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Kapitel II.
Von den einfachen Ideen.

Philal. Ich hoffe also, Sie werden mir darin beistimmen, daß es einfache und zusammengesetzte Ideen gibt; so liefern uns Wärme und Weichheit im Wachs und Kälte im Eise einfache Ideen: denn der Begriff, den die Seele hiervon besitzt, ist ganz einförmig und läßt sich nicht weiter in verschiedene Ideen zerlegen.

Theoph. Man kann, glaube ich, sagen, daß diese sinnlichen Ideen dem Anscheine nach einfach sind, weil sie infolge ihrer Verworrenheit dem Geiste nicht das Mittel bieten, ihre einzelnen inhaltlichen Merkmale zu unterscheiden. So erscheinen uns entfernte Dinge rund, weil man die Ecken an ihnen nicht unterscheiden kann, obwohl man einen verworrenen Eindruck von ihnen empfängt. Es ist z. B. offenbar, daß das Grüne aus der Mischung des Blauen und Gelben entsteht; so kann man also auch glauben, daß die Idee des Grünen aus diesen beiden Ideen zusammengesetzt ist. Und doch erscheint uns die Idee des Grünen ebenso einfach als die des Blauen oder des Warmen; wonach man annehmen darf, daß auch die Ideen des Blauen oder Warmen nur dem Anscheine nach einfach sind. Gleichwohl habe ich nichts dagegen einzuwenden, daß man diese Ideen als einfache behandelt, weil unser Bewußtsein wenigstens sie nicht teilt; doch muß man auf Grund anderer Erfahrungen und auf Grund vernünftiger Einsicht – in dem Maße, als es uns gelingt, sie uns verständlicher zu machen – zu ihrer Analyse fortschreiten. Man ersieht auch hieraus, daß es Perzeptionen gibt, die man nicht apperzipiert. Denn die Perzeptionen der scheinbar einfachen Ideen setzen sich aus den Perzeptionen der Teile dieser Ideen zusammen, ohne daß der Geist dies gewahr wird: denn jene verworrenen Ideen erscheinen ihm als einfache Zur Erläuterung vgl. bes. die »Betrachtungen über die Erkenntnis, die Wahrheit und die Ideen«, Band I, S. 22 ff..


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