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Drittes Buch.
Die Offenbarung.

Theoretischer Theil.

Das erste Lied an Gott.

Das erste Lied an Gott, dessen die heilige Schrift Erwähnung thut, wurde von Israel gesungen. – Nicht Adam, als er erschaffen war, nicht Isak, als er unverletzt gelassen, und mit einem andern Opfer vertauscht wurde, nicht Jacob, als er den Engel überwand, erhoben Gesänge zu Gott. Israel zuerst, als es aus den Tiefen des rothen Meeres hervorging, erhob ein Lied zu Gott Von diesem geschichtlichen Factum leidet der midraschische Ausleger die Consequenz ab, daß die wahre religiöse Idee, der Erguß des menschlichen Gemüthes im Gebete, erst in der Epoche der mosaischen Offenbarung anfing..

Rabboth S. 140 a.

 

Das Heidenthum.

Gott ließ einen großen Propheten unter den Nationen aufstehen, den Propheten Bileam, damit die Nationen nicht sagen könnten: Wenn wir auch einen großen Propheten gehabt hätten, würden wir Gott gedient haben.

Rabboth S. 262 b.

 


Es giebt keine Größe, die Israel verliehen würde, und nicht auch den Heiden; die Propheten selbst wurden den Einen, wie den Andern zuertheilt. Mose großer Prophet Israels, Bileam unter den Heiden, Salomo großer König in Israel, Nebukadnezar reicher Herr, David reicher König. Aber sehr verschiedenen Gebrauch machten die Einen und die Andern von den göttlichen Geschenken. Salomo errichtete den Tempel, Nebukadnezar zerstörte ihn. David häuft Schätze für den Tempel, Haman erkaufte mit den Schätzen den Tod eines Volkes; die Propheten Israels sind ganz Liebe und Mitleid gegen die Heiden, Bileam sann auf den Untergang Israels.

Gott sprach zu den Heiden: der prophetische Geist ist von euch genommen, weil ihr euch dessen zum Bösen bedient.

Rabboth S. 276 b.

 

Die zwei Lichter.

Die Seele wurde dem Lichte verglichen Sprüche Kap. 20. V. 27. und dem Lichte wurde das Gesetz verglichen Daselbst Kap. 6. V. 23..

Gott spricht zu Israel: dir ist mein Licht (das Gesetz) anvertraut, mir das deine (die Seele). Bewahrst du mein Licht, so bewahre ich das deine; lässest du mein Licht verlöschen, so lasse ich das deine verlöschen.

Rabboth S. 294 a.

 

Die königliche Krone.

Ein königlicher Jüngling verlangt vom Vater, unter der Menge ausgezeichnet zu sein, um sofort als sein Sohn erkannt zu werden. Der König sagt: kleide meinen Purpur an, setze meine Krone auf, und alle werden dich als meinen Sohn erkennen.

So Gott zu Israel: Nehmet das Gesetz an, beobachtet es getreulich, und Alle werden euch sogleich meine Kinder nennen.

Rabboth S. 298 b.

 

Steigerung in der Offenbarung.

Ein wohlthätiger Reicher erfreut seinen Gast, indem er ihm einen köstlichen Becher Weins darreicht. Es kommt ein neuer Gast, und auch diesen beehrt er in der nämlichen Weise, und so mehrere. Es kommt der Sohn des Königs, und dem bietet er das ganze Haus an. Ein Fürst läßt seine Liebsten der Reihe nach an sich vorübergehen, und vertheilt viele Geschenke unter sie; dem Einen einen Juwel, dem Andern einen andern. Wie er an den Sohn kommt, schenkte er ihm Alles, was ihm übrig geblieben. So verfuhr Gott mit den menschlichen Generationen bei der Offenbarung seiner Vorschriften.

Dem Adam gab er sechs Gebote: über den Götzendienst, über die Verehrung des göttlichen Namens, über die Gerechtigkeit, über den Mord, über die Sittenreinheit, über den Diebstahl. Dem Noa fügte er noch dasjenige über den Genuß des Fleisches lebendiger Thiere hinzu; dem Abraham über die Beschneidung; dem Isak über die Weihe des Tages der Beschneidung; dem Jacob über die Spannader Anspielung auf den Gebrauch, diejenigen Theile des Thieres nicht zu essen, wo sich jener Nerv befindet, zur Erinnerung an den Kampf Jacobs mit dem Engel.; dem Juda über die Levirats-Ehe Die Pflicht, die Frau des kinderlos verstorbenen Bruders zu ehelichen.; endlich Israel den ganzen Schatz seiner Gebote.

Schir Haschirim Rabba S. 5b.

 

Das Heidenthum und Israel.

Die den Heiden verliehenen Freuden und Auszeichnungen vermochten nie zu bewirken, daß sie Gott Huldigung darbrachten. Sanherib war mächtig, und verleugnete Gott; groß war Nebucadnezar, und hielt sich selbst für einen Gott; Pharao war stark, und spottete Gottes.

Jede Auszeichnung und jede Freude, die Israel zu Theil wird, bestimmt es sofort, Gott dafür zu loben. König David sang dessen Ruhm; König Salomo prieß seine Barmherzigkeit; der gerettete Daniel dankte für dessen Güte. Jeder Israelite, dem ein Sohn geboren wird, weiht ihn Gott durch die Beschneidung. Hat er ein Haus, so weiht er es dem Herrn mit einer Gesetzesrolle. Hat er Feste, so ist er ganz Lob gegen Gott.

Jalkut S. 25a.

 

Das Gesetz den Heiden angeboten.

Ehe Gott das heilige Gesetz Israel auf Sinai offenbarte, erschien er den andern Nationen, und bot es ihnen an.

Die Nachkommen des Esau fragten, was darin geschrieben sei. Gott antwortete: es steht darin geschrieben, nicht zu tödten. Die Nachkommen Esau's stießen es zurück, indem sie ausriefen: unser Leben beruht auf dem Schwerte; vom Schwerte lebte der Vater; wir wollen dieses Gesetz nicht.

Die Ismaëliten fragten, was darin geschrieben sei. Gott antwortete: es stehet darin geschrieben, nicht zu rauben. Die Ismaëliten wiesen es ab, indem sie riefen: Die unserm Vater geweissagte Bestimmung war, mit Allen in Krieg zu sein. Unser Leben beruht auf der Beute; wir wollen es nicht annehmen.

Eben so fragten, und eben so antworteten die andern Nationen, und Alle schlugen es aus.

Jalkut S. 211 a Diese sinnreiche Fiction ist eine scharfe Geißelung der heidnischen Nationen, die, wegen ihrer verdorbenen Sitten, sich keinem moralischen Gesetze hätten unterwerfen können..

 


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