Johannes Scherr
Novellenbuch. Erster Band
Johannes Scherr

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Drittes Kapitel.

worin Seine Durchlaucht der Herzog Emil – sowie auch der geneigte Leser – allerlei erstaunliche und geradezu unbegreifliche Dinge erfahren.

Der Magus war heute so recht im Zuge.

Er stand in seinen weißen Atlasschuhen mit roten Absätzen, beringt, bekettet wie das Schaufenster eines Juweliers, im Kabinette des Herzogs und sprach in seinem schlechten Französisch mit seiner rollenden Stimme auf den Fürsten hinein, welcher, in seinen türkischen Schlafrock gehüllt, auf einer Ottomane lag.

Das rotbraune, angespannte, lauernde Gesicht des Sizilianers mit den blitzenden schwarzen Augen kontrastierte seltsam mit dem schlaffen, graubleichen, verblasenen des Herzogs, der mit geschlossenen Lidern dalag. Zuweilen öffnete er sie, und dann erschien in seinen Augen, welche Raleigh in dem Schweizerbriefe an Schiller ganz richtig als nebelhaft blaßblaue bezeichnet hatte, ein mattes Leuchten, von welchem schwer zu sagen gewesen wäre, ob es ein schwärmerisches Interesse an den Mitteilungen des Conde oder aber Spott darüber ausdrückte.

Von Zeit zu Zeit unterbrach der Fürst den Redefluß des Magiers, um eine Frage zu tun oder eine Bemerkung hinzuwerfen, welche mit dem verhandelten Thema oft nur in einem losen oder in gar keinem Zusammenhang stand. Der Conde ließ sich aber dadurch nicht aus dem Texte bringen, sondern fuhr immer fort, sein System vorzutragen.

»Als eine Anstalt zur Erlangung der Vollkommenheit,« sprach er, »war die ägyptische Freimaurerei durch Enoch und Elias gestiftet worden. Aber sie hatte im Verlaufe der Jahrhunderte ihren ursprünglichen Glanz vollständig eingebüßt, war bei den Männern verunreinigt und gefälscht, bei den Frauen, die man nicht mehr in die Logen zuließ, gänzlich verschwunden. Da trat ich als Regenerator auf, ich, der Großkophta.«

»Ein wunderlicher Titel, Meister.«

»Durchlaucht, sagen Sie ein geheiligter.«

»Wohl, Meister, es gibt ja auch wunderliche Heilige.«

»In der ägyptischen Maurerei liegt Anfang und Ende aller Erkenntnis. Die Vorstufe zu ihr ist die gewöhnliche Freimaurerei. Die Mitglieder der letzteren, welche zur heiligen Mystik, zu den höheren Graden der ersteren bestimmt sind, werden von den geheimen Oberen unausgesetzt beobachtet, um zu erkennen, ob sie für die höheren Zwecke des Ordens brauchbar seien. Die drei Hauptvorsteher unseres Erdballs sind auch zugleich die vollkommensten Maurer und die geheimen Oberen der ägyptischen Maurerei. Von ihnen hat der Großkophta sein Wissen und seine Macht empfangen –«

»Meister, mir fällt ein, mein hochseliger Herr Papa hat sich einst den Spaß gemacht, einer seiner Odalisken, welche sich weigerte, Schönpflästerchen zu tragen, dieselben vermittelst heißen Siegellacks in das schöne Gesicht zu kleben. Ob das wohl amüsant war? O, ein neues Vergnügen, Meister, ein neues Vergnügen! Mir ist zu Sinne wie jenem Helden Klingers. Ich möchte mich über eine Trommel spannen lassen, um eine neue Ausdehnung zu kriegen. O, könnt' ich im Raume eines Pistols existieren, bis mich eine Hand in die Luft knallte!«

