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Sechszehntes Buch.
Künste und Gewerbe.

Das bürgerliche Leben der Rabbinen.

Fast alle talmudischen Gelehrten lebten von den Früchten ihrer Arbeiten und zwar solchen, die sie selbst mit ihren Händen verrichteten, und zum Theil der geringsten Art. Es war ein religiöser Fundamentalsatz, daß die Wissenschaft mit einer Arbeit verbunden sein muß. Treu diesem Grundsatze und vielleicht auch von der Noth getrieben, wählte sich ein Jeder eine Kunst oder ein Gewerbe, dem er in so weit oblag, als hinreichte, um für sich und die Familie den Unterhalt für das Leben daraus zu ziehen. In den talmudischen Büchern finden sich mehr als hundert und mit von den angesehensten Gelehrten erwähnt, die verschiedene Gewerbe trieben Dieses sind einige der bemerkenswertesten Gewerbe, in welchen wir berühmte Gelehrte beschäftigt finden: Gerber, Ackersmann, Bäcker, Parfumeur, Schuhmacher, Bleicher, Kupferschmied, Messer, Müller, Holzträger etc. Die talmudischen Schriften reden uns von einigen berühmten Gelehrten, die ihr Leben so eintheilten: Das Jugendalter für das Studium für sich selbst, das Mannesalter für die Arbeit, das Greisenalter für den Unterricht Anderer. Sie erwähnen auch einige Methoden, die Erde zu bearbeiten, von Männern angewendet, die sie sehr fromm nennen.. Es ist eine bemerkenswertste Sache (so sehr ändern sich die Menschen mit den Zeiten, oder so ändern die Zeiten die Menschen). Fast keiner von diesen trieb den Handel, gegen welchen sie, wie es scheint, eine gewisse Abneigung hegten. Blos in spätern Zeiten findet sich der Handel von dem Einen oder Andern als viel gewinnbringender als die Handwerke empfohlen.

( Jebamoth S. 63).

 

Indessen bleibt es immerhin eine höchst beachtenswerthe Sache, daß wenn wir uns mit dem Gedanken in jene alten feierlichen Sitzungen der religiösen Academien, welche Gesetze für die tausend jüdischen, in der Welt zerstreuten Generationen gaben, zurückversetzen, wir uns Kohlenbrennern, Schmieden, Schreinern etc. gegenüber befinden.

Um eine Probe von der damaligen Denkweise in dergleichen Dingen zu geben, folgen hier die wichtigsten und bemerkenswerthesten Grundsätze, die sich darüber im Talmud zerstreut finden.


Werth der Arbeit.

Wer von seiner Arbeit lebt, ist größer als der, der müßig Gott fürchtet.

Berachot S. 8 a.

 

Eine so große Sache ist die Arbeit, daß sie den ehrt, der ihr obliegt.

Schön ist das Studium mit einem bürgerlichen Gewerbe.

Nedarim S. 49.

 

Der Mensch ist zur Arbeit geboren.

Midrasch Rabba Seite 16 a. Nedarim S. 49 b. Abot 3.

 

Wären die Reben nicht, könnten die Trauben nicht bestehen.

Chulin 92 a.

 

Vortheile der Arbeit.

Das Sprüchwort sagt: Die Theuerung herrschte sieben Jahre und klopfte nie an die Thür des Handwerkers.

Sanhedrin 29 a.

 

Religiöse Wissenschaft und Arbeit.

Schön ist die religiöse Wissenschaft gepaart mit der Arbeit; mit einander verbunden, retten sie vor der Sünde. Religiöse Wissenschaft ohne Arbeit verliert sich und führt zum Bösen.

Abot 3.

 

Pflicht der Arbeit.

In der nämlichen Weise, wie der Vater den Sohn im Gesetze unterrichten und ihn ausstatten muß, so muß er ihn auch ein Gewerbe lernen lassen.

Kiduschin S. 30 b.

