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Drittes Kapitel.
Diplomatische Verständigungen

Herr von Lehfeldt fixirte den Poeten mit klaren, kalten Blicken, während ein feines Lächeln seinen Mund umspielte.

Wiewohl, sagte er mit einer artigen Verneigung, nur ein unbedeutender Mann, bin ich doch in der neuesten Literatur unseres Vaterlandes nicht unbekannt genug, um nicht den Namen Florus zu kennen und zu verehren; sind nicht »Die getreuen Schotten« aus Ihrer geistreichen Feder?

Ja, sagte der Dichter, sie sind es und sollen es auch bleiben, und das ist gerade das Stück, das die Gründlinge des Parterre mir durchfallen ließen und worüber Sie bei den ersten Schoten …

Aber der unerbittliche Herr von Lehfeldt schnitt ihm das Wort vom Munde ab. Ich war damals, sagte er, selbst im Theater und entsinne mich noch sehr wohl, mit welchem Unwillen mich der Ungeschmack unseres Publicums erfüllte; haben Sie vielleicht damals unter dem allgemeinen Pfeifen einen Klatscher gehört, ich sage Einen? Das war ich, mein Herr.

Herr von Lehfeldt hatte sich jetzt, ähnlich, wie einige Stunden zuvor dem Vagobonden gegenüber, vollkommen in die Situation gefunden; nachdem er sie vergebens gesucht hatte abzuwenden, gedachte er sie jetzt, durch humoristische Verarbeitung, zu einem freien Spiel des Witzes zu erheben. Auch war er insgeheim unwillig auf sich selbst wegen der Weichheit, die ihn vorhin beschlichen; es konnte ihm nichts Erwünschteres kommen, sich von dieser, wie es ihm jetzt wieder vorkam, verächtlichen und unmännlichen Stimmung gründlich zu befreien und sich zurückzuversetzen in seine gewohnte stachligte Herbigkeit, als dieses Zusammentreffen.

Florus sah ihn mistrauisch von der Seite an, ohne ein Wort zu erwiedern.

Erlauben Sie mir, fuhr Herr von Lehfeldt fort, Ihnen meine Freude auszudrücken über den unerwarteten Zufall, einen sehr unerwarteten, in der That, der mir die Ehre dieser geistreichen und berühmten Bekanntschaft verschafft; genehmigen Sie aber auch zugleich die wiederholte und wahrhafte Versicherung, daß der Herr von Kleefeld, mit dem Sie die Güte hatten, mich zu verwechseln …

Lehfeldt, brummte der Dichter.

Ganz zu Ihrem Befehl, mein Herr: aber ich ersuche Sie, die Versicherung zu genehmigen, daß gedachter Herr mir vollkommen unbekannt ist und daß ich bis zu dieser Stunde durchaus nicht die Ehre gehabt habe, mich Ihrer ausgezeichneten Bekanntschaft rühmen zu dürfen. Was übrigens die Ähnlichkeit, mit dem Herrn von Seefeld …

Lehfeldt, wiederholte Florus.

Sehr richtig: und ich bitte um Verzeihung, daß ich den Namen Ihres Freundes, gegen den ich schon um deswillen eine außerordentliche Hochachtung hege, durch falsche Aussprache verunstalte; es geschieht ganz gewiß in keiner bösen Absicht, ganz gewiß nicht, Herr Florus …

Oh, stöhnte der Dichter voll Ungeduld und befühlte ängstlich die nassen Kamaschen.

Die Bemerkung, Herr Florus, fuhr der Andere fort, welche ich mir erlauben wollte, war diese: daß es nämlich bei Mondschein außerordentlich schwierig ist, über Aehnlichkeiten zu urtheilen, besonders, Herr Florus, wenn man, wie Sie soeben die Geneigtheit hatten, mich zu versichern, seine Brille verloren hat. Ich darf diese Meinung vielleicht äußern, selbst einem so berühmten Manne gegenüber, ohne mich einer sträflichen Anmaßung schuldig zu machen, indem mein Metier es gewissermaßen so mit sich bringt und es nicht gut wäre, wenn ich nicht wenigstens darüber einige Erfahrung hätte: ich bin Maler, Herr Florus – das heißt ein ganz unbedeutender, so unbedeutend und anspruchlos, wie mein Name: Schmidt, ganz kurzweg Schmidt – oder wenn Sie sehr gütig sein wollen, Herr Florus: Landschaftmaler Schmidt …

