Charlotte Niese
Kajus Rungholt
Charlotte Niese

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36 III.

Im Schlosse zu Kopenhagen saßen in einem kleinen, prächtig eingerichteten Gemach zwei Männer beim Schachspiel. Die goldige Herbstsonne fiel durch buntgemalte Fenster und wob einen strahlenden Schein um das Gesicht des einen, der sich nachlässig in seinem reichgeschnitzten Stuhle zurücklehnte und mit prüfendem Blick auf das Brett vor sich sah. Er war ein älterer Mann, dessen scharfgeschnittenes Gesicht den Ausdruck großer Willenskraft und Entschlossenheit trug. Dichtes, leicht ergrauendes Haar bedeckte den starken Kopf und legte sich auf der einen Seite, zum Zopf geflochten, um das linke Ohr; ein starker Knebelbart verdeckte den etwas aufgeworfenen Mund, über den sich eine scharfgebogene Nase streckte. Die dunkelbraunen Augen hatten einen stolz gebietenden Ausdruck; man konnte es ihnen ansehen, daß ihr Besitzer nicht gewohnt war, Widerspruch zu ertragen. Sein Mitspieler war gleichfalls ein stattlicher dunkler Herr mit ausgeprägten Gesichtszügen und ernsthaftem Ausdruck.

König Christian der Vierte, denn er war es, richtete seine stattliche Figur auf und setzte mit rascher Bewegung einen Turm vor seinen König.

»Ihr bringt mir meinen König arg ins Gedränge, lieber Freiherr,« sagte er dann in fließendem 37 Deutsch. »Wißt Ihr denn nicht, daß derartiges Benehmen für einen Hofmann unvorsichtig ist?«

»Und doch müssen in dieser Zeit selbst die Könige vor ihren Feinden fliehen!« versetzte der Angeredete und rückte seinen Springer so geschickt, daß der feindliche König mattgestellt ward.

König Christian schob das Schachbrett von sich.

»Ihr habt recht,« sagte er dann finster, »mit Königen und Prinzen geht man heutzutage übel um, und der Respekt mangelt vor den Gesalbten des Herrn. Doch tut Ihr nicht gut, Herr Freiherr, mich an meine Sorgen zu gemahnen, wenn ich im Spiel derselben vergessen will!«

Der Freiherr neigte das Haupt.

»Eure Majestät müssen mir in Gnaden meine Äußerung verzeihen, wußte ich doch nicht, daß Dieselben der Trübsal, die an die Pforten des Reiches klopft, vergessen wollten!«

Christian runzelte die Stirn.

»Wäret Ihr nicht ein so treuer Mann, Freiherr Rungholt, ich könnte Euch zürnen! Meint Ihr, daß mir nicht die Ohren vollgesprochen werden von der Politik aller Reiche? Wenn mein dänischer Kanzler Friis mich verläßt, kommt Reventlow, der Deutsche, und mit den Uhlfelds rede ich gleichfalls dasselbe: Politik und Politik – es ist das einzige, worüber meine Reichsräte sprechen können, und doch gibt es der Arbeit genug in meinem eigenen schönen Lande, daß ich die Händel der andern mit Freuden vergessen möchte!«

»Eure Majestät verstehen es ja, beides, die Wohlfahrt des dänischen Reiches und das Interesse an 38 dem Auslande, miteinander zu vereinigen,« erwiderte Rungholt.

Der König blickte freundlicher.

»Ei, ei, mein lieber Freiherr,« sagte er mit gutmütigem Spott, »daß Ihr in so wohlgesetzten Worten schmeicheln könntet, habe ich nicht erwartet!«

Der Freiherr lächelte, wodurch sein ernstes Gesicht sich angenehm verschönte.

»Ich bin gestern abend bei der holdseligen Gräfin Eleonore in die Schule gegangen, und das liebliche Fräulein hat mir erzählt, daß ich ein deutscher Bär sei, der noch Anstand lernen müßte!«

Über Christians Züge flog ein behaglich freundlicher Ausdruck.