 

Der Mensch lehre seinen Sohn ein leichtes und schickliches Gewerbe und empfehle sich dem Herrn wegen der Reichthümer. Denn in jedem Gewerbe ist Armuth und Reichthum; Armuth und Reichthum, kommen nicht vom Gewerbe, sondern von dem Verdienste eines Jeden.

Talmud Kiduschin S. 82 b.

 

Den Sohn kein Gewerbe lehren, ist, ihn zum Morde erziehen.

Talmud Kiduschin S. 29 a.

 

Privilegien der Handwerker.

Die an der Arbeit beschäftigten Handwerker sind nicht verpflichtet, aufzustehen, nicht einmal vor einem Weisen.

Talmud Kiduschin Seite 33 a.

 

Die Handwerker, die mit einer Arbeit auf einem Baume beschäftigt sind, dürfen ihr Schema (Bekenntniß) daselbst sprechen, ohne verpflichtet zu sein, herunterzusteigen.

Berachot S. 16 a.

 

Die Arbeit der Frau.

Die Arbeit der Frau soll so sein, daß sie die Schamhaftigkeit nicht verletzt. Darum ist der Gewinn derjenigen Frauen verrucht, die auf den Märkten herumgehen, auf Augenblicke die Waage zu vermiethen. Die anständigste und würdigste Arbeit für die Frau ist diejenige, die sie im Hause mit ihren Händen verrichtet und daraus Nutzen zieht.

Vorsehung in den Gewerben.

Die Vorsehung flößt einem Jeden eine Sympathie für ein Gewerbe ein.

Berachot 43 b.

 

Kein Gewerbe ist unnütz und keines wird je aufhören. Glücklich derjenige, dessen Familie ein ehrbares Gewerbe hat; unglücklich derjenige, dessen Familie ein niedriges Gewerbe hat. Es sind in der Gesellschaft nothwendig sowohl Gerber als Specereienhändler.

Talmud Kidusch in S. 82 b.

 

Vorzüge der Gewerbe.

Handel. Raba sagte: Hundert Münzen im Grundbesitz, hast du zur Speise Kräuter und Salz; hundert Münzen im Handel, hast du jeden Tag Fleisch und Wein.

Ackerbau. Reb Pappa sagte: Besser säen, als Früchte kaufen; eile dich und kaufe Grundstücke.

Wer sich zum Knechte der Erde macht (sie bearbeitet), genießt Ueberfluß.

Wenn auch das Feld und die Früchte wohlfeil sind, ist doch der Ackerbau dem Handel vorzuziehen; denn jenes bietet ein sicheres und bleibendes Auskommen dar.

In einer zukünftigen Zeit wird der Ackerbau die vornehmlichste Beschäftigung sein.

Ein Gelehrter sagte zu den Collegen: »Bitte, besuchet mich nicht in den Monaten Tischri und Nisan (Zeiten der Weinlese und Aerndte), damit ich mir den Unterhalt für das Jahr verschaffen kann.

Der König selbst ist ohne den Ackerbau nicht König.

Der Mensch, der keinen Grundbesitz hat, verdient diesen Namen nicht. Gott sagt: daß er dem Menschen die Erde gegeben hat Psalm 115 V. 16.

Viehzucht. Wer reich werden will, beschäftige sich mit der Viehzucht.

Verkaufe das Feld für die Schaafe, nicht die Schaafe für das Feld.

Talmud Chulin S. 84 a. Sanhedrin S. 58 b. Kiduschin S. 82 b und 29 a. Jebamoth 62 u. 63.

 

Gewerbe und Verdienst.

In jedem Gewerbe ist Armuth und Reichthum; Alles nach dem Verdienst.

Talmud Kiduschin S. 82 b.

 

Sorgfalt und Fleiß.

Samuel sagte: Wer jeden Tag seine Felder besucht, findet jeden Tag eine Münze.

Talmud Chulin S. 105 a.

 

Einige Regeln des Handels.

Es ist Sünde, die Früchte vertheuern machen – die laufenden Preise steigern.

Talmud Baba Batra S. 90 b.

 

Ueber das Sechstel des Werthes ist Betrug und der Contract ist nichtig.

