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Vierundzwanzigstes Kapitel.
Eine seltsame Begegnung

Ich teilte Spence mit, daß wir uns die Wachen zu je vier Stunden einteilen würden und bat ihn, eine Lotleine oder sonst ein langes Ende zu besorgen, das eine Ende an seinem Arm zu befestigen und das andere durch ein Kajütenfenster bis nach achtern zu leiten. Er that es und begab sich in die Kajüte, damit wir zunächst eine Probe anstellen könnten, wie diese Einrichtung sich bewähren würde. Sowie ich an der Leine zog, kam er sofort heraus und erklärte, es sei alles in Ordnung und ich könnte ihn mit dieser Leine aus seinem Grabe herausziehen, wenn es auch hundert Faden tief unter der Erde wäre.

Glücklicherweise fühlte ich mich durchaus nicht müde. Die Spindel des Rades war mit einem tunnelartigen Deckel versehen, an welchem auf beiden Seiten ein breiter Rand angebracht war, so daß ich mich setzen und zugleich die Speichen des Rades halten konnte. Auch die nervöse Erregtheit, in der ich mich befand, trug dazu bei, mich munter zu erhalten. Nach Schlaf hatte ich auch nicht das geringste Verlangen. Bald nach 10 Uhr wurde die Kompaßlampe trüber; das hatte nichts weiter zu bedeuten. Bis Spence mich ablöste, konnte ich nach dem Monde steuern, der so lange vorne sichtbar sein würde.

Ich hatte nach der Uhr gesehen und mit großer Mühe beim Schein der Kompaßlampe entdeckt, daß es zwanzig Minuten vor Mitternacht war. Ich steckte die Uhr wieder in die Tasche und schaute querab zu Luward über die See. Da glaubte ich eine Art grauen Schatten zu sehen. Um sicher zu gehen, ließ ich das Rad los und ergriff das Fernrohr. Ich brauchte einige Minuten, um mir das Glas in der Dunkelheit richtig zu stellen und mußte die steifen Röhren mehrmals hin und herschieben, bis ich endlich ein klares Gesichtsfeld erreicht hatte. Ich richtete das Glas auf den erwähnten Schatten und erkannte nun deutlich, daß es ein großes Schiff unter vollen Segeln sei, das ebenso steuerte, wie wir selber.

Sofort riß ich mit beiden Händen an der Leine. Dreimal mußte ich daran ziehen, ehe es mir gelang, den Jungen zu erwecken.

Meine Ungeduld stieg und wurde zu einer wahren Qual. Das Schiff segelte schnell und kam immer weiter vorwärts wie eine Rauchwolke. Ich rannte auf die Kajüte zu – da kam Spence mir entgegengestürzt.

»Was giebt's denn, Madame?« rief er, »ist es schon acht Glasen?«

»Sehn Sie, dort ist ein Schiff!« schrie ich und konnte vor Erregung kaum die Worte hervorbringen. »Wie können wir uns ihm bemerkbar machen?«

»Wir müssen ein Flackerfeuer zeigen!« brüllte er und geberdete sich wie ein Verrückter bei dieser plötzlichen Nachricht. »Passen Sie aufs Ruder auf, Madame. Die Segel schlagen back.« Damit stürzte er nach vorne.

Ich rannte an das Rad und drehte es hart über. Die Brigg machte indessen keine Fahrt mehr, ja sie ging womöglich schon über Steuer, in welchem Falle ich das Ruder hart backbord hätte legen müssen.

Daran dachte ich im Augenblick nicht. Alle unsere Hoffnungen, von dem Schiffe bemerkt und unterstützt zu werden, schienen mir nun wie mit einem Schlage vernichtet zu sein. Wenn das Schiff auch bedeutend schneller segelte, als wir, so hätten wir doch, wenn die Brigg in Fahrt blieb, uns noch so lange innerhalb seines Gesichtskreises halten können, bis unser Flackerfeuer bemerkt worden wäre.

Da ich sah, daß die Brigg unbeweglich liegen blieb, und sich nur etwas vor der Brise auf die Seite legte, während die Segel sich nach achtern zu blähten, verließ ich das Ruder und rannte auf das Großdeck, wo ich Spence damit beschäftigt fand, einen kleinen Haufen Brennholz in Brand zu stecken. Auf das Holz hatte er ein Teerfaß gestellt und verschiedene andere, leicht brennbare Stoffe, wie Werg, Segeltuch und dergleichen aufgeschichtet. Er setzte es mit einem an der Kajütenlampe angezündeten Stück Werg in Brand und gleich darauf schoß eine helle Flamme empor. Segel und Spieren der Brigg glänzten wie von Vollmondschein übergossen, dicker Rauch stieg in die Höhe und die flackernde Lohe machte den Eindruck, als ob flammende Blitze über das Deck und die Segel spielten.