»Eleonore Christiane ist eine Zauberin und vom Höchsten mit herrlichen Gaben ausgestattet!« meinte er dann. »Korfiz wird ihr ein guter Eheherr sein!«

»Herr Korfiz Uhlfeld liebt seine Auserwählte mit leidenschaftlicher Inbrunst!«

»Das ist es gerade, was mir manchmal Sorge macht!« nickte der König, den mit kostbarem Pelz besetzten Samtrock über seine Knie legend. »Wisset, beide Menschen sind mir zu sehr erfüllt von leidenschaftlicher Liebe, die in der Ehe oft zum Unglück führt. Habe ich doch selbst diese Erfahrung machen müssen!«

Der Freiherr antwortete nicht gleich. Seitdem Christian seine zweite Gemahlin, die ihm morganatisch angetraute Frau Christine Munk, Mutter vieler Kinder, wegen vermeintlicher Untreue verstoßen hatte, wagte seine Umgebung nicht, ihn mehr als nötig an diese traurige Angelegenheit zu erinnern, obgleich er öfters 39 selbst davon sprach. Alle Kinder der Frau Christine lebten am Hofe des Königs und standen fast in demselben Ansehen, wie die königlichen Prinzen. Christian liebte sie auf das zärtlichste und suchte seine Töchter, die Gräfinnen von Schleswig und Holstein hießen, mit den vornehmsten Edelleuten des Landes zu vermählen.

Aber es gehörte dennoch eine große Gewandtheit dazu, über die Familienverhältnisse des Königs so zu sprechen, daß er, der sehr aufbrausend sein konnte, nicht beleidigt wurde, und da der Freiherr von Rungholt diese Gewandtheit nicht hatte, so begnügte er sich damit, seinen großen Schnurrbart zu streichen und sich verschiedene Male zu räuspern.

Doch König Christian schien keine besondere Antwort zu erwarten. Er zog einen eingelegten Kasten zu sich, um die zierlich geschnitzten Schachfiguren in ihn zu legen, als sich die Tür öffnete und ein Page eintrat.

»Nun, mein Freund,« rief der König dem Eintretenden scherzend entgegen, »bringst du mir wichtige Nachricht, daß du es wagst, mich bei meinem Spiel zu stören?«

Der kleine Page blickte erschreckt den König an.

»Königliche Majestät werden verzeihen,« stotterte er in gebrochenem Dänisch, »aber der Herr Korfiz Uhlfeld hat mir befohlen –«

Christian lachte über das possierliche Dänisch des Kleinen.

»Sprich nur Deutsch, kleiner Holsteiner,« sagte er dann gutmütig, sich derselben Sprache bedienend, 40 während er den Pagen erst dänisch angeredet hatte. »Also, was hat dir Korfiz Uhlfeld befohlen?«

»Er verlangte nach dem Freiherrn von Rungholt!« bestellte der Page jetzt ganz geläufig. »Es ist ein Knecht vom Gute des Freiherrn gekommen mit wichtigen Nachrichten!«

»Nun, dann geht, werter Herr!« sagte der König mit entlassender Handbewegung. »Ihr könnt mich morgen wieder mit Eurem Besuche beehren, und ich hoffe dann, mich für die heutige verlorene Schlacht zu rächen!«

Der Freiherr beugte seine hohe Gestalt tief vor dem Könige, ehe er das Gemach verließ. Dann folgte er langsamen Schrittes dem Boten, der eilig einen langen Korridor hinablief und sich öfters nach dem Herrn umsah, obgleich dieser sich nicht beeilte, ihm zu folgen.

»Der Herr Uhlfeld wartet schon recht lange auf Euch!« wagte er endlich schüchtern zu sagen, als der Freiherr vor einem Bogenfenster stehen blieb und durch die kleinen Scheiben auf die Dächer der Stadt Kopenhagen blickte, aus denen die schlanken Türme der Frauen- und der Dreifaltigkeitskirche hoch aufragten.

Der Freiherr sah sich ärgerlich nach dem kleinen Mahner um, aber das bittende Kindergesicht verfehlte seinen Eindruck nicht.

»Der meint noch, daß es nichts Schöneres gibt, als von Haus zu hören. Scheint keine keifenden Weiber zu kennen!« brummte er zwischen den Zähnen; dann holte er mit so langen Schritten aus, daß der Page Mühe hatte, hinter ihm zu bleiben.

