Ovid
Elegien der Liebe
Ovid

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11.
Liebe wider Willen.

    Und so streiten noch stets um mein Herz, dieß schwache, der Haß sich
    Ach, und die Liebe; auch siegt, fürcht' ich, die Liebe zuletzt.
Kann ich, so hass' ich; wenn nicht, so muß ich dich lieben und will nicht!
    Trägt ja der Stier auch sein Joch, das er von Herzen doch haßt.
Flieh' ich den Leichtsinn, so führt im Triumph zurück mich die Schönheit;
    Hass' ich das Laster, so reizt doch mich die holde Gestalt.
Was nun beginn' ich? Ich kann nicht mit dir, nicht ohne dich leben –
    Helft mir, ihr Götter! O sagt, was mir zu wünschen noch frommt.
Wärst du doch weniger schön oder weniger gottlos! Das möcht' ich!
    Denn zu der Sitten Verderb paßt nicht der Adel des Leibs.
Haß nur verdient dein Thun, deine Schönheit flehet um Liebe –
    Weh, daß dein holdes Gesicht so zum Vergessen verführt!
Schonung! Ich schwöre beim Recht des gemeinsamen Lagers, bei allen
    Göttern, die du so oft, weil sie es litten, betrogst;
Bei dem Gesicht, das so schön mir däucht wie von göttlichen Wesen,
    Bei deinen Augen, die mir längst schon die meinen geraubt:
Wie du auch seist, stets bleibst du doch mein; nur wähle du selber:
    Soll ich der Deine nun frei oder gezwungen nur sein?
Wähle! Für dich ja nur quält sich mein Herz und wenn es auch manchmal
    Trotzig sich sträubt, es begehrt doch nur, dein Sklave zu sein.

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