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Neuntes Kapitel.
Meine Hochzeit

Eine Hochzeit ist immer eine aufregende Sache; die Sorge für den Brautstaat und der Wirrwarr der verschiedenen Vorbereitungen beschäftigen die Gedanken in dem Maße, daß nur wenig Zeit übrig bleibt, sich der Trauer oder der Freude hinzugeben.

Ich hatte Fräulein Ramsey, die Tochter eines Schiffsreeders aus Newcastle gebeten, mir an diesem Tage beizustehen und mir beim Einpacken behilflich zu sein. Richard und ich beabsichtigten nämlich, eine kleine Hochzeitsreise zu machen. Fräulein Ramsey war vier Jahre älter als ich und mit mir zur Schule gegangen. Sie war ein liebenswürdiges, leicht erregbares Mädchen, das sich einbildete, eine unglückliche Liebe gehabt zu haben, und sich dafür rächte, indem sie eine Sammlung von Gedichten unter dem Titel ›Die wunde Seele‹ drucken ließ. Jedenfalls war sie gerade die geeignete Persönlichkeit bei einer Gelegenheit wie der heutigen.

Hier fallen mir meine Hochzeitsgeschenke ein. Die Gaben meiner seefahrenden Freunde sprachen sowohl für ihre Freigebigkeit als auch besonders für ihren praktischen Sinn. Kapitän Salmon schickte oder brachte vielmehr selber ein Paar silberplattierte Leuchter, in jeder Rocktasche einen, Kapitän und Frau Tarbit einen Lehnsessel, Herr Todd, ein Steuermann, ein Stück von fünfzig Ellen gelbem Atlas, das er irgendwo an der chinesischen Küste erstanden hatte. Kapitän Robinson aus Sunderland sandte einen großen Regenschirm, der, wie er schrieb ›Bürgschaft biete, einen Orkan zu bestehen‹, und den ich noch als Merkwürdigkeit aufbewahre. Der Griff sieht aus wie eine Keule und das ganze Gebäude ist stark und fest genug, um einem Schiffe als Segel zu dienen. Von anderen erhielt ich verschiedene Haushaltgerätschaften, z. B. eine Schwarzwälder Uhr, feine Gardinen, einen zierlichen Kohleneimer mit Schaufel (›für die gute Stube von Kapitän Ebenezer Duman‹) und ähnliche Sachen, alle sehr nützlich. In allen diesen Geschenken zeigte sich die Herzensgüte von Leuten, die nicht viel Geld für Kostbarkeiten übrig haben und mir, unbekümmert um die herkömmlichen Hochzeitsgaben, gerade das schenkten, was ihrer Meinung nach einer jungen Frau bei Einrichtung einer Häuslichkeit zu statten käme.

Die St. Nikolas-Kirche war nur fünf Minuten von unserem Hause entfernt. Wir hatten beschlossen, uns zu Fuß dorthin zu begeben, hauptsächlich um das Aufsehen zu vermeiden, das die zur Kirche fahrenden Wagen erregt hätten. Kurz vor elf Uhr gingen also mein Vater, Fräulein Ramsey und ich zur Kirche, wo wir Richard, Salmon, Tarbit und Frau bereits vorfanden. Der Prediger erschien pünktlich; wir stellten uns in der nötigen Reihenfolge auf und die feierliche Handlung begann.

Was ich davon noch behalten habe, ist nur mein sehnlichster Wunsch, daß der Pastor sich beeilen und zu Ende kommen möge. Ich war zu aufgeregt, um mit besonderer Andacht an den Gebeten teilzunehmen oder auf die Rede des Predigers zu achten, was ich als unbeteiligte Persönlichkeit gewiß gethan hätte. Das Gefühl des Traurings an meinem Finger gab mir eine viel klarere Vorstellung davon, was vorging, als alle meine Antworten und Gelübde. Wie alles, nahm auch diese Feierlichkeit schließlich ein Ende; wir folgten dem Pastor in die Sakristei, wo ich geküßt und beglückwünscht wurde, und ich war verheiratet. Ich nahm den Arm meines Gatten, und die gesamte kleine Gesellschaft begab sich nun zu uns nach Hause, nicht ohne von den Jungen auf der Straße ziemlich kritisch gemustert zu werden.

