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Zehntes Kapitel.

Predigten am See.

So war die Schar, die sich an den Ufern des Sees von Tiberias um Jesum drängte. Die Aristokratie war durch einen Zöllner und dem Weib eines Verwalters vertreten. Der Rest bestand aus Fischern und schlichten Leuten. Ihre Unwissenheit war sehr groß; sie waren schwachgeistig und glaubten an Gespenster und Geister. (Matth. XIV, 26; Mark. VI, 49; Luk. XXIV, 39; Joh. VI, 19). Nicht eine Spur hellenischen Geistes war hier zu finden. Auch die jüdische Bildung war nur spärlich vorhanden, doch Herz und guter Wille waren da. Das schöne Klima Galiläas machte die Existenz dieser redlichen Fischersleute zu einem beständigen Zauberleben. Sie fühlten eigentlich schon das Reich Gottes, einfach, gut, glücklich wie sie waren, sanft sich wiegend auf dem Prächtigen kleinen Meere, oder abends an seinem Ufer schlummernd. Man hat keine Vorstellung von dem Reiz eines Lebens, das so unter freiem Himmel dahinschwindet, von der sanften und doch kräftigen Glut, die diese beständige Berührung mit der Natur verleiht, von den Träumereien dieser im Sternenschimmer eines tiefblauen Himmels verbrachten Nächte.

In einer solchen Nacht war es, wo Jakob, das Haupt an einem Stein gelehnt, in den Sternen die Verheißung einer zahlreichen Nachkommenschaft sah, die geheimnisvolle Leiter, auf der die Engel auf und nieder stiegen. Zu Jesu Zeit war der Himmel noch nicht geschlossen, die Erde noch nicht erkaltet. Die Wolke öffnete sich noch über dem Erdensohne; Engel stiegen über ihn auf und nieder; die Visionen des Reiches Gottes waren überall, denn der Mensch trug sie im Herzen. Das klare, sanfte Auge dieser schlichten Gemüter betrachtete das Weltall in seiner idealen Ursprünglichkeit. Die Welt entschleierte vielleicht ihr Geheimnis dem göttlichen Gefühl dieser glücklichen Kinder, die zufolge ihrer Herzensreinheit verdienen eines Tages Gott zu sehen.

Jesus lebte mit seinen Jüngern fast immer im Freien. Bald bestieg er eine Barke und belehrte seine am Ufer dichtgedrängten Zuhörer. Bald wieder bestieg er die Berge, die den See begrenzen, wo die Luft so rein ist, der Horizont so klar. Heiter und umherstreichend gewann so die treue Schar des Meisters Inspiration in ihrer ersten Blüte. Ein naiver Zweifel, eine leise skeptische Frage erhob sich zuweilen; mit einem Lächeln, einem Blick brachte Jesus den Einwand zum Schweigen. Bei jedem Schritt: in der vorüberziehenden Wolke, im keimenden Korn, in der reifenden Ähre, sah man das Zeichen des kommenden Reiches. Man glaubte am Vorabend der Erscheinung Gottes zu stehen und wähnte sich Herr der Welt zu sein. Die Thränen verwandelten sich in Freude: es war der Beginn der allgemeinen Befriedigung auf Erden.

»Selig sind,« sprach der Meister, »die da arm an Geist sind, denn ihrer ist das Himmelreich.«

»Selig sind die leiden, denn sie sollen getröstet werden.«

»Selig sind die Sanftmütigen, denn sie werden das Erdreich besitzen.«

»Selig sind die hungern und dürsten nach Gerechtigkeit, denn sie werden gesättigt werden.«

»Selig sind die Barmherzigen, denn sie werden Barmherzigkeit erlangen.«

»Selig sind die reinen Herzens, denn sie werden Gott schauen.«

»Selig sind die Friedfertigen, denn sie werden Gottes Kinder heißen.«

»Selig sind die um Gerechtigkeit willen verfolgt werden, denn ihrer ist das Himmelreich.« (Matth. V, 3-10; Luk. VI, 20-25.)

