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10.

Liebe oder Tod.

»Mister Flexan,« hauchte Ellen mit bebenden Lippen, »träume ich oder wache ich?«

»Ich bin's, Eduard Flexan,« entgegnete der Mann ruhig, »derjenige, der Ihnen schon einmal seine Liebe gestanden hat, die Sie aber abgewiesen haben, der nur immer an Sie gedacht hat, und der jetzt noch einmal vor Ihnen steht, Sie um Erhörung anflehend.«

Ellen war einen Schritt zurückgetreten und hatte die Hände abwehrend vorgestreckt. Sie wollte nicht noch einmal in dieses vor Leidenschaft glühende Gesicht sehen; sie wandte sich halb ab.

»Gehen Sie weg von hier!« sagte sie mit dumpfer Stimme. »Diese Insel hat nicht Platz für uns beide. Jetzt erkennen meine Augen mit einem Male mit furchtbarer Klarheit, wem wir all unser Unglück, das, welches früher schon öfters über uns hereinbrach, und dieses neue zu verdanken haben. Sie, Elender, sind es gewesen, der uns unermüdlich hat verfolgen lassen, gedungene Straßen- und Seeräuber auf unsere Spur gelenkt und uns endlich auf dieser Insel ausgesetzt hat.«

Doch plötzlich fühlte Ellen, wie ihre Kniee umschlungen wurden; Flexan lag ihr zu Füßen. Vergebens versuchte sie sich ihm zu entwinden, es gelang ihr nicht.

Willenlos mußte sie dulden, daß Flexan sie immer fester umschlang und ihr heiße Worte zuflüsterte.

»Ellen, habe Erbarmen! Was habe ich dir getan, daß du mich von dir stößest? Bin ich dir jemals anders als höflich oder liebevoll entgegengetreten? Du aber nahmst meine Liebe stets für Zudringlichkeit, du wiesest mich kalt ab, doch ich ließ mich nicht abschrecken, ich folgte dir immer, ich zürnte dir auch nicht, als du mich damals auf der Plantage mit Spott und Schmach überhäuftest, als du mich in den Sumpf locktest. Meine Liebe zu dir blieb immer dieselbe. Ich sah, du verachtetest mich, aber trotzdem mußte ich dich lieben. Ich folgte dir auf deiner Reise, ich erspähte jede Gelegenheit, dich in meinen Besitz zu bekommen – warum sollte ich es jetzt verleugnen – aber es gelang mir nicht – bis jetzt! Endlich, Ellen, endlich habe ich dich. Himmel und Hölle, – jetzt endlich mußt du mir gehören; du mußt mir sagen, daß du mich liebst, nur ein einziges Mal, oder –«

Flexan hielt inne; Ellen gab plötzlich ihre Anstrengungen, sich zu befreien, auf, sie beugte ihr purpurrotes Gesicht zu dem Knieenden herab und fragte leise:

»Oder was?«

»Oder du wirst deine Liebe niemals einem anderen schenken können.«

»Ist das alles?« lachte Ellen bitter. »Ich sehne mich gar nicht so nach der Liebe eines Mannes.«

»Du forderst meinen Haß heraus,« fuhr der nach Atem ringende Flexan fort.

»Ich habe ihn nicht zu fürchten.«

»Ellen,« flehte Flexan, »sprich nicht so! Ich vergehe vor Liebe, und du sprichst von Haß. Meine Liebe zu dir ist stark, sie überwindet alles, aber fürchte meinen Haß, er könnte noch gewaltiger sein! Alles, was du mir bis jetzt getan, deine Verachtung, dein Hohn konnten ihn nicht erwecken, noch liebe ich dich. O, Ellen, spiele nicht mehr mit meiner Liebe!«

Er umklammerte Ellens Kniee noch fester, da aber gelang es dem Mädchen, sich durch eine verzweifelte Anstrengung zu befreien.

»Ich sehne mich nach Ihrem Hasse mehr, denn nach Ihrer Liebe, und da bisher nichts vermochte, Sie davon abzubringen, so wird vielleicht dies es bewirken, Elender.«

Ehe Flexan ahnte, was Ellen vorhatte, fühlte er einen Schlag auf seiner Wange brennen, und derselbe war so kräftig gewesen, daß der auf den Knieen Liegende, hintenüberfiel.

Ein Wutschrei gellte durch die Höhle.

Einen Augenblick blieb Flexan am Boden liegen, als hätte ihn der Schlag getötet, dann aber sprang er zähneknirschend auf. Schaum stand ihm vor den Lippen.

»Weib,« schrie er, »das sollst du mir büßen!«

Ellen stand im Hintergrunde der Höhle, das Gesicht bleich und die Augen fest auf den Wütenden gerichtet. Sie brauchte sich nicht zu fürchten, sie verstand es, auch waffenlos einem Bewaffneten zu begegnen und ihm den Dolch aus der Hand zu ringen.

Flexan trat auf sie zu, er hatte sich wieder etwas beruhigt, sein Gesichtsausdruck war höhnisch aber furchtbar, als er sagte:

»So, du glaubtest, dadurch würdest du mich los? Hahaha, törichtes Weib, ich habe die Macht, dich zur Liebe zu zwingen, wenn du sie mir nicht freiwillig gibst, und ich werde von dieser Macht Gebrauch machen.«

»Ich verabscheue Sie,« sagte Ellen verächtlich.

»Immerzu, je mehr du dich sträubst, desto besser wird der Sieg mir schmecken. Die Liebe wird besser, wenn man sie erzwingt.«

»Versuchen Sie es nicht, es wäre Ihr Tod.«

»Und du?« lachte Flexan. »Wisse denn, daß du, wenn du dich weigerst, mir gehorsam zu sein, dem Tode verfallen bist!«

»Ich ziehe denselben Ihrer Liebe vor.«

Flexan geriet durch diesen Widerstand außer sich. Er wollte sich auf das Mädchen stürzen, aber er sah in die fest auf ihn gerichteten Augen und in die energischen Züge und besann sich im letzten Augenblicke eines anderen. Dieses Mädchen zu zwingen, war doch nicht so leicht.

»Ellen,« sagte er nochmals in flehendem Tone, »nimm Vernunft an, ich bitte dich! Auch diese neue Schmach, die du mir zugefügt hast, will ich dir verzeihen. Du und deine Freundinnen, ihr seid in meiner Gewalt, es bedarf nur eines Wortes von mir, so fliegt die Insel mit allem, was darauf ist, in die Luft; Vorbereitungen dazu sind getroffen. Ich verlange ja nichts Ungebührliches von dir; sei mein Weib, folge mir nach, ich selbst bin vermögend, ich brauche deinen Reichtum nicht. Oder gehe mit mir in deine Heimat, ich will nichts haben, nichts annehmen, was dir gehört, ich will dich nur als mein Weib haben!«

»Aber ich will Ihr Weib nicht sein!« entgegnete Ellen fest.

»Und ich halte mein Wort; folgst du mir nicht, so bist du mit deinen Freundinnen verloren; niemals werdet ihr in eure Heimat zurückkehren; kein Mensch wird jemals erfahren, wo ihr geblieben seid. Schon jetzt geltet ihr als verschollen; man glaubt, die ›Vesta‹ sei untergegangen und ihr mit.«

»Wir haben Freunde, welche nicht eher ruhen werden, als bis sie uns gefunden haben.«

»Denkst du an Lord Harrlington und seine Freunde? Da irrst du. Sie haben euch längst schon als Tote beweint. Sie sind nach Südamerika gegangen, um auf dem Landwege nach eurer Heimat zu kommen und das Unglück selbst zu verkünden, sind aber samt und sonders in einem Indianeraufstand zugrunde gegangen.«

»Sie lügen, wie Sie immer gelogen haben,« fuhr Ellen hastig auf.

»Ich lüge nicht, es ist so,« behauptete Flexan.

Ellen glaubte ihm aber doch nicht.

»Kommst du als mein Weib mit mir,« fuhr Flexan fort, »so bist du frei und mit dir alle deine Freundinnen. Noch diese Nacht, jetzt gleich werden sie auf das Schiff gebracht, welches euer harrt, und wir fahren dorthin, wo die ›Vesta‹ liegt. Sie können dann gehen wohin sie wollen, du aber bleibst bei mir und folgst mir.«

»Trauen Sie mir auch, wenn ich Ihnen verspreche Ihnen anzugehören?«

»Ich traue dir, denn eine Rückkehr wäre nicht mehr möglich. Noch ehe ihr diese Insel verlaßt, würde ich von dir mehr als ein Versprechen fordern.«

»Ich verstehe, ich verstehe,« unterbrach ihn Ellen, wieder purpurrot werdend, mit unheimlich glühenden Augen. »Für was halten Sie mich? Glauben Sie, mein Leben sei mir lieber als meine Ehre? Von Ihnen ist so etwas zu erwarten, aber nimmermehr von Ellen Petersen.«

»Oho, es wird dir noch klar werden, daß meine Liebe angenehmer ist, als der Tod,« entgegnete Flexan, »du bist in meiner Macht, vergiß das nicht! Dein Leben gehört nicht mehr dir, sondern mir, ebenso wie das deiner Freundinnen.«

Der Mann gewann immer mehr seine Fassung wieder, seine Worte, wie seine Züge wurden immer teuflischer.

»Nochmals, ich ziehe den Tod vor!«

»So würdest du es ertragen können, zu sehen, wie deine Freundinnen hier auf dieser Insel langsam den Hungertod sterben? Erschrick nur nicht, ich spreche nicht von dir, sondern von deinen Freundinnen, die du doch zu lieben vorgibst. Wie wäre dir denn zu Mute, wenn du selbst im Ueberflusse in einem Käfig säßest und zusehen müßtest, wie deine Gefährtinnen langsam verhungern, wie sie nach deinem Ueberfluß schmachten und du doch unfähig bist, ihnen etwas zu geben, und wenn dann der Hunger über die Menschlichkeit siegt, wenn sie sich gegenseitig mit lüsternen Blicken betrachten, wenn sie übereinander herfallen und die aufessen, die sie früher Freundin genannt? Nun, Ellen, würdest du auch dann nicht bereuen, meine Liebe mit schnöden Worten abgewiesen zu haben?«

Ellen war starr. Sie fühlte, wie sich ihr Haar sträubte, als dieser Mensch ihr solche Bilder vor das Auge führte.

»Sie Teufel in Menschengestalt,« sagte sie endlich leise, »solcher Handlungen wären Sie fähig?«

»Warum nicht?« versetzte Flexan kalt, die Arme übereinander kreuzend. »Um dich zu erlangen, scheue ich kein Mittel. Mein bist du doch, dagegen hilft kein Widerstreben, nur durch Selbstmord könntest du mir entgehen. Aber wisse, legst du Hand an dich selbst, so müssen deine Freundinnen für dich büßen. Einzeln, langsam lasse ich sie zu Tode martern, damit sie dir und deiner Hartnäckigkeit noch mit dem letzten Atemzuge fluchen. Weigerst du dich, mir als Weib zu folgen, muß ich Gewalt anwenden, um das zu erlangen, was ich besitzen will, so ist der Tod ebenfalls ihr Los, ich kenne kein Erbarmen mehr. Bist du aber mein Weib, dann, Ellen, dann bist du frei. Du kehrst mit mir in deine Heimat, nach Louisiana zurück, und auch deine Freundinnen sind frei, es steht ihnen nichts im Wege. Jetzt wähle, Ellen! Entweder du liebst mich, und ihr seid frei, oder ich zwinge dich, und euer Tod ist unvermeidlich. Bedenke, außer deinem Leben liegt noch das von einundzwanzig jungen Mädchen in deiner Hand, sie hoffen, daß du mir willfahrest. Bin ich ein so häßlicher Mann, daß du mich nicht leiden magst, glaubst du nicht –«

»Genug,« unterbrach ihn Ellen, »malen Sie mir das Leben an Ihrer Seite nicht weiter aus!«

Flexan wartete eine Antwort ab, während Ellen wie geistesabwesend vor sich hinstarrte und unverständliche Worte murmelte. Sie mußte zusammenbrechen, so griff dieser Kampf der Ehre mit der Liebe zu ihren Freundinnen sie an, aber die Kraft der Verzweiflung hielt sie aufrecht.

»Entscheide dich,« begann Flexan wieder, die Uhr ziehend, »sei mein Weib, oder zwinge mich zur Gewalt, welche den Tod deiner Freundinnen nach sich zieht.«

»Nie kannst du mich zwingen, Scheusal!« stieß Ellen hervor.

»So gehst du mit deinen Gefährtinnen unter; aber erst sollst du an ihnen die Folgen deiner Torheit sehen. Du wirst sie sterben sehen.

»Gut denn,« fuhr er nach einer Pause fort, als Ellen nicht antwortete, »ich gehe. Meine Leute werden dich auf das Schiff schleppen und sich deiner Freundinnen bemächtigen.«

Er wandte sich zum Gehen, doch Ellen stürzte auf ihn zu, wurde aber von den kräftigen Händen des jungen Mannes an den Gelenken gepackt und zu Boden gedrückt.

»Laß mich,« schrie Ellen. »Ja, meinetwegen sei es, ich will dein Weib sein, aber befreie meine Freundinnen jetzt gleich, und laß sie mir nie, nie wieder vor die Augen kommen. Nimm mich hin, aber bringe erst die Mädchen von der Insel.«

»Ellen!« jauchzte Flexan und stürzte auf das bleiche, mit geschlossenen Augen an der Wand lehnende Mädchen zu, um es zu umarmen.

»So wahre ich Lord Harrlingtons Rechte,« ließ sich da eine Summe vernehmen, und der Rasende erhielt einen Stoß gegen die Brust, der ihn zu Boden warf.

Neben Ellen stand eine andere weibliche Gestalt, den Arm weit ausgestreckt. In der Hand blitzte ein Revolver, während die zürnenden Augen den bestürzt am Boden Liegenden anfunkelten.

»Johanna!« schrie Ellen auf: sie hatte die Retterin sofort erkannt, und mit einem Male verstand sie das Rätsel dieser Insel.

»Johanna!« schrie Ellen auf; sie hatte die Retterin sofort erkannt.

»Nein, Elender,« fuhr sie dann fort, sich eines anderen besinnend, »freue dich noch nicht! Hinaus mit dir! Scheusal, tue, was du willst, aber erwarte nie, daß ich dir angehören soll. Hinaus, hinaus,« schrie sie, außer sich vor Zorn, und trat den noch immer Daliegenden mit dem Fuße, »oder ich jage dich samt deiner Sippschaft mit Steinwürfen davon!«

Flexan meinte nicht anders, als diese plötzlich auftauchende Gestalt sei eine Vestalin, die sich versteckt gehalten habe, und der es gelungen sei, bei der Untersuchung einen Revolver zu verbergen.

Er sah die Gefährlichkeit seiner Lage ein; diese Mädchen verstanden keinen Spaß. Mit einem Satze war er hinter der Portiere verschwunden, draußen ertönte ein gellender Pfiff, die Piraten stürzten aus der Bresche hervor, ein allgemeiner Tumult entstand, den sich die Vestalinnen, welche in einer Höhle versammelt waren, nicht zu erklären vermochten.

Dann sahen sie Ellen über das Plateau eilen, welches von Männern wimmelte, sie eilten in die Zelte, schlugen Ellen zu Boden, und ehe die Freundinnen, welche vollkommen fassungslos waren, Ellen zu Hilfe eilen konnten, stürzten die Piraten wieder zurück, der Bresche zu, die dreizehn Sklavinnen auf den Armen tragend. Im Vorbeilaufen sah man noch, wie sie blitzschnell die Wasserfässer mit Steinen zerschmetterten, so daß sich das Wasser über das Plateau ergoß. Dann waren sie in der Bresche verschwunden.

Noch einmal ertönte ein höhnisches Lachen.

»Ich komme wieder, wenn du anders gesonnen bist,« erschallte eine Stimme, es war die Flexans. »Hunger und Durst werden euch schon demütiger stimmen.«

Ellen war nicht bewußtlos geworden von dem Schlage, den sie von einem Manne mit einem harten Gegenstande erhalten.

Sie teilte den Freundinnen mit, was vorgefallen war; sie verschwieg nichts, und die Mädchen stimmten ihr vollkommen bei. Sie wären empört gewesen, wenn Ellen nachgegeben hätte.

Man eilte in die Höhle, wo Johanna aufgetaucht war, aber ebenso plötzlich, wie Johanna erschienen, war sie auch wieder verschwunden. Kein Suchen half; man wußte jetzt nur, daß Johanna jene Person war, welche den Vestalinnen bisher geholfen hatte.

Aber auf welche Weise sie hierhergekommen, wo sie sich verbarg, woher sie die Gegenstände, mit denen sie die Vestalinnen beschenkt hatte, genommen, das blieb allen ein ungelöstes Rätsel.

Man besichtigte den Schaden, den die Piraten angerichtet hatten, und fand, daß die Wasserfässer bis auf ein einziges alle zertrümmert waren. Den festen Nahrungsmitteln hatten sie bei der Schnelligkeit, mit der alles vor sich gegangen, natürlich nichts anhaben können. Aber von diesen waren nur noch wenig vorhanden. Sie hielten höchstens für eine Woche vor, etwa so lange, wie das noch vorhandene Wasser reichte. Aber was schadete das?

Jetzt war es ja klar, daß man Hilfe zu erwarten hatte – nicht von den Piraten oder Flexan, denn diese würden nicht eher wieder zurückkehren, als bis er die Mädchen halb verschmachtet glaubte, um dann seine Forderungen noch einmal zu wiederholen, aber man hoffte auf Hilfe von Johanna, jenem Schutzgeiste, der Undank mit guten Werken vergalt.

Warum hatten die Piraten die befreiten Mädchen mit sich genommen, was wollten sie mit ihnen beginnen?

Man wußte es nicht; jedenfalls sollten sie verkauft werden, wie es erst beschlossen worden. Die Sklaverei wartete ihrer, oder die Piraten behielten sie für sich.

Als Ellen sah, wie leicht ihre Freundinnen die Sache nahmen, wie sie sich freuten, daß Ellen diesem Manne nicht zum Opfer gefallen war, und überhaupt gar nicht mehr an ihr eigenes Schicksal dachten, zog wieder Freudigkeit in ihr Herz ein.

Sie begann zu hoffen, daß alles doch noch ein gutes Ende nähme. Johanne war bei ihnen wahrscheinlich mit anderen im Bunde, die über sie wachten. Die Zukunft würde das Rätsel lösen.

Lord Harrlington lebte, daran zweifelte Ellen nicht, und war sie erst von dieser Insel fort und stand Lord Harrlington gegenüber, dann wollte sie das Unrecht wieder gutmachen, welches sie ihm zugefügt hatte.

»Wir müssen uns einschränken,« sagte sie dann, an die Zukunft denkend, »denn wir dürfen nicht auf unsere Schutzgeister rechnen, wenn wir auch bestimmt hoffen, daß sie uns nicht verlassen. Das Wasser reicht noch für acht Tage, desgleichen die Nahrungsmittel. Die Räuber waren so unhöflich, uns nicht nur keine neuen Vorräte mitzubringen, sondern auch noch die uns gebliebenen zu zerstören. Sie sollen der Strafe nicht entgehen.«

Mit seltsamen Empfindungen legten sich die Mädchen schlafen.

Sie waren noch mehr denn je geneigt, zu glauben, daß ein Gott auf dieser Insel wohne. Es hätte nicht viel gefehlt, so würden sie Dankgebete und Bitten um fernere Unterstützung zu ihm emporgesandt haben.

Am meisten ward Ellen von dieser Empfindung beherrscht.

Dazu kam noch, daß sie, als sie ihr Lager aufsuchte, auf demselben Juno schon vorfand, die ihre Herrin schnurrend empfing.

Die ganze Nacht träumte Ellen, sie ränge mit Flexan, aber immer, wenn sie zu unterliegen drohte, berührte Johanna sie mit einem Oelzweige, und eine wunderbare Stärke erfüllte dann jedesmal ihre Glieder.


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