Schmidt – sehr schöner Name das, sagte der Dichter trocken, sei es nun, daß die ausführliche Rede des Herrn von Lehfeldt und diese unvergleichliche Ruhe, mit der er dieselbe vorgetragen, ihn wirklich überzeugt hatte, oder daß er aus irgend einem andern Grunde geneigt war, den Streit, für diesen Augenblick wenigstens, fallen zu lassen: Nun denn, mein vortrefflichster Herr Schmidt, so wollen wir denn also diesen Herrn von Lehfeldt laufen lassen; es ist wirklich, unter uns gesprochen, ein ganz schlechter Geselle und nicht werth, daß man sich einen Schnupfen an ihm holt, wie ich es ohne Zweifel in diesem Augenblick thue. So ersuche ich Sie denn, mein vortrefflichster Herr Landschaftmaler Schmidt, mich für diesmal unter Ihre Fittige zu nehmen und mir aus diesem geschmacklosen Wirrwarr von Fels und Sumpf und Moor auf eine ordentliche Straße und zu einem menschlichen Obdach zu verhelfen.

Der Maler (denn bei dem außerordentlichen Gewicht, das Herr von Lehfeldt hiernach auf sein Incognito zu legen schien, müssen wir ihn ja auch wohl nur wiederum so nennen) versicherte seine vollste Bereitwilligkeit und der Dichter folgte ihm, so gut seine umfangreiche Figur und die schwierige Beschaffenheit des Bodens es nur immer zuließ. Er war jetzt ganz in tiefes Schweigen versunken, was auf eine auffällige Art gegen die Redseligkeit contrastirte, die er zu Anfang gezeigt hatte.

Vielleicht indeß konnte er deshalb den Mund nicht öffnen, weil seine Augen gar so sehr beschäftigt waren; wo der Weg irgend einmal erlaubte aufzusehen, heftete er seine Blicke mit einer wahrhaft inquisitorischen Wißbegier auf die Gestalt seines Führers, als wollte er ihn durch und durch blicken. Da er jedoch in der That sehr kurzsichtig war, so hatte er bei alledem wenig Vortheil davon.

Nur ein einzig Mal – sie passirten eben eine breite Sumpfstrecke und der Maler hatte allen Fleiß anzuwenden, die trockensten Stellen aufzufinden – unterbrach er sein ungewohntes Schweigen.

Herr von – Schmidt, wollt' ich sagen, rief er: ah so, verzeihen Sie, ich vergaß, daß Sie Herrn von Lehfeldt gar nicht kennen und daß es Sie daher auch unmöglich interessiren kann, was man in diesen Tagen von ihm in der Hauptstadt erzählte? Man erzählte, rief er und arbeitete dabei aus allen Kräften, die Flanke seines Führers zu gewinnen, daß Herr von Lehfeldt seit einigen Tagen aus der Hauptstadt verschwunden ist! man erzählte von einem auswärtigen Geschäft, einer geheimen Mission, aber (wobei seine Stimme immer lauter wurde und er sich immer näher an den Maler heranzuarbeiten suchte) man erzählte von anderer Seite auch, daß böse Geschichten mit Herrn von Lehfeldt vorgefallen wären, von Untersuchung erzählte man, unfreiwilliger Entfernung und allerhöchster Ungnade – Nun? das interessirt Sie nicht im Mindesten, Herr Schmidt, nicht wahr? Nicht im Mindesten? Und ich erzähle es Ihnen auch blos, um Ihnen zu sagen, daß es mich ebenfalls nicht interessirt und daß ich überhaupt von der ganzen Geschichte nicht ein Wort glaube, verstehen Sie mich? Nicht ein Wort glaube ich! Herr von Lehfeldt ist ein feiner Fuchs, ein schlauer Kunde ist Herr von Lehfeldt; aber andere Leute sind auch nicht …

Und damit, pumps, stand er bis über die Knöchel im hellen Wasser.