»Nehmen Sie doch das Glas, Madame, und sehen Sie, ob sie auf uns achten,« rief Spence mir zu. Er sah ganz furchtbar aus, wie er, von dem wild lodernden Feuer beschienen, umherrannte, und erinnerte mich an das Bild des Kannibalen aus Robinson Crusoe.

Ich nahm das Glas und richte es nach der Gegend, wo ich zuletzt das Schiff gesehen hatte. Ich fand es nur noch als verschwindend kleinen Schatten. Daß es seinen Kurs nicht verändert hatte, erkannte ich an der Breite seiner Umrisse. Wenn es das Feuer bemerkt und die Absicht gehabt hätte, uns zu Hilfe zu kommen, würde es jedenfalls seine Leesegel weggenommen haben. Wie ich an der Form des Schattens bemerken konnte, geschah dies aber nicht. Dies bewies hinlänglich, daß es sich von uns entfernte. Trotzdem beobachtete ich den allmählich kleiner werdenden Schatten durch das Glas, bis er völlig verschwunden war. Als ich mich umdrehte, sah ich, daß wieder tiefes Dunkel über der Brigg lagerte.

Ich begab mich auf das Großdeck, wo Spence eben die letzten glühenden Funken austrat. »Es nützt nichts,« sagte ich, »sie haben uns nicht gesehen und sind schon außer Sicht.«

Ich ging in die Kajüte, um Richard mitzuteilen, was vorgefallen war und ihn um Rat zu fragen, wie ich die Brigg wieder in Fahrt bringen könnte. Die Lampe brannte hell. Mein Mann lag ruhig auf dem Rücken, die Arme lang ausgestreckt. Nur in seinem Gesicht war die Erregung zu bemerken.

»Ich weiß, was passiert ist, Jeß,« sagte er, als ich an seiner Seite niederkniete und ihn auf die Stirn küßte. »Ihr habt ein Schiff gesehen und ein Flackerfeuer abgebrannt, aber vergebens.«

»Ja,« versetzte ich. »Aber wir können doch auch nicht erwarten, daß das erste Schiff, das wir in Sicht bekommen, uns gleich Hilfe bringt, noch dazu in dunkler Nacht, wo wir uns nur durch ein Feuer von ein paar Stückchen Holz und einem Teerfäßchen bemerkbar machen können.«

»Wie lag das Schiff an?«

»Ebenso wie wir; soviel ich bemerken konnte, genau West.« Nun teilte ich ihm mit, daß die Brigg, als ich das Rad losgelassen hatte, um das Schiff zu beobachten, in den Wind geschossen sei und nun mit backen Segeln ganz ruhig daliege.

»Hat die Brise schon zugenommen?« fragte er nach einer Weile.

»Nicht besonders.«

Er schwieg; dann sagte er, offenbar sehr entmutigt und niedergeschlagen:

»Ich weiß nicht, ob es nicht am besten wäre, die Fock aufzugeien – das kann Spence besorgen, wenn er die Geitaue durch einen Leitblock nach dem Gangspill auf der Back nimmt, wenn das Segel so zu schwer für euch Beide ist – die Vorraaen herumzuholen und die Brigg so liegen zu lassen. Da unsre Hoffnung nur darin besteht, von einem Schiffe bemerkt zu werden, können wir uns ja die Sache leicht machen, ruhig liegen bleiben und abwarten, ob eines kommt. Es geht doch nicht, daß du Tag und Nacht am Ruder stehst, wenig Schlaf bekommst, bei Tage den Sonnenstrahlen und nachts der Kälte ausgesetzt bist und dir die Gesundheit vielleicht fürs Leben ruinierst und ohne absehbaren Zweck. Laß uns nur die Brigg beidrehen, Jeß.« – Er sprach, wie jemand, der alle Hoffnung aufgegeben hat.

»Nein,« rief ich, »ich müßte geradezu wahnsinnig werden, wenn ich stündlich an Deck käme und die Brigg immer bewegungslos daläge und nichts in Sicht wäre, als die öde, weite See. Solange wir uns vorwärts bewegen, läßt es sich noch ertragen. Die Wahrscheinlichkeit, ein Schiff anzutreffen, wird doch größer, wenn wir uns den Allgemeinen Ozeanrouten nähern.«

»Gut,« sagte er leise und teilnahmslos. »Es sei, wie du wünschest. Du bist Kapitän und kannst handeln, wie es dir beliebt,« fügte er mit traurigem Lächeln hinzu; »ich bin nur ein unnützer Ballast, zu nichts nütze, als über Bord geworfen zu werden.«

»Besinne dich, Richard,« versetzte ich resolut. »Das ist nicht geredet, wie es sich für einen Seemann ziemt. Bewahrt Gott mir meine Gesundheit, so können wir noch beide unsere alte Vaterstadt wiedersehen und unsere Abenteuer dem Herrn Kapitän Thomas Snowdon erzählen. Denke an unsern alten, biedern Vater und der rechte Seemannsmut wird sich bei dir wieder einstellen.«