Der Weinhändler soll nicht in seinem Geschäfte Wohlgerüche von aromatischen Weinen verbreiten, um glauben zu machen, daß er in seinem Geschäfte ausgesuchte Weine halte.

Der Kaufmann soll nicht Süßigkeiten an die Kinder schenken um sie in seinen Laden zu locken.

Der Rächer in der Sündfluth ist Rächer dessen, der sein Wort nicht hält.

Der Hauptbetrüger ist derjenige, der in Maaß und Gewicht betrügt.

Mische in gute Waare keine schlechte.

Baba Mezia Abschnitt 4 in der Mischna. Baba Batra S. 89.

 

Verkaufe deine Waare, so lange du noch den Staub auf deinen Füßen hast.

Pesachim S. 113.

 

Ein Bauer als Richter.

Aba Chilkia war ein sehr reicher Herr und hatte das Amt eines Richters. Von großen Unglücksfällen betroffen, verlor er alle seine Reichthümer und behielt nur ein Aeckerchen, das er selbst bebaute. Die Bevölkerung, die großes Vertrauen auf seine Wissenschaft und Rechtschaffenheit hatte, bat ihn in seinem Amte zu verbleiben. Der gute Mann sagte: »Verschaffet mir Jemanden, der mir den Acker baut, während ich mich mit euren Rechtssachen beschäftige und ich bin bereit, euren Wunsch zu befriedigen.« Und so ging der fromme Mann vom Tribunal zu den ländlichen Arbeiten und von den ländlichen Arbeiten zum Tribunale über Dieser gute Mann, wenn es erlaubt ist, Kleines mit Großem zu vergleichen, erinnert an die Geschichte des Cincinnatus..

Einige geschichtliche Winke.

In der großen Synagoge zu Alexandrien in Aegypten saßen in abgesonderter Reihe die Goldarbeiter, die Silberarbeiter, die Weber, die Schmiede. Der Arme, der eintrat, schloß sich an die Gesellschaft seines Gewerbes und erhielt Unterstützungen von ihr.

In Jerusalem hatten einige Gesellschaften Handwerker, wie die Arbeiter in Metallen und Andere, jede ein eigenes Betpult.

Talmud Sacca S. 51 b.

 

Es war dem Sohne empfohlen, die väterliche Kunst fortzusetzen.

Erachin S. 15 b.

 

Die Familie Garmi war berühmt in der Verfertigung des Brodes, das man auf den Altar legte; eigens dafür aus Aegypten kommen gelassene Arbeiter wußten es ihr nicht gleich zu thun.

Auch die Familie Abtinos war berühmt in der Verfertigung der Wohlgerüche und der Weihrauche.

Talmud Joma S. 38 a.

 

Die Weisen und die Handwerker.

Ein Rabbine zu Jabne Jamnia, ein alter Sitz einer berühmten rabbinischen Schule, aus welcher die größten Gelehrten hervorgingen. pflegte zu sagen: »Ich bin ein Geschöpf Gottes und ein Geschöpf Gottes ist mein Nächster, meine Arbeit ist in der Stadt, die seinige im Feld; er ist frühzeitig bei seiner Arbeit, ich bin frühzeitig bei der meinigen; er würde nicht gut bestehen bei meinem Werke und ich auch nicht bei dem seinigen. – Er hat zwar wenig Wissenschaft und ich viel mehr; aber viel oder wenig, macht nichts, sagen unsere Vorfahren, wenn nur der Gedanke zu Gott gerichtet ist.

Talmud Berachot S. 17 a.

 

Das Studium und die Arbeit.

Academische Verhandlung.

 

In einer religiösen Academie wurde eine lange Discussion über die Art eröffnet, wie zwei Pflichten, von denen die eine die andere auszuschließen scheint, nämlich die Pflicht des Studiums und die der Arbeit mit einander zu vereinigen seien.

