Robert Eduard Prutz
Gedichte - Neue Sammlung
Robert Eduard Prutz

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Kriegserklärung.

        Nein, sie sollen wiederklingen,
Wie sie ehemals erklungen,
Nein, wir wollen wieder singen
Die wir ehemals gesungen:
Berghinauf und Thalhernieder,
Unbekümmert, unerschrocken,
Unsrer Zukunft Osterglocken,
Unsrer Freiheit Morgenlieder!

Was wir einsam, gramumdüstert,
Nur gedacht mit Herzenspochen,
Was wir heimlich nur geflüstert
Und vor Gott nur ausgesprochen:
Laßt es nun die Welt erfahren!
Laßt es nun aus jedem Munde,
Laßt es nun aus Herzens Grunde
Unverhüllt sich offenbaren!

Nun herbei! die Glocken läuten
Und die Fahnen seh' ich wehen:
Nun herbei, Ihr Weitzerstreuten,
Nun zum Banner laßt uns stehen!
Werdet Männer nun aus Knechten,
Werdet Krieger nun aus Hirten:
Das wir trugen unter Mirthen
Mit dem Schwert nun laßt uns fechten!

Nun herbei auch Ihr zur Stunde,
Die Ihr Frieden uns geheuchelt
Und mit Lächeln aus dem Munde
Mitternächtlich uns gemeuchelt:
Nun bei Seite Eure Schlingen,
Eure Netze, Eure Fallen!
Denn nun Ein Recht gilt uns Allen
Und das ist das Recht der Klingen.

Schweigend, in den Lüften droben,
Ernste Geister seh' ich sitzen,
Eine Hand seh' ich erhoben
Und ein Richtbeil seh' ich blitzen.
Diese Stunde ruft uns Beide!
Wagt es nun, die Gluth zu dämpfen,
Wagt es nun, mit uns zu kämpfen –
Und der ew'ge Gott entscheide!

 


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