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Der Mann mit dem schönen Organ.

Bei einer der zahlreichen Tagungen ergriff er das Wort. Er hatte bessere Tage gesehen, als er noch am Stadttheater als Heldenspieler die Herzen der Backfische entzündete. Aber nun war die große Welle über ihn hinweggegangen, und nun hatte er sich der neuen Kunst völlig in die Arme geworfen.

Ein jüngerer Kollege, Kinofeind bis auf die Knochen, opponierte heftig: »Die heilige Schauspielkunst, die hehre Himmelstochter, würde verraten, verkauft und prostituiert, wenn die dramatischen Werke, des Wortes beraubt und nach Kilometern berechnet, in stummen zappelnden Figuren auf die Leinwand geschmissen würden; kein anständiger Schauspieler dürfe zu solcher Vergewaltigung die Hand bieten.«

Aber da strich sich der verflossene Altmeister die gefärbte Schmachtlocke aus der Stirn, runzelte die nicht minder getünchten Brauen und donnerte den Jüngling nieder:

»Schuweigen Sie, Gellebschnabel! wer purostituiert sich? die Kunst? nein, das Pubelikum, das eine Gurröße, wie mich, fallen ließ! Lohnt es sich heute noch, ein Orrugan zu besitzen, das wie Orrugelklang durch die Erräume burraust? Da sind die neuen Gurrößen aufgekommen, welleche gurrunzen und schenattern und vom kulassischen Derrama keine Ahnung haben! Wie habe ich einst den Eggemont, den Mufisto, den Effalstaff, den Efferanz Moor hingelegt! Dafür ist jegliches Verreständnis verreschuwunden! Man will die schönen Berrusttöne nicht mehr hören. Die Kuritiker in ihrer Furechheit haben das kulassische Derrama ruinürt, von Eurüpüdes bis zu Gurillparzer. Schön sperrechen nennen sie dekulamüren! Da bin ich denn zu dem Entscheluß gekommen: düsen Schuwindel mache ich nicht mehr mit. Entweder das ganze Orrugan oder gar kein Orrugan. Ich verrestumme und verreschereibe mich dem Fillem! Auf der heutigen Sperrechbühne ist für meine Ausderrucksmögelichkeiten kein Pellatz mehr. Vorebei, vorebei! Ich kann nicht elleugenen, daß dieser Scheritt für mich schuwierig war. Nicht mehr am Perroszenium stehen, nicht mehr Kassekaden von Torochäen in die Hörorschaft schumettern! Das ist bittor! Aber ich habe überwuneden. Und auch für Sie, mein junger Fureund, wird döreinst die Gelocke schulagen, und Sie werden für das Küno agüren. Da ist der Erubikon, wir müssen hinübor!«


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