Robert Eduard Prutz
Gedichte - Neue Sammlung
Robert Eduard Prutz

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Zeichen der Zeit.

        Ich sah einen Knaben, der spielte Krieg
Mit zierlichen, zinnernen Truppen.
Da hört' er 'ne Trommel! fuhr auf und schwieg,
In den Ofen warf er die Puppen:
Und sah mit Augen kühn und stolz,
Wie das Metall im Feuer schmolz –
                                    Spute dich, Knabe!

Ich sah einen Jüngling, der fuhr empor
Und schüttelte seine Locken,
Aus der Dirnen Arm, aus der Zecher Chor,
Über sich selbst erschrocken:
Und stand und lauschte voller Scham,
Ob schon die Morgenröthe kam –
                                    Hast du's verschlafen?

Ich sah einen Mann, der stand am Heerd,
In seiner Kinder Kreise;
Kugeln goß er und schliff ein Schwert
Und pfiff eine muntere Weise:
Er sah nicht auf, er sprach kein Wort,
Er schliff und pfiff nur lustig fort –
                                    Wird es bald scharf sein?

Ich sah einen Greis, der sprach bei sich:
»Weh mir elendem Greisen!
Bald donnert die Schlacht nun ohne mich,
Ohne mich nun funkelt das Eisen!
Muß liegen in des Grabes Schooß
Und oben bricht die Freiheit los« –
                                    Warte mit Sterben!

 


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