»Der Großkophta ist einer von den zwölf Adepten, welche zu verschiedenen Malen durch den Tod geläutert, immer wieder aufleben. Dieses Geheimnis birgt sich unter dem allegorischen Bilde vom Vogel Phönix. Verstehen Sie nun, gnädigster Herr, warum ich mich Conde Fenix nenne? Die Adepten sind im Besitze des Lebenselixiers und des roten Pulvers, das heißt, sie besitzen die Kunst, das Leben ins Unendliche zu verlängern –«

»Eine abscheuliche Kunst, Meister. Wozu diese Langeweile, genannt Leben, verlängern? Der Todesschlummer muß so süß sein. Aber nur nicht ins Grab zu den Würmern! Wie garstig dieser Würmergedanke ist! Ich mag nichts davon hören. Wissen Sie, was ich tun werde? Ich will mir auf der einsamen Insel im Park ein Mausoleum erbauen. Da in einem unterirdischen, prachtvoll ausgestatteten Gemach, dessen Plafond den Sternenhimmel darstellen soll, muß man mich beisetzen, auf einem Sofa ruhend, in meinen gewöhnlichen Kleidern, als wäre ich über einem Buche eingeschlafen.«

»Die Adepten –«

»Was ist ein Adept?«

»Ein Inhaber des höchsten Grades der ägyptischen Maurerei. Sie besitzen, wie ich gesagt, das Geheimnis des philosophischen Steins, welches auch das Magisterium oder das Geheimnis der Projektion heißt, wie das Lebenselixier auch den Namen aurum potabile führt. Durch Jahrtausende herab ist das Wissen der Adepten durch mündliche Tradition fortgepflanzt worden; aber die Einweihung kann bloß im Orient, in den Katakomben Ägyptens oder in den Tempelruinen Palmyras erlangt werden. Denn der unheilige Golddurst der Großen, welcher erwachte, als der große Alchimist und Rosenkreuzer Raimundus Lullus, der eben auch ein Adept war, dem Könige Edward II. von England eine ungeheuere Menge jener Goldstücke, genannt Rosenobles, fertigte, dieser unheilige Golddurst hat die Adepten vermocht, sich in die Einsamkeiten des Morgenlandes zurückzuziehen. Dort lebt noch jetzt der große Nikolas Flamel, der im 14. Jahrhundert aus Paris flüchtete, weil er die Universalmedizin und den Stein der Weisen durch die sündhaften Gelüste seiner Zeitgenossen nicht profanieren lassen wollte.«

»Diese Adepten können also ewig leben?«

»Ja, Durchlaucht, sie können es, aber bei ihrer Weihung müssen sie schwören, nicht länger leben zu wollen, als es Gottes Wille ist. Im übrigen sterben sie eigentlich nicht, denn wenn ihre irdische Laufbahn vollendet ist, werden sie gleich Elias lebendig gen Himmel erhoben.«

»Und die Adepten verstehen also Gold zu machen?«

»Ja; im Besitze der Quintessenz vermögen sie alle Metalle zu Gold reifen zu lassen.«

»Eine hübsche Kunst, Meister. Alle Menschen umtanzen ja anbetend das goldene Kalb. Wie erlangt man aber die Quintessenz oder das Magisterium?«

»Durchlaucht, man muß die Weihung zum höchsten Grade der ägyptischen Maurern erhalten haben, um gefahrlos in den Besitz des Steins der Weisen gesetzt werden zu können. Das Geheimnis einem Uneingeweihten mitteilen, heißt ihn augenblicklich töten. Wenn Sie mir befehlen, zu sprechen, werde ich es tun, aber nur in alchimistischen Bildern.«

»Ich höre.«

»Mit der untergehenden Sonne muß man beginnen, wann der rote Mann und die weiße Frau im Lebensgeiste sich vereinen, um in der Liebe und in der Ruhe zu leben, genau im Verhältnis von Wasser und Erde. Vom Westen begib dich durch die Finsternis gen Norden; störe und trenne den Mann und die Frau zwischen Winter und Frühling, verwandle das Wasser in schwarze Erde und erhebe dich durch verschiedene Farben gegen den Osten, wo sich der Vollmond zeigt. Nach der Reinigung erscheint die Sonne weiß und glänzend; es ist der Sommer nach dem Winter, der Tag nach der Nacht. Die Erde und das Wasser haben sich in Luft verwandelt, die Finsternis ist zerstoben, das Licht erschienen. Der Westen ist der Anfang der Praxis, und der Osten ist der Anfang der Theorie. Das Prinzip der Zerstörung ist erfaßt zwischen dem Osten und dem Westen.«

Der Herzog gähnte.

