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Siebentes Buch.
Poetisch-Supernaturalistisches.

Aphorismen.

Der göttliche Kuß.

Der süßeste Tod ist der Tod, gegeben vom göttlichen Kusse. Die Seele löst sich vom Körper, wie man ein Haar aus der Milch zieht.

Talmud Berachot S. 8a.

 

Das Wort Gottes.

Jedes Wort, das aus dem göttlichen Munde hervorgeht, erschafft einen Engel.

Talmud Chagiga S. 14g.

 

Die Engel.

Jeden Tag erhebt sich aus dem Feuerflusse eine Schaar von Engeln, die das Lob Gottes singen und verschwinden Der Feuerfluß ist ein mystischer Fluß, von dem die Kabbalisten oft reden..

Ebendaselbst S. 13b.

 

Die Barmherzigkeit Gottes.

Die Arme der himmlischen Barmherzigkeit sind immer unter den Flügeln der Seraphe ausgestreckt, um die Bußfertigen aufzunehmen.

Talmud Pesachim S. 119a.

 

Die guten Werke.

Jede gute Handlung, von dem Menschen vollbracht, macht einen Engel zu seiner Seite herniedersteigen, der ihn nie verläßt.

Abot S. 4.

 

Die Majestät Gottes.

In dem Maaße, wie die irdischen Generationen entarteten, erhob sich die Majestät Gottes höher, um sich von der sündigen Welt zu entfernen.

Nach der Sünde Adam's verließ die göttliche Gegenwart die Erde, und ruhte im ersten Himmel; nach jener Sünde standen auf die verbrecherischen Generationen des Kain, des Enosch, der Sündfluth, des Thurmes zu Babel, von Sodom, von Kenaan; und nach jeder, richtete sich die göttliche Majestät auf, und schritt von Himmel zu Himmel, bis sie im letzten Himmel war.

Sieben fromme Männer folgten sich alsdann in den menschlichen Generationen: Abraham, Isaak, Jakob, Levi, Kehat, Amram und Mosche; und wie ein jeder aufstand, stieg die himmlische Majestät zurück von Himmel zu Himmel, bis, zu den Zeiten des Mose, er von Neuem auf der Erde war.

Schir haschirim Rabba S. 28 b.

 

Die Versuchung.

Im letzten Gerichte wird der Herr den Genius des Bösen vor die Gerichteten stellen. O welch' verschiedenes Aussehen wird derselbe vor den Einen oder den Andern annehmen! Vor den Augen der Frevler wird er das Aussehen eines sehr feinen und fast ungreifbaren Körpers annehmen; vor den Augen der Gerechten wird er wie ein ungeheurer Riese erscheinen.

Die Einen und die Andern werden schmerzlich weinen.

Die Gerechten werden bewegt sprechen: »o wie doch haben wir mit einem so mächtigen Riesen kämpfen und siegen können!« Die Frevler werden bestürzt ausrufen: »o wie haben wir doch diesen schwachen Faden nicht zerreißen können!«

Talmud Succa 52 a.

 

Die letzte Stunde des Lebens.

In der letzten Stunde des Lebens ziehen vor dem Geiste des Sterbenden alle seine Werke vorüber, und rufen: »erinnerst du dich unsrer? jener Zeit, jener Stunde?«

Und der Unglückliche antwortet: ich erinnere mich an Alles. Und sie setzen hinzu: »schreibe du selbst, besiegle du selbst diese Erinnerungen.«

Und der Unglückliche schreibt und siegelt und ruft: »Gott ist gerecht.«

Talmud Taanith S. 11 a.

 

Das Schema.

Das Schema ist das feierliche Bekenntniß des einzig einigen Gottes. 5. Buch Mose Cap. 6 V. 4-10.

Im Augenblicke, wo Israel die Worte des Schema's ausspricht, wird tiefes Schweigen im Himmel; die Engel schweigen, Alles schweigt.