Er nahm meine Hand und rief: »Es ist das gebrochene Bein und meine gezwungene Unthätigkeit, was mich so niederdrückt. Ich fühle mich stark genug, um Bäume auszureißen und habe doch nicht soviel Gewalt über meine Glieder, um mich auch nur einen Zoll von der Stelle zu bewegen. Diese Stimmung geht aber vorüber, Jeß. Es machte mich halbtoll, zu wissen, daß ein Schiff in Sicht sei, ohne daß ich imstande gewesen wäre, euch mit Rat und That zur Seite zu stehn. Ist es dir lieber, daß die Brigg vorwärts segelt, dann bringe sie auf jeden Fall wieder in Gang. Laß sie ihre Reise ›nach Nirgends‹ nur ruhig wieder antreten.«

»Wie soll ich das aber machen?«

»Nun,« meinte er, »zunächst glaube ich, daß sie wohl schon etwas Fahrt achteraus macht. Wenn das so ist, lege das Ruder hart backbord und mache ein Tauende an einer Speiche fest, damit das Rad so stehen bleibt. Dann hole die Klüver- und Stagsegelschooten ganz steif an. Der Klüver steht doch, nicht wahr? – Gut also, die Vorschooten werden steif angeholt. Das könnt ihr ganz gut besorgen. Dann müßt ihr versuchen, die Achterraaen soweit herumzuholen, bis die Segel killen, der Wind also keine Wirkung mehr darauf hat. Die Vorraaen können so bleiben. Wenn die Brigg abfällt, wird das Rad nach der andern Seite gedreht, und wenn ihr wieder Kurs anliegt, müßt ihr die Raaen, so gut ihr könnt, zurecht brassen.«

Ich begab mich auf das Großdeck, wo Spence die Asche in die Speigatten fegte, und teilte ihm mit, daß wir die Brigg wieder auf ihren Kurs bringen wollten. Ich handelte genau nach Richards Weisungen.

Der Jüngling zeigte großen Diensteifer; er holte mit aller Macht und sang dazu mit lauter Stimme. Er war ungeschlacht wie ein Ackerknecht, aber stark wie ein Pferd und für mich durch seine genaue Kenntnis aller Taue von großem Nutzen. Die Raaen kamen viel leichter herum, als ich mir vorgestellt hatte. Spence hing sich mit seinem ganzen Gewicht an die Brassen, während ich die holende Port unter einen Coffeynagel nahm und die Lose einholte. Zehn Minuten später stand ich wieder am Ruder und wartete, daß Spence die Kompaßlampe wieder anzünden sollte. Die Raaen waren wieder ebenso gebraßt, wie vorher, die Brigg segelte wieder hinter dem Monde her, der jetzt über dem Nock des Klüverbaums wie eine blutrote Narbe an dem dunkeln Himmel stand.

Diese Art von Arbeit zu beschreiben ist nicht schwer. In Wirklichkeit aber war die Sache entsetzlich anstrengend für mich, die ich nie vorher an Tauen herum geholt und gezogen hatte und durch die vierstündige Wache schon völlig erschöpft war. Meine Hände glühten wie Feuer von der ungewohnten Arbeit, der Schweiß rann in Strömen über mein Gesicht. Die Kniee zitterten so, daß ich niedergesunken wäre, wenn ich mich nicht auf den Rand des Spindeldeckels hinter dem Rade hätte setzen können. Aber ich fühlte mich ruhiger, als ich wieder das Plätschern des Wassers an der Außenseite des Schiffes vernahm. Solange jede Stunde uns eine neue Wahrscheinlichkeit brachte, ein Schiff in Sicht zu bekommen, konnten auch Mut und Hoffnung nicht sinken.

Spence kam mit der Lampe und setzte sie ins Kompaßhäuschen.

Bevor ich mich hinunterbegab, um meine Stunden zu schlafen, sagte ich zu Spence: »Dort ist das Ende der Leine. Ich werde sie mir am Arm befestigen. Aber Sie brauchen nur ein ganz klein wenig daran zu zupfen.« Ich fürchtete nämlich, er könne in der Aufregung daran ziehen, als ob er am Marsfall holte und mir womöglich wehe thun.

»Sehr wohl, Madame, ich werde nur eben daran zupfen.«

Ich glaube kaum, daß es jemals einem Sterblichen größere Ueberwindung gekostet hat, sich aus seinem Bette zu erheben, als mir, meine Matratze zu verlassen, als ich durch ein leises Zupfen an der Leine erweckt wurde. Ich zog gleichfalls daran, um Spence mitzuteilen, daß ich wach sei und im Augenblick an Deck sein werde. Die Kajüte war pechfinster, das Oel in der Lampe ausgebrannt und das Licht erloschen. Leise rief ich Richards Namen, erhielt aber keine Antwort. An seinen tiefen Atemzügen hörte ich, daß er noch schlief, und schlich auf den Zehen aus der Kajüte. Die offene Thür, durch die ein Stückchen des gestirnten Himmels hereinsah, diente mir als Leitstern in dieser Dunkelheit.

