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Dem Fräulein Alwine Göttling in Jena

In Ihrer Nähe, Theuerste Freundin, in der glücklichen Umfriedung Ihres schönen Jenaischen Thales, ermuntert durch Ihre Theilnahme, Ihren Zuspruch, mitunter sogar Ihr freundschaftliches Schelten, habe ich, mit der wiederkehrenden körperlichen Gesundheit, auch die geistige Kraft und Frische gewonnen, das vorliegende Werk, das bereits vor fünf Jahren entworfen und begonnen war, endlich zu vollenden.

Es ist daher nur eine Schuld, die ich entrichte, eine Schuld der Freundschaft und der Dankbarkeit, wenn ich Ihnen dasselbe jetzt auch öffentlich zuschreibe, nachdem es Ihnen in der Stille schon seit so Langem angehört. Ich weiß, daß Ihre Bescheidenheit mir über das Oeffentliche dieser Widmung zürnen wird. Aber sind, in diesen zerrissenen, ruhelosen Zeiten, die guten, friedlichen Stunden, die wir diesen Sommer zusammen verlebt haben, nicht so selten? ist es nicht so selten, überhaupt eine solche Freundin zu haben, wie Sie uns sind? und warum also dies seltene Glück nicht auch öffentlich bekennen?

Der Beifall, den Sie meinem Versuch geschenkt, beruhigt mich, daß er wenigstens nicht ganz misglückt sein kann, und daß namentlich auch jene höheren sittlichen Ideen, die ich ihm zu Grunde gelegt habe, nicht ganz unbemerkbar geblieben sind, so wenig dieselben sich allerdings hervorzudrängen suchen.

Möge das Buch nun seinen Lauf so heiter vollenden, wie es ihn bei Ihnen, im Kreise Ihrer Freunde, begonnen hat, und möge es überall einem so nachsichtigen, das Verfehlte so mild berichtigenden, das Mangelhafte so feinsinnig ergänzenden Urtheil begegnen, wie es bei Ihnen der Fall war.

Leben Sie glücklich, Theure Freundin! ganz so glücklich, wie Ihre Freunde es Ihnen wünschen, ja wie Sie selbst, in dem Bewußtsein der vielen Freude, die Sie um Sich verbreiten, es jederzeit sein müssen!

Jena, October 1850.
R. P.


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