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Mose und Aron.

Die Geburt Mose's.

Noch ehe Mose geboren wurde, hatte die Schwester Miriam der Mutter den Retter Israels prophezeit. In der Stunde, da Mose das Licht der Welt erblickte, strahlte das ganze Gemach vom himmlischen Glanze. Und der über dieses Wunder jubelnde Vater küßte die Tochter Miriam auf die Stirne und sagte zu ihr: »Siehe da, deine Vorhersagung geht in Erfüllung.«

Aber als sie genöthigt wurden, das Knäblein in den Nil zu werfen, sah die schmerzerfüllte Mutter Miriam finster an und sagte: »Siehe da, wo deine Vorhersagungen endigen.«

Und Miriam, die den Glauben an das göttliche Versprechen nicht verloren hatte, folgte dem Kinde bis an den Nil und blieb daselbst unbeweglich, um zu warten, sicher, daß das Kind gerettet würde.

Rabboth S. 118 a.

 

Die Kindheit Mose's.

Auf den Schooß Phareo's genommen, geküßt und geliebkost von dem mächtigen Fürsten, hatte das Knäblein Mose die Gewohnheit angenommen, die Krone von dem königlichen Haupte zu nehmen und sich selbst aufzusetzen. – Zeichen und Vorbedeutung der Zukunft.

Die Zauberer Phareo's, die einen künftigen Retter für Israel vorhergesehen hatten, schöpften aus dieser übeln Gewohnheit Verdacht und sagten zu Phareo: »Gieb acht, daß der nicht dein Feind und Nebenbuhler wird; tödte ihn und sichere deinen Thron.«

Und schon hatte der Verdacht Eingang in das königliche Gemüth gefunden und die grausamen Vorstellungen waren günstig aufgenommen worden.

Jitro, der bei jener barbarischen Berathung zugegen war, trat also dazwischen: »Welches Wunder, daß das Leuchten einer Krone ein Knäblein verlocke, sie anzufassen? das ist Gewohnheit aller Kinder. Aber bleibt euch noch irgend eine Befürchtung im Gemüthe, so stellet eine Probe an. Reicht ihm ein Becken mit der Krone darauf und eine glühende Kohle und versuchet, ob es das Blitzen des Lichtes ist, oder eine innere Ahnung, die ihn zu jener Handlung treibt.«

Der Versuch wird angenommen, der Knabe hat vor den Augen eine glühende Kohle und von der andern Seite eine Krone und ohne zu zögern, streckte er die Hand nach der Krone. Es war ein Todesurtheil. Aber vom Himmel kommt fürsorgend ein Engel und stößt ihm die Hand, daß sie die Kohle ergreife. Der Knabe stößt einen Schrei aus und führt Hand und Feuer nach dem Munde und die Zunge verbrannte davon und dadurch blieb er stammelnd; aber er war gerettet.

Rabboth S. 118 b.

 

Als man erfuhr, daß Mose den Aegypter getödtet hatte, wurde er ergriffen, verurtheilt und zum Tode geführt. Eine Schaar Henkersknechte umgab ihn und der Scharfrichter bereitete sich vor, ihm den Kopf abzuhauen. Auf einmal entsteht eine große Verwirrung. Von den Henkern wird ein Theil stumm, ein Theil taub, ein Theil blind. Die Stummen antworten nicht, wenn gefragt, die Tauben hören nicht, wenn angeredet, die Blinden tappen verzweifelt umher. Unterdessen steigt ein Engel herab, nimmt die Gestalt Mose's an und Mose entflieht.

Rabboth S. 119 a.

 

Mose und das Lamm.