Am äußersten Ende des andern Flügels lagen die 41 Gemächer der Gräfin Eleonore Christine, und dort, wußte Freiherr von Rungholt, würde der Reichshofmeister, Herr Korfiz Uhlfeld, zu finden sein, der in wenig Tagen mit der lieblichen Königstochter vermählt werden sollte.

Jetzt öffnete der Page eine Tür, und Freiherr von Rungholt trat in ein Vorzimmer, in dem ein Kammerfräulein sich erhob, um den Freiherrn nach seinem Begehr zu fragen. Doch schon trat von der andern Seite Korfiz Uhlfeld ein und streckte mit großer Freundlichkeit dem Gerufenen beide Hände entgegen.

»Verzeiht, Freiherr, daß ich Eure Mußestunde zu unterbrechen wagte, aber Euer Knecht bringt so wunderliche Kunde von Eurem Hofe, daß ich notwendig mit Euch sprechen mußte!«

Beide Herren traten bei diesen lebhaft gesprochenen Worten in das Gemach der Gräfin Eleonore und der Freiherr küßte eine kleine, schöngeformte Hand, die sich ihm freundlich entgegenstreckte.

»Mein zukünftiger Herr und Gebieter spürt überall Verrat und Menschenschlechtigkeit, Herr von Rungholt,« sagte die klare Stimme Eleonorens, während ihre lachenden dunklen Augen sich mit dem Ausdruck der größten Liebe auf das männlichschöne Gesicht ihres Verlobten richteten.

Der Freiherr sah mit väterlicher Freundlichkeit auf die junge Gestalt der Sprechenden.

»Herr Korfiz wird wohl seine Gründe zu diesen argwöhnischen Gedanken haben, werte Gräfin,« sagte er dann, »und Ihr wißt, daß ich volles Vertrauen in ihn setze!«

42 »Alle Menschen müssen Vertrauen zu ihm und seiner Klugheit haben!« rief Eleonore stolz, und besänftigend legte Korfiz seine Hand auf die Schulter der Gräfin, um ihr leise etwas ins Ohr zu sagen.

Es war ein schönes Paar, das zusammen in dem hohen Gemach der Königsburg stand, und es gab wohl keinen Mann im dänischen Reiche, dem alle Gaben des Geistes und des Leibes in so reichem Maße zufielen, wie dem stolzen Reichshofmeister. Groß, schlank und elastisch gebaut, mit feinem, geistreichem Gesicht, dazu mit umfassenden Kenntnissen und kühnem staatsmännischem Blick ausgestattet, war er wohl würdig, Schwiegersohn eines Königs zu sein und eine Braut heimzuführen, die nicht allein durch ihren Rang, sondern auch durch seltene Begabung die Zierde des dänischen Hofes war. Eleonore Christine hatte augenblicklich, es war im Jahre 1636, ihr sechzehntes Jahr nicht ganz vollendet und besaß noch nicht die anziehende Schönheit späterer Jahre, aber es lag in ihrem ganzen Auftreten eine Anmut und geistvolle Frische, die jeden, dem sie nahte, entzücken mußte. Sie trug ein leichtgebauschtes, veilchenfarbiges Seidenkleid, dessen eckiger Ausschnitt mit kostbaren Spitzen besetzt war, und auch Herr Korfiz Uhlfeld hatte sich in die Farbe der Lieblingsblume seiner Braut gekleidet.

Jetzt winkte Eleonore dem Freiherrn, sich zu setzen, und fragte dann lebhaft: »Aber Ihr seid gar nicht neugierig, zu erfahren, weshalb mein Korfiz Euch herbestellt hat.«

»Ihr habt dem Freiherrn wenig Zeit zum Fragen 43 gelassen!« scherzte Uhlfeld. Dann wandte er sich rasch Freiherr von Rungholt zu.