»Nun, Spence,« sagte ich, an das Rad herantretend. »Da bin ich, wie Sie sehen. Ich bin leichter zu wecken, als Sie.«

»Ich kann ohne viel Schlaf auskommen,« meinte er. »Wenn ich aber erst ordentlich schlafe, dann ist es nicht so leicht, mich wieder raus zu bringen.«

»Wieviel ist die Uhr?« fragte ich.

»Ungefähr zwölf Minuten nach vier.«

»Ist der Wind ziemlich stetig?« fragte ich. Der Mond war bereits verschwunden.

»Ja,« entgegnete er. »Er steht so fest, als wie ein Haus.«

Ich nahm seinen Platz am Ruder ein und sagte: »Die Kompaßlampe brennt trübe, aber bis Tagesanbruch wird sie wohl noch vorhalten. Sehn Sie, daß Sie in die Kajüte kommen, ohne den Kapitän zu stören. Er schläft fest und das ist ihm sehr nötig. Es ist aber dunkel.«

»O, ich werde schon machen, Madam. Wo finde ich das Ende von der Leine?«

»Auf der Matratze. Fühlen Sie nur danach.«

»Na, dann wieder gute Nacht, Madame!« Und damit verschwand er in der Dunkelheit.

Der Wind war etwas flauer geworden. Der Himmel sah so pechschwarz aus, wie gewöhnlich vor Anbruch der Dämmerung und einige Sterne funkelten mit wunderbarem Glanze. Die See phosphoreszierte nicht mehr so stark, vielleicht weil sie weniger bewegt war, und breitete sich in so tiefes Dunkel aus, daß der Anblick auch wohl bei stärkeren Naturen ein gelindes Grauen erweckt haben würde.

Zu meiner großen Freude begann die Dämmerung bald nachdem ich ans Ruder gekommen war. Der östliche Himmel bedeckte sich mit einem schwachen Grau, das bald in blasses Rosa und dann in strahlendes Rot überging, so schnell, als ob die Farben eines Glasprismas der Reihe nach über jenen Teil des Himmels blitzten. Ich blickte aufmerksam an dem dunkeln Wasserkreise umher, der sich scharf gegen den Himmel abhob und dort, recht in Lee ein wenig weiter voraus, als querab, erspähte ich ein verschwommenes, weißes Ding, das ich, als es von den Strahlen der eben aufgehenden Sonne beschienen wurde, als ein Segel erkannte. – Ich wartete eine Weile, und als der weiße Fleck immer noch da war, ließ ich das Rad einen Augenblick los, um das Glas herunter zu nehmen. Es gelang mir, es ruhig zu halten, um zu entdecken, daß das, was ich für die höchsten Segel eines mit dem Rumpf noch hinter dem Horizont liegenden Schiffes gehalten hatte, das Luvsegel eines ungefähr vier bis fünf Meilen von uns entfernten Bootes war.

Ich konnte kaum meinen Augen trauen. Ein Boot in diesen Gewässern, Hunderte von Meilen vom Lande entfernt, das schien mir zu außerordentlich. Da fiel mir ein, daß die Leute vielleicht auch schiffbrüchig und daß sie uns in diesem Falle sicherlich helfen würden, unsere Brigg in irgend einen Hafen zu bringen. Ich legte das Glas nieder und zog leise an der Leine. Diesmal antwortete Spence sofort; er zog an seinem Ende der Leine und erschien in wenigen Augenblicken an Deck.

»Sehen Sie das dort?« rief ich ihm zu und zeigte nach Lee.

»Ja,« schrie er und schlug die Hände zusammen. »Es ist ein Segel.«

»Nehmen Sie das Ruder, Spence, damit ich es mir genauer ansehn kann.«

Er kam ans Ruder und ich nahm das Glas mit auf das Dach der Kajüte, stützte es auf das Geländer und sah lange hindurch, indem ich davor kniete. Das Boot hatte seinen Kurs geändert, war offenbar aufgeluvt, sobald es unsere Brigg entdeckt hatte und steuerte nun so, daß es mit uns in einem Winkel zusammentreffen mußte.

Die ihm entgegenlaufende Dünung verbarg es manchmal; auch war es nicht möglich, in dieser Entfernung mehr als Segel und Rumpf zu erkennen.

Ich sagte Spence, daß es ein Boot sei und fragte ihn, ob mein Mann schon wach wäre. Er bejahte es und ich sprang eilig von dem Dach der Kajüte hinab und rannte hinein.

Richard hob den Kopf, als ich eintrat. Er las in meinem Gesicht, daß ich Neuigkeiten brachte und rief mir hastig entgegen: »Ist ein Schiff in Sicht, Jessie?«

»Kein Schiff, ein offenes Boot, Richard.«

»Ein offenes Boot!« rief auch er erstaunt. »Wie peilst du es?«

Ich beschrieb es ihm.