Mose war Hirte der Heerde Jithro's. Eines Tages, während er mit der Heerde auf den seltenen Weideplätzen jener öden Gegenden umherzog, sieht er, indem er das Auge herum schweifen läßt, ein Lamm, das sich verläuft und geht und geht und sich von den Gefährten entfernt. Der gute Hirte geht ihm nach und das Lamm beschleunigt den Lauf und rennt durch weite Ebenen und überspringt Gräben und durcheilt Thäler. Und der Hirte immer nach. Endlich bleibt das Lamm an einem Bache stehen und taucht die vertrocknete Kehle hinein und trinkt gierig. Mose holt es ein, bleibt auch stehen, betrachtet es mit betrübter Miene und sagt:

»Meine gute Freundin! Es war also der Durst, der dich trieb, mich zu verlassen und mich zu fliehen? und ich hatte es nicht bemerkt. Arme! wie müde, wie matt mußt du sein! Wie wirst du allein zu den Genossen zurückkehren können?«

Und wie das Lamm aufgehört zu trinken, lud sich es Mose auf die Schultern und unter jener Last gebeugt, geht und geht er der Heerde zu.

Und während Mose mit jener Last auf der Schulter ging, erscholl eine Stimme vom Himmel in diesen Worten: »Du, der du so große Liebe, so großes Erbarmen gegen die Heerde der Menschen hast, verdienest wohl, berufen zu werden, die Heerde Gottes zu weiden.«

Rabboth Exodus S. 120 a.

 

Mose kündigt dem Phareo den Gott Israels an.

»Euer Gott? antwortete stolz Phareo; ich kenne ihn nicht, Niemand hat mir von ihm gesprochen. Ich werde in meinen Registern suchen; kehret ein anderes Mal zurück.« Die Boten Gottes kehren zurück und Phareo sagt zu ihnen: »In meinem Register sind die Götter aller Nationen der Erde erwähnt; ich habe die von Ammon, von Moab, von Sidon und tausend andere gefunden. Ich habe den eurigen nicht gefunden.«

»Thor! wer einen heiligen Priester suchen geht, kann der hoffen, ihn in der Mitte der unreinen Begräbnißplätze Der mosaische Ritus verbot den Priestern streng, einen Leichnam zu berühren, oder in dessen Nähe zu sein. zu finden?« So antwortete Mose: »Jenes sind Register der Todten. Was suchst du die Lebendigen unter den Todten? unser Gott ist lebendig und unsterblich.«

Rabboth S. 123 b. und 124 a.

 

Trost Mose's an Aron.

Bei dem plötzlichen Tode seiner Söhne dachte Aron mit Schrecken: »o wie schwer müssen meine und meiner Söhne Vergehen sein, da es dem Herrn gefallen hat, mir und ihnen einen so harten Schlag zu versetzen?«

Der Bruder nähert sich ihm liebevoll und spricht also: »mein Bruder! damals, als ich auf dem Sinai war, hatte mir Gott schon seinen Beschluß geoffenbart, diesen Tempel Die Stiftshütte nämlich. dem Tode eines Großen zu weihen. Von jener Stunde an betete ich immer, daß diese Weihe durch mich oder durch dich vollbracht würde. Nun scheint es, daß deine Söhne größer als du und ich sind.«

Aron nahm in seinem Gemüthe die Freude dieses Trostes auf und schwieg ergeben.

Jalkut S. 142 b.

 

Der Tod Aron's.

Mose war ganz von Schmerz erfüllt, dem geliebten Bruder die letzte Stunde anzeigen zu müssen 4. Buch Mose, Cap. 20, V. 22-29.. Die Nacht fand er weder Schlaf, noch Ruhe, und kaum leuchtete der Morgen, erhob er sich ganz aufgeregt und begab sich in das Haus Aron's. Aron war sehr verwundert, den Bruder so früh zu sehen, und fragte ihn nach der Ursache. »Die ganze Nacht, erwiederte Mose, habe ich nicht schlafen können; denn ich ging in meinem Geiste einige Dinge des heiligen Gesetzes durch, die mir sehr schwierig und hart schienen; und ich bin so bei Zeiten gekommen, um sie mit dir zu überlegen.« Sie öffnen nun das heilige Buch des Gesetzes, und fangen an zu lesen von den ersten Worten an, und bei jeder Stelle riefen sie einmüthig aus: »Das ist heilig, dieses ist groß, dieses ist gerecht«. Unterdessen kommen sie an die Geschichte der Sünde Adam's, und Mose hält nachdenklich inne, und ruft dann schmerzlich: »o Adam, du hast den Tod in die Welt gebracht.«

