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Einunddreißigste Rune

Untamo erhebt Krieg gegen seinen Bruder Kalerwo, tötet Kalerwo samt seiner Schar, es bleibt nur dessen Weib, das gesegneten Leibes ist, von dem ganzen Stamme nach; man führt sie fort und sie gebiert in Untamos Behausung den Knaben Kullerwo 1–82. Kullerwo denkt schon in der Wiege an Untamo Rache zu nehmen und Untamo versucht ihn auf verschiedene Art zu töten, vermag es aber nicht 83–202. Größer geworden verdirbt Kullerwo jegliche Arbeit und Untamo verkauft ihn in seinem Ärger als Knecht dem Ilmarinen 203-374.

Ihre Hühnchen zog die Mutter,
Einen großen Schwarm von Schwänen,
Setzt die Hühnchen hin zum Zaune,
In den Fluß sie ihre Schwäne;
Kommt ein Adler, scheucht sie aufwärts,
Kommt ein Habicht und zerstreut sie,
Kommt ein Falke und zersprengt sie:
Einen trägt er nach Karjala,
Führt ins Russenland den zweiten,
Läßt den dritten in der Heimat. [10]

Der nach Rußland Fortgeführte
Wuchs heran zum Handelsmanne,
Der nach Karjala Getragne
Wuchs heran und hieß Kalerwo,
Der zu Haus Zurückgelaßne
Namens Untamoinen mußte
Zu des Vaters Unglück wachsen,
Zu dem Herzeleid der Mutter.

Untamoinen setzt die Netze
In den Fischbezirk Kalerwos; [20]
Kalerwoinen sieht die Netze,
Nimmt in seinen Sack die Fische;
Untamo, der Arggesinnte,
Wird gar böse und verdrießlich,
Schafft sich Krieger mit den Fingern,
Mit den Händen einen Haufen,
Um der Fische Eingeweide,
Um der Barsche Brut zu streiten.

Streiten beide da und kämpfen,
Keiner wird des andern Meister; [30]
Schlägt er heftig auf den andern,
Wird er selber auch geschlagen.

Darauf nun zum andern Male
An dem zweiten, dritten Tage
Säte Kalerwoinen Hafer
Hinter Untamoinens Wohnung.

Untamoinens Schaf, das kecke,
Fraß den Hafer Kalerwoinens;
Kalerwoinens Hund, der böse,
Riß Untamos Schaf in Stücke. [40]

Untamo droht nun gewaltig
Kalerwoinen, seinem Bruder,
Kalerwos Geschlecht zu töten,
Groß und klein dort zu erschlagen,
Zu vernichten das Gesinde,
Zu verbrennen seine Stube.

Schuf sich Männer schwertumgürtet,
Helden, deren Hand bewaffnet,
Knaben mit dem Speer am Gürtel,
Auf der Schulter Äxte tragend; [50]
Zog dann zu dem großen Streite
Gegen seinen eignen Bruder.

Dessen schöne Schwiegertochter
Saß grad in des Fensters Nähe,
Blickt nach außen aus dem Fenster,
Redet Worte solcher Weise:
»Seh' ich dichten Rauch dort steigen
Oder eine dunkle Wolke
An dem Saume jenes Feldes,
An dem Rand des neuen Ganges?« [60]

Keineswegs war es ein Nebel,
Dichter Rauch war es durchaus nicht,
Waren Untamoinens Helden,
Zogen dorten zu dem Streite.

Kamen Untamoinens Helden,
Sie, die Männer schwertumgürtet,
Brachten um Kalerwos Scharen,
Töteten die große Sippe,
Brannten seinen Hof zu Asche,
Machten gleich ihn ebnen Fluren. [70]

Blieb allein das Weib Kalerwos
Mit der Frucht in ihrem Leibe,
Nahmen sie Untamos Helden
Mit sich nach den Heimathöfen,
Daß die Stube sie dort kehre,
Rein den Boden dorten fege.

Wenig Zeit war hingegangen,
Ward ein kleiner Knab' geboren
Von der unglücksel'gen Mutter;
Wie wohl sollte man ihn nennen? [80]
Kullerwo nannt' ihn die Mutter,
Kampfesgut nannt' ihn Untamo.

