Robert Eduard Prutz
Gedichte - Neue Sammlung
Robert Eduard Prutz

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Preußens freie Presse.

        Zwanzig Bogen, zwanzig Bogen!
Nun gereckt und nun gezogen,
An den Federn nun gesogen,
Bis die zwanzig Bogen voll!
Neunzehn Bogen sind noch sündig,
Aber zwanzig machen mündig,
Wär der zwanzigste auch toll!

Nun geplündert, nun gestohlen!
Denn der König hat befohlen,
Und der Setzer steht auf Kohlen:
Rasch den zwanzigsten herbei!
Neunzehn Bogen sind gefährlich,
Aber zwanzig machen ehrlich,
Aber zwanzig machen frei.

Heil'ge Zwanzig! zu Dir bet' ich:
Räthselhaft und wunderthätig
Macht des Königs Majestät Dich
Und ich ehre seine Huld.
Zwar das neunzehnte Jahrhundert
Steht beschämt und fragt verwundert
Ja die Neunzehn hat die Schuld!

Und so läßt es sich errathen:
Unsre Fürsten, unsre Staaten
Nehmen als Homöopathen
Jetzt die Völker in die Kur.
Laßt die Leser sich erboßen!
Wenig Fleisch und lange Saucen,
Das ersetzt uns die Censur.

Schreibt denn nun in Gottes Namen,
Schreibt, Ihr Herren und Ihr Damen,
Schreibt, Ihr Blinden und Ihr Lahmen,
Schreibt nach Maß und nach Gewicht!
Zwanzig Bogen zwar sind Euer:
Aber zwanzig sind zu theuer,
Zwanzig Bogen kauft man nicht.

Ja zumal in unsern Tagen,
Wo die dampfbeschwingten Wagen
Sausend durch die Länder jagen,
Und es doch an Zeit gebricht:
Zwanzig Bogen – welche Menge!
Zwanzig Bogen – welche Länge!
Zwanzig Bogen liest man nicht.

 


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