»Und die Adepten,« fragte er dann, »vermögen sie auch Geister zu beschwören?«

»Durchlaucht, ich habe Ihnen hierfür den Beweis geliefert.«

»Ja, Meister, Sie haben mir Geister zitiert. Der Dampf von Ihren Räucherungen war freilich so stark, daß die Erscheinungen nur sehr schattenhaft sichtbar wurden. Aber sagen Sie, sind die Adepten auch imstande, den Teufel zu zitieren?«

»Sie sind es, aber hierbei läuft der weiße Magier große Gefahr, zu einem schwarzen zu werden, und dann ist er auf ewig verloren.«

»Meister, ich möchte aber doch einmal den Satan sehen. Wie sieht er aus?«

»Unheimlich, aber nicht gerade abschreckend.«

»Welches Geschlecht hat er?«

»Er ist geschlechtslos wie alle Engel, auch die gefallenen.«

»Ob er wohl auch Hühneraugen hat? Hühneraugen sind ja eine wahre Höllenpein.«

»Durchlauchtiger Herr, ich flehe Sie an, wenden Sie sich ab von den finstern Gebieten der schwarzen Magie! Ihre erhabene Bestimmung ist es, die Vollkommenheit zu erlangen, jene Vollkommenheit, welche die Herrschaft über die Kräfte der Natur und der Geisterwelt verleiht. Ist das nicht ein großes, ein größtes Ziel?«

»Gewiß, aber wie erreicht man es?«

»Mittels der Meisterschaft in der weißen Magie.«

»Und diese?«

»Mittels der physischen und moralischen Wiedergeburt. Die Stätte dazu ist bereitet, der Berg Sinai, der Turm Sion, das Gemach Ararat. Die moralische Wiedergeburt muß der physischen vorangehen. Dreizehn Meister schließen sich in den Turm Sion ein. Vierzig Tage bleiben sie dort. Sechs Stunden jeden Tages sind der beschaulichen Betrachtung, drei dem Gebete, neun der Zubereitung des jungfräulichen Blattes aus dem Fell eines jungen Hammels und anderer mystischer Instrumente, sechs endlich der Erhaltung der erschöpften Kräfte gewidmet. Vom dreiunddreißigsten Tage an werden die Meister des Umgangs mit den sieben reinsten Geistern, Anael, Michael, Raphael, Gabriel, Uriel, Zobachiel und Annachiel, gewürdigt. Diese Engel graben ihre Namenszüge und ihr Siegel in das jungfräuliche Blatt ein. Sowie dieses geschehen, wird der Geist der dreizehn Meister von göttlichem Feuer voll, ihr Leib so rein wie der eines neugeborenen Kindes, ihre Erkenntnis schrankenlos, ihre Macht unbegrenzt. Um jedoch diese Macht üben zu können, ist erforderlich, daß der moralischen Wiedergeburt die physische sich zugeselle. Der Weg zu dieser geht durch eine Art Quarantäne, denn die Verjüngung des Körpers hat eine körperliche Kur zur Voraussetzung. Der moralisch wiedergeborene Meister der ägyptischen Maurerei zieht sich, begleitet von einem bereits physisch und moralisch wiedergeborenen Bruder, in das Gemach Ararat zurück und zwar zur Maizeit, zur Stunde, wo die Mondscheibe voll wird. Siebzehn Tage lang darf er nichts genießen als zarte und kühlende Kräuter, und Regenwasser, das im Mai gefallen, muß sein einziges Getränke sein. Am siebzehnten und dann wieder am zweiunddreißigsten Tage unterzieht er sich einem Aderlaß. Am zweiunddreißigsten Tage, nachdem er zu Bette gebracht worden, gibt ihm der wissende Bruder den ersten Gran der Quintessenz, der materia prima, des flüssigen Goldes, des Urstoffes ein, welchen Gott geschaffen hat, um die Menschen unsterblich zu machen, wovon aber die Kenntnis mit dem Sündenfalle Evas verloren gegangen war, bis die echte, das ist die ägyptische Maurerei, sie wiedergefunden hat –«

