Robert Eduard Prutz
Gedichte - Neue Sammlung
Robert Eduard Prutz

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Vertrauen.

        Wir wolln ja gern vertrauen,
    Wohlan, vertraut auch Ihr!
Und dann verbrüdert bauen
    Den Dom der Freiheit wir.

Ihr seid die Hocherkornen,
    Ihr kennt die Sehnsucht nicht,
Von der uns Staubgebornen
    Die bange Seele bricht.

Ihr kennet nicht die Wunden
    Ohnmächt'ger Sklaverei,
Ihr habt es nie empfunden
    Wie schwer die Knechtschaft sei.

Und doch, in goldnen Mauern,
    Unter der Krone Last,
Auch Ihr seid zu bedauern –
    So einsam, so verhaßt!

Wohlan, von Euren Thronen
    So steigt auch Ihr herab,
Und legt die kalten Kronen,
    Den todten Purpur ab.

Laßt uns die Herzen tauschen,
    Das allerwärmste Blut,
Laßt wonnig uns durchrauschen
    Des Lebens heil'ge Fluth!

Noch ist es Zeit, zu wählen,
    O nehmt die Zeit in Acht!
Noch haben unsre Seelen
    Nicht ganz sich losgemacht!

Noch wollen wir vertrauen,
    Wohlan, vertraut auch Ihr!
Und dann verbrüdert bauen
    Den Dom der Freiheit wir.

 


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