Der Abschied von unserem alten Hause stimmte mich natürlich etwas wehmütig. Viel Zeit blieb mir jedoch nicht, meinen Gedanken nachzuhängen. Vater drängte zum Aufbruch und meinte, wir müßten uns beeilen, da sonst die Gäste ankommen würden, ohne daß jemand da sei, um sie zu empfangen. Wir machten uns also auf den Weg und bald hatte ich, unter dem Einfluß der Unterhaltung meines Mannes, meine gute Stimmung wiedergewonnen.

In den ›Drei indischen Königen‹ wurden wir von Herrn Dodds empfangen, der uns in ein Zimmer führte, wo wir unsererseits die Gäste empfangen sollten. Hier blieben Frau Tarbit, Fräulein Ramsay und ich zurück, während der Vater sich mit Dodds in den Saal begab, wo die Tafel gedeckt war.

Die Gäste erschienen außerordentlich pünktlich, alle zusammen, als ob sie unten auf dem Kai gewartet hätten, bis die Gesellschaft vollzählig wäre. Sie umringten meinen Mann und mich und überhäuften uns mit Glückwünschen. Einige waren mir fremd; das kam bei ihrer nordenglischen Herzlichkeit jedoch nicht in Betracht, und nachdem sie mir die Hand geschüttelt hatten, schien es mir, als kannte ich sie von Kindheit an.

Alle hatten keine Kosten gespart, um der Gelegenheit angemessen gekleidet zu erscheinen. Frau Duman war in schwerem Atlas und trug einen aus so vielen Blumen und Federn zusammengesetzten Kopfputz, daß sie ganz gut für irgend ein altrömisches Opfertier hätte gehalten werden können. Ich bemerkte, daß Richard sich im stillen über den engen schwarzen Rock und die hohe, steife Halsbinde des alten Salmon amüsierte. Kapitän Duman trug auf seiner breiten Hemdenbrustfläche ein so vielfach gekräuseltes und gefälteltes Jabot, daß es aussah wie der Besatz eines Damenunterrocks. Darin steckten einige Diamantknöpfe, und das Ganze wurde von seinem breiten, jovialen, gebräunten Gesicht gekrönt, das er, wie die Seeleute sagen, ›landfein‹ gemacht hatte durch ein Paar riesige Vatermörder, deren Spitzen bis an seine lächelnden Mundwinkel reichten.

Indessen blieb uns nicht viel Zeit übrig, um uns gegenseitig zu bewundern. Ein Kellner riß die Saalthür auf, und hinein ging es in feierlichem Aufzuge.

Alle Wände waren mit Flaggen verziert, deren bunte Farben im Verein mit der Ausschmückung der langen Tafel eine großartige Wirkung erzielten.

»Wo soll ich sitzen?« rief der alte Salmon und ließ seine Augen über die Tafel schweifen.

»Dort,« antwortete der Vater, »zwischen Jessie und Fräulein Ramsay; nimm dich nur in acht, daß du nicht zwischen Jessie und ihren Mann kommst.«

»Na,« meinte der Alte, indem er tief Atem holte, nachdem er die Blumen, Torten, Früchte, silbernen Tafelaufsätze, Schaugerichte und sonstigen Wunderdinge genügend betrachtet hatte, »du kannst mich hängen, Tom Snowdon, wenn die Königin von England nicht mit so einem Mittag zu ihrer Hochzeit zufrieden sein kann. Frühstück nennt ihr das? Mann, das ist ja Frühstück, Mittag- und Abendbrot zusammen – ja auch noch ein zweites Frühstück und Vesper; dazu ist auch noch genug da.«

Unter allgemeinem Gelächter setzten wir uns.

Meistens ist ein Hochzeitsmahl eine langweilige Geschichte; das meinige war es durchaus nicht, und ich nehme an, daß die ursprüngliche und lebhafte Art der Gäste nicht wenig dazu beitrug.