»Wunderbar! Aber, weiser Meister, wie und wo bewahrte denn Mutter Eva den Urstoff auf? Sie trug ja vor dem Sündenfall keine Kleider.«

»Durchlaucht, hüten Sie sich, das Heilige zu karikieren. Wehe den Zweiflern und Ungläubigen! Ein Neophyt der weißen Magie muß gläubig sein wie ein Kind.«

»Vollkommen wahr, weiser Meister.«

Der Magus tat, als fühlte er den Stachel des Sarkasmus, welcher aus dieser Äußerung des Fürsten hervorzuckte, nicht im geringsten, und fuhr mit beneidenswerter Sicherheit fort:

»Kaum hat der Kandidat des Adeptismus den ersten Tropfen des Urstoffes eingeschlüift, so verlassen ihn seine Sinne. Er verfällt in Zuckungen und ein ungeheurer Schweiß scheint seine Auflösung herbeiführen zu wollen. Nachdem er wieder zum Bewußtsein gekommen, wird er auf ein frisches Lager gebracht und erhält eine stärkende Kraftbrühe –«

»Bei Luzifers Schweif, die kann er nach so einer Hungerkur wohl brauchen!«

Der Magier rollte höchst unwillig die Augen, ließ aber seinen Faden nicht fallen, sondern redete weiter:

»Am folgenden Tage erhält er den zweiten Gran Urstoff, worauf Fieber und Delirium eintritt. Während desselben fallen ihm Haut, Haare und Zähne ab und aus.«

»Ich will nicht hoffen!«

»Am fünfunddreißigsten Tage nimmt er ein laues Bad, am folgenden schlürft er den dritten und letzten Gran Quintessenz, worauf er in einen sanften Schlaf verfällt. Während desselben wachsen ihm Haut, Haare und Zähne neu.«

»Gottlob!«

»Am achtunddreißigsten Tage nimmt er ein Salpeterbad, und am vierzigsten ist die Wiedergeburt vollendet.«

»Viktoria! Aber, Meister, haben Sie den Grafen Saint-Germain gekannt?«

»Durchlaucht, alle Adepten kennen sich.«

»Saint-Germain war ein Adept?«

»Er war einer.«

»Und er hat auch die Quarantäne im Gemach Ararat durchgemacht?«

»Jeder Wiedergeborene hat das getan!«

»War der unermeßliche Schatz von Diamanten, womit Saint-Germain am Hofe Ludwigs XV. erschien, echt?«

»Er war es.«

»Und er hatte diese Diamanten selbst verfertigt?«

»Ja, aus Kieseln vermittelst der Projektion.«

»Er war im Besitze des Lebenselixiers, das heißt unsterblich?«

»Natürlich.«

»Aber er ist doch vor Jahresfrist, zu Schleswig in den Armen des Prinzen Karl von Hessen gestorben?«

»Er wurde, weil es ihm so gefiel, gen Himmel entrückt. Das nannten die Nichtwissenden sein Sterben.«

»Sind Sie von Saint-Germain in die Magie eingeweiht worden?«

»Nein.«

»Von wem denn?«

»Mein Einweiher war mein Lehrer, der weise Althotas, welcher mich in Mekka und Medina und in der großen Pyramide am Nil erzogen hat.«

»Mysteriös!«

»Nur dem Ungeweihten. Wann Sie, Durchlaucht, zur Vollkommenheit gelangt sein werden, wird es für Sie keine Mysterien mehr geben.«