Sie müssen hinter mir bleiben, verehrtester Herr Florus, sagte der Maler ruhig: für Zwei ist hier kein Platz und ich fürchte ernstlich für Ihre Gicht.

Endlich, nachdem sie auf diese Weise eine reichliche Stunde herumgekrochen waren, hatten sie das Schlimmste überstanden; das Erdreich wurde fester, die Felsen traten zurück und der Kessel, der das Fabrikdorf umschließt, lag offen vor ihnen. Je näher sie dem Dorfe kamen, um so mehr beschleunigte der Maler seine Schritte. Es geht stark auf Mitternacht, sagte er, und ich fürchte, Herr Florus, Sie werden in Verlegenheit kommen um Ihren gewärmten Wein.

Aber Herr Florus, wacker zuschreitend, hielt sich dicht an seiner Seite.

Eben wollten sie über die Brücke schreiten, die von der großen Straße her in das Dorf führt, als der Dichter auf ein Mal den Arm seines Nachbarn ergriff, mit einer solchen, fast müssen wir sagen, innigen Heftigkeit, und zugleich in Ton und Ausdruck lag solche ungewohnte dringliche Feierlichkeit, daß der Angeredete ihm nothgedrungen stille hielt.

Herr von Lehfeldt, sagte der Dichter – nein um Alles in der Welt, unterbrechen Sie mich nur jetzt nicht! Ich habe die ganze Zeit her Ihre Gestalt und jede Ihrer Bewegungen aufs Genaueste geprüft; das ist keine Aehnlichkeit, die sich verwechseln läßt, da können mir Mondschein und verlorene Brille nichts anhaben: so wahr ich der Dichter Florus bin und so wahr ich Ihren Arm hier leibhaftig zwischen meinen Händen halte, so wahr sind Sie Herr von Lehfeldt – nein bitte, lassen Sie mich zu Ende reden! Welche Gründe Sie haben, dies Incognito anzunehmen – anzunehmen, Herr von Lehfeldt, auch gegen mich, der ich ein ganzes Jahr mit Ihnen im Schwanen gegessen habe und der ich noch vor drei Wochen mit Ihnen in der Soirée bei Ihres Herrn Onkels Excellenz gewesen bin –! weiß ich nicht, will es auch nicht untersuchen. Ich habe manche Fehler, Herr von Lehfeldt, ich weiß es, und wenn gewisse Leute zuweilen über mich lächeln, so beruhigt mich dies, daß ich noch öfter über mich selber lache, ja im Grunde genommen in einem fortwährenden moquanten Vergnügen über mich selbst lebe. Aber Indiscretion und Zudringlichkeit, Herr von Lehfeldt – Sie müssen es mir bezeugen, gerade weil Sie Herr von Lehfeldt sind – sind meine Fehler nicht.

Nach einer augenblicklichen Pause fuhr er fort:

In Ihre Geheimnisse also mich eindrängen will ich nicht; seien Sie Herr Schmidt oder Herr Müller oder Herr Schulze, ich lasse Ihnen freie Auswahl, da ich doch recht gut weiß, wer Sie sind und keine Verstellung mich länger irre machen kann. Aber da es möglich wäre, daß die Gründe Ihres Verfahrens in mir lägen, ich meine, daß mein unvermutetes Erscheinen in dieser Gegend in Ihnen gewisse Befürchtungen … Sie sehen, wohin ich ziele, Herr von Lehfeldt … eine gewisse Eifersucht … unter Umständen … und die an sich ganz natürlich wäre … ganz natürlich, Herr von Lehfeldt …

Sei es, daß er den Flug zu hoch genommen, sei es, daß er selbst noch nicht recht klar war über die Sache, die er eigentlich ausdrücken wollte – genug, der Redner hatte sich hier aufs Schönste verhaspelt. Mechanisch, weil er es sonst so gewohnt war, griff er sich ins Gesicht, um an der Brille zu rücken: und der Umstand, daß er dieselbe da nicht fand, sowie die boshafte Freundlichkeit, mit welcher Herr von Lehfeldt, mit seitwärts geneigtem Kopfe, die Fortsetzung seiner Rede erwartete, trug nur dazu bei, seine Verlegenheit noch zu vergrößern.