Anfangs herrschte noch etwas Verlegenheit; wenn die Kellner die Gerichte herumreichten, getraute sich niemand zu fragen, was es sei, das ihm dargeboten wurde, ausgenommen der alte Salmon. Dieser warf, als persönlicher Freund, dem Wirt, der an der Thür stand und die Bedienung überwachte, hin und wieder einen Blick zu und rief dabei: »Ist dies hier gut für 'nen alten Magen, Tommy?« oder: »Tommy, du verstehst ja die Geschichte; kannst du das hier empfehlen, mein Junge?«

Dieses zwanglose Benehmen des Alten versetzte auch die übrigen Gäste allmählig in Stimmung.

»Tommy,« begann Salmon von neuem, »wo hast du die große Flagge her, die da hinter Kapitän Snowdons Stuhl aufgehißt ist? Hast du sie auf 'nem Wrack gefunden?«

Herr Dodds, der sich über diese Fragen zu ärgern schien, nahm keine Notiz davon, sondern fuhr ruhig mit seinen Weisungen an die Kellner fort, zeigte auf leere Gläser und war offenbar sehr beschäftigt.

»Soll ich dir sagen, weshalb Salmon danach fragt, Snowdon?« rief Richardson, ein kleiner Mann mit rotem Bart, der aus seinem Kinn hervorsproß wie die Stacheln aus dem Rücken eines Igels.

»Weshalb?« schrie der Alte, der nicht um die Ehre seiner Entdeckung betrogen sein wollte. »Ich will verdammt sein,« – er schlug mit der Faust auf den Tisch – »wenn Tommy diese Angelegenheit nicht als Schiffbruch betrachtet und die Flagge mit der Union nach unten aufgehißt hat!«

Sofort verschwand das Lächeln im Gesicht meines Vaters. Er sprang auf und sah sich die Flagge an, die, ähnlich wie am Heck eines Schiffes, von einer, hinter seinem Stuhl befestigten Stange, in Falten herabhing. An der Spitze der Stange, die bis an die Decke reichte, befand sich eine vergoldete Krone.

»Hol' mich der Teufel, Dodds,« schrie der Vater. »Salmon hat recht! Wissen Sie denn nicht, welche Seite der Flagge nach oben gehört? Wie kommen Sie dazu?«

»Laß ihn die Stange herausnehmen und die ganze Geschichte beiseite schaffen,« rief Kapitän Robinson dazwischen.

»Oder,« flötete der kleine Richardson, »holen wir die Flagge herunter und hissen sie wieder auf, aber so, daß man sieht, daß wir uns ganz und gar nicht in Gefahr befinden.«

Auch die Damen konnten sich nicht enthalten, ihr Mißfallen auszudrücken. »Wie dumm!« »Herr Dodds kann wohl nicht gut sehen!« »Daß der Wirt in den ›Drei indischen Königen‹ auch nicht 'mal weiß, wie die Nationalflagge richtig aufgehißt wird.«

Sogar Richard sah sehr ernst aus, obgleich ich ihm zuflüsterte, er solle doch Vernunft annehmen und bedenken, daß unsere Zukunft doch unmöglich davon beeinflußt werden könnte, ob irgend ein Gastwirt etwas von Flaggen verstände oder nicht.

Herr Dodds, der ebenso rot geworden war wie die Flagge und dem alten Salmon wütende Blicke zuwarf, erklärte, es sei Muffles' Schuld – wer Muffles sei, erfuhren wir nicht – und erbot sich die Flagge herunterzuholen und richtig aufzuhissen.

Der Vater wollte sich jedoch nicht eher wieder setzen, als bis sie aus dem Saal entfernt wäre. »Wenn Sie sie nicht die Treppe hinunter bringen können, werfen Sie sie aus dem Fenster. Ebenso gut, wie mich hier bei der Hochzeit meiner Tochter unter so'n Unglückssignal setzen, hätten Sie mir auch 'nen Glaskasten mit 'nem Gerippe hinter meinen Stuhl setzen können!«

Mit einiger Mühe wurde die lange Stange mit der Flagge aus dem Saale entfernt.