»Sind Leute drin?«

»Ich weiß nicht. Es ist noch zu weit ab.«

»Hast du das Ruder schon aufgeholt – läufst du darauf zu?«

Ich verneinte.

»Dann thue es sofort, mein Schatz!« rief er und richtete sich vor Erregung auf den Ellenbogen in die Höhe. »Wir müssen es aufnehmen. Und wäre auch nur ein Mann darin, so wäre es schon ein Gottesgeschenk für uns.«

Ich eilte an Deck und ließ Spence abhalten, um auf das Boot zuzulaufen. Er that es und brachte es ungefähr zwei Strich voraus an Backbord. Die Fock verdeckte mir nun die Aussicht auf das Boot vom Dach der Kajüte aus und ich stieg auf die Schanzkleidung und beobachtete es von dort aus, indem ich das Glas auf eine Pardune stützte. Das Boot segelte fast so schnell, wie wir selber. Bald verschwand es in den blauen Tiefen, bald erschien es oben auf der Dünung.

Jetzt konnte ich schon ziemlich deutlich erkennen, daß das Boot voll Menschen sei. Ich konnte sie nicht zählen, bemerkte aber vorne wie achtern eine Anzahl schwarzer Köpfe, und rief Spence zu: »Es scheint eine ganze Schiffsmannschaft darin zu sein.«

»Sie müssen nur aufpassen, Madame,« rief er, »daß ich das Boot nicht überrenne. Es ist am besten, wir lassen die Brigg in den Wind luven, wenn wir nahe genug sind, so daß wir keine Fahrt mehr machen, – oder, wenn Sie das Ruder nehmen wollen, geh ich nach vorne und halte ein Ende bereit, um es den Leuten zuzuwerfen und wenn ich Ihnen zurufe, legen Sie das Ruder in Lee.«

Das war ein sehr vernünftiger Vorschlag; denn ich hätte mich doch wohl äußerst komisch dabei angestellt, wenn ich einem Boote eine aufgeschossene Leine hätte zuwerfen sollen.

Ich stellte meine Vermutungen über das Boot an, wie lange es wohl schon unterwegs und wie weit es noch entfernt sei – da hörte ich Spences Stimme, der mir zurief, das Ruder in Lee zu legen. Ich that es sofort und drehte dann, als die Brigg in den Wind schoß, das Rad wieder nach der andern Seite, damit die Segel nicht ganz back kämen. Sie fingen an zu schlagen und zu flattern und die Brigg stand. Zugleich hörte ich Spence rufen: »Paß auf die Leine auf!« – Nach einer Pause wurden verschiedene Stimmen längsseit hörbar. Dann trat wieder Stille ein und gleich darauf kam Spence zu mir und rief ganz atemlos: »Es sind elf Mann, Madame, alles Matrosen! Sie kommen eben an Bord. Wollen Sie nicht gehn und sie empfangen?«

Ich übergab ihm das Ruder und ging nach vorne, bis ich auf das Großdeck kam. Kaum aber fiel mein Blick auf die Leute, als mir ein halbunterdrückter Schrei entfuhr. Wie versteinert blieb ich stehn.

Der erste Mann, den ich erblickte, war der Herr – Short. Der letzte von den Leuten stieg eben über die Schanzkleidung.

Ich sah von einem zum andern und da stand die ganze Mannschaft der ›Aurora‹ vor mir – der Zimmermann, Orange, Snow, Quill, der Mulatte, Craig, Cutter, Grey, der Koch, Moore und Green – alle waren sie da, außer Heron.

Ich blickte sie immer wieder an und war zu überrascht um sprechen zu können. Das Staunen der Leute war jedoch noch größer. Einige prallten zurück, als sie mich sahen und blieben wie Bildsäulen stehn, zum größten Teil mit dem Ausdruck des Schreckes im Gesicht. Allmählich erwachten sie aus der Betäubung; dann drehte sich einer nach dem andern um, als wollte er sehn, wo die Besatzung der Brigg eigentlich sei. Schließlich richteten sich ihre Blicke wieder auf mich, doch ohne den geringsten Laut von sich zu geben. Die erschrockenen Gesichter mit den wilden Zügen sahen bei einigen geradezu unheimlich aus. Das eingetrocknete, verbrannte Aussehn ihrer Haut zeugte für die Leiden, die ihnen die brennenden Sonnenstrahlen während zweier langen Tage bereitet hatten.

Endlich ergriff Herr Short das Wort und sagte, indem er mich mit einem so fragenden Ausdruck betrachtete, daß sein häßliches Gesicht dadurch ganz verzerrt wurde: »Sie sind doch Frau Fowler, die Gattin des Kapitäns von der ›Aurora‹?«

Es war mir unmöglich, meiner Abneigung gegen diesen Mann nicht Ausdruck zu geben und ich sagte: »Ja, und Sie und Ihre Kameraden sind die Mannschaft der ›Aurora‹, die uns an Bord eines brennenden Schiffes zurückließ, wo, wir elend hätten zu Grunde gehn können!«

»Einige von uns waren dagegen,« rief Snow, in dessen Gesicht ich Zeichen von Scham und Reue zu bemerken glaubte; »Mick Craig und Timotheus Gray können es bezeugen, daß nicht alle Mann damit einverstanden waren.«

»Sind Sie allein hier, Madame?« fragte der Zimmermann, indem er sich an Deck umblickte und dann wieder mich anschaute.

