Ovid
Elegien der Liebe
Ovid

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12.
Einladung aufs Land.

        Sulmo hält mich gebannt, das Drittel der Flur von Pelignum,
    Klein ist das Land, doch gesund, rings von Gewässern durchrauscht.
Mag herdrängend auf feurigen Bahnen die Sonne den Boden
    Spalten und mag auch des Hunds heißerer Stern uns bedrohn:
Hier die pelignische Flur durchsprudeln die klarsten der Quellen,
    Ueppig auf heiterer Au grünt uns das duftigste Gras.
Reich ist an Ceres' Gaben das Land, noch reicher an Trauben
    Auch die Olive gedeiht schön auf dem lockeren Grund.
Rastlos neigt in die Fluten und hebt aus den Fluten das Gras sich,
    Rasenbeschattet am Bach dehnen die Matten sich hin.
Aber mein Feuer ist fern; doch nein – hier fehlt' ich im Ausdruck:
    Sie, die das Feuer erregt, fehlt, doch das Feuer ist da.
Ruhlos mögen sie liegen, bedrückt von lastender Erde,
    Die einst zuerst fernhin leitende Wege gebahnt;
Oder sie mußten dem Jüngling begleitend gesellen ein Mädchen,
    Sollt' er denn wirklich am Stab wandernd durchmessen die Welt.
Stieg' ich, von Stürmen umbraust, dann über die schrecklichen Alpen,
    Fänd' ich doch lieblich den Weg, wärst du, Geliebte, bei mir.
Mit dir wagt' ich die Fahrt tollkühn durch die syrtische Brandung,
    Mit dir würd' ich mein Schiff selber den Stürmen vertraun,
Würde die Hunde nicht scheun, die den Schoß umbellen der JungfrauDie Scylla ward von den Alten als eine Jungfrau dargestellt, deren Leib von bellenden Hundsköpfen umgeben war.,
    Noch die Malea, von wild gährenden Wirbeln umkreistMalea, ein gefürchtetes Vorgebirge an der Südspitze Griechenlands, wo einmal auch ein Schiff mit einem berühmten Gemälde des Zeuxis, eine Centaurin mit ihren Kleinen darstellend, untergegangen ist.;
Auch die Charybdis nicht, die voll von gescheiterten Schiffen
    Tief aus dem Schlunde die Flut speit und von neuem verschlingt.
Weicht dann Neptun selbst zurück vor den übergewaltigen Winden,
    Reißt dann die Woge die Schaar helfender Götter uns fort –
O, dann schlinge mir dreist um den Nacken die schneeigen Arme,
    Laß mich dich tragen! Wie gern trag' ich die liebliche Last!
Ohne dich aber – wenn gleich mir mit rankenden Reben die Gärten
    Ringsum prangen, die Flur rauschende Bäche durchziehn,
Sacht in Gräben den rieselnden Quell hinleitet der Landmann
    Und ein kühlerer Wind fächelnd die Blätter durchläuft –
Glaub' ich doch nimmer zu athmen die heilsame Luft der Peligner,
    Nicht in der Heimat zu sein auf dem ererbten Besitz –
Nein, bei Skythen vielleicht, bei Kiliken, bei grünenGrün, d. h. grün bemalt. Britannen,
    Auf bluttriefendem Fels, wie ihn Prometheus umschrie.
Liebt doch die Ulme die Rebe, die nimmer sich trennt von der Ulme –
    Weßhalb werde so oft ich von der Herrin getrennt?
Schworst du's nicht heilig mir zu, bei mir, bei den eigenen schönen
    Augen, du wolltest gewiß ewig zur Seite mir sein?
Leichter als fallendes Laub sind Mädchenworte; die flücht'gen
    Wirbeln im Winde dahin, treiben im Strome mit fort.
Aber blieb nur ein Hauch dir von Liebe für mich, den Verlass'nen,
    Auf dann, mache zur That, was du so lang mir versprachst.
Schirre die sausenden Klepper sogleich an den flüchtigen Wagen,
    Schwing' um die Mähnen, im Wind flatternd, die Geißel du selbst.
Und dann sollen, sobald du erscheinst, sich die Hügel dir senken
    Und durchs gewundene Thal leite dich freundlich der Weg.

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