Bald indeß fand er sich zurecht und, Silbe vor Silbe zählend, mit pathetischer Langsamkeit:

Es ist in der Hauptstadt, sagte er, eine bekannte Sache und die Salons haben sich zwei ganze Abende davon unterhalten, daß Miß Angelica – ich bitte zu bemerken, Miß Angelica – im Begriffe steht, die Residenz zu verlassen und zu ihrem Vater zurückzukehren, einem würdigen Manne, Herr von Lehfeldt, wie wir nicht zweifeln dürfen, da er allgemein als ein Millionair bekannt ist – verstehen Sie, Herr von Lehfeldt? ein Millionair …

Ich lege keinen Werth auf die mancherlei Gerüchte (fuhr er, jetzt wieder völlig im Zuge, fort), die in der Hauptstadt über das Verhältniß der liebenswürdigen Tochter zu dem – vielleicht nicht liebenswürdigen, aber jedenfalls, wie schon bemerkt, höchst verehrungswürdigen Vater cursiren. Nur die Bemerkung kann ich nicht unterdrücken, daß für einen jungen Mann, welcher etwa geneigt wäre, seine unschätzbare Freiheit an ein schönes Mädchen und eine Tonne Goldes zu verlieren, sich hier eine höchst günstige Gelegenheit eröffnen dürfte, ganz besonders wenn besagter junger Mann etwa Jurist sein sollte. Denn wie ich hörte, so wird es sich dabei noch um Testamente und Processe handeln. Ich komme sogleich zum Schluß, Herr von Lehfeldt! Ich enthalte mich aller Vermuthungen und führe diese Thatsache nur an, um die Versicherung daran zu knüpfen, daß ich für meine Person lieber (und hier endlich fiel er wieder in seinen alten cordialen Ton zurück) von zehn Teufeln lebendig zerpflückt sein will, als eine Frau nehmen – warum, Herr von Lehfeldt? Sie wissen es recht gut: weil ich schon eine gehabt habe und weil dieselbe mir gerade Geld genug hinterlassen hat, um mit Anstand davon zu leben. Wer sich also um deswillen gegen mich ins Geheimniß hüllen wollte, weil er, in sehr schmeichelhafter Eifersucht, in mir einen Nebenbuhler und Mitbewerber um die schöne Angelica – oder, wenn Sie nichts dagegen haben, Nebennarren und Mitrasenden fürchtet, der, mit Respekt zu sagen, steckt im Sumpf – im Sumpf, Herr von Lehfeldt! und ist von der richtigen Fährte wenigstens so weit entfernt, wie ich es vorhin war. Nein, Verehrtester: was mich zu dieser thörichten Reise veranlaßt hat, ist so wenig eine Herzens- als eine politische Affaire, sondern reinweg eine literarische. Ich fühle sehr wohl, junger Spötter, wie ich mich mit diesem Geständniß den Waffen Ihres Witzes widerstandlos überliefere. Aber es liegt einmal so in meiner Natur, daß ich mich lieber wissentlich blamiren will, als ohne Grund zum Narren gehalten werden. Die sociale Frage, Vortrefflichster, da haben Sie's! Wir haben oft darüber zusammen gelacht, nicht? und nun treibt das verwetterte Ding mich in diese Berge. Es ist reine Illusion damit, ich geb' es zu, eine Art Mondschein, nichts weiter: und wiederum ist mir ein gespickter Hase lieber als der ganze Socialismus. Indessen was will man machen? Das Ding ist einmal in der Mode, alle Welt will etwas Sociales lesen: verhungernde Proletarier, reiche Wucherer, bleiche Weberkinder – auf mein Wort, Herr von Lehfeldt, ich liebe eine behagliche Existenz und mein ganzer ästhetischer Magen dreht sich um, wo ich eine von diesen Jammerhöhlen erblicke, selbst nur im Buche. Aber die Zeit will es, die Literatur verlangt es. Auch behauptet mein Arzt, ich würde zu stark – eine leidige Wahrheit! rief er und blickte, halb wehmüthig, halb selbstgefällig, auf das wohlgenährte Bäuchlein, das er vor sich hertrug: und Landluft und Fußreisen und bäurische Diät müßten meiner Taille wieder aufhelfen. Gut denn, so werd' ich mich hier sechs Wochen auf das Elend legen – begreifen Sie jetzt, Herr von Lehfeldt? sechs Wochen lang auf das Elend! Socialistische Studien will ich machen, das ist mein ganzer Zweck; was ich so socialistische Studien nenne: einige Greulgeschichten, Scandäle, Abenteuer, einige ruppige, mordverbrannte Gestalten, Pest, Elend, Hungersnoth, was sich so etwa als haarsträubende Dorfgeschichte oder ländliches Trauerspiel verarbeiten läßt. Bin ich Ihnen nun weit genug aus dem Gehege? und sehen Sie ein, wie unnöthig Ihre Besorgniß? Sie, Glücklicher, werden Honig der Liebe sammeln von den Lippen Ihrer Angebeteten, indessen ich, Diener der Musen, einigen romantischen Dreck zusammenkehren werde aus den Hütten des Elends.