»Ihr müßt wissen,« sagte er, ernst werdend, »daß die Gräfin und ich heute auf die Falkenbeize ritten und auf dem Heimwege einem Manne begegneten, der lebhaft nach Euch fragte. Und zwar richtete er seine Worte an mich und nicht an meine Diener, was mich verwunderte, denn ein gemeiner Bauersmann verkriecht sich eher im Graben, als daß er mit uns Herren redet. So suchte ich ihn denn auszufragen, um zu erkunden, was er bei Euch wollte. Zuerst sah er mich mißtrauisch an; nachdem ich aber freundlich mit ihm redete, ist ihm manch bedenklich Wort entfahren, das darauf deutet, daß Wichtiges sich auf Eurem Hofe zuträgt; Wichtiges, das nicht allein Euch, sondern das ganze Reich angeht. Da habe ich den Mann mit mir ins Schloß genommen, und Ihr müßt mir gestatten, daß die Gräfin und ich Eurer Unterredung beiwohnen, weil wir beide über die Maßen neugierig geworden sind!«

Er rührte an eine Schelle, auf deren silbernen Ton eine Seitentür aufging, aus der, geführt von einem Diener, der fehmarnsche Knecht Hinnerk trat. Er war abgerissen und verstaubt, aber seine scharfen Augen blickten unbefangen umher, und sein verbittertes Gesicht trug einen gleichmütigen Ausdruck, während der Freiherr ihn mit unangenehmer Überraschung erkannte. Die vornehme Überlegenheit des Reichshofmeisters, mit der dieser erklärte, Zeuge der Mitteilung sein zu wollen, die Hinnerk dem Freiherrn zu machen habe, war verletzend für Rungholt, der, obgleich ein Anhänger Uhlfelds, doch nicht 44 geneigt war, sich willenlos dessen Herrschsucht zu unterwerfen.

Zornig fuhr er daher den Knecht an und schalt, daß er gewagt hatte, nach ihm zu fragen, ohne Rücksicht auf die Gegenwart der jungen Gräfin zu nehmen, die ängstlich zu dem gestrengen Herrn hinüberblickte, während Uhlfeld keine Miene verzog.

Auf Hinnerk schien der Zorn des Freiherrn wenig Eindruck zu machen. Als dieser schwieg, sagte er kaltblütig:

»Ich meinte, Ihr solltet mir dankbar sein, daß ich Euch aufsuchte, und mir nicht mit Scheltworten begegnen, da ich ein freier Mann und kein Höriger bin und nur aus Liebe zum Junker Kai ein Wörtlein mit Euch reden möchte!«

Eleonore brach über diese kühne Rede in helles Lachen aus, und der Diener entfernte sich leise. Korfiz Uhlfeld aber fragte Hinnerk: »Wo bist du her?«

»Ich bin von Fehmarn!« entgegnete der Gefragte, seine gebückte Gestalt etwas aufrichtend.

»Nun, du siehst auch so halsstarrig aus wie ein Fehmarnscher!« lachte Uhlfeld belustigt. »Ihr seid ein trotzig und eigenwillig Bauernvolk, das keinen so guten Herrn wie unsern König verdient!«

»Wenn du jetzt nicht bald erzählst, was dich hergeführt, so magst du zum Teufel gehn!« rief der Freiherr, seinen Ingrimm nur mühsam bekämpfend.

Hinnerk wandte sein Gesicht, das er mit spöttischem Grinsen dem Reichshofmeister zukehrte, dem Freiherrn wieder zu.

»Es ist ein Herr auf Holleby, der Schonen und Seeland dem Schweden verraten und dem Junker 45 Kai sein Erstgeburtsrecht nehmen will!« sagte er rasch und geläufig. Diesen Satz hatte er sich mühsam eingeprägt und lächelte triumphierend, als er den Eindruck seiner Worte bemerkte. Seine drei Zuhörer waren wie mit einem Schlage in die Höhe gefahren, und Freiherr von Rungholt stellte sich drohend mit erhobener Hand vor ihn hin.

»Du lügst, Schurke!« knirschte er. »Auf meinem Hofe nisten keine Landesverräter!«

»Er ist ein Vetter der Freifrau und nennt sich von Zoppelow!« rief Hinnerk, ängstlich zurücktretend, denn der Freiherr sah aus, als hätte er Lust, den Knecht niederzuschlagen.