»Nein,« versetzte ich. »Mein Mann ist in der Kajüte, aber er hat sich das Bein gebrochen und kann sich nicht von der Stelle rühren. Sie können mit mir kommen, wenn Sie ihn zu sprechen wünschen.« Damit trat ich in die Thür der Kajüte.

Richard hatte sich auf den Ellenbogen gestützt und blickte mir äußerst spannend entgegen.

»Was für Leute sind es wohl, die eben an Bord gekommen sind?« rief er hastig. »Doch nicht die Mannschaft der ›Aurora‹?«

»Ja,« entgegnete ich, »die ist es, so gewiß die Sonne am Himmel steht.«

»Heron –«

»Nein,« unterbrach ich ihn. »Heron ist nicht darunter.« Ich hörte das Geräusch von Schritten, wandte mich um und sah, daß die Leute eintraten.

Short war der erste und blieb dicht bei der Thür stehen, Quill und Orange blieben in seiner Nähe, die andern traten dichter an Richard heran. Snow nahm zuerst seine Mütze ab und die übrigen folgten nach und nach seinem Beispiel. Als mein Mann sie erblickte, fiel er auf sein Kissen zurück. Die in ihm angeregten Erinnerungen ließen ihn vor Kummer und Aerger nicht zu Worte kommen. Es war empörend, wenn man sich die herzlose Roheit dieser Leute ins Gedächtnis rief, die uns kaltblütig dem Untergang geweiht hatten, und daß dieselbe Brigg, die uns Erlösung gebracht hatte, auch diesen niederträchtigen Wichten zum Zufluchtsort dienen sollte.

Wenn ich aber bedachte, daß es nun mit Hilfe dieser Leute möglich sein würde, die Brigg zu retten und uns nach der alten Heimat zu bringen, wurden die Abneigung und das Grauen vor der alten Mannschaft merklich schwächer in mir. Es mußte Gottes Hand sein, die uns geführt hatte und wenn ich bedachte, was ohne diese Leute aus uns geworden wäre, so wurde mir klar, daß wir sie schon aus Dank gegen Gott so empfangen mußten, als seien sie uns vom Himmel zu Hilfe gesandt.

Richard ermannte sich, bat mich, ihn aufzurichten und durch ein Kissen den Rücken zu unterstützen und sagte dann, indem er Short fest anblickte: »Ohne Zweifel haben Sie geglaubt, wir wären tot. Uns auf einem brennenden Schiff zurückzulassen war ein würdiger Abschluß Ihrer ganzen Handlungsweise von dem Tage an, wo Sie durch Ihr Anbordkommen einen Fluch auf die Bark herabbeschworen hatten. Sie finden mich nun mit gebrochenem Bein an Bord eines kleinen Schiffes ohne weitere Besatzung als meine Frau und einen Jungen. Nun, da ihr hier elf Mann hoch oder zwölf – Heron wird doch wohl auch in der Nähe sein – an Bord gekommen seid, was gedenkt ihr zu thun? Wie ihr seht, bin ich ganz in eure Hand gegeben.«

»Da!« rief Richard, indem er den zerschnittenen Teil des Beinkleides beiseite schob und auf das verbundene Bein deutete: »Ich bin wehrlos und meine Frau kann nichts ausrichten. Was soll also geschehen?«

Er kreuzte die Arme über der Brust und sah die auf ihn gerichteten Gesichter der Mannschaft langsam der Reihe nach an.

Nach einer Pause erklärte Snow: »Wenn niemand sonst antworten will, werde ich es thun. Was mich anbetrifft – und ich spreche für Craig, Lutter und Grey wie für mich selbst – muß ich sagen, daß wir nicht gekommen sind, um Ihnen oder Ihrer Frau Gemahlin etwas zuleide zu thun, sondern Ihnen zu helfen, wenn Sie uns erlauben, hier an Bord den Schiffsdienst zu thun. So wahr ich hier stehe, Kapitän Fowler, ich habe mich oft deswegen verflucht, daß ich einverstanden gewesen bin, Sie und die Dame an Bord zurückzulassen. Herr Heron war schuld und außer ihm vielleicht noch der Teufel; aber die Leute sind meine Zeugen, wenn es nach mir allein gegangen wäre, so wären wir wieder umgekehrt, ehe wir noch hundert Faden von der Bark ab waren.«

»Das ist bei Gott wahr, Kapitän Fowler,« bekräftigte Craig. »Es waren noch mehrere außer Jim Snow, die es bereut haben. Wie wir auch über die Bemannung der Bark gedacht haben mögen, das hatten wir doch nie beabsichtigt, Sie und Ihre Gemahlin an Bord eines brennenden Schiffes zurückzulassen.«

»Und doch habt ihr es gethan!« sagte Richard.