Und Aron antwortet: »Warum betrübst du dich darüber, mein Bruder? Führt der Tod nicht zu den Freuden des Eden?«

»O, es ist doch eine schmerzliche Sache, versetzte Mose; ich habe mich unter den Engeln bewegt, du hast den Tod bezähmt 4. Buch Mose, Cap. 17, V. 14., und doch müssen wir Beide sterben. Wie viele Jahre denkst du, daß wir noch zu leben haben?«

»Vielleicht zwanzig Jahre«. »O, noch weniger«, rief Mose aus. »Vielleicht fünfzehn?« »Viel weniger.« Und so fort gab Aron immer eine geringere Zahl an, und erhielt immer die nämliche Antwort.

Eine schreckliche Vermuthung bemächtigte sich der Seele Aron's und er wurde ganz verwirrt davon. Und der Bruder mit sanfter Miene: »o mein Geliebter, wäre es dir nicht lieb, daß man von dir sagte, wie man von Abraham sagte, daß er zu seinen Brüdern in Frieden ging?« Aron verstand nicht recht und Mose setzte hinzu: »Wenn Gott dir ankündigte, daß du nach hundert Jahren des Lebens sterben mußt?« »Ich, würde sagen, daß Gott gerecht ist.« »Und wenn er dir ankündigte, daß du eben heute sterben mußt?« »Ich würde sagen, daß Gott gerecht ist, und für mein Bestes sorgt.« »Da du also gerne den Tod annimmst, so folge mir.«

In jener Stunde sah man Mose, Aron und den Sohn Eleasar alle drei zusammen den Berg hinan steigen und Aron folgte dem Mose gehorsam, wie ein Lamm, das zur Schlachtbank geht. Und die Israeliten ließen sie gehen, weil sie nichts Uebles vermutheten; und Gott sagte von der Höhe zu seinen Engeln: »Schauet den neuen Isak; er folgt dem jüngern Bruder, der ihn zum Tode führt.«

Auf dem Gipfel des Berges angekommen, siehe, da öffnet sich wunderbarerweise vor ihrem Angesichte eine Höhle. Sie treten hinein, und finden schon von den Engeln das Leichenbett zubereitet. Aron streckte sich darauf hin und bereitet sich zum Tode vor.

Und Mose ruft schmerzlich aus: »Wehe mir! wir waren Beide, unsere Schwester zum Grabe zu geleiten; in deiner letzten Stunde bin ich hier gegenwärtig; und wen werde ich in meinen letzten Stunden haben?«

Und eine Stimme ertönte aus der Höhe: »du wirst Gott haben.«

Von der einen Seite Mose, von der andern der Sohn küßten den Sterbenden auf die Stirne und begannen das schmerzliche Geschäft, ihm die priesterlichen Kleider auszuziehen und Eleasar, seinen Nachfolger, damit zu bekleiden. Sie nehmen ihm ein Kleidungsstück und ziehen es dem Eleasar an, und so ein anderes, und so fort. Wie nach und nach die heiligen Glieder Aron's entblößt waren, verhüllte und bedeckte sie eine wunderbare himmlische Wolke. Alles war Schweigen und Aron schien in einen süßen Schlaf versunken. Da richtete Mose diese Frage an ihn: »Mein Bruder! was fühlst du?« »Nichts, antwortete Aron, ich fühle die ätherische Wolke, die mich umgiebt.« Und nach einem kurzen Zwischenraume fragte Mose wieder: » Aron, was fühlst du?« »Ich fühle, antwortete er, die himmlische Wolke, die mich ganz umkleidet und mich von Freude berauscht.«