Uhlfeld faßte Rungholts Arm. »Beruhigt Euch,« bat er freundlich, aber bestimmt. »Ich hatte eine Ahnung, daß dieser Mann wichtige Nachricht brächte. Wir wollen ihn ausfragen, damit er uns Genaues berichte.«

Alle setzten sich wieder, und Korfiz Uhlfeld, der Hinnerk freundlich zuredete, erfuhr bald von ihm, was dieser gehört hatte, als er im Turm saß und die Unterhaltung Zoppelows mit der Freifrau belauschte.

Natürlich blieb Hinnerk nicht ganz bei der Wahrheit und übertrieb die Worte Zoppelows auf das äußerste, so daß es den Anschein hatte, als wenn die Schweden in den nächsten Tagen in die dänischen Provinzen einfallen würden. Als er nichts mehr zu berichten hatte, saß Uhlfeld eine Weile mit zur Erde gesenktem Kopf, ehe er den Freiherrn anredete.

»Was meint Ihr zu dieser Affäre?« fragte er 46 dann. Freiherr von Rungholt runzelte finster die Stirn.

»Ich glaube nicht, daß die Schweden augenblicklich böse Gelüste zu unserem Lande haben, wenn auch Banners Sieg bei Wittstock, den er soeben erfocht, sie wieder übermütig gemacht hat,« sagte er mit tiefem Groll in der Stimme und einem drohenden Blick auf Hinnerk. Denn der berichtete Böses von Holleby, und das machte den Freiherrn zornig.

»Eurer Ansicht neige auch ich mich zu,« meinte Uhlfeld, »aber Ihr tut doch sicher besser, einmal auf Euren Hof zu reiten und Euch diesen Menschen dort anzuschauen. Er verdient harte Strafe für seine bösen Absichten. Ich werde noch heute Seiner Majestät über diesen Fall berichten, und Höchstdieselbe wird Euch vermutlich einen Befehl zugehen lassen, was Ihr mit diesem schwedischen Parteigänger anzufangen habt.«

Der Freiherr erhob sich.

»Ich werde dem Gebot Seiner Majestät Folge leisten,« sagte er steif. »Gestattet, daß ich mich Euch empfehle!«

Da hielt die Gräfin Eleonore den verstimmten Mann freundlich zurück.

»Der Knecht sprach auch manches von Eurem Sohn,« sagte sie sanft. »Könnte es wirklich möglich sein, ihm sein Erstgeburtsrecht zu nehmen, weil seine Mutter nicht von Adel war?«

Rungholt blickte betroffen drein. In seinem Zorn über die Anwesenheit des Fremden auf Holleby hatte ihn die Erwähnung Kais nur oberflächlich berührt.

47 »Der König wird eine solche Ungerechtigkeit, wie mein zweites Ehegemahl sie wünscht, nicht dulden!« meinte er dann.

»Sicherlich nicht!« rief Uhlfeld, dem der Ärger des Freiherrn über seinen vornehmen Ton nicht entgangen war. »Meine holde Braut muß ein gut Wörtlein bei ihrem hohen Vater einlegen, damit Seine Majestät etwas für den armen Junker tue. Wie alt ist er?«

»Vierzehn Jahre müssen vergangen sein seit seinem ersten Geburtstage!« erwiderte Rungholt.

»Dann muß er auf die Ritterakademie zu Sorö geschickt werden!« rief Eleonore, die sich lebhaft für die Wissenschaften interessierte; aber der Freiherr schüttelte zweifelnd den Kopf.

»Ich danke Gott, wenn er richtig lesen und schreiben kann, da er niemals viel Freude am Lernen verspürte!«

»Nun, so muß er Page werden und später in die Kavaliergarde treten!« entschied Uhlfeld freundlich, und Gräfin Eleonore setzte huldvoll hinzu:

»Auf alle Fälle soll es ihm nicht an unserer besonderen Gunst fehlen!«

Noch einmal verneigte sich der Freiherr förmlich und schritt dann hocherhobenen Hauptes davon, ohne auch nur einen Blick auf Hinnerk zu werfen, der noch immer in einer Ecke stand und gespannt der Unterhaltung zuhörte.


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