Seine Predigten waren sanft und milde, voll Natur und des Duftes der Blumen. Er liebte die Blumen und knüpfte an sie seine köstlichsten Lehren. Die Vögel des Himmels, das Meer, die Berge, das Spiel der Kinder – sie alle kamen abwechselnd in seinen Lehren vor. Sein Stil hatte nichts von dem griechischen Periodenbau, er näherte sich vielmehr der Form hebräischer Parabeln und hauptsächlich den Sprüchen jüdischer Weisen – seiner Zeitgenossen – wie sie im Pirke Aboth zu lesen sind. Seine Darstellungen waren nicht umfangreich, sie bildeten eine Art Suren nach der Art des Korans, aus deren Reihenfolge später die langen Reden gebildet wurden, die von Matthäus niedergeschrieben wurden. Diese verschiedenen Stücke waren durch keine Übergänge verbunden; doch gewöhnlich waren sie von der gleichen Inspiration durchdrungen und daraus bildete sich die Einheit. Besonders in der Parabel leistete der Meister Vorzügliches. Nichts im Judentum gab ihm da das Vorbild. Die Fabel im Buch der Richter IX, 8 und im 2. Samuel XII hat nur eine Formähnlichkeit mit der Parabel des Evangeliums. Die große Ursprünglichkeit letzterer liegt in dem Gefühl, das sie erfüllt. Er war es, der sie geschaffen hat. Zwar findet man auch in den buddhistischen Büchern Parabeln ähnlich denen des Evangeliums; allein es ließe sich nur schwer annehmen, daß hier ein buddhistischer Einfluß vorlag. Der Geist der Sanftheit und die Gefühlstiefe, die in gleicher Weise Christentum wie Buddhismus beseelen, genügt vielleicht zur Erklärung dieser Ähnlichkeit.

Eine totale Gleichgültigkeit gegen das äußere Leben und gegen die Nichtigkeit der »Bequemlichkeit«, die uns unser trauriges Klima nötig macht, war die Folge der einfachen, fröhlichen Lebensweise, die in Galiläa herrschte. Das kühle Klima nötigt den Menschen zu einem steten Kampf gegen die Außenwelt und lassen ihn daher auf Behaglichkeit und Luxus einen großen Wert legen. Länder dagegen, die wenig Bedürfnisse erwecken, sind die Länder des Idealismus und der Poesie. Die Zuthaten des Lebens sind belanglos im Verhältnis zum Vergnügen des Lebens selbst. Die Verschönerung des Hauses ist überflüssig, denn man hält sich so wenig wie möglich eingeschlossen. Die kräftige und regelmäßige Ernährung rauheren Klimas würde für zu schwer und unangenehm gelten. Und was den Luxus der Bekleidung betrifft – wie sollte man mit jenem rivalisieren wollen, die Gott der Erde und den Vögeln des Himmels gegeben hat? Die Arbeit gilt in einem solchen Klima für unnütz; was sie ergiebt ist nicht wert was sie kostet. Die Tiere des Feldes sind besser bekleidet als der wohlhabendste Mensch und sie arbeiten nicht. Diese Verachtung, die, wenn sie nicht in der Faulheit wurzelt, viel zu Erhebung der Seele beiträgt, begeisterte Jesus zu den prächtigsten Gleichnissen: »Ihr sollt nicht auf Erden Schätze sammeln, welche die Motten und der Rost fressen, und welche die Diebe ausgraben und stehlen. Sammelt euch aber Schätze im Himmel, die weder Motten noch Rost fressen, und welche die Diebe nicht ausgraben und stehlen können. Denn wo euer Schatz ist, da ist auch euer Herz. (Vgl. Talmud v. Babyl. Baba Bath 11 a.) – Niemand kann zwei Herren dienen. Entweder er wird einen hassen und den andern lieben, oder er wird einem zugethan sein und den andern verachten. Ihr könnt nicht Gott dienen und auch dem Mammon. Gott des Reichtums und der verborgenen Schätze, eine Art Plutus, in der phönizischen und syrischen Mythologie. Darum sage ich euch: Sorget nicht für euer Leben, was ihr essen und trinken werdet; auch nicht für euern Leib, was ihr euch anziehen werdet. Ist das Leben denn nicht mehr als Speise und der Leib mehr als Kleidung? Seht die Vögel unter dem Himmel an: sie säen nicht, sie ernten nicht, sie sammeln nicht in den Scheuern und euer himmlischer Vater nährt sie doch. Seid ihr denn nicht viel mehr als sie? Wer ist unter euch, der seiner Länge eine Elle zusetzen könnte, wenn er es auch erstrebte? Und warum sorget ihr für die Kleidung. Setzt die Lilien auf dem Felde, wie sie wachsen, sie arbeiten nicht und spinnen nicht. Ich sage euch, daß Salomo in aller seiner Herrlichkeit nicht so bekleidet war, wie diese eine. Wenn Gott das Gras auf dem Felde so bekleidet, das doch heute steht und morgen schon in den Ofen geworfen wird, sollte er das nicht viel mehr für euch thun? O ihr Kleingläubigen! Darum sollt ihr nicht sorgen und sagen: »Was werden wir essen? Was werden wir trinken? Womit werden wir uns bekleiden?« Nach solchem allen trachten die Heiden. Denn euer himmlischer Vater weiß, daß ihr das alles bedürft. Trachtet vor allem nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch das alles zufallen. Darum sorget nicht für den nächsten Morgen, denn der morgige Tag wird für sich selbst sorgen. Es ist genug, daß ein jeder Tag seine eigene Plage habe.« (Matth. VI, 19-21, 24-34; Luk. XII, 22-31, 33, 34, XVI, 13. Vgl. die Vorschriften Luk. X, 7, 8, die voll gleichen kindlichen Gefühls sind, mit Talmud v. Babyl. Sota 48 b).