Und die Seele Aron's entschwand zum Himmel, und Mose wiederholte nochmals: » Aron was fühlst du?« Und die Seele antwortete: »Ich fühle solche Freude, daß ich sehr bedauere, daß es nicht früher, als jetzt war.« Und Mose rief: »O du Glücklicher! O süßer Tod! O! würde doch mir ein gleicher Tod zu Theil!«

Mose und Eleasar steigen allein vom Berge herab; das Volk klagt und jammert bei dem Verschwinden Aron's. Und siehe, da that sich die Grotte auf und der Sarg flog zum Himmel hinauf, begleitet von den Engeln, die diese Worte sangen: »Seine Lippen sprachen immer das Gesetz der Wahrheit.«

Maleachi Cap. 2. V. 7.

 

Das Volk sah es, beruhigte sich, und weinte.

Jalkut S. 240. Rabbot S. 275 a.

 

Der Tod Mose's

Ganz beschäftigt, die letzten Worte des heiligen Gesetzes zu schreiben, hatte Mose beim Schreiben des untrüglichen Namens Gottes eingehalten, und in jenem Augenblicke war die für seinen Tod bestimmte Zeit gekommen.

Der Herr ruft den Engel Gabriel zu sich und spricht so zu ihm: »Gehe, und bringe die Seele Mose's in den Himmel.«

Und der Engel antwortet erstaunt: »Herr, Herr! wie könnte ich es wagen, dem Menschen den Tod zu geben, deßgleichen alle menschlichen Geschlechter nicht aufzuweisen haben?«

Und der Herr ruft den Engel Michael zu sich und spricht zu ihm: »Gehe, und bringe die Seele Mose's zum Himmel.«

Und der erschrockene Engel antwortet: »Herr, Herr! ich war sein Lehrer, er war mein Schüler. Ich vermag nicht, seinen Tod zu sehen.«

Und der Herr ruft Samael, den Engel der Vernichtung zu sich, und sagt zu ihm: »Gehe und bringe die Seele Mose's zum Himmel.«

Der Engel des Todes glänzt im Angesichte von blutdürstiger Freude. Er bekleidet sich mit Zorn, und ganz in seine Waffen eingeschlossen, stürzt er zu dem Heiligen. Er findet ihn mit dem unaussprechlichen göttlichen Namen unter der Feder, und zittert. Er betrachtet ihn, und der Strahl göttlichen Lichtes, der auf dem Gesichte Mose's funkelt, macht ihn bestürzt, und den finstern Blick abwenden. Er denkt bei sich: – Der ist ein Engel, und keiner der Engel wird ihm den Tod geben können.

»Was willst du? was suchst du?« ruft Mose dem Engel zu.

»Ich bin geschickt, dir den Tod zu geben, antwortet der zitternde Engel. Alle Sterblichen sind meiner Herrschaft unterworfen.«

»Nicht ich, antwortet Mose, seiner schon gewiß. Geweiht in dem mütterlichen Schooße selbst, Verwalter der göttlichen Wunder, Verbreiter des Gesetzes der Wahrheit auf der Erde, werde ich dir niemals meine Seele anvertrauen.«

Samael flog verstört in den Himmel zurück.

Aber da erscholl eine geheimnißvolle Stimme aus der Höhe, und sagte: » Mose, Mose, die Stunde ist gekommen, du mußt sterben.«

»Herr, Herr! rief Mose weinend, schon andere Male in den himmlischen Sphären aufgenommen, schon andere Male zum göttlichen Kusse zugelassen. – Ach! vertraue meine Seele nicht dem Engel des Todes an.« –

Und die Stimme antwortete: »Beruhige dich, ich selbst werde das Amt deines Todes und deines Begräbnisses verrichten.«

Und Mose bereitete sich vor, zu sterben, rein wie ein Seraph.

Und der Herr läßt sich von den höchsten Himmeln herab, und drei Engel, Michael, Gabriel und Sagsagel umgeben ihn.