»Herr Short,« rief Snow, indem er sich nach dem Zimmermann umwandte, »Sie wissen, daß ich es war, der zuerst den Rauch bemerkte und es Ihnen meldete. Sie meinten, daß die Ladung in Brand geraten sein müsse. Ich sagte: ›Rufen Sie den Kapitän.‹ Sie erklärten: ›Ich werde nachsehn, ob auch Rauch in der Kajüte ist.‹ Sie gingen hinunter und kamen nach fünf Minuten mit Herrn Heron zurück. Alle Mann waren bereits an Deck, Herr Kapitän,« fuhr er, zu Richard gewendet fort, »und da wir den Rauch ziemlich dick um die Luken aufsteigen sahen, bekamen wir Angst und gingen das große Boot klar zum Aussetzen zu machen. Dann kamen Herr Heron und Herr Short an Deck und meinten, wir sollten uns beeilen, denn im Fall einer Explosion würde uns das Schiff unter den Füßen wegsinken. Einer von uns rief: »Wo ist der Kapitän und seine Frau?«

»Das war ich,« unterbrach ihn Craig.

»Herr Heron aber,« fuhr Snow fort, »sagte: ›Beeilt euch nur mit dem Boot, Jungens; ich werde schon für den Kapitän und seine Frau sorgen.‹ – Einige setzten nun das Boot über Bord, andere besorgten Wasser und Proviant und als alles klar war, kam Herr Heron aus der Kajütskapp herausgestürzt und schrie: ›Die Kajüte steht in Flammen, der Rauch ist so dick, daß man nicht mehr nach achtern kommen kann, ohne zu ersticken. Von Bord mit Euch, Jungens, ehe die Bark auffliegt.‹ Alle Mann glaubten ihm und stürzten in ihrer Angst ins Boot. Ich dachte, wir würden doch dicht dabei bleiben, um zu sehn, ob Sie und die Dame nicht doch noch gerettet werden könnten. Statt dessen hißte der Zimmermann sofort das Segel, Herr Heron nahm alsbald die Pinne und wir verließen nun das Schiff. Sage ich dem Kapitän nicht die reine Wahrheit, Herr Short?«

Der Zimmermann antwortete nicht.

»Ich und Grey und Craig waren dafür, umzukehren,« fuhr Snow fort. Er sprach schnell und mit großer Erregung. »Ich sagte: ›Kameraden, ehe wir sie so verderben lassen, will ich es noch mal versuchen und in die Kajüte gehn. Wenn sie noch leben, bringe ich sie raus.‹ Herr Heron sagte: ›Nein, es hat keinen Zweck, umzukehren. Der Rauch ist so dick, daß sie längst erstickt sein müssen.‹ Gray und Craig stimmten mir bei, die andern sagten nichts. Aber ich kann versichern, immer wieder habe ich mich verflucht, daß ich mit zu den Leuten gehöre, die Sie und Ihre Frau Gemahlin einem so schrecklichen Tode in einem brennenden Schiffe preisgaben.«

»Nun, Snow,« entgegnete Richard mit sehr sanfter Stimme, »es freut mich, Sie so reden zu hören und nicht minder, daß Sie nicht der einzige Mann sind, der dagegen war, uns zu verlassen. Ich glaube Ihnen jedes Wort, was Sie gesagt haben.«

Dann fragte Richard: »Wo ist Heron?«

»Ueber Bord und ertrunken,« antworteten zwei oder drei Stimmen zugleich.

»Wie ist das zugegangen?« fragte Richard ruhig, konnte aber doch den Eindruck, den diese Nachricht auf ihn machte, nicht verhehlen.

»Nun, die Sache war so,« sagte Short und ergriff zum erstenmale, gewissermaßen gezwungen, das Wort. »Es war gestern nachmittag. Wir bekamen ein Segel in Sicht und Herr Heron stellte sich achtern auf die Ducht, um besser sehen zu können. Es stand etwas Dünung und war nicht genug Wind, um das Boot stetig zu halten, wenn auch soviel, daß es durch das Wasser ging. Wir alle sahen nach dem Segel hin. Auf einmal hörten wir ein Plätschern und sahen, daß Herr Heron über Bord war. Wie es geschah, kann ich ebenso wenig sagen, wie irgend ein anderer, da wir alle nach der entgegengesetzten Richtung gesehen hatten. Jedenfalls über Bord war er. Er kam noch einmal in die Höhe, während wir das Boot herumbrachten, und Quill warf ihm einen Riemen zu; er konnte aber nicht schwimmen und sank, nur einen Faden von dem Riemen entfernt. Dann sahen wir ihn nicht wieder.«

