereisen weiter fort und langte, nachdem er den Montecenari wie auch den St. Gotthards-Berg glücklich passiert, zu Basel frisch und gesund an. Daselbst verkaufte er seine Pferde und ging zu Wasser nach Breisach und Straßburg, von dannen aber über Lichtenau und Rastatt nach D.*, allwo er den Winter über zu bleiben, auf den Frühling aber nach St.* zu gehen beschloß.

Diesemnach berichtete er seinen Eltern den Ort seines Aufenthalts und wessen er sich entschlossen, ob er aber gleich noch Barschaft genug hatte, sich länger als ein paar Jahre damit zu behelfen, so versuchte er doch seine Eltern und bat dieselben, ihm zu seiner Subsistenz hundert Taler zu übermachen. Mittlerweile erteilte er seinem italienischen Bedienten, der sich jederzeit getreu und wohl bei ihm aufgeführt, damals aber der deutschen Luft nicht gewohnt werden konnte, auf dessen inständiges Bitten seinen Abschied, gab ihm seinen versprochenen und wohlverdienten Lohn, auch noch etliche Taler zu Zehrungskosten bis nach seiner Heimat drüber, und machte demselben weis, als ob er selbst nicht über etliche Tage noch in D.* zu verbleiben gesonnen wäre; allein, es war sein Ernst nicht, gegen den Winter weiterzureisen, sondern nahm einen ehrlichen Schwaben in seine Dienste und bezog ein bequemes Logis.

Sein Herr Vater schickte ihm zwar nach Verlauf dreier Wochen die verlangten hundert Taler, gab ihm aber dabei auch schriftlich eine ziemliche Reprimande wegen seiner in Italien gepflogenen Löffelei, indem derselbe einigermaßen hinter seine Liebesaventuren gekommen war und zwar folgendergestalt:

Es hatte Elbensteins geistliche Venus, die Donna Marinalba, nicht so bald seine geschwinde Abreise vernommen, als sie durch listiges Nachforschen, wer die Kaufleute in Venedig wären, die bisher Elbenstein seine Wechsel bezahlt hätten, endlich erfuhr, daß ein gewisser Bankier namens Giovanni Ferranzoni ihm einen Wechsel von hundertzwanzig Ducati di Venetia ausgezahlt; von diesem bekam sie hernach fernere Nachricht, daß die Herrn Hopffer und Bachmeyer fernerweit jedesmal die Auszahlung der Wechsel und Spedierung der Briefe besorgt hätten; durch dieser Herren Adresse nun geriet folgender Brief in seines Herrn Vaters Hände:

Oh, meine schmerzlichen Regungen, die ihr den Freudenmorgen meines Herzens in eine jammervolle Trauernacht verwandelt; indem Du Flattergeist mit Deinen bezaubernden Schmeicheleien meine Seele zu verblenden gesucht hast, damit sie nochmals Deiner Grausamkeit zu Fuß fallen müsse. Nun, nun! Berühme Dich nur immerhin, daß Du über ein solches Herz triumphiert hast, welches niemals von den Pfeilen der Liebe verletzt werden können. Oh, ihr ungetreuen Buchstaben! Oh treulose Zeichen einer falschen und verlogenen Hand, die Ihr mir auf einem leichten Blatte anstatt einer mit Nektar angefüllten Schale einen Gifttrunk reicht, wodurch alles mein Vergnügen ertötet wird. Ach, mein Elbenstein! So handelst Du so übel mit meiner aufrichtigen und ungefärbten Treue und Liebe, welche Du jederzeit rein und unbefleckt an mir empfunden hast? So verbirgst Du, gleich einer schädlichen Blume, die Natter Deiner arglistigen Aufführung, damit ich durch die Wut Deiner Falschheit möge getötet werden. Ei nun! Reise nur hin, begib Dich immer hinweg, eile von mir, damit ich Dich nimmermehr wiedersehen möge, der Du in der Werkstatt Deiner Treulosigkeit das Schwert geschmiedet hast, womit mein größtes Vergnügen gefällt werden muß. Sage mir doch, was Dich zu einer so schnellen Abreise bezwungen hat? Erkläre mir doch die Ursache deiner Flucht? Hat Dich Dein Herr Vater nach Hause berufen, oder ist vielleicht das Liebesspiel mit der Baronne von K* zum Ende gekommen? Doch dem sei, wie ihm wolle, ziehe nur hin, Du Grausamer, und bleibe wo Du willst, ich will Dich nicht mehr lieben, und so stark ich Dich bisher geliebt, so stark werde ich mich künftig bemühen, Dich zu hassen.

Indem nun Elbensteins Herr Vater der italienischen Sprache nicht kundig, jedoch viel zu neugierig war, den Inhalt dieses Briefes zu wissen, so machte er sich dieserwegen einen besonderen Weg nach . . ., um sich denselben bei einem Sprachmeister ins Deutsche übersetzen zu lassen, welcher sich gegen einen Rekompens nicht lange damit säumte.

Da sah nun der gute Vater, wie retirée sich der liebe Sohn in Italien gehalten und aufgeführt hatte, doch war er noch so treuherzig, daß er ihm den Brief im Original nebst der Übersetzung zum Schure mitschickte. Elbenstein schluckte die väterlichen Pillen geduldig ein, weil ein Konfortans von hundert Talern dabei war, konnte aber nicht begreifen, wie die Marinalba hinter das Liebesgeheimnis zwischen der Baronne von K.* und ihm gekommen sein müsse. Endlich fiel aller Verdacht auf die alte Ruffiana zu Ariqua. Demnach war er herzlich froh und dankte dem Himmel, daß er noch beizeiten einer augenscheinlichen Todesgefahr entgangen, als worin er unfehlbar geraten sein würde, wofern er sich noch länger in Italien aufgehalten hätte.

Nachdem er sich nun in dem Antwortschreiben an seinen Herrn Vater aufs plausibelste excusiert, anbei gemeldet, daß er, bloß um den geilen Liebesnachstellungen und Verfolgungen der italienischen Frauenzimmer zu entgehen, seine vortreffliche Station quittiert und sich aus diesem wollüstigen Sodom hinwegbegeben, nunmehr aber dahin trachten wollte, sich bei einem deutschen fürstlichen Hofe zu engagieren, wobei er zugleich den von dem italienischen Fürsten erhaltenen schriftlichen Abschied und Paß mit nach Hause schickte, woraus die Eltern sich seiner Aufführung wegen eines Besseren belehren könnten, also wurden diese seine Eltern völlig zufriedengestellt und vermachten ihm von Hause aus, solange er in keiner austräglichen Bedienung stünde, alle Quartal hundert fränkische Gulden, daß er also, als ein rechtschaffener Kavalier, zumal an einem solchen Ort, wo alles um einen billigen Preis zu bekommen war, recht wohl und vergnügt leben konnte.


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