Dieses hauptsächlich galiläische Gefühl übte auf das Schicksal der neuen Sekte einen entscheidenden Einfluß aus. Die glückliche Schar, die sich auf den himmlischen Vater verließ, was die Befriedigung ihrer Bedürfnisse betraf, hatte nun als erste Regel, die Sorgen des Lebens als ein Übel zu betrachten, das im Menschen den Keim alles Guten erstickt (Matth. XIII, 22; Mark. IV, 19; Luk. VIII, 14). Täglich bat sie Gott um das Brot für den nächsten Tag. Wozu Schätze häufen? Das Reich Gottes naht ja. »Verkauft was ihr besitzet und gebt Almosen. Macht euch Säckel, die nicht veralten, einen Schatz, der im Himmel nie abnimmt« (Luk. XII, 33, 34). Für Erben sparen, die man nie sehen wird – kann es etwas Thörichteres geben? (Luk. XII, 20). Als Beispiel menschlicher Thorheit, führt Jesus gern den Fall an, wo ein Mann, nachdem er seine Scheunen erweitert hatte und für viele Jahre Vorräte angesammelt, starb, ehe er sie genossen hatte (Luk. XII, 16). Das in Galiläa tief eingewurzelte Räuberwesen (Jos. Ant.. XVII, X, 4, Vita. 11 ec.), bekräftigte die Anschauung nicht wenig. Der Arme, der nicht darunter leiden mußte, betrachtete sich als den Liebling Gottes, während der Reiche mit seinem ungesicherten Besitz der eigentliche Enterbte war. In unserer, nach strengen Eigentumsbegriffen eingerichteten Gesellschaft ist die Lage der Armen schrecklich; er hat, buchstäblich genommen, keinen Platz im Sonnenschein. Nur für den, der einen Fleck Erde besitzt, giebt es Blumen, Gräser, Schatten. Im Orient sind das Gottesgaben, die niemandens Eigentum sind. Der Besitzer hat nur ein geringes Vorrecht; die Natur ist das Patrimonium aller.