Wenn jene Worte ausgesprochen sind, beginnen von Neuem alle himmlischen Dinge ihre Bewegung, und die Engel des Himmels sprechen: »gepriesen die Ehre Gottes in ihrer Unermeßlichkeit.«

Rabb. S. 74 a.

 

Die Sünder aus der Unterwelt erlöst.

In den messianischen Zeiten werden die in der Hölle gequälten Sünder durch ein von Tiefe zu Tiefe wiederholtes Amen befreit werden.

In den messianischen Zeiten sitzt Gott auf einem unsterblichen Throne; er hat vor sich alle himmlichen Schaaren; die Sonne und die Planeten zur Rechten, den Mond und die Sterne zur linken.

Es erschallt die Stimme des Herrn, und verkündigt das messianische Gesetz. Der Prophet Serubabel erhebt sich, und erwiedert: es sei verherrlicht und geheiligt der göttliche Name.

Dieser Ruf wiederhallt von einem Ende des Weltalls zum andern, und alle Sterblichen antworten Amen, und auch die Frevler unter den Israeliten, die in der Hölle seufzen, und auch die Gerechten unter den Heiden, die hier noch nicht ihre Sünden gesühnt haben, antworten Amen.

Dieses Amen geht von der Hölle bis zum himmlischen Throne, und der Herr spricht alsdann also: Diese Unglücklichen haben schon sehr gelitten; ihre Sünden entstanden von der bösen Versuchung.

Der Herr reicht nun den Engeln Gabriel und Michael die Schlüssel der Hölle, und die Engel fliegen auf den Flügeln der Winde.

Jetzt thun sich die achttausend Pforten der Hölle auf, deren Tiefen eine jede hundert Meilen hinabreicht, wohin der Gottlose stürzt, um nie wieder sich zu erheben.

Die Engel nehmen liebevoll bei der Hand die Israeliten und die Heiden, wie ein Mann, der den gefallenen Freund von der Erde wieder aufhebt, und waschen sie, und reinigen sie, und heilen sie von ihren Wunden, und bekleiden sie mit unbefleckten Kleidern und führen sie vor Gott und die Schaaren der Seligen. Sie führen die Israeliten, die, also gereinigt, fromm und heilig bleiben; sie führen die Götzendiener, die durch ihre Gerechtigkeit wie Priester Gottes auf Erden sind. Und der Herr spricht: sie mögen kommen und meine Herrlichkeit schauen. – Und sie stürzen sich nieder vor dem unsterblichen Throne, und preisen Gott; und die Schaaren der Seligen stimmen in ihre Worte ein.

Jalkut Jesaja S. 46 a.

 

Der Messias und das Licht.

Gott sah das Licht, daß es gut war.

Seit den ersten Tagen der Schöpfung drang der göttliche Geist in die Tiefen der entferntesten Zukunft, und in die Fülle der messianischen Zeiten. Unter seinen unsterblichen Thron stellte er das am ersten Tage geschaffene Licht, und mit ihm den Messias und sein Zeitalter. Den Engel des Bösen erfüllt es mit Argwohn und Schrecken, und er fragte Gott: »Warum bewahrest du, o Herr, jenes Licht, das unter deinem unsterblichen Throne aufgestellt ist? – Ich bewahre es, antwortete Gott, für denjenigen, der dich mit Schanden in die Abgründe schleudern wird. Kann ich ihn sehen? versetzte Satan. Sieh' ihn und zittere, antwortete Gott. Und kaum hatte ihn Satan gesehen, so floh er erschrocken.

Seitdem der Herr den Messias erschaffen hatte, schloß er einen schrecklichen Bund mit ihm.

Die Generationen, die aufstehen werden, sagte er zu ihm, werden dir ein trauriges Loos bereiten; du wirst für sie sein, wie ein zur Schlachtbank geführtes Lamm. Nimmst du dieses Loos an?