»Gut! Wann soll die Prozedur meiner Wiedergeburt beginnen?«

»Sobald Sie zum Grad eines Meisters der ägyptischen Maurerei befördert sein werden.«

»Was ist dazu erforderlich?«

»Vor allem unverbrüchliche Verschwiegenheit und die Leistung des furchtbaren Eides, den geheimen Oberen unbedingt in allem zu gehorchen.«

»Und dann?«

»Die Öffnung einer Mutterloge der ägyptischen Maurerei.«

»Eröffnen Sie dieselbe! Der Berg Sinai ist ja fertig.«

»Es gilt leidet noch andere Schwierigkeiten zu überwinden.«

»Welche?«

»Den Widerstand der Maurerloge Ihrer Residenzstadt, in welcher der Geist der Indifferenz, des Unglaubens, der schwarzen Magie herrscht.«

»Ich werde befehlen, und man wird mir gehorchen, denn ich bin der Herr. Aber was verleiht die ägyptische Meisterschaft?«

»Erkenntnis.«

»Worin besteht sie?«

»In verbis, in herbis, in lapidibus, sowie in den Geheimnissen der drei heiligen Namen Helion, Melion, Tetragrammaton.«

»Ist das etwas?«

»Unermeßlich viel. Es liegt darin die Möglichkeit der Wiedergeburt.«

»Wie geht die Beförderung zum ägyptischen Meistergrad von statten?«

»Sobald die Loge eröffnet ist, macht der Bruder Venerable, welcher ich sein werde, die Inspiration der Waise wirksam. Die Waise oder Taube ist ein Jüngling oder noch besser ein Mädchen, welches sich noch im Stande der Unschuld befindet. Vor dem Sündenfall hätte ein solches Wesen die Macht besessen, den sieben reinen Geistern zu gebieten. Jetzt erteilt ihm der Venerable diese Macht. Nach einem inbrünstigen Gebet aller Brüder wird die Waise in ein weißes Gewand gehüllt und mit einer blauen Binde und einer roten Schnur gegürtet. Dann haucht der Venerable sie an und verschließt sie in ein Tabernakel, das von innen weiß ausgeschlagen und mit einer Türe und einem Fenster versehen ist. Im Innern steht ein Fußschemel und ein Tisch mit drei brennenden Kerzen. Auf dem Schemel kniend beschwört die Waise die sieben reinen Geister. Hat sie dem Venerable angezeigt, daß die Geister erschienen sind, so befiehlt er ihr, sie kraft der dem Großkophta verliehenen Gewalt zu fragen, ob der zum hammerführenden Meister Vorgeschlagene dieser Ehre würdig sei. Lautet die Antwort bejahend, so wird der Kandidat sofort auf dem Meisterstuhl installiert.«

»Ihre Waise wird Signora Lauretta sein?«

»Sie wird es sein.«

Nach einer Pause sagte der Herzog langsam:

»Sie ist sehr schön.«

»Sie sagen, es, Durchlaucht.«

Der Fürst richtete sich halb auf und fixierte den Magier mit einem seltsamen Blick. Dann sagte er:

»Meister, besitzen Sie auch das Geheimnis, den Diamant zu schmelzen, den Marmor zu beleben und das Eis glühend zu machen?«

Im Gesicht des Sizilianers zuckte es, und er bedachte sich einen Augenblick, bevor er erwiderte:

»Durchlaucht, ein Weib ist nicht Eis, nicht Marmor, nicht Diamant, das Weib ist nur die ewige Eva.«

»Und Eva sucht ihren Adam?«

»Von dem geschrieben steht: Er soll des Weibes Herr sein.«

»Ah!« machte der Herzog, und seine dünnen Lippen träufelte ein boshaftes Lächeln. Dann winkte er dem Magus mit der Hand seine Entlassung zu, und während derselbe mit drei tiefen Verbeugungen rückwärts nach der Türe ging, ließ sich der Fürst auf sein Lager zurückfallen und murmelte zwischen den Zähnen:

»Oui, il faut finir.«


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