Der Engel Michael ebnet das Grab, Gabriel breitet ein Tuch von weißem Linnen zu Häupten und Sagsagel zu den Füßen; und der Engel Michael steht unbewegt von einer Seite von Mose, und der Engel Gabriel unbewegt von der andern Seite; und der Herr spricht zu Mose: »Schließe die Augenlieder«, und Mose schloß sie. »Drücke die Hand an das Herz,« und Mose drückte die Hand an das Herz. »Stelle deine Füße zurecht.« Und Mose stellte die Füße zurecht.

»Heilige Seele! meine Tochter! sagte der Herr. Seit hundert und zwanzig Jahren beseelst du diese unbefleckte Staubhülle. Aber die Stunde ist gekommen; gehe heraus und fliege in den Himmel.«

Und die Seele antwortete ganz schmerzlich: »auf diesen unbefleckten und reinen Körper habe ich meine ganze Liebe gesetzt, und ich habe den Muth nicht, ihn zu verlassen.«

»Meine Tochter! gehe heraus. Ich werde dich in den höchsten Himmeln aufnehmen, unter meinem unsterblichen Throne, mit den Seraphen und Cherubim.«

Und die Seele zauderte.

Da drückte der Herr einen Kuß auf die Stirne des Mose, und mit jenem Kusse flog die Seele in den Himmel.

Und eine Trauerwolke umhüllte den Himmel, wo diese Worte ertönten: »Wer bleibt jetzt auf der Erde, die Sünde und den Irrthum zu bekämpfen?«

Und eine Stimme antwortete: »Ein gleicher Prophet stand nie auf.«

Und die Erde weinte: »Ich habe den Heiligen verloren.« Und Israel weinte: »Wir haben den Hirten verloren.« Und die Engel sangen im Chor: »Es komme der Heilige, er komme in Frieden zur göttlichen Umarmung.«

Rabbot S. 302 b.

 

Das Grab Mose's.

Es war der Rathschluß der göttlichen Vorsehung, jedem sterblichen Auge das Grab des Mannes Gottes zu verbergen.

Der Untergang des heiligen Tempels, das lange Exil Israels standen schon damals vor dem vorsehenden Gedanken Gottes.

Wenn Israel, auf dem Grab Mose's hingestreckt, und jene heiligen Schollen mit Thränen benetzend, die mächtige Fürsprache des heiligen Mannes bei der göttlichen Gerechtigkeit angerufen hätte, damit das furchtbare Schicksal geändert werde, wie hätte die göttliche Gerechtigkeit selbst jenen heiligen Fürsprecher abweisen können?

Als die göttliche Rache über das in der Wüste irrende Volk das Verderben und den Tod beschlossen hatte, so konnte Mose allein deren Zorn entwaffnen.

Und die Gerechten, Gott im Leben theuer, sind ihm doppelt theuer im Tode.

Die verruchte persische Regierung wollte eines Tages das Grab des großen Gesetzgebers entdecken.

Eine zahlreiche Schaar ihrer Häscher begiebt sich auf den Berg, sucht, gräbt, steigt hinauf, steigt hinab und durchsucht ihn von allen Seiten.

Es war ein Augenblick, wo sie auf der Spitze des Berges ankommen, und den Blick hinunterwerfend, sich einbildeten, dort unten in der Tiefe das gesuchte Grab entdeckt zu haben.

Sie stürzen hastig zu den Füßen des Berges, werfen den Blick um sich, erheben den Blick über sich.

O Staunen! das Grab erscheint ihren Augen auf der höchsten Spitze.

Verwirrt, betroffen, theilen sie sich in zwei Schaaren, wovon die eine am Fuße, die andere auf dem Gipfel des Berges stehen bleibt.

»Hier ist es, rufen sie von oben, hier ist es; ihr habt es nahe bei euch.« Denn das Grab Mose's erschien ihren Augen bei der Schaar unten.

»Es ist gefunden, es ist gefunden, rief dagegen diese der Genossin zu, ihr seid dabei.« Denn das Grab Mose's erschien ihren Augen bei der Abtheilung, die oben war.

