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Biographie des Giovanni Boccaccio.

Nach authentischen Quellen, von Jeremias Mückerlein.

Boccaccio beging seine erste Ungehörigkeit im Moment seiner Geburt, da er im Jahre 1313 als der uneheliche Sohn eines florentinischen Kaufmanns und einer Französin zur Welt kam. Wahrscheinlich hat er persönlich einer schnöden Statistik zuliebe die legitime Heirat seiner Eltern verhindert, denn einem Ausländer aus dem vierzehnten Jahrhundert ist alles zuzutrauen. Eine weitere Gemeinheit bestand darin, daß er nicht, wie es sich gehört hätte, in Florenz, sondern in Paris geboren wurde, wo außer ihm noch sehr viel andere Apachen das Licht der Welt erblickten.

Von seinem Vater wurde er zum Kaufmann bestimmt. Da er sich aber mit Recht vor den Kaufmannsgerichten fürchtete, so studierte er sechs Jahre lang kanonisches Recht, in der Absicht, später die Priester in wirksamer Weise verleumden zu können. Wann er zum erstenmal mit der Polizei in Konflikt kam, ist nicht ermittelt; jedoch soll er schon als Knabe kleine Gedichte gemacht haben.

Im Jahre 1338 begann seine Liebe zur Fiametta, die den Giovanni an Unehelichkeit der Geburt womöglich noch übertraf, denn sie war die natürliche Tochter des Königs Robert von Neapel. Außerdem war Fiametta, um den Skandal zu vervollständigen, verheiratet. Kein Wunder, daß sich als Frucht dieses unerlaubten Verhältnisses mehrere höchst bedenkliche Sonnette, epische Ottaverime und Prosaromane ergaben.

Unter diesen ist besonders »Troilus und Cressida« zu erwähnen, mit welchem Roman er später den Shakespeare zu einem Plagiat verführte, denn böse Beispiele verderben gute Sitten.

Einige Jahre später erklärte er sich in seinen Schriften plötzlich als heftiger Feind der Frauen und der Liebe; nach dem Rezept aller Rowdies, welche »Haltet den Dieb!« rufen, nachdem sie eben erst gemaust haben.

Im Jahre 1351 wurde er mit seinem Komplizen Petrarca der Begründer jener Ära von Nuditäten und im § 184 des Strafgesetzbuchs besonders bedrohten Ungehörigkeiten, die sich unter dem Namen »Renaissance« eine traurige Berühmtheit erworben hat. Er belebte unter anderer antiker Schundliteratur auch den Homer. An einer zielbewußten Hand, derartige Zoten in Hexametern zu unterdrücken, fehlte es leider in Italien vollständig, und so konnte die Renaissance weiterwuchern.

Um dieselbe Zeit pfuschte Boccaccio mehrfach ins diplomatische Handwerk und verübte wiederholte Gesandtschaften, so an den Markgrafen Ludwig sowie an die Päpste Innozenz VI. und Urban V. Die Chroniken berichten, daß er in dieser Eigenschaft das Vertrauen seiner Mitbürger genoß, ein Beweis, daß diese sogenannten Mitbürger genau so korrumpiert waren, wie er selbst. Übrigens weiß man ja, daß Botschafter keiner Zollpflicht unterliegen, und so bleibt die Vermutung, daß Boccaccio nur deshalb Gesandter wurde, um Zigaretten zollfrei einzuschmuggeln.

Den Gipfel der Frechheit erreichte Boccaccio, als er in Florenz die Pest einschleppte, um aus ihr einen Vorwand für seinen ruppigen ›Dekamerone‹ zu gewinnen. Die Pest (auch Schwarzer Tod genannt) war zwar nicht ganz so schlimm wie die Renaissance, aber immerhin starben in Florenz mehrere Hundert Personen täglich, was zu der Annahme berechtigt, daß ein ungesunder Zustand vorlag. Die Hoffnung der anständigen Leute, daß Boccaccio selbst die Mortalitätsliste füllen würde, schlug leider fehl, vielmehr blieb der Unhold dermaßen am Leben, daß er hundert Novellen verfaßte, die seitdem die Literatur verunreinigen. Die meisten sind so pervers, daß man sie in sämtliche lebende Sprachen übersetzen mußte, um sie auszurotten.

Endlich erreichte den Frevler sein Schicksal. Mehrere deutsche Gerichte stellten fest, daß in zirka 600 Jahren eine Verjährung noch nicht eingetreten sei, und verboten den Dekamerone auf Grund des Gesetzes gegen die gemeinschädlichen Folgen des Methylalkohols und anderer Druckschriften. Bei der Ergreifung der Buchhändler taten besonders die Lex Heinze und der Polizeihund Flott vortreffliche Dienste. Dieser allein hat mindestens fünfzig Sortimenter verbellt. Seitdem ist der Giovanni Boccaccio tot und darf nur noch in zahllosen Prachtausgaben verkauft werden, bei Bezug größerer Partien mit dreißig Prozent Rabatt. Möge es allen Klassikern so ergehen!


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