Richard holte tief Atem, als ob die Nachricht von Herons Tode ihn nicht nur erschüttert, sondern auch erleichtert hätte und sagte: »Nun, Leute, ihr seht, wie es hier steht. Wenn ihr willens seid, die Brigg nach Hause zu bringen, da ist sie – sie ist nicht so groß, daß ihr sie nicht völlig genügend bemannen könntet. Wasser und Proviant ist, glaube ich, genug für uns alle an Bord, bis wir einen englischen Hafen erreichen. Den Proviantraum habe ich freilich noch nicht untersucht, daran verhinderte mich mein Beinbruch. Ich muß mich nun darauf beschränken, täglich gegen Mittag die Höhe zu nehmen, wenn mich ein paar von euch an Deck tragen. Da unsere Begegnung doch zu nichts Gutem führen kann, wenn wir nicht alle mit freundlicher Gesinnung für einander arbeiten, will ich die Vergangenheit auf sich beruhen lassen. Selbstverständlich werde ich bei der Ankunft zu Hause einen Bericht über den Verlust der ›Aurora‹ abfassen, worin ich die ganze Geschichte erzählen werde, und wenn daraufhin etwa noch irgend welche Schritte gethan werden sollten, besonders in Bezug auf Sie, Herr Short, so gehen diese eben nicht von mir aus.«

»Es kann in Ihrem Berichte nichts enthalten sein, was ich zu fürchten hätte,« antwortete Short mit seiner rauhen Stimme, doch ohne sein altes, unverschämtes Wesen. »Ich habe stets Ihre Befehle befolgt und –«

»Ich habe Ihnen gesagt, daß die Vergangenheit vergessen sein soll,« unterbrach ihn Richard. »Leute, seid ihr gesonnen, hier an Bord in Dienst zu treten und die Brigg nach Hause zu bringen?«

»Ja, Herr, von ganzem Herzen,« rief Snow hastig, und alle stimmten eifrig bei.

»Sehr wohl,« meinte Richard. »Ihr braucht einen Kapitän. Das kann ich nicht sein, da ich euch nicht beaufsichtigen, sondern nur die Navigation übernehmen kann. Wem unter euch wünscht ihr das Kommando der Brigg zu übertragen?«

Snow, der als Sprecher und offenbar im Einverständnis mit den anderen redete, versetzte: »Wir hätten es am liebsten, wenn Sie den Posten behielten. Wenn Sie auch stets unten bleiben, wollen wir doch keinen anderen als Schiffer anerkennen.«

»Gut,« erklärte Richard; »aber ihr braucht ein paar Steuerleute, um die Wachen anzuführen.«

Snow blickte Short und dann Richard an und sagte: »Wahrscheinlich würde doch Herr Short erster Steuermann sein.«

»Einverstanden,« sagte Richard sofort, was mich etwas überraschte. Ich hatte geglaubt, er würde sich dagegen erklären. »Nun wählt also einen zweiten Steuermann, damit wir keine Zeit weiter verlieren.«

Die Leute sahen sich gegenseitig an und schienen zu keinem Entschluß kommen zu können, bis Richard sagte: »Ich wähle James Snow. Seid ihr damit einverstanden?«

Alle erklärten darauf: Ja, Snow wäre ihnen recht.

In Kürze teilte Richard ihnen nun mit, daß wir, als wir an Bord der Brigg gekommen seien, nur einen lebenden Mann und im Deckhause die Leichen von drei am afrikanischen Fieber verstorbenen Leuten gefunden hätten, daß das Deckhaus ausgeräuchert und sämtliches Kojenzeug der Mannschaft über Bord geworfen worden sei. Sie müßten daher zuerst die Thüren des Deckhauses behufs einer gründlichen Lüftung öffnen und dann versuchen, sich mit Hilfe einiger alten Segel ihre Lagerstätten zurecht zu machen. »Was das Frühstück anbetrifft,« fuhr er fort, »so haben Sie nichts weiter zu thun, Koch, als das Kombüsenfeuer anzuzünden; der junge Spence, der wohl noch am Ruder steht, wird Ihnen sagen, wo der Proviant ist.«

Kaum war ich mit meinem Manne allein, als ich an seiner Seite niederkniete und meinen Arm um seinen Hals schlang. »Ach, Richard, Gott sei Dank, daß er uns diese Leute gesandt hat,« rief ich aus und fing an zu schluchzen.

»Ja, allerdings, Gott sei Dank!« sagte er. »Mit den Leuten werden wir fernerhin keine Schwierigkeiten mehr haben, das ist sicher. Wir werden das alte Newcastle wiedersehen, Jeß. Und was werde ich alles deinem Vater von dir zu erzählen haben? Wie werde ich jemals imstande sein, ihm deinen Mut und deine Geschicklichkeit als Seemann so zu schildern, daß er einen Begriff davon bekommt? Jeß, du bist die wahre Seekönigin, und das bleibt von jetzt an bei mir dein Name.«


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