Und das Grab Mose's wurde nie gefunden.

Talmud Sota S. 14 a.

 

Die Bekanntmachungen Josua's. Diese talmudische Tradition will den wahren Sinn des den Israeliten ertheilten Befehles, alle Einwohner der eroberten Städte Palästinas zu tödten, angeben.

Ehe sich Josua zur Eroberung des heiligen Landes anschickte, sandte Josua drei Bekanntmachungen nach Palästina, von welchen die erste so erklärte: »Wer sich dem Tode entziehen will, verlasse freiwillig Palästina.«

Die zweite: »Wer mit uns ein Friedensbündniß schließen will, wird angenommen werden.«

Die dritte: »Wer Krieg haben will, wird Krieg haben.«

Durch diese Bekanntmachungen bewogen, wanderte eine Einwohnerschaft nach Afrika aus; eine zweite schloß mit Israel ein Friedensbündniß. Ein und dreißig Fürsten führten Krieg und unterlagen.

Talmud Jeruschalmi Terumoth.

 

Der Thron Salomo's.

Der Thron Salomo's, ganz von Elfenbein und mit verschiedenen schönen Edelsteinen besetzt, deren funkelnde, grüne, weiße und rothe Farben, sich in schöner Harmonie vermischten, erhob sich stolz auf einer breiten Basis, die in sechs marmorne und breite Stufen abgetheilt war; und ringsum legten hohe üppige Palmen einen breiten Schleier über die Spitze; und auf den Palmen waren sehr hübsche Pfaue von gefärbtem Elfenbein, elfenbeinernen Adlern gegenüber gestellt.

Ueber jeder Stufe ruhten majestätisch zwei goldne Löwen, welche auf dem Kopfe zwei marmorne, von goldnen Reben umgebene und bedeckte Säulen trugen; und sie hatten gegenüber zwei andere goldene Adler, leer inwendig und dafür angefüllt mit arabischen Wohlgerüchen; und beim Erscheinen des Königs verbreiteten sie ringsum süße Düfte.

Zu beiden Seiten des Thrones funkelten von Gold zwei große Stühle, bestimmt für den Priester und den Propheten und ganz herum in dem weiten Saale standen siebenzig Stühle für die siebenzig Aeltesten Israels.

Salomo tritt ein und setzt den Fuß auf die erste Stufe. Bei dieser Berührung geräth die geheimnißvolle Sphäre in Bewegung, der Löwe streckt die Rechte aus, der Adler die Linke und der König lehnt sich an und steigt hinauf und so von Stufe zu Stufe.

Nahe bei dem Throne angekommen, breiten die Adler die Flügel über seinem Haupte aus und einer von ihnen steigt hinab und nimmt die Rolle des heiligen Gesetzes zwischen die Klauen und trägt sie in den Schooß Salomo's.

Wenn ein Gericht eröffnet wird und die Zeugen eingeladen sind, die Wahrheit zu sagen, so drehen sich die geheimnisvollen Sphären um sich selbst, die Löwen brüllen, die Adler schlagen die Flügel auf, die Pfaue bewegen sich: Alles um Schrecken einzuflößen und zu veranlassen, die Wahrheit zu gestehen.

Als Phareo Necho jenen Thron in seiner Gewalt hatte, wollte sich der Unvorsichtige darauf setzen. Aber er verstand die Beherrschung der Sphären nicht und kaum hatte er ihn berührt, gab ihm ein Löwe einen solchen Stoß, daß der König davon hinkend blieb.

Als Nebukadnezar ihn von Aegypten eroberte, wollte er sich darauf setzen und wurde von einem Löwen gebissen.

Darius wurde Eigenthümer davon, aber er ließ ihn unverletzt. Achaschwerosch berief alle Künstler Aegyptens zu sich, um einen gleichen zu machen, aber sein Vorhaben mißlang.

Jalkut Seite 123 b.

 



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