»Rege dich doch nicht wegen einer solchen Kleinigkeit auf,« rief Kapitän Richardson.

»Die sogenannten schlimmen Vorbedeutungen sind weiter nichts als rückwärts buchstabierte Segenswünsche, lieber Snowdon. Außerdem hat ein nautischer Fehler, wenn er von einer Landratte begangen wird, gar nichts zu bedeuten. Wenn ein Seemann jene Flagge verkehrt aufgehißt hätte, da würde ich auch glauben, daß die Sache was auf sich hat,« sagte Duncan.

»Ja,« meinte seine Frau, »aber kein Seemann würde es gethan haben.«

»Ganz richtig,« schrie Tarbit. »Muffles hat es gethan. Wer ist aber Muffles? Das weiß niemand – ich wenigstens nicht – und deshalb sage ich, daß die ganze Sache gar nicht der Beachtung wert ist. Angenommen, Snowdon, du solltest deine Kochkunst zeigen und eines von diesen farbigen Gerichten herstellen,« er zeigte auf eine Apfelsinencreme, »so würdest du aller Wahrscheinlichkeit nach das Ding verderben, so daß es ebenso wenig nach dem Zeug hier schmeckte, wie 'ne Muschel nach 'ner Kartoffel. Glaubst du wohl, daß Tommy Dodds das eine üble Vorbedeutung nennen würde, wenn es bei der Hochzeit seiner Tochter auf die Tafel käme –«

»Nächsten Monat vor vierzig Jahren –« unterbrach ihn der alte Salmon mit vollem Munde.

»Ach, was geht uns der nächste Monat vor vierzig Jahren an,« erwiderte Tarbit, den es ärgerte, daß ihm in seine kleine Rede hineingesprochen wurde. »Vor vierzig Jahren gehört nicht hierher. Ich setze hier einen angenommenen Fall. Ich sage, würde Tommy Dodds eine – wie nennt man das Zeug?«

»Eine Creme,« sagte seine Frau.

»Richtig! – eine von Tom Snowdon fabrizierte Creme für ein Unglückszeichen halten? Nein, für ein Zeichen von Unwissenheit inbetreff der Kochkunst würde er es ansehen, und genau ebenso muß Tom Snowdon Muffles' Notsignal betrachten.«

Ich nahm eifrig Partei für diese Ansicht, um meinen Vater zu beschwichtigen; auch Richard und die anderen stimmten mit ein. Bald hatte Vater seine gute Laune wieder erlangt, und von der Unglücksflagge wurde nicht mehr gesprochen.

Der Champagner erhöhte die Stimmung der Gesellschaft ganz wunderbar. Anfangs waren die meisten scheu und zurückhaltend gewesen und hatten mit einer Art Ehrfurcht die Blumen, Früchte und anderen schönen Sachen auf der Tafel betrachtet; jetzt war die Unterhaltung in vollem Gange.

Plötzlich rief Kapitän Duncan mit lauter Stimme: »Silentium!«

Unmittelbar darauf erhob sich Kapitän Richardson.

»Snowdon,« sagte er, »solch ein Frühstück ist für mich ganz was Neues, und so hoffe ich, daß die Gesellschaft entschuldigt, wenn ich über die hierbei herrschenden Förmlichkeiten nicht im klaren bin. Ist es erlaubt, daß ich eine Rede halte?«

»Jawohl, schieß los, Richardson,« antwortete Vater, und aller Augen waren nun auf den kleinen Kapitän gerichtet.