Die Discussion bewegte sich hauptsächlich um die Auslegung des heiligen Textes, der also lautet Jehoschua Cap. 1. V. 8.: »Das Buch des Gesetzes weiche nie von deinen Lippen;« Worte, die dem Gläubigen die Pflicht aufzuerlegen scheinen, alle seine Zeit auf das heilige Studium zu verwenden.

Aber diese so buchstäbliche und strenge Auslegung widerstrebte vielen Weisen, die, mit Hülfe anderer Texte, die Strenge jener Auslegung und jener vorgeblichen Pflicht zu mildern pflegten.

Es erhob sich der Gelehrte Ismael und sprach also: »Das heilige Gesetz trifft viele Vorkehrungen in Hinsicht der bürgerlichen Ordnung und stellt auch viele Normen für die Arbeit, für die Gewerbe, für den Ackerbau auf. Aber diese bürgerliche Ordnung könnte sich mit der angeblichen Verpflichtung, sich immer mit dem heiligen Studium zu beschäftigen, nicht vertragen. Es folgt daraus, daß diese Verpflichtung sich den bürgerlichen Bedürfnissen anbequemen müsse.

Aber der strenge Rabbi Simeon, Sohn Jochai, wies mit aller Kraft der Seele diese Auslegung zurück und rief: »Wie könnt ihr zu gleicher Zeit dem Gesetze und der Welt obliegen? die Welt raubt euch alle eure Stunden und es wird euch keine für die heiligen Studien übrig bleiben. Jetzt pflügen, jetzt säen, jetzt ernten, jetzt dreschen, jetzt worfeln … und vom Gesetz nichts. Seien wir getreu den göttlichen Vorschriften, dann werden wir vom Himmel Reichthümer und Ueberfluß empfangen; wir werden haben, wer für uns arbeiten wird. Wißt ihr, wann wir gezwungen sein werden, für uns selbst und auch für Andere zu arbeiten? wenn wir den göttlichen Vorschriften zuwiderhandeln werden.

Die Discussion wurde noch lange fortgesetzt und man konnte zu keinem Schlusse kommen.

Eine andere Academie, die auf diese Discussion zurückkam, beschloß also: Wir haben Beispiele von Vielen, die dem Rathe des Sohnes des Jochai folgen und sich ganz den heiligen Studien hingeben wollten, aber nicht zum guten Ziele kamen; viele Andere dagegen befolgten den Rath Ismael's und kamen zum guten Ziele.

Talmud Berachot S. 35 b.

 

Die kostbare Zeit der Gewerbsleute
oder
Gerechtigkeit und Billigkeit.

In schon vorgerückter Nacht kehrte Rabba ganz gedankenvoll aus der talmudischen Academie zurück, als er in der Nähe seines Hauses von einem ungewöhnlichen Lärm und Geschrei überrascht wurde. Er beschleunigt den Schritt und als er den Fuß in die Wohnung gesetzt hatte und nach der Ursache fragte, führten ihn die Diener hinunter in den Keller.

Dort bot sich dem Rabbi ein unerwarteter Anblick dar. Der Keller war ganz von Wein überschwemmt. Unwillig wendet er sich an die Diener und ruft mit drohendem Blicke: »An wem ist die Schuld? Wer hat diesen Schaden angerichtet? Ich will ihn wissen, ich will ihn bestrafen.«

Seine Diener wiesen auf eine Gruppe von Arbeitern hin, die schweigend und unbeweglich in einer Ecke des Kellers standen. Sie waren es, welche eine kleine Arbeit an dem Fasse zu machen hatten und sei es aus Unerfahrenheit, oder Unachtsamkeit, oder Bosheit, durch einige übel angebrachte Schläge es ganz auseinander gelegt und verdorben hatten.

Der Rabbine wendete sich gegen diese mit einem noch drohendern Blicke und da es ihm schien, auf ihrem Gesichte ein boshaftes höhnisches Lächeln zu sehen, gerieth er in heftigen Zorn und rief:

»Diese haben den Schaden angerichtet und machen sich noch lustig! Nun gut, ihr werdet mir den Schaden zu vergüten haben. Habt ihr nichts Anderes, so nehme ich euch eure Mützen und Wämmse, die ihr dort liegen habt.«

Und er befahl den Dienern, seine Drohung auszuführen.