Und der Messias antwortete: möge durch mich ganz Israel gerettet werden; mögen durch mich alle Lebenden gerettet werden; mögen durch mich alle Todten gerettet werden; mögen selbst diejenigen, die todt geboren wurden, gerettet werden; mögen auch die Wesen gerettet werden, die du in deinen Gedanken erschufst und noch nicht geboren sind; und ich nehme mit Freuden an.

Und der furchtbare Vertrag wurde geschlossen.

Jalkut Jesaja S. 56 b.

 

Die Brücke der Ewigkeit.

Im jüngsten Gerichte, im Angesichte von ganz Israel, das er von Neuem versammelt, steht der Herr mit dem Propheten Elia und mit dem Messias, umgeben von den Engeln, von den Propheten, und von dem heiligen Gesetze.

Und im Thale Josaphat versammeln sich alle Nationen; und die Götzen aller Nationen nehmen auf Befehl Gottes Bewegung und Leben an, um gegen ihre Anbeter zu zeugen. Und eine unermeßliche Brücke, die in die Hölle führt, gewährt allen Nationen einen Uebergang. Und für die Gottlosen, die den Fuß darauf setzen, wird die Brücke ein dünner Faden; und die Ruchlosen stürzen in die Untiefen.

Jalkut Jesaja S. 57 a.

 

Die Welten und die Buße.

Ehe die Dinge wurden, war nur Gott und seine Name.

Der göttliche Geist befahl die Schöpfung des Weltalls. Aber vor dem göttlichen Geiste löste sich das Weltall immer wieder auf und kehrte in das Chaos zurück.

Es war wie ein großer Pallast, von den Sterblichen gebaut, welchem die Fundamente fehlen.

Da schuf Gott die Buße – und das Universum stand.

Pirke Rabbi Elieser S. 5.

 

Der Pallast Gottes.

Wenn die Engel als Boten des göttlichen Willens auf die Erde hinabsteigen, sind sie Blitze und Winde. Vor dem himmlischen Throne sind sie ganz von Feuer.

Um den göttlichen Thron stehen vier Reihen Engel: zur Rechten die Schaar des Michael, zur Linken die des Gabriel, die des Ariel vorn, und hinten die Schaar des Rafael.

Und alle lobsingen fortwährend Gott.

Auf heiligem hohem Throne steht unsichtbar die Majestät Gottes; und trägt auf dem Haupte eine geheimnisvolle Krone, auf welcher die heiligen Buchstaben des unaussprechlichen Namens Gottes eingegraben stehen.

Zu ihrer Rechten steht das Leben, zur Linken der Tod; in der Rechten hat sie einen Scepter von Feuer, der Blick umfaßt das ganze Weltall.

Und ein geheimnißvoller Vorhang umschleiert den unsterblichen Thron.

Ebendas. S. 6.

 

Die Kinder Fürsprecher für die Väter.

In der Fülle der Zeiten werden viele Väter und Kinder, nach ihren Handlungen, die einen unter die Schaaren der Frevler und die andern in die Reihen der Gerechten gemischt sein.

Beim Anblicke ihrer mit ewiger Verdammniß bedrohten Väter, werden die Kinder in Seufzen und Weinen ausbrechen und mit flehenden Worten sich an die göttliche Gerechtigkeit wendend, ausrufen: »Gebt uns unsre Väter, führet unsre Väter zu uns.«

Und die göttliche Gerechtigkeit wird antworten: »eure Väter haben sich schuldig gemacht; sie verdienen nicht, in eure Reihen einzutreten.«

Und die Kinder werden entgegnen: »Wenn wir irgend die göttliche Barmherzigkeit verdient haben, ach! so mögen uns die Väter, wir flehen darum, zurückgegeben werden.«

Und der Prophet Elia, sich auch als Fürsprecher erhebend, wird sagen: »Hier haben wir Schuldige und Unschuldige. Aber die göttliche Gnade übertrifft weit die göttliche Gerechtigkeit.«

Und der Herr sich den Kindern zuwendend:

»Ihr habt gut für eure Väter fürgesprochen; sie sind euch wieder geschenkt.«

Rabboth Koheleth S. 94 a.

 



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