»Meine Damen und Herren!« begann er. »Wir sitzen bereits seit langer Zeit an dieser Tafel, essen und trinken und sind fröhlich. Ich denke, es ist nun ungefähr Zeit, daß irgend jemand Sie auffordert, Ihre Gläser zu füllen und auf die Gesundheit Jessie Fowlers und ihres Mannes zu trinken. Es ist wohl kaum nötig, daß ich Sie daran erinnere, daß Dick Fowler ein Seemann wie wir und seine Frau eine Seemannstochter ist, um Sie zu veranlassen, ihnen einen herzhaften altenglischen Humpen zu trinken. Es giebt keinen Beruf, der dem des Seemannes gleich käme, und es giebt keinen Mann, der mit größerem Rechte ein hübsches Mädchen zur Frau verdient, als der Seemann.« Hier richtete der alte Salmon seine Blicke fest auf die arme Frau Tarbit. »Dick Fowler hat nun ein solch junges hübsches Mädchen zur Frau, und wie es gegen die menschliche Natur wäre, wenn Sie ein feines, neues, eben vom Stapel gelaufenes Fahrzeug sehen – mit scharfem Bug, schönen Linien und einem Gallion wie der Traum eines Dichters – den Schiffer, der ein solches Fahrzeug befehligt, nicht zu beneiden, so sind Sie auch gezwungen, Dick Fowler für einen Mann zu erklären, der ein ganz ungewöhnliches Glück hat. Ich wünsche ihm – wir alle wünschen ihm eine glückliche Reise. Die jungen Eheleute müssen gewärtig sein, ab und zu konträren Winden, zuweilen auch Stürmen zu begegnen. Da wird sich ihre Seetüchtigkeit und ihre Fähigkeit, zu Luward zu kommen, herausstellen. Kreuzen und Beidrehen hat nicht viel auf sich, wenn man es nicht eilig hat, den Hafen zu erreichen. Wir wollen hoffen, daß manches lange Jahr vergehen möge, bis sie die Ordre erhalten, längsseit zu holen und jenes Stück Ladung zu löschen, das Shakespeare – der auch bisweilen sich wie ein Seemann ausdrückt – die ›sterbliche Rolle‹ nennt, die der allmächtige Gott uns allen mit an Bord gegeben hat und die wir in derselben guten Verfassung auch wieder zurückerstatten müssen, in der wir sie erhalten haben. Meine Rede ist zu Ende, meine Damen und Herren, und so wollen Sie gefälligst mit mir trinken auf das Wohl von Herrn und Frau Fowler!«

Alle, auch die Damen erhoben sich und stimmten in das Hoch auf uns ein.

Mein Mann stattete in einigen Worten seinen Dank ab; dann erhob sich Tarbit und brachte die Gesundheit seines Schiffskameraden Tom Snowdon aus – »eines Mannes, mit dem er um die Welt segeln würde, bis die Ratten das Schiff verließen und die Planken so dünn geworden wären wie ein hundertmal gewaschenes Matrosenhemd.«

Diese schöne Rede wurde durch Herrn Dodds unterbrochen, der uns die Mitteilung machte, daß der Wagen vorgefahren sei.

Wir hatten keine Zeit zu verlieren, wenn wir den Zug noch erreichen wollten. Die Damen umarmten mich und die Herren schüttelten mir die Hand, so daß ich, als schließlich mein Vater an die Reihe kam, ganz außer Atem war.

Mein Vater küßte mich und wandte sich dann ab, um seine Thränen zu verbergen. Die ganze Gesellschaft begleitete mich bis auf den Hof – die ›Drei indischen Könige‹ stehen nämlich am Ende einer engen, nach dem Kai führenden Durchfahrt. Natürlich glaubten die Vorübergehenden, als sie unsere Gesellschaft, die Herren ohne Hüte, um den Wagen gedrängt sahen, daß irgend ein Unglück geschehen sei. Es bildete sich ein Auflauf, neugierige Gesichter starrten in die Wagenfenster und allerlei Fragen wurden laut: ›Ist jemand tot?‹ ›Was ist denn los?‹ ›Alles in Ordnung, Tommy, 's ist nur 'ne Hochzeit‹. Schließlich fuhren wir unter dem ›Hurra!‹ unserer Freunde ab, in das die Menge kräftig mit einstimmte. So traten wir unsere Reise unter so lebhaften Anzeichen öffentlicher Teilnahme und allgemeinen Wohlwollens an, daß sich weit höher stehende Persönlichkeiten als ein Kauffahrteischiffer und seine Frau bei Beginn ihrer Hochzeitsreise darauf hätten etwas einbilden können.


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