Der dicke Mann war von der langen Rede ganz erschöpft; er haschte künstlich einen Zipfel des Tuchs, um sich damit den Schweiß von der Stirn zu trocknen.

Der Maler, nach einem kurzen Bedenken, erwiederte:

Auch ich, geehrtester Herr Florus, habe mich während unserer Wanderung mit dem Gedanken an die wundersame Aehnlichkeit beschäftigt, die Sie mir aufzudrängen belieben. Ich gerieth dabei unter Anderm auf jene Stelle im Cervantes, die Ihnen, bei Ihrer ausgebreiteten Kenntniß der Literatur, ohne Zweifel sogleich vollständig gegenwärtig sein wird: nämlich wo er von Personen spricht, welche, ohne sich in der That auch nur im Mindesten ähnlich zu sehen, dennoch Tag für Tag von der Einwohnerschaft ganzer Städte mit einander verwechselt wurden. Wenn das in Spanien passirt ist vor dreihundert Jahren, warum nicht auch jetzt bei uns? – Das, Herr Florus, ist die eine Seite von der Sache. Aber ich sehe noch eine zweite daran und bitte um Erlaubniß, Ihnen dieselbe ebenfalls andeuten zu dürfen. Gesetzt nämlich, der Herr von Lehfeldt, von dem Sie sprechen, hätte nun einmal, aus irgend welchen Gründen, die Laune, für einige Zeit für einen Landschaftmaler Schmidt gelten zu wollen; gesetzt ferner, er hätte sich selbst das Gelübde gethan und erklärte es hiermit feierlichst (und bei diesen Worten stellte der Maler sich dem aufmerksam zuhorchenden Dichter auf einmal schroff in den Weg), ein paar Kugeln wechseln zu wollen mit Jedem, der sich dieser Laune nicht fügen möchte, überall und so lange, bis er selbst ihn davon entbinden wird …

Der Poet, zu dessen Gebrechen Rauflust nicht gehörte, war vor Ueberraschung weit zurückgeprallt.

Ei versteht sich, sagte er hastig, diese Ihre zweite Ansicht hat außerordentlich viel für sich, Herr Schmidt, und ich trete ihr vollkommen bei, Herr Schmidt. Ueberhaupt, Herr Schmidt, habe ich nicht das geringste Talent für Aehnlichkeiten, Herr Schmidt, und wenn ich vorhin dergleichen gesagt habe, so ist das ein bloßer Scherz gewesen, so zu sagen, ein Reisescherz, Herr Schmidt …

Unter diesen Verhandlungen endlich hatten sie die Schenke erreicht, wo alle Fenster noch hell erleuchtet waren und noch ein wildes, jauchzendes Leben durch alle Säle tobte.


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