Johann Gaudenz v. Salis-Seewis
Gedichte - Ausgabe letzter Hand
Johann Gaudenz v. Salis-Seewis

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Salis Antwort.

auf J. R. Wyß des jüngern ZurufAlpenrosen S. 305. Jahrg. 1817..

          Mein Saitenspiel hing längst an Weidenzweigen
Und mein Gemüth verschloß was ich empfand,
Als deine Muse, mir im Schwesterreigen
Die freundlichste, an ferner Aare Strand
Wohlwollend rügte mein zu tiefes Schweigen,
Und Alpenblumen mir zum Kranze wand;
Dann lockte, wie mit Nachtigallenschlägen
Zum Abendlied den Landmann zu bewegen.

Mein Sommertag schwand bei Gewitterschwüle,
Sein heitres Abendroth ist bald erbleicht
Gleich Philomela sang ich nur Gefühle,
Und mein Gesang hat schon sein Ziel erreicht;
Auch sie verstummt schon vor des Herbstes Kühle. –
Wenn früh sie jungen Sängerchören weicht,
Birgt sie sich gern in stillen Finsternissen,
Wo Menschen sie nicht kränken, noch vermissen. 152

Es schwebet stets, nach alter Dichtung Sagen,
Um des Vergessens Strom ein Schwanenchor;
Wo auf der Fluth ein Name sinkt, den tragen
Sie zu des Nachruhms Tempel sanft empor.
Doch müssen oft die Retter Kämpfe wagen,
Es grinst der Hohn, die Scheelsucht drängt sich vor,
Bis an des Ruhmes Kranz nur Dornen blieben: –
Mein bester Ruhm ist, daß mich Edle lieben.

Ihr edeln Sänger an der Aare Wogen,
Ihr an der Limmath und des Rheines Strand;
Ergreift die Harfen, spannt den goldnen Bogen!
Die Eintracht schling' um euch ihr Bundesband,
Durch milden Sinn stets enger angezogen!
Die Schweizermuse hat ein Vaterland.
Vielleicht, daß beim Erwachen deiner Telle
Ich einst, o Freund, zum Chore mich geselle! – 153

 


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