Ward der kleine Knab' geleget,
Ward das Kind, das vaterlose,
In die Wiege nun gebettet,
Daß es dort geschaukelt werde.

Schaukelt sich dort in der Wiege,
Schaukelt, daß die Haare flattern,
Einen Tag und auch den zweiten,
Aber schon am dritten Tage [90]
Schlägt der Knabe mit den Füßen,
Schlägt nach vorne, schlägt nach hinten,
Sprengt mit Macht die Wickelbänder,
Kriecht heraus auf seine Decke,
Schlägt die Lindenwieg' in Stücke
Und zerreißet alle Windeln.

Schien als wollt' er gut gedeihen,
Als wollt' tauglich er geraten;
Untamola hofft gewißlich,
Daß er einstmals, groß gewachsen, [100]
Mannhaft und verständig werde,
Heldenmüt'gen Sinn erwerbe,
Als ein Knecht von hundertfachem,
Tausendfachem Wert sich weise.

Wuchs nun zwei und drei der Monde,
Aber schon im dritten Monde
Als ein Knab' von Knieeshöhe
Fing er also an zu sinnen:
»Wenn ich größer bin geworden,
Wenn mein Körper Kraft bekommen, [110]
Will ich meines Vaters Wunden,
Meiner Mutter Tränen rächen.«

Untamoinen hört die Worte,
Redet selbst auf diese Weise:
»Meinem Haus bringt er Verderben,
In ihm wächst Kalerwo wieder.«

Überlegten nun die Männer
Und die Weiber alle rieten,
Wo den Knaben hin man stecken,
Wie zum Tod ihn schaffen könnte. [120]

Ward gesetzet in ein Fäßlein,
In ein Tönnlein eingesperret,
Zu dem Wasser so geführet,
Also in die Flut versenket.

Darauf ging man nachzuschauen
Nach Verlauf von zweien Nächten,
Ob im Wasser er ertrunken,
Ob im Faß er umgekommen.

War im Wasser nicht ertrunken,
Nicht im Fasse umgekommen, [130]
Aus dem Faß war er gekrochen,
Saß nun auf der Wogen Rücken,
In der Hand ein Kupferstöcklein,
An der Spitz' ein Seidenschnürchen,
Angelte des Meeres Fische,
Maß des Meeres Wassermenge:
Wasser ist im Meer hinlänglich,
Daß es zwei der Löffel füllet,
Würde es genau gemessen,
Käm' ein wenig auf den dritten. [140]

Untamoinen überlegte:
»Wohin soll ich mit dem Knaben,
Wie Vernichtung ihm bereiten,
Welchem Tod ihn überliefern?«

Er befahl dem Knecht zu sammeln
Hartes Holz von trocknen Birken,
Fichten mit vielhundert Zweigen,
Bäume, die mit Harz gefüllet,
Um den Knaben zu verbrennen,
Kullerwo zugrund zu richten. [150]

Aufgestapelt und gesammelt
Wurde trocknes Holz der Birke,
Fichten mit vielhundert Zweigen,
Bäume, die mit Harz gefüllet,
Tausend Schlitten voll mit Rinde,
Hundert Klafter dürrer Eschen;
Feuer ward aufs Holz geworfen,
Prasselnd brannt' der Scheiterhaufen,
Dorthin ward der Knab' geschleudert,
Mitten in die Glut des Feuers. [160]

Brannte einen Tag, den zweiten,
Brannte noch am dritten Tage,
Hin ging man um nachzuschauen:
Bis zum Knie saß er in Asche,
In den Funken bis zum Arme,
In der Hand den Kohlenhaken,
Um das Feuer anzuschüren,
Um die Kohlen dicht zu scharren;
Nicht ein Härchen war versenget,
Nicht verletzet eine Locke. [170]

Untamo ward gar verdrießlich:
»Wohin soll ich mit dem Knaben,
Wie Vernichtung ihm bereiten,
Ihn dem Tode überliefern?«
Läßt an einen Baum ihn hängen,
Ihn an eine Eiche knüpfen.