Als jene Unglücklichen sahen, daß es ernst wurde, so betheuerten sie, baten, entschuldigten sich … Aber der Rabbine, über ihre vermuthete Bosheit höchlich erzürnt, gab ihnen kein Gehör und war unbeugsam; und jene mußten traurig und gekränkt fortgehen.

In jenem Bezirke war damals Richter der Rabbine Rab, der von Allen wegen der Milde, mit der er öfters die Strenge der Gerechtigkeit zu mäßigen pflegte, verehrt und geliebt war.

Des andern Tags nun sah unser Gelehrter, der den Schuldigen selbst hatte eine kleine Strafe geben wollen, einen Boten zu sich kommen, der ihm eine Stunde bezeichnete, wo er vor dem Richter Rab erscheinen sollte. Er lief sogleich hin, ohne irgend einen Verdacht; aber seine Ueberraschung und sein Unwillen waren groß, als er dort die Arbeiter sah, die ihn zu erwarten und anzuklagen Miene machten.

Was? dachte er bei sich, haben diese solche Kühnheit? Gut! ich werde mit aller Strenge meine Rechte geltend machen und werde mich vollkommen für den ganzen Schaden, den sie mir verursacht haben, entschädigen.

Der Rabbine indessen, dem die Justiz anvertraut war, nahm den Rabba, obwohl ihm sehr befreundet, mit einem würdevollen Ernste auf, ohne bei seiner Aufnahme irgend wie seine Freundschaft zu zeigen. Dann hörte er aufmerksam die Rechtfertigung der Arbeiter an, die betheuerten, den Schaden ohne irgend eine Bosheit angerichtet zu haben; und die Anklage des Herrn, der ihre strafbare Absicht darlegen und beweisen wollte.

Als er die Gründe des Einen und der Andern wohl erwogen hatte, wendete er sich mit liebevoller Miene an Rabba und sagte zu ihm:

»Freund! gib ihnen ihre Kleidungsstücke zurück.«

»Wie?« antwortete der Andere, »ist denn ihre Bosheit nicht bewiesen? Ist es nicht gerecht, daß sie wenigstens theilweise, den Schaden bezahlen? Warum habe ich ihn ganz zu tragen? Ist das wirklich die Gerechtigkeit, die mir diese Rückerstattung befiehlt?«

»Die Gerechtigkeit,« antwortete der Rabbine freundschaftlich, »vielleicht nicht, aber das Gesetz der Liebe, jenes Gesetz, das da befiehlt, im Pfade der Frommen zu gehen« Mischle Cap. 2. V. 8..

Rabba schlug die Augen nieder und versetzte: »Diese Zurückerstattung wird geschehen.«

Der Richter deutete den Arbeitern an, daß ihr Verlangen befriedigt würde und daß sie gehen könnten. Aber sie blieben noch fest auf ihrem Platze stehen, indem sie sich umsahen, wie wenn sie etwas sagen wollten und es nicht wagten.

Der Richter bemerkte ihr Zaudern und sagte: »Was habt ihr noch? Genügt euch die Rückerstattung nicht? redet.«

»Herr!« sagten sie endlich, wir sind arme Tagelöhner; wir leben von dem, was wir täglich verdienen. Aber heute konnten wir wegen dieses Rechtstreites nicht arbeiten. Wir haben Hunger und uns fehlt das Brod.«

»Freund«, sagte der Rabbine zu Rabba, »es ist an dir, ihnen den Tag zu zahlen, den sie wegen deiner verloren haben.«

»Was?« rief der Andere überrascht, »ist es vielleicht die Gerechtigkeit, die mir dies gebietet?«

»Nein, aber das Gesetz der Liebe,« wiederholte der Rabbine sanftmüthig, »jenes Gesetz Mischle Cap. 2. V. 20., das dir befiehlt, nicht aus dem Wege der guten Menschen zu gehen.«

Talmud Baba Mezia S. 83 a.

 



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