Das werdende Christentum trat hierbei übrigens nur in die Spur der Essäer oder Therapeuten und in die, der auf das Einsiedlerleben beruhenden jüdischen Sekten. Ein kommunistisches Element schlich sich in alle diese Sekten ein, die ebenso von den Pharisäern, wie von den Sadducäern scheel angesehen wurden. Der Messianismus, bei den orthodoxen Juden rein politischer Art, war bei ihnen rein social. Durch ein sanftes, regelmäßiges und beschauliches Leben, der Freiheit des einzelnen seine Rechte lassend, glaubten diese kleinen Kirchen das Himmelreich auf Erden stiften zu können. Utopien von glückseligem Leben, die auf die Brüderlichkeit aller Menschen und den reinen Kultus des wahren Gottes begründet waren, beschäftigten alle hohen Seelen und brachten überall kühne aufrichtige Versuche hervor, die jedoch nur wenig Zukunft hatten.

Jesus, dessen Beziehungen zu den Essäern sehr schwer festzustellen sind – in der Geschichte setzt die Ähnlichkeit nicht immer Beziehungen voraus – war da sicherlich ihr Bruder. Die Gütergemeinschaft galt in der neuen Gesellschaft einige Zeit als Regel (Apostelg. IV, 32, 34-37, V, 1). Der Geiz war Hauptsünde (Matth. XIII, 32; Luk. XII, 15); indes ist hier wohl zu beachten, daß die Sünde »Geiz«, gegen die die christliche Moral so streng war, damals einfach nur die Anhänglichkeit am Eigentum gewesen ist. Die erste Bedingung, um Jesu Jünger zu werden, war, daß man sich seiner Güter entäußerte und den Erlös den Armen gab. Diejenigen, die vor diesem Äußersten zurückschreckten, hatten keinen Zutritt zu seiner Gemeinde (Matth. XIX, 21; Mark. X, 21, 29, 305 Luk. XVIII, 22 u. s. w.). Jesus wiederholte oft, daß der, welcher das Reich Gottes gefunden habe, es um den Preis aller seiner Güter kaufen müsse und daß er dabei noch einen vorteilhaften Kauf mache. »Der Mann, der einen Schatz auf einem Acker entdeckt hat«, sagte er, »verkauft, ohne einen Augenblick zu verlieren, was er besitzt und kauft den Acker. Der Juwelier, der eine köstliche Perle findet, macht alles zu Geld und kauft die Perle.« (Matth. XIII, 44-46.) Ach! das Unmögliche dieses Systems sollte bald fühlbar werden. Man brauchte einen Säckelmeister. Judas aus Kerioth wurde dazu erwählt. Ob mit Recht oder mit Unrecht, genug, man beschuldigte ihn, die gemeinschaftliche Kasse zu bestellen. Soviel steht jedoch fest, daß es mit ihm ein böses Ende nahm.

Manchmal lehrte der Meister, der mit den himmlischen Angelegenheiten vertrauter war, als mit den irdischen, eine noch seltsamere Nationalökonomie. In einer bizarren Parabel wird ein Verwalter belobt, weil er sich auf Kosten seines Herrn Freunde unter den Armen gewonnen hat, damit ihn die Armen ihrerseits in das Himmelreich einführen. Da die Armen Verteiler dieses Reiches werden, so dürften sie wirklich nur jene aufnehmen, die ihnen etwas geschenkt haben. Die Pharisäer, die geizig waren, erzählt der Evangelist (Luk. XVI, 1-14), hörten das und bespöttelten ihn. Hörten sie auch folgendes schreckliches Gleichnis:

»Es war ein reicher Mann, der kleidete sich in Purpur und feiner Leinwand und lebte alle Tage herrlich und in Freuden. Es war aber auch ein Armer, Namens Lazarus, der lag vor seiner Thüre voll Schwären. Und er wollte sich sättigen von den Brosamen, die von des Reichen Tisch fielen; doch kamen die Hunde und leckten seine Schwären. Und das geschah dann, daß der Arme starb und ward getragen von Engeln in Abrahams Schoß. Der Reiche starb auch und wurde begraben. Als er nun in der Hölle und in der Qual war, erhob er seinen Blick und sah Abraham von ferne und Lazarus in seinem Schoße. Und er rief da aus: »Vater Abraham erbarme dich meiner und sende Lazarus, daß er seines Fingers Spitze ins Wasser tauche und meine Zunge kühle, denn ich leide Pein in dieser Flamme!« Doch Abraham antwortete: »Gedenke, Sohn, daß du dein Gutes in deinem Leben hast empfangen, Lazarus dagegen hat Böses empfangen, nun aber wird er getröstet und du wirst gepeinigt.« Luk. XVI, 19-25. Lukas zeigt eine starke kommunistische Tendenz (vergl. VI, 20, 21, 25, 26), ich glaube daher, daß er diese Anschauung Jesu übertrieben hat. Immerhin sind die in der Logia des Matthäus ausgedrückten Züge charakteristisch genug. Was kann gerechter sein? Später nannte man dieses Gleichnis vom »schlechten Reichen«, allein es ist nur einfach das Gleichnis vom »Reichen«. Er ist in der Hölle weil er reich war, weil er sein Gut nicht den Armen gab, weil er gut aß, während andere vor seiner Thüre schlecht aßen. Schließlich spricht Jesus noch in dem Moment, wo er, weniger exaltiert, die Verpflichtung seine Güter zu verkaufen und den Erlös den Armen zu geben nur als einen Rat zur Vervollkommnung hinstellt, folgende schreckliche Worte: »Es ist leichter, daß ein Kameel durch ein Nadelöhr gehe, denn ein Reicher ins Reich Gottes komme. Matth. XIX, 24; Mark. X, 25; Luk. XVIII. 25. Diese sprichwörtliche Redensart ist auch im Talmud und im Koran zu finden. Origines und die griechischen Ausleger, die das semitische Sprichwort nicht kannten, haben geglaubt, hier sei ein Schiffstau (Amilos) gemeint.

Ein Gefühl von bewundernswerter Tiefe beherrschte in allen diesem Jesus, ebenso auch die fröhliche kindliche Schar, die ihn begleitete, ein Gefühl des aus ihm für alle Ewigkeit den wahren Schöpfer des Seelenfriedens, den großen Tröster für das Leben machte. Indem Jesus die Menschen von dem befreite, was er »die Sorgen dieser Welt« nannte, konnte er die Sache übertreiben und die wesentlichen Bedingungen der menschlichen Gesellschaft einschränken; aber er begründete seinen hohen Spiritualismus, der durch Jahrhunderte in diesem Jammerthal die Seelen mit Freude erfüllte. Er sah vollkommen richtig ein, daß die Unachtsamkeit des Menschen, sein Mangel an Nachdenken und Moral zumeist von der Zerstreuung kommen, der er sich hingiebt, von den Sorgen, die ihn umlauern und welche die Civilisation maßlos vervielfältigt. (Matth. XIII, 22.) Das Evangelium ist derart das höchste Mittel gegen die Belästigungen des Alltaglebens, ein stetes sursum corda, eine mächtige Zerstreuung vor den elenden irdischen Sorgen, ein sanfter Aufruf, wie der den Jesus einst zu Martha sprach: »Martha, Martha, du beunruhigst dich über viele Dinge, aber nur eins thut not.« Dank Jesu hat das trübseligste, durch traurige oder demütigende Pflichten in Anspruch genommene Leben Aussicht auf einen Winkel im Himmel erhalten. In unserer geschäftigen Civilisation ist die Erinnerung an das freie Leben in Galiläa gleichsam der Wohlgeruch aus einer andern Welt geworden, ein »Tau des Hermon«, der verhindert hat, daß Trockenheit und Gewöhnlichkeit den Acker Gottes ganz verwüsten.


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