Drei der Nächte schon vergingen,
Ebensoviel auch der Tage,
Untamoinen überlegte:
»Zeit ist's nun um nachzusehen, [180]
Ob Kullerwo schon verkommen,
An dem Galgen schon gestorben.«

Sandte seinen Knecht zu schauen,
Dieses bracht' der Knecht als Antwort:
»Nicht verkommen ist Kullerwo,
Nicht am Galgen er gestorben,
Ritzet Bilder in die Rinde
Mit dem Stift in seinen Händen,
Voll von Bildern ist der Baum schon,
Voller Schnitzwerk ist die Eiche, [190]
Männer sind dort und auch Schwerter,
Speere an der Männer Seite.«

Was soll Untamo beginnen
Mit dem unglücksel'gen Knaben;
Welchen Tod er auch bereitet,
Welch Verderben er auch aussinnt,
Nicht fällt in des Todes Rachen,
Nimmermehr verkommt der Knabe.

Mußte endlich doch ermüden
In der Lust ihn zu verderben, [200]
Mußte Kullerwo erziehen,
Ihn, den Knecht, gleich seinem Kinde.

Untamoinen sprach die Worte,
Redet selbst auf diese Weise:
»Wirst du schicklich dich betragen,
Stets wie sich's gebühret leben,
Sollst in diesem Haus du bleiben,
Sollst du Knechtes Dienste leisten,
Sollst du Lohn dafür erhalten,
Nach Verdienst du ihn bekommen, [210]
Um den Leib ein schönes Gurtband,
Oder Streiche an die Ohren.«

Als Kullerwo nun gewachsen,
Eine Spanne hoch geworden,
Schickte er ihn an die Arbeit,
Hieß er an das Werk ihn gehen,
Hieß ein kleines Kind ihn warten,
Ihn ein Daumenlanges wiegen:
»Pflege dieses Kind mit Sorgfalt,
Gib ihm Essen, iß auch selber, [220]
Spül' die Linnen in dem Flusse,
Wasch des Kindes kleine Kleider!«

Wartet's einen Tag, den zweiten,
Bricht die Arme ihm, die Augen
Sticht er aus, am dritten Tage
Läßt er vollends es verderben,
Wirft die Linnen in das Wasser
Und die Wiege in das Feuer.

Untamoinen überlegte:
»Nimmer wird er dazu taugen, [230]
Kleine Kinder gut zu warten,
Daumenlange gut zu wiegen;
Weiß nicht, wozu ihn gebrauchen
Und zu welchem Werk verwenden;
Soll er mir die Waldung fällen?«
Hieß ihn nun die Waldung fällen.

Kullerwo, der Sohn Kalerwos,
Redet Worte solcher Weise:
»Dann erst will ein Mann ich heißen,
Wenn ein Beil die Hände halten, [240]
Bin dann besser anzuschauen,
Schöner als ich sonst gewesen,
Dünke mich gleich fünf der Männer,
Sechs der Helden gleich an Werte.«

Ging zum Schmiede in die Esse,
Redet Worte solcher Weise:
»Höre, Schmied, mein lieber Bruder,
Schmiede mir ein gutes Beilchen,
Eine Axt, dem Mann gewachsen,
Arbeitstauglich mir ein Eisen! [250]
Gehe nun die Waldung fällen,
Will nun starke Birken hauen.«

Das Gebotne tut der Schmieder,
Schmiedet ihm die Axt geschwinde;
Nach dem Mann gerät die Axt wohl,
Arbeitstauglich ihm das Eisen.

Kullerwo, der Sohn Kalerwos,
Schleift nun seine Axt aus Eisen,
Schleift das Beil wohl einen Tag lang,
Fertigt einen Schaft am Abend. [260]

Macht sich auf den Weg zu schwenden,
Zu dem hochgelegnen Waldmoor,
Zu dem besten Zimmerholze,
Zu den stärksten Balkenstämmen.

Fällt mit seinem Beil die Bäume,
Haut sie mit der ebnen Schneide;
Haut mit einem Hieb die guten,
Schlechtere mit einem halben.

Hastig fällt er fünf der Bäume,
Acht der Stämme mit der Wurzel, [270]
Redet darauf diese Worte,
Läßt sich selber also hören:
»Lempo mag solch Werk verrichten,
Hiisi mag hier Balken fällen!«

Schwingt sich dann auf einen Baumstumpf,
Ruft drauf mit gar heller Stimme,
Läßt sein Pfeifen laut erschallen,
Redet Worte solcher Weise:
»So weit mag der Wald nun stürzen,
Mögen schlanke Birken fallen, [280]
Als man meine Stimme höret
Und ich meine Lieder pfeife!

»Mög' kein Schößling sich erheben,
Aufrecht mög' kein Hälmchen stehen,
Nicht solang die Zeiten währen
Und das goldne Mondlicht glänzet,
Wo Kalerwos Sohn geschwendet,
Auf des guten Mannes Neuland!

»Sollt' die Erde Saat empfangen
Und die Keime sich erheben, [290]
Sollten Halme dort erstehen,
Stengel sich empor gestalten,
Mögen niemals Ähren reifen,
Nie sie sich mit Korne füllen.«

Untamoinen der Behende
Ging darauf um nachzuschauen,
Wie Kalerwos Sohn geschwendet,
Wie der neue Knecht gehauen:
Nimmer eine Schwende schien es,
Nimmer eines Jünglings Arbeit. [300]

Untamoinen überlegte:
»Nicht zu diesem tauglich ist er:
Ganz verdirbt er gute Balken,
Fällt vom Zimmerholz das beste;
Weiß nicht, wozu ihn gebrauchen
Und zu welchem Werk verwenden;
Soll er einen Zaun mir ziehen?«
Hieß ihn einen Zaun nun ziehen.

Kullerwo, der Lohn Kalerwos,
Fing nun an den Zaun zu ziehen, [310]
Großgewalt'ge Fichtenstämme
Steckte er als Zaunstaketen,
Ungeteilte hohe Tannen
Pflanzte er als kleine Pfähle,
Band sodann sie fest zusammen
Mit den längsten Ebereschen,
Macht den Zaun ganz ohne Lücke,
Läßt in ihm gar keine Pforte,
Redet Worte solcher Weise,
Läßt sich selber also hören: [320]
»Wer als Vogel sich nicht hebet,
Nicht mit zwei der Flügel flattert,
Möge nicht herüber kommen
Über diesen Zaun Kullerwos.«

Her des Wegs kommt Untamoinen,
Tritt heran um zu betrachten
Des Kalerwosohns Umzäunung,
Seines Knechtes aus dem Kriege.

Sieht den Zaun ganz ohne Lücke,
Ohne Spalten, ohne Löcher, [330]
Von der Erde aufgeführet,
Bis zu dem Gewölk erhoben.

Redet Worte solcher Weise:
»Nicht zu diesem ist er tauglich:
Hat den Zaun ganz ohne Lücke,
Ohne Pforte ihn gezogen,
Hat zum Himmel ihn erhoben,
Ihn geführt bis zu den Wolken,
Nicht kann ich hinüberkommen,
Kann durch keine Öffnung dringen; [340]
Weiß nicht, wozu ihn gebrauchen
Und zu welchem Werk verwenden;
Soll er Roggen für mich dreschen?«
Hieß ihn Roggen für sich dreschen.

Kullerwo, der Sohn Kalerwos,
Fing nun an das Korn zu dreschen:
Drosch das Korn zu feinem Staube
Und zu eitler Spreu die Halme.

Kam der Wirt nun angeschritten,
Kam um selber nachzuschauen, [350]
Wie Kalerwos Sohn gedroschen,
Wie geklopft hat Kullerwoinen:
Lag als feiner Staub der Roggen
Und als Spreu die Halme dorten.

Untamo geriet in Zorn nun:
»Ist als Arbeitsmann nicht tauglich,
Welches Werk er auch verrichtet,
Töricht wird das Werk verdorben;
Soll ich ihn nach Rußland führen,
Ihn nach Karjala verkaufen, [360]
An den Schmieder Ilmarinen,
Daß er dort den Hammer schwinge?«

Er verkauft den Sohn Kalerwos
Und verhandelt nach Karjala
Ihn dem Schmieder Ilmarinen,
Dem erfahrnen Hammermeister.

Wieviel gab der Schmied als Zahlung?
Gab gar viel der Schmied als Zahlung:
Gab für ihn zwei alte Kessel,
Gab drei halbe Eisenhaken, [370]
Fünf schon abgenutzte Sensen,
Sechs ganz unbrauchbare Karste
Für den untauglichen Burschen,
Für den Knecht, der ohne Nutzen.


Anmerkungen

Vers 1 ff. Die mit den übrigen Teilen des Epos nur ganz lose zusammenhängende Kullerwo-Episode, in Finnland neben der Aino-Episode die volkstümlichste des Kalewala, ist aus mehreren selbständigen Liedern zusammengesetzt, über die am besten die Abhandlung Setäläs »Kullerwo-Hamlet« orientiert.

25 f. Er schuf sich durch Zauber ein Heer.

79 ff. »Eigentlich gibt es nur einen Sohn des Kalewa, der in Estland Kalewipoeg (Sohn des Kalew), in den finnischen Runen Kalewanpoika oder auch Kullerwo, Sohn des Kalerwo heißt (der Name Kalerwo ist bloß eine Variante des Namens Kalewa) ... Dieser Sohn Kalewas faßt in einer, durch Taten und Heldenart sehr bestimmten Persönlichkeit die wesentlichen Eigenschaften Kalewas zusammen, die Proportionen des Riesen und die übermenschliche Kraft. Bei den Esten haben die Volksphantasie und die Dichtung ihn zum Gegenstande vieler Lieder und Legenden gemacht, so daß Kreutzwald, vieles selbst dazu dichtend, ein ganzes Poem hat gestalten können, in dem der Kalewipoeg als estnischer Nationalheld auftritt. Bei den Finnen hat die Volkspoesie einen Heldentypus aus ihm gemacht, der, dem Wäinämöinen und Ilmarinen gegenüber, ziemlich untergeordneten Charakrers und ganz anderer Art, doch aber so beschaffen ist, daß er immerhin im Epos dieses Volkes, wo ihn Lönnrot episodisch einführt, aufzutreten imstande ist. Das Bild des Riesen, der bei den Esten als eine Art Gargantua verblieben ist, verliert sich bei den Finnen, die nur den Begriff der Kraft entwickelten; bei beiden Völkern ist indessen der Grund- und charakteristische Gedanke im Auftreten dieses Helden der einer übermäßigen, rohen, gewalttätigen Kraft, die schon von der Geburt an zutage tritt und, immer überschäumend, alles, was sie umfaßt, zugrunde richtet« (Comparetti). Es ist dies eine Gestalt, die den Märchen fast aller Völker gemeinsam ist. Doch muß auch beachtet werden, daß das finnische Epos Kullerwo die Mission der Blutrache zuweist und ihn dadurch in die Ordnung eines höheren Heldentums erhebt. So, als der Rächer seines Vaters, als der einzig zum Rachewerk Berufene, dem alles andere mißlingen und alles Glück verderben muß, hat ihn Perander charakterisiert, dessen Auffassung durch Setäläs Untersuchung in bedeutsamer Weise ergänzt wird; wogegen Schott (Über die finnische Sage von Kullerwo, Berlin 1852; vgl. auch Monatsberichte der Kgl. preuß. Akad. d. Wissensch. für 1866, S. 250 f.) und nach ihm Cygnaeus ( Om tragiska elementet i Kalevala, in Afhandlinger i populärä ämnen II., Helsingfors 1853) in ihm »den verkörperten Fluch der Knechtschaft« sehen. »Die Natur hat ihn zum Helden geschaffen, das Geschick zum Sklaven entwürdigt.«

82. Der von Untamo verliehene Name bedeutet eigentlich Kriegsheld, was nicht recht herpaßt; doch ist die abweichende Übersetzung zulässig.

99. Untamola bedeutet Untamos Wohnsitz, hier steht es für Untamo selbst.

136 ff. Diese Verse werden verschieden gedeutet; vermutlich sollen sie Kullerwos unbekümmerte Überlegenheit und Unversehrbarkeit kennzeichnen, ebenso wie 165 ff. und 187 ff.


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