Johann Gaudenz v. Salis-Seewis
Gedichte - Ausgabe letzter Hand
Johann Gaudenz v. Salis-Seewis

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Entzogenheit.

          Im trauten Schatten stiller Entzogenheit
Fand ich den Frieden, der uns erweicht und stärkt,
    Der auf das Schicksal, wie der Weise
        Heiter auf blühende Gräber, schauet.

O du des Weltlaufs süße Vergessenheit,
Die, um sie mehr zu lieben, die Menschen flieht,
    Erlitt'nen Unrechts Widerhaken
        Lösest du sanft aus der Seele Wunden.

Gesetzten Sinnes, mißt der Betrachtung Blick
Den Werth der Dinge nach der Erfahrung Stab;
    Nicht mehr der Meinung Wechselhauche
        Dienstbar, noch biegsam dem Druck der Willkühr.

Wie draußen Flocken taumeln in kalter Luft,
Sieht er des Leichtsinns Spiele geborgen an!
    Des Thoren Freud' ihr trübe lächelnd;
        Siege der Bosheit mit kurzen Seufzern. 124

Verbreite deinen Schleier, Entzogenheit,
Um meine Freuden, dichter um meinen Schmerz,
    Birg meine Thränen vor der Schmähsucht,
        Birg der verschämten Empfindung Wonne!

Wer Jeden duldet, liebt, was zu lieben ist,
Von andern wenig, Vieles von sich begehrt,
    Dem sproßt des heitern Friedens Ölblatt,
        Das der Genügsamkeit Stirne kühlet.

Mit Lotus kränz' ich meiner PenatenPenaten. Hausgötter oder Genien der Häuslichkeit, deren Bildsäulen öfters mit Blumen bekränzt wurden. Haupt;
Vergangner Kummer, Sorge der Zukunft naht
    Nicht meiner Schwelle; Lebensweisheit
        Suchet ihr Glück